Hallo,
habe dort auch den einen oder anderen Tag verbracht. Mai 1985 bis Oktober 1987.
War im Versorgungszug.
Was das Alter der Fahrzeuge angeht: Ich hatte noch einen Küchen-Robur mit dem Baujahr 1967. An dem Ding gingen die Türen noch nach hinten auf!
Ansonsten ein paar Feldküchen, W-50 und einen niedlichen kleinen Multicar mit Pritsche und Plane. Damit wurde in Marzan täglich Brot geholt. Und manchmal Senf in der Nähe des Brandenburger Tores direkt an der Mauer. Dafür brauchte man immer einen Sondermarschbefehl. Denn das war schon Sperrgebiet.
Es gab auf dem Kfz-Park aber auch eine Halle, die war mit nagelneuen Fahrzeugen vollgestopft. Für den Ernstfall.
Sonntags schienen die beiden Unterkunftsblöcke immer eine Relaystation von RIAS zu sein. Ich sage nur Rik De Lisle (der alte Ami) und die RIAS Berlin-Charts.
in unserem Zimmer hatten "Vormieter" übrigens versteckt einen Mikrotaster und Klingeldrähte in das Türschloss und die Wand gebaut. Eine kleine Relais-Selbsthalteschaltung sorgte dafür, dass das Radio aus ging sobald die Tür geöffnet wurde. Wollte man weiterhören, musste man am Radio einen versteckten Knopf drücken, um das Relais wieder zu aktivieren. Westradio war verboten und zog im dümmsten Falle massive Strafen wegen Verbreitung staatsfeindlicher Hetze nach sich.
Das klingt heute alles ziemlich lustig, war es aber eigentlich gar nicht. Die wenigen Rechte, die man als DDR-Bürger hatte, wurden während der Armeezeit nochmal stark eingeschränkt. Ausgang nur Dienstag bis Donnerstag (am Wochenende sollten in Berlin nicht so viele Uniformen rumlaufen), immer in Uniform, Urlaub am Anfang noch alle 4, später nur noch alle 5 Wochen. Telefonieren ging nur mit einem Münztelefon am Einlass in der Wache. Angerufen werden, so ziemlich unmöglich.
Aber wen sollte man auch anrufen? Das Telefonnetz war in der DDR nicht gerade gut ausgebaut. Von meiner Famile hatte nur eine Tante ein Telefon.
Besuch durfte nur im Besucherraum empfangen werden, in die Kaserne selbst durfte eigentlich niemand. Fotoapparate, Kassettenrecorder oder Tonbandgeräte, alles verboten, denn ALLES GEHEIM!!!!!!
Dabei kamen jeden Tag die Flugzeuge der Amerikaner, Franzosen und Engländer, um alles durchzuzählen. Die wussten sicherlich vor unseren Kommandeueren, wenn ein Soldat fehlte.
Ständig von politisch indoktrinierten Offizieren kontrolliert und sicherlich auch von der Stasi überwacht. Einer davon hatte im Stabsgebäude seinen Sitz. Im Erdgeschoss, gleich links nach dem Eingang.
Und viele (nicht alle) der Vorgesetzten, aus heutiger Sicht einfach nur dumm, damals gefährlich. Der Film "NVA" illustriert das ziemlich gut, wobei er überwiegend nur die Dummen zeigt, nicht die Gefährlichen.
Ein Teil der damaligen Zeitcontainer (Offiziere) war nach Biesdorf strafversetzt worden. Einer davon soll z.B. vorher in Storkow gedient haben. Angeblich strafversetzt, weil er im Suff mit einem Panzer nach Hause gefahren sein soll.
Ich kann mich aber nicht mehr an viele Namen erinnern. Mein direkter Vorgesetzter hieß Major (später Oberstleutnant) Wenk. War ein etwas vornehmerer und zumindestauf den ersten Blick nicht ganz so sehr ein Scharfmacher und Anzinker. Aber da kann ich mich auch täuschen. Er war immer ziemlich formell. Ich habe meine Stasiakte und Wehrdienstakte nie gesehen.
Einer meiner Zimmerkollegen hieß Tilo, ein weiterer Markus und dann war da noch unser Tankwart, liebevoll Schmiernippel genannt. Der war, glaube ich, der Sohn eines sehr hohen FDJ-Funktionärs. Letzterer könnte Hartmut König gewesen sein, aber da bin ich mir nicht sicher. Ja, ja, mit den richtigen Beziehungen konnte man sogar in der DDR am Heimatort dienen. Unser Berliner Tankwart hatte in so jungen Jahren sogar schon eine eigene Wohnung an der Leipziger Allee.
War aber eigentlich ein netter Kerl. Hat uns mal Karten für ein Peter-Maffay-Konzert in Ostberlin besorgt. In seiner Wohnung haben wir uns illegal in Zivilkleidung geworfen und sind dann in die Werner-Seelenbinder-Halle gefahren.
Ach ja, zwei Namen fallen mir noch ein. Der Frisör in meinem letzten Jahr hieß Frank und war ebenfalls Berliner (wie das wohl ging?) und der Medpunkt-Uffz Ralf.
Eine tolle Erinnerung verdanke ich der ansonsten besch... Armeezeit aber doch: Kurz vor meiner Entlassung war ich in Berlin noch zum Open-Air-Konzert von Barclay James Harvest.
Vielleicht finden sich ja ein paar Leute, die zur gleichen Zeit dort ihren Aktivurlaub hatten. Meldet Euch mal.