HP-Projekt: Insel Leitholm

jollentreiber

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Wie fängt eigentlich ein Gemeinschaftsprojekt der historisch interessierten HP-Gemeinde an? Ich würde mal sagen, unter anderem, auch durch diesen kleinen Anstoß vom Admin Martin K.

http://forum.hidden-places.de/showthread.php/9852-Stettiner-Haff-Insel-Leitholm?highlight=Leitholm



Nun dann beginne ich mal und hoffe das sich noch einige mehr dazugesellen um die deutsche Geschichte der Insel Leitholm nach und nach zu beleuchten.

Als Schwerpunkt der Ausarbeitungen sollte neben der militärischen auch die zivile Entwicklung der künstlich errichteten Insel betrachtet und erläutert werden.
Und ja, daß dieses Vorhaben nicht in kurzer Zeit zu bewerkstelligen ist sollte klar sein.
Aber darum geht es hier auch nicht da auf Grund der zu erwartenden dünnen Aktenlage es alleine schon für den miliärgeschichtlichen Strang sehr langwierig sein wird die Zeitabläufe zu erstellen.

Erste hilfreiche Anstöße zu Leitholm (poln. Celminek) habe ich gestern aber schon bei einem Besuch in Trzebież (Groß Ziegenort) vom Ortshistoriker und Fischermeister Hr. Andrzej Kowalik bekommen.

Also lasst es uns gemeinsam angehen.

Ach ja, für alle aktiven Teilnehmer am HP-Projekt sind natürlich auch einige Touren auf die Insel erforderlich und geplant.
Die dann notwendigen Kontakte sind vor Ort jetzt schon geknüpft.

Gruß
Lutz

Die Insel gegen 1900 als sie noch nicht da war:

2353_Gr_Stepnitz_agronomische_1900[1].jpg

Die Insel heute:

https://www.google.com/maps/@53.6747025,14.5290486,2541m/data=!3m1!1e3

Die Insel von Land aus gesehen:

IMG_1961.jpg
 
Wenn ich das richtig verstanden habe kann man diese Insel nicht so einfach betreten. Wenn für die Öffentlichkeit gesperrt meine Frage warum eigentlich?
 
Wenn ich das richtig verstanden habe kann man diese Insel nicht so einfach betreten......

Stefan, aus transporttechnischer Sicht ist es ein kleines Problem auf die Insel zu kommen. Wenn man dann drauf ist, sehe ich nur die Kormorane und die Wildschweinrotte mit den Jungtieren als beachtenswert.

Ich verweise hier mal auf mein Zitat mit dem Fettdruck.

Ach ja, für alle aktiven Teilnehmer am HP-Projekt sind natürlich auch einige Touren auf die Insel erforderlich und geplant.
Die dann notwendigen Kontakte sind vor Ort jetzt schon geknüpft.
 
Zur seefahrtgeschichtlichen Entwicklung findet sich einiges:
http://www.baken-net.de/leitholm.htm

Danke Lucius
Da haben wir doch schon mal die ersten Anhaltspunkte und Daten zur Inselgeschichte. Wir beginnen unsere Geschichtssuche also im Jahr 1900.

Der Leitholm ist eine an der Südwestseite des Swantewitzer Hakens zur Stromregulierung 1,8 m hoch aufgeschüttete Insel und wurde in den Jahren 1900 - 1906 geschaffen
......
Auf den Molenköpfen am nördlichen und südlichen Ende der Insel stehen Leuchtbaken. Es sind Leitfeuer für die Ansteuerung des Leitholm vom Haff und vom Papenwasser.
Quelle: obiger Link

Hier mal ein aktuelles Bild vom südlichen Molenkopf:


_MG_2084.jpg
 
Ok, da ja @ Lucius hier die ersten verwertbaren Infos eingestellt hat, lasse ich jetzt „auch mal die Hosen runter“.

Klar, bin ich schon einige Zeit an der Insel dran. Die ersten Anfahrten nach Leitholm sind aber immer bei dem ehemaligen Hydrierwerk Pölitz in unmittelbarer Nachbarschaft geendet.
Tja, das weitläufige Areal des Werke mit seinen vielen Ruinen ist eben zu verlockend gewesen.

Nun habe ich es aber doch geschafft und bin in Richtung des Hafen Groß Ziegenort mit Ziel Leitholm weiter gefahren.

Als erstes wollte ich vor Ort versucht mir ein eigenes Bild von der Insel Leitholm zu machen.
Da die Insel nur übers Wasser zu erreichen ist, das Wasser aber noch zu kalt für die Badehosenvariante war, habe ich mich für einen schlaueren Weg entschieden.

Einfach einem einlaufenden Fischer seinen Tagesfang abkaufen und als Gegenleistung eine Überfahrt bekommen.
Die 8 Kisten Fisch konnte er dann doch behalten, die Überfahrt habe ich ihm lieber in bare Münze bezahlt.



_MG_1953.jpg



IMG_1966.jpg


Es wird verschiedentlich im Internet berichtet das sich auf Leitholm Stellungen bzw. Bunkerbauten befinden sollen. Auch von der damaligen Stationierung von Schnell- und U-Booten wird berichtet. Wenn dem so ist/war, dann sollten Überreste dieser militärischen Anlagen doch leicht zu finden sein.

Was ich beim ersten Besuch vorgefunden habe:

- 2 Betonunterstände mit Tür
- 1 Betonunterstand leicht ohne Decke
- 2 Drehscheiben Feldbahnprofil
- div. Schienen und Gleisreste Feldbahnprofil
- 1 kleinere Halle aus Fachwerk (ohne Wände)
- Streifenfundamente (für Holzhallen?)
- 6 Betonstreifen mit Schienenhalterungen (Feldbahnprofil)
- 2 Betonschächte ca. 1000 x 1000 mm
- Reste einer alten Kaianlage mit Poller
- 2 Gebäude (1x mit Splitterschutzklappen im Kellerbereich)
- 1 Trafostation
- div. andere kleinere Objekte

Bei einigen der Objekte ist der ehemalige Verwendungszweck für mich nicht zu erschließen gewesen. Besonders die damalige Nutzung der Betonstreifen mit den ehemals aufgesetzten Feldbahnschienen geben einige Rätsel auf.
Die Streifen befinden sich in der Nähe des kleinen Inselhafens und sind östlich, nördlich und südlich von Feldbahngleisen umgeben. An den zwei Kreuzungsstellen der Gleise befindet sich je eine Drehscheibe.

Nach Aussage des Fischers der mich übergesetzt hat befand sich bis in den 80ziger Jahren noch eine Lore auf den Schienen.

Hat evtl. jemand eine Erklärung zur damaligen Nutzung, oder ähnliches in diese Form schon mal gesehen? Ich weiß, es ist schwer ohne weitere Infos zur Nutzung der Insel eine Aussage zu treffen.


_MG_2058.jpg


_MG_2062.jpg


_MG_1976.jpg
 
Zur Verdeutlichung der Fundamentlage zu den Feldbahnschienen und Drehscheiben habe ich mal schnell eine kleine Zeichnung "gezaubert".
Ich hoffe das man damit was anfangen kann. Wenn nicht einfach nochmal nachfragen.


 

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Wenn ich das richtig verstanden habe kann man diese Insel nicht so einfach betreten. Wenn für die Öffentlichkeit gesperrt meine Frage warum eigentlich?
Mal anders stellen, gibt es ein Betretungsverbot für Unbefugte?
Wenn ja, warum?

Oder stellt der Transport das einzige Hinderniss dar dorthin zu gelangen? Das man da hinkommt hast du ja gezeigt.

Drehscheibe und Betonstreifen stellen eine harte Nuss dar, definitiv! Wenn die Betonstreifen in Richtung Wasser zeigen und auch noch geneigt sind dann kann das für eine Slipanlage sprechen.
 
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Es wird verschiedentlich im Internet berichtet das sich auf Leitholm Stellungen bzw. Bunkerbauten befinden sollen. Auch von der damaligen Stationierung von Schnell- und U-Booten wird berichtet.....................

Vielleicht bis Anfang der 1940-ger zu Ausbildungszwecken oder zur Erprobung. Weiter nördlich hat sich glaube eine Ausbildungsabteilung für Schnellboote der deutschen Marine befunden sowie eine Reparaturhalle für U-Boote. Wahrscheinlich lagen im Kanal zw. Ostsee und Stettiner Haff in Kriegszeiten auch U-Boote.
 
Mal anders stellen, gibt es ein Betretungsverbot für Unbefugte?
Wenn ja, warum?

Oder stellt der Transport das einzige Hinderniss dar dorthin zu gelangen? Das man da hinkommt hast du ja gezeigt.

Hallo Stefan, habe mich da wohl etwas unverständlich ausgedrückt...sorry.

Ich habe an mehreren Stellen, u.a. auch im Fischereihafen, nachgefragt. Es besteht kein Betretungsverbot für die Insel. Auch stehen keine Schilder auf der Insel die ein betreten untersagen. Also in dem Fall ist alles ok.

Das einzigste Problem für den Touristen der ungeplant dort auftaucht ist die Überfahrt zur Insel.

Drehscheibe und Betonstreifen stellen eine harte Nuss dar, definitiv! Wenn die Betonstreifen in Richtung Wasser zeigen und auch noch geneigt sind dann kann das für eine Slipanlage sprechen.

Eine Slipanlage scheidet aus meiner Sicht aus. Die Fundamente sind ca. 40m vom Wasser entfernt. Die einzigste Verbindung zwischen Fundamente und Kaimauer ist das Feldbahngleis welches bis kurz vor die selbe feststellbar ist.

Auch weisen die drei Doppelfundamente auf den ersten Blick keine Neigung auf.
 
Hier ein Laserscan der Insel.
Man erkennt,daß ein Weg quer durchführt und das Innere eingedeicht ist.
 

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Hier ein Laserscan der Insel.
Man erkennt,daß ein Weg quer durchführt und das Innere eingedeicht ist.

Hi Lucius, danke für den Scan. Ist ja der Hammer was es alles gibt!! So etwas kannte ich bisher noch nicht.

Der bezeichnete Weg (Rohr- und Wegführung) ist die Wegstrecke zur eingedeichten Aufspülfläche im östlichem Bereich der Insel.
Wie mir von den Fischern geschildert wurde, ist der gesamte östliche Teil der Insel nach dem Krieg neu entstanden. Die Grenzen zwischen Altbestand und Neufläche kann man auf der Insel sehr gut am Baumbestand erkennen. Die Neufläche war deshalb bei der Begehung nicht von Interesse.

Hier mal ein Bild von dem Grenzbereich zwischen Neu- und Altfläche.



_MG_2014.jpg
 
Vielleicht bis Anfang der 1940-ger zu Ausbildungszwecken oder zur Erprobung. Weiter nördlich hat sich glaube eine Ausbildungsabteilung für Schnellboote der deutschen Marine befunden sowie eine Reparaturhalle für U-Boote.

Tja, hier sind die Aussagen die ich vor Ort bekommen habe doch sehr "schwammig".
Es wurde z.B. von eine Test- bzw. Übungsstation für Kleinst U-Boote, bzw. so etwas wie der bekannte "Neger" (http://de.wikipedia.org/wiki/Neger_(bemannter_Torpedo) gesprochen.

Diese Aussagen sind jedoch nicht belegbar und werden daher bis jetzt für mich als Spekulation betrachtet.


Wahrscheinlich lagen im Kanal zw. Ostsee und Stettiner Haff in Kriegszeiten auch U-Boote.

Da meinst Du sicher den U-Boothafen in Kaseburg (Karsibór).
 
Ich tippe mal auf Bojenlagerplatz. Also auch Instandsetzung oder Produktion.

Das war gestern auch schon kurz ein Diskussionsthema in Trzebież.

Nur habe ich dagegen gestellt ob es damals Sinn gemacht hätte einen Bojenlager auf einer Insel zu stationieren. Jegliche Material- und Personaltransporte hätten von Land aus zur Insel geschafft werden müssen.
Das erscheint mir eigentlich nicht Sinnvoll.....oder?
 
Tja, hier sind die Aussagen die ich vor Ort bekommen habe doch sehr "schwammig".
Es wurde z.B. von eine Test- bzw. Übungsstation für Kleinst U-Boote, bzw. so etwas wie der bekannte "Neger" (http://de.wikipedia.org/wiki/Neger_(bemannter_Torpedo) gesprochen.

Diese Aussagen sind jedoch nicht belegbar und werden daher bis jetzt für mich als Spekulation betrachtet.
.....

Die Zeit bis 1945 ist eh nicht meine Stärke.

Das Gelände der Ausbildungsabteilung o.ä. hat sich wohl hier befunden: https://www.google.de/maps/place/53%C2%B050'41.0%22N+14%C2%B018'47.0%22E/@53.8452925,14.3126645,836m/data=!3m1!1e3!4m2!3m1!1s0x0:0x0

Die erwähnte Reparaturhalle für U-Boote hier:https://www.google.de/maps/place/53%C2%B051'23.2%22N+14%C2%B017'06.4%22E/@53.856458,14.28511,418m/data=!3m2!1e3!4b1!4m2!3m1!1s0x0:0x0
 
Unten mal ein poln. Filmbericht von 2013 zur Insel.

Ab 00:50 kann man einige Objekte und historische Bilder sehen. Es wird dort auch die Hypothese von den U Booten und der angeblichen Agentenausbildung angesprochen.
Wenn ich vor ca.5 Jahren, abends in der Volkshochschule, besser aufgepasst hätte.....tja dann könnte ich Euch den Moderatorentext übersetzen.


Hier geht's zum Film --> http://zapiskilazegi.tv-polska.eu/film/19622-wyspa-chelminek
 
Nebenbei bemerkt:
Die polnische Marine stellte zwischen 1963 und 1965 vier U-Boote (Projekt 613, NATO-Bez."Whiskey") in Dienst, 1986 ein U-Boote Projekt 677 (NATO-Bez. "Kilo")
 
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