Radiocon

AW: radiocon

Das Wohnhaus ist aber schon längeré Zeit als Bürogebäude genutzt worden.
 
AW: radiocon

Richtig heißt das ganze Zentralamt für Funkkontroll- und Meßdienst (ZFK).
Der Hauptsitz war in Berlin-Köpenick.
Es gab die
- Außenstelle Nord (Häschendorf bei Rostock)
- Außenstelle Mitte (Glienick bei Zossen)
- Außenstelle Ost (Leipzig-Holzhausen)
- Außenstelle Süd (Bienenstädter Warte)
Weitere Dienststellen des ZFK waren in Beelitz (Kaderabteilung) Funksendestelle in Schönefeld bei Beelitz und Meßgruppen (Golm bei Potsdam)

um das zu ergänzen:
Funküberwachungsstellen des MPF:
- Lugstein
- Neubrandenburg
- Magdeburg

Funkpeilstellen des MPF:
- Langenhanshagen
- Markersdorf
- Bienstädt

Volker
 
AW: radiocon

mal was literarisches zu radiocon. Gerhard Block schreibt in seinem Buch "Verraten und Verkauft" (ISBN 3865570100, erschienen bei Nora http://www.nora-verlag.de/ ) etwas über radiocon. Der Autor war von 1971 bis 1983 Abteilungsleiter Arbeit und Löhne in Beelitz. Vom Umfang her nicht zu viel erwarten - der Abschnitt radiocon umfasst nur 5 Seiten.

Volker
 
AW: radiocon

Volker
danke für das ordnende nachlegen. Bei Beelitz war vermutlich nicht nur die Kaderabteilung wenn ich mich an meine Vorbeifahrten erinnere, standen da auch drei Masten und es gab im Haus erheblich Technik.
Grüsse Hermann
 
Bin erst heute auf diese Fragen gestoßen. Da es so lange her ist, kann ich nur anbieten, zum Thema etwas genaueres zu sagen, da ich ein paar Jahre (1978-1984) bei RADIOCON gearbeitet habe. Vielleicht gibt es ja noch Interesse.
 
Danke Frank.
kurz zur Vorgeschichte. Ich war Funker bei der DDR-Küstenfunkstelle Rügenradio (Arbeitgeber Deutsche Post). Aufgrund des Wohnungsmangels auf Rügen, konnte ich 1978 mit einem Änderungsvertrag (und Wohnung) nach Glienick wechseln zu Radiocon (AG Radiocon - Funkkontroll- und Messdienst Beelitz Mark). Ich schätze, um 1980 herum wurde dann daraus das Zentralamt für Funkkontroll- und Messdienst (ZFK), Betriebsstelle Mitte (Glienick).
Radiocon war also definitiv Deutsche Post, aber auch politisch wirksam (da komme ich noch drauf).
Wörtlich laut AV die Tätigkeit:
Ordnungsgemäße Durchführung der Mess- und Kontrolltätigkeit im operativen und stationären Dienst sowie Pflege und Wartung der technischen Einrichtungen bzw. Ausführung von kleineren Reparaturen. Anfangs nicht (Funker) war später die Voraussetzung ein Abschluss (Ing. für Geräte und Anlagen der Nachrichtentechnik an der Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik Berlin).

Was wurde konkret gemacht:
operativ: Aufspüren von Störsignalen beim TV- und Radioempfang, Suche von ''Schwarzsendern''
stationär:
1. Messung und Korrektur der Sendefrequenzen der DDR-Sender (also zurückholen auf die exakte Sendefrequenz, die Abweichungen waren zum Teil extrem - veraltete Technik). Zur Anwendung kam eine alte, aber sehr zuverlässige Anlage von Rhode & Schwarz. Natürlich gehörten dazu auch der Soldatensender 935 und der Freiheitssender 904, schlicht DDR-Sender mit Westtarnung, Standort Burg bei Magdeburg.

2. Abhören der Mittel- und Kurzwellenbänder und Aufzeichnung, welche Sender mit welcher Stärke (subjektiv nach Zensurenprinzip) zu empfangen waren.

3. Überwachung des Funkverkehrs, einschließlich der Amateurfunker. Alle ''Besonderheiten'' mussten gemeldet werden. Klar gehörten dazu politische Diskussionen, DDR- oder BRD-Kritik, aber auch harmlose Äußerungen, wie z.B. dass es wieder mal keine Tomaten oder Gurken gibt oder die Apfelsinen zu Weihnachten in grottenschlechter Qualität zu bekommen sind. Jetzt die Verbindung zur Stasi - es gab an jedem Arbeitsplatz ein schwarzes Telefon mit einer Direktverbindung zur Stasi (keiner stellte sich vor, es wurden ''nur'' die ''Vorkommnisse'' aufgenommen. Dort wurden insbesondere politische Sachverhalte gemeldet, das Beispiel Gurken etc. wurde ''nur'' in der Kladde vermerkt. Noch heute schäme ich mich für diese Arbeit, aber damals war das für mich normal.
Überprüft wurden natürlich auch Regeln, wie z.B. die regelmäßige Nennung des Rufzeichens.
Alles wurde per Kladde schriftlich aufgezeichnet, obwohl, gerade in der Nachtzeit schon mal bis zum Morgen ''vorgeschrieben'' wurde, da nachts eh immer der gleiche Funkverkehr zu hören war.

4. Feldstärkemessungen in einem seperatem kleinen Gebäude in der Nähe des Turmes Glienick, um Beeinflussungen durch die Antennenanlagen auf dem Turm auszuschließen (umgangssprachlich Feldstärke genannt - heute glaube ich ist es der Jugendclub von Glienick).

Die Glienicker Einrichtung hatte eine eigene Verwaltung mit dem üblichen Personal (Dienststellenleiter, Leiter operative Dienste, Sekretärin, Buchhaltung, Pförtner, Schichtleiter und als Mitarbeiter die ''Funker'', später Messingenieure genannt). Schätzungsweise waren ca. 25-30 Mitarbeiter beschäftigt. In Beelitz saß die Zentrale, verantwortlich für alle operativen und stationären Messstellen.

Ich habe die Arbeit 1984 aufgegeben, da sie für mich langweilig geworden war, eine politische Einsicht hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, kurze Zeit später mit Gorbatschow änderte sich das auch bei mir.
So, ich hoffe, ein paar Fragen zu diesem Thema beantwortet zu haben. Hoffentlich nicht zu lang, danke fürs Lesen.
 
Hallo gekothy,

Danke für den kurzen Ausschnitt zur Tätigkeit über und bei Radiocon.
Sie liest sich doch etwas spannend und doch nicht alltäglich. Natürlich ist es
für einen Außenstehenden der nicht wie Du jeden Tag die Frequenzbänder rauf
und runter anhören musste, spannend und interessant.
Und, willkommen im Forum
 
Wir danken dir für diese Informationen offenbar aus erster Hand. Im Buschfunk ist zu hören, daß sich damit beschäftigt wird. Es werden sicher dazu noch Fragen auftauchen. Noch was ganz Anderes :joyous: »»

kurz zur Vorgeschichte. Ich war Funker bei der DDR-Küstenfunkstelle Rügenradio (Arbeitgeber Deutsche Post) ...

Wir hatten uns vor einiger Zeit mit dem ehemaligen Projekt des Durchstichs am Jasmunder Bodden zur See hin beschäftigt. Rügenradio lag direkt am vorgesehen Kanal. Kannst du dazu auch etwas beitragen ? Siehe »

http://forum.hidden-places.de/showthread.php/5263-Projekt-Rügenhafen?highlight=r%FCgen

Wenn ja, dann bitte im dortigen Thread.

Grüße Frank
 
Wir hatten uns vor einiger Zeit mit dem ehemaligen Projekt des Durchstichs am Jasmunder Bodden zur See hin beschäftigt. Rügenradio lag direkt am vorgesehen Kanal. Kannst du dazu auch etwas beitragen ?
Grüße Frank
Ja Frank, das kann ich ganz kurz machen. Ich war direkt nur ein Dreivierteljahr bei Rügenradio und habe dann das Großfunkzeugnis (1 Jahr) auf dem so genannten Funkerberg in Königswusterhausen gemacht. Danach der Wechsel zu RADIOCON. Von dem diskutierten Projekt Jasmunder Bodden habe ich noch nie etwas gehört.
Danke und viele Grüße
Gert
 
@gekothy

Vielen Dank für die interessanten Einblicke in Deiner damaligen Arbeit. Nur das mit der STASI find ich dann doch eher etwas unappetitlich, aber im Nachgang siehst Du das ja ebendso.

Ich glaube jeder damalige Postler insbesondere im Fernmeldedienst, als auch im DV-Betrieb, hatte wohl in irgendeiner Form Berührungen egal welcher Art, mit der Organisation. Bei mir hielt sich das "Gott sei Dank" extremst in Grenzen. Ich wollt mit dem Verein nichts, bzw. nur so wenig wie möglich zu tun haben und so habe ich auch kein schlechtes Gewissen.

MfG. Yogi
 
@gekothy

Vielen Dank für die interessanten Einblicke in Deiner damaligen Arbeit. Nur das mit der STASI find ich dann doch eher etwas unappetitlich, aber im Nachgang siehst Du das ja ebendso.

Ich glaube jeder damalige Postler insbesondere im Fernmeldedienst, als auch im DV-Betrieb, hatte wohl in irgendeiner Form Berührungen egal welcher Art, mit der Organisation. Bei mir hielt sich das "Gott sei Dank" extremst in Grenzen. Ich wollt mit dem Verein nichts, bzw. nur so wenig wie möglich zu tun haben und so habe ich auch kein schlechtes Gewissen.

MfG. Yogi

Ja, da hast du wohl Recht. Ich war der typische Mitläufer, aber heute genieße ich jeden Tag in diesem System, bin viel kritischer, konsequenter und entschlossener geworden. Ein Nachtrauern über die "guten alten Zeiten" gibt es bei mir nicht und ich bin so dankbar, heute in Freiheit leben zu können. Es war das Beste, was mir im Leben passieren konnte. Viele Grüße gekothy.
 
Ja, Hallo,
Ich bin hier gelandet weil auch bei mir auf dem Gerätetyp 2025 eben "Radiocon" vermerkt ist, vielleicht hat noch jemand eine Idee dazu, das wäre sehr nett.
Mein Gerät hat Kondensatoren mit Aufschrift 69 bzw 72 als Baujahr

MfG
anmerkung - gekothy habe ich schon angeschrieben, mal sehen ob er sich meldet

DSC00962.jpg
 
Oben