Hallo SB,
wenn ich so die Elaborate von Herrn Herrmann lese, muss ich an Catos überliefertes Zitat über die Auguren denken, in Ciceros Interpretation. Aber das nur am Rande.
Ich weiß nicht ob in Stallberg Raketen des S-300 eingelagert waren; kann es mir aber nicht recht vorstellen. So ganz unbemerkt wäre es, trotz aller paranoischen Geheimhaltung der damaligen Zeit, nicht abgelaufen. Aber da sich in den letzten 20 Jahren kein Ehemaliger des FRR-23 dazu irgendwie geäußert hat, auch nicht mit einem Augurenlächeln ;-) , speichern wir das unter Legendenbildung ab.
Der FRK S-300 war in Prangendorf in der WEGA-Stellung untergebracht. Dort fand auch das Training zur Vorbereitung auf das Gefechtsschießen statt. Eine Unterbringung im Kasernenobjekt hätte bei der Obrigkeit Schnappatmung und Herzkammerflimmern ausgelöst, welche in der o.g. Geheimhaltung zu suchen wäre. Also, es stand außer Frage dass der Personenkreis so klein wie möglich gehalten wurde, der Kenntnis über diese Technik erhielt. Und das war in der WEGA-Stellung gegeben, denn diese durften nicht einmal die meisten Stabsoffiziere der 43. FRBr betreten.
Eine persönliche Bemerkung im Zusammenhang mit der Legendenbildung kann ich mir zum Schluss nicht verkneifen. Die Diskussion heute über den S-300 finde ich recht infantil und sie erinnert an den Wunderwaffenglaube der letzten Tage des Dritten Reiches. Es hat den Anschein dass mehr Leute vorgeben über den S-300 Bescheid zu wissen als die FRT Angehörige hatten und es wabern die abenteuerlichsten Versionen im Netz und an den Biertischen. Da werden Luftkriege mit dem S-300 gewonnen die niemals geführt wurden. Es stellen sich erwachsene Männer hin und führen akribisch auf inwiefern der S-300 dem Patriot überlegen wäre. Das ist kindisch. Und so überflüssig wie ein Kropf. Hier wird auf einem Niveau diskutiert wie es kleine Jungs im Sandkasten mit Zinnsoldaten tun.
Aber vielleicht sollten wir es den alten Genossen auch nicht so übel nehmen; sie sind mit einer sowjetrussischen Paranoia erzogen worden, die sie nie wieder ablegen können. Bemerkenswert nur dass die Russen das viel gelassener nehmen. Aber so ist das Leben.
(Gerontokratie – Herrschaft der Alten, Intention – Beweggrund ; gemeint habe ich damit das Bestreben der Alten, die Deutungshoheit über die Zeit, die sie einmal dominierten, zu erlangen)