Boah - das ist ja der Traum ansich!
Insofern widerspreche ich meinem Vorredner und erlaube mir, einen Bericht vom heutigen Tage zu geben.
Bei Sonnenschein kaum Wind und 9°C unternahm ich eine Vorerkundung für eine mögliche Gruppenverstaltung. Die A9 verlies ich an der Abfahrt Beelitz-Heilstätten und landete sofort an einem funkelniegelnagelneuen Kreisel - den kannte mein eigentlich immer geupdatetes Navi noch gar nicht. Dieser Kreisel hat eine gut ausgeschilderte Abfahrt zum Baumwipfelpfad. Die Straße wandelt sich nach wenigen Metern in einem gewalzten und geschlämmten, gut fahrbaren Waldweg. Bald folgt mitten im Wald ein ordentlich großer, kostenloser Parkplatz. Ob der kostenlos bleibt, das scheint mir nicht sicher: in der Einfahrt steht ein Bauwagen, der möglicherweise auch als Kassenhäuschen eine gute Figur machen würde.
Nach dem Aussteigen sieht man sofort den gut ausgeschilderten Weg zum Baumkronenpfad - aber man sieht noch etwas anderes: Im Abwägungsprozess hat der Umwelt- und Naturschutz ganz schwer verloren: Man war alles andere als zimperlich. Der Weg von diesem Parkplatz (es gibt einen weiteren an der "Straße nach Fichtenwalde") zum Baumkronenpfad wird mit 500 Metern angedroht. In einer Art Sichtachse läuft man auf das Chirurgiegebäude zu, eine Ruine. Für eine Ruine gut erhalten, aber es bleibt eine Ruine. Das Ganze ist sehr ordentlich eingezäunt, das wiederholt sich später bei anderen Gebäuden, das war teuer. Kleine Info-Tafeln erzählen kurz und präzise die Geschichte. Schon zum zweiten Mal beschleicht mich aber der Gedanke, dass das kein Ziel für eine verwöhnte Gruppe ist. Aber weiter.
Vorbei an weiteren Gebäuden erreicht man eine Konstruktion, die an einen überdachten Bahnsteig aus Kaisers Zeiten erinnert, das ist alles saniert. Ort befindet sich das moderne Drehkreuz, ein Wartebereich und das Kassenhäuschen. Dort herrscht herzliche Freundlichkeit - nein, das ist keine Ironie. So etwas erwartet man in Deutschland ja gar nicht: Freundlichkeit, Eingehen auf jede Frage, das war top. Alles hat seinen Preis, aber dazu später. Zunächst das Drehkreuz überwinden.
Nun öffnet sich der Blick auf einen weiteren freien Platz: Der Turm! Und eine Gaststätte. Und noch ein Stand. Und ein Spielplatz, der aber erst einer werden will: Der Minibagger ist gar nicht für die Kinder. Der Turm ist natürlich neu. Und er ist freundlich, er hat einen Fahrstuhl. Ganz oben hat man einen herrlichen Rundblick - auf Wald. Überall nur Wald - bis zum Horizont. Dort fehlten mir kleine Markierungen, was in welcher Entfernung ist: A9, Potsdam, Beelitz, Fernsehturm, Chirurgie, Alpenhaus - so etwa. Das sucht man vergebens.
Zwei Etagen tiefer beginnt der Baumkronenpfad, es werden 320 Meter Fußweg. Ja, er schwankt leicht, man kennt das von anderen derartigen Pfaden. Als erstes fällt auf, dass der TÜV vor Freude geweint und gelacht haben muss: Alle 20 Meter Rettungshinweistafeln mit allen relevanten Informationen, eingeschlossen Meterangaben bis zum nächsten Notabstieg. Und dort hängen sogar Feuerlöscher, die werden bei einem Waldbrand zwar nicht helfen - aber der gute Wille zählt.
Endlich kann ich mich auf den Weg machen. Sofort wird das Auge von einer Ruine angezogen, das Alpenhaus. All das wird auf Tafeln kurz und knackig erklärt. Ich stehe davor und darüber (der Pfad führt direkt über das Haus) und staune wie ein Kind: Ein Wald aus 20 Jahre alten Bäumen wächst auf dem zerstörten Dach der Ruine. Er läßt sich durch nichts aufhalten. Eine Sekunde denke ich: "So würde also die Welt aussehen, wenn 1984 Ryan schief gegangen wäre und der 3. Weltkrieg diesen Landstrich ausgelöscht hätte." Möglicherweise ging es anderen Besuchern ähnlich, ich bemerkte, dass alle intensiv diskutierten. Und mir fiel noch etwas auf: Die Baumkronen des Baumkronenpfads treten völlig in den Hintergrund, Natur spielte in meinem Erleben gar keine Rolle mehr. Zu diesem Zeitpunkt revidierte ich meine erste Einschätzung, dass das für die Gruppe vielleicht nichts sei.
Die Gaststätte (ähnlich einer Tierparkgaststätte) samt Toiletten besuchte ich auch noch, alles in bestem Zustand. Zu spät darf man allerdings nicht kommen. Und ich will auch nicht wissen, was passiert, wenn da richtig voll ist.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz an der A9 sehe ich eine weitere Sichtachse, diesmal zur Rückseite der Chirurgie. Das ist fast vergleichbar zu den Sichtachsen im Wörlitzer Park. Beim Näherkommen habe ich das Gefühl, dass das alles so bleiben (und langsam verfallen) muss, wie es ist: Eine Sanierung (wenn es jemanden dafür gäbe) würde nach meinem Gefühl mehr zerstören als erhalten.
Führungen: Der mir heute mündlich mitgeteilte Stand (der sich vermutlich immer mal wieder ändern wird) ist erstens, dass dort alles 10 Euro kostet, also jede Aktion einzeln. Der Eintritt kostet 10 Euro, jede normale einstündige Führung auch. Die da zweitens wären:
* Chirurgiehaus
* Geländeführung
* Alpenhaus (ab Mai)
* Gruppenbuchung: 100 Euro
Ich wurde mit Flyern überhäuft. Aus einem Flyer geht hervor, dass das Ende der Fahnenstange bei weitem noch nicht erreicht ist: Es ist wohl erheblicher Ausbau geplant: Ich lese von Biergarten und Tunnel und temporären Ausstellungen im ... ähmm, wie heißt dieses historische Gebäude denn?
Heute mache ich gern Werbung:
http://www.baumundzeit.de
Die Fotos sind aus der Kamera, kein HDR-Firlefanz. (Man stelle sich das mal mit Bewuchs vor!)