Martin Kaule
Administrator
Datum: 25.07.1997
Zeitung: Berliner Zeitung
Link: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0725/lokales/0039/
Artikel:
Datum: 25.07.1997
Zeitung: Berliner Zeitung
Link: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0725/lokales/0039/
Zeitung: Berliner Zeitung
Link: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0725/lokales/0039/
Artikel:
Ein Geisterkrankenhaus mitten im Wald
23 städtische Bunker bieten bei Umweltkatastrophen rund 27 000 Menschen Platz
Berlin besitzt das einzige Bunkerkrankenhaus Deutschlands. 470 Patienten können hier versorgt werden. Darüber hinaus gibt es noch weitere 22 Bunker, in denen bei Naturkatastrophen, atomaren Unfällen oder Großbränden Verletzte versorgt werden können.
Im Bunkerkrankenhaus in Heckeshorn ist noch nie ein Patient erschienen. Der vierstöckige Bau im Zehlendorfer Wald birgt hinter 3,40 Meter Stahlbeton ein Geisterkrankenhaus. Außen erinnern Reste von Tarnfarbe an die Vergangenheit als Flak-Leitstelle. Im Innern weiße Wände und Warnschilder: "Wasser nur abgekocht trinken!" In vier Operationssälen können Verletzte behandelt werden. Sämtliche Instrumente, der OP-Tisch und die bezogenen Krankenbetten sind mit Plastikfolie abgedeckt. Metallene Spiegel hängen über den Waschbecken, denn Glas ist zu zerbrechlich. Frischwasser könnte aus Tiefbrunnen gefördert und die verbrauchte Atemluft mit Filtern wieder aufbereitet werden. Alles ist bereit für den Ernstfall.
"Eine Bedrohung durch Krieg ist recht unwahrscheinlich", sagt Sigurd Peters von der Senatsgesundheitsverwaltung. Vielmehr soll das Krankenhaus bei zivilen Katastrophen genutzt werden, wenn die anderen Kliniken überlastet sind. Da der Bund die Mittel für Zivilschutz auf ein Minimum reduziert hat, hofft Peters, daß ehrenamtliche Helfer von der Gesellschaft für Zivilschutz (GZS) sich von September an auch um die Wartung des Gebäudes kümmern.
In Berlin gibt es derzeit noch 22 intakte Bunker, die von der GZS gewartet werden und im Notfall bis zu 27 000 Menschen Platz bieten. Viele von ihnen wurden bereits im Zweiten Weltkrieg errichtet, um die Bevölkerung und militärische Einrichtungen zu schützen. In der Zeit des Kalten Krieges kamen weitere hinzu: in Ost und West. Heute werden sie benötigt, um im Notfall Verletzte und Obdachlose aufzunehmen. Sämtliche Schutzräume haben Licht, Wasser und Lüftung. Manche, wie die Tiefgaragen des Kudammkarreés oder des Excelsior-Gebäudes verfügen auch über Betten.
Wasserhähne aufdrehen, Licht einschalten, Generatoren anwerfen zweimal im Jahr kontrollieren die Zivilschützer der GZS jeden Raum. Besonders aufwendig ist der "große Verschluß", wenn sich die U-Bahnhöfe Pankstraße oder Siemensdamm in strahlensichere Bunker verwandeln. Während der nächtlichen Übung werden tonnenschweren Tore vor den U-Bahn-Schächten herabgelassen und die Stahltore an den Treppenaufgängen geschlossen.
Allein im Westteil gibt es weitere rund 180 Bunker, die Krieg und alliierte Sprengversuche überstanden haben. Heute verrotten sie oder dienen als illegale Spielplätze. In Ostberlin erinnern in Neubauten noch dikke Stahltüren in Kellern an Schutzraum-Pläne aus den achtziger Jahren. Keiner der 180 Alt-Bunker und die provisorischen Schutzräume genügen jedoch dem heute geltenden Nato-Standard für Zivilschutzanlagen.
Kerstin Krupp
Datum: 25.07.1997
Zeitung: Berliner Zeitung
Link: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0725/lokales/0039/