AW: Funkstelle der GSSD bei Wittenberg
Waldwichtel meinte:
@ martin2
Wie ist Dein Stand der Dinge zu dem Objekt?
Da Du ja aus WB kommst und die Gegend wie Deine Westentasche kennst
wäre es schön, wenn Du Deinen Wissensstand mal Kundtuen könntest.
Du ersparst anderen, langes Suchen...
Danke schon jetzt für Deine Bemühungen...
Gern.
So etwa 1972 war meine Schulklasse zu einem Wandertag, minimal nördlich dieser Liegenschaft. Wir haben dort Indianer und Cowboy gespielt. Ich erinnere mich, dass in der Nähe übende sowjetische Truppen waren. An Antennen zu dieser Zeit erinnere ich mich nicht.
Das einzige mir bekannte Foto ist im usmlm-Bericht von 1979. Leider in einer sehr schlechten Qualität. Ich muss auch sagen, dass ich mich auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht an Antennen erinnere - obwohl ich ab und an die Berliner Chaussee gefahren bin. Das hat wohl mehrere Gründe: Einerseits war Wittenberg ja mit Antennen und sowjetischen Systemen vollgestellt. Und als gelernter DDR-Bürger wußte man, dass einen das nicht zu interessieren hat - von fotografieren ganz zu schweigen.
Der andere Grund ist: Mich haben sowjetische Truppen schlicht nicht interessiert. Ich war ganz froh, als sie weg waren: Zum Schluss ging es da ja drunter und drüber. Mein Interesse wuchs erst etwa 2000. Und damals hatte ich wenig Ahnung von diesen Dingen: Es war aufwändig, hat Zeit gekostet, ich bin auch vielen Menschen dankbar, dass sie mir geholfen haben zu lernen. Bezogen auf den angefragten Standort muss man mit Patrick sagen: "Zu spät gekommen" - ja zu spät.
Zu den Antennen muss man sagen: Ich habe mit vielen Zeitzeugen gesprochen. Fast keiner erinnert sich an die Antennen - sie scheinen (obwohl sichtbar) durch die Baumgruppen ganz gut getarnt gewesen zu sein. Die, die sich erinnern, können keine substanzielle Auskunft zu den Richtungen der Antennen geben. - Einigermaßen sicher ist, dass es drei verschiedene Troposphärensysteme sowie mehrere (mindestens zwei) Richtfunklinien R-404 waren. Der Standort ist als Relaisstelle anzusprechen. Ob es eine Ausschliefung zum hier oft erörterten "Nachrichtenbunker bei Wittenberg" gab: Das ist zwar anzunehmen, aber nicht beweisbar.
Die beiden Häuser waren deutscher Besitz und wurden irgendwann von der sowj. Truppe eingezogen. Ob da irgendwas (Pacht) geregelt war kann ich momentan nicht sagen. Irgendwann (1995?) wurden beide Häuser dann abgerissen; das Ganze war der Lokalausgabe der Mitteldeutschen Zeitung einen längeren Artikel wert - diesen Artikel habe ich leider nicht. (Wenn helge sich an das Abrissdatum erinnert, könnte ich eventuell den Artikel in einem Archiv finden.)
Ca. 2003 habe ich dann mit einem Freund eine Intensivbegehung gemacht; der Zustand ist wie der heutige: Auf einem kleinen Hügel (noch viel kleiner, sagen wir "kleine Anhöhe") befindet sich eine Baumgruppe. Das gesamte Gelände ist vorbildlich renaturiert. Den Verdacht auf einen kleinen Bunkerkomplex (USB) konnten wir nicht verifizieren: Entweder liegt er gut geschützt unter viel Erde - oder es gab keinen: Zeitzeugen, die am Abriss beteiligt waren meinen, dass es dort nichts unterirdisches gab.
Die mir bekannte Quellenlage ist sehr dünn. Keine Umweltgutachten, keine Übergabeprotokolle, nichts. Ich habe jedenfalls nichts gefunden. - Ohne Unterlagen kommen wir bei dieser Liegenschaft aber nicht weiter.
So, das ist mein Stand der Dinge - ich bedauere, nicht mehr beitragen zu können.
Martin