Das "Fledermausmassaker" von Nipter

jollentreiber

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Wie das polnische Blatt Gazeta Lubuska (www.gazetalubuska.pl) verbreitete, müssen sich grauenhafte Sachen in den tiefen des Hohlgangsystems der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen abgespielt haben. Ein unglaubliches Massaker, begangen von unbekannten Bunkerleuten welches letztendlich 204 Opfer forderte.

Was war los dort am OWB?

Nach der jährlichen Zählung der überwinternden Fledermäuse am 15.01.2011 durch Fledermausschützer wurde festgestellt, das sich die Zahl verringert hat. Also wieder eine Gelegenheit für den geforderten kompletten Verschluss der gesamten Anlage zu kämpfen und dafür weiteres Geld einzufordern.

Ist an sich ein schon bekanntes Prozedere dort drüben am OWB. Nur werden jetzt scheinbar die Bandagen im Kampf härter. Reichten in den letzten Jahren div. Anfeindungen gegen die Bunkerfreunde wird jetzt mit „blutigen Tatsachen“ für das Ziel des kompl. Verschlusses gekämpft.

Der Höhepunkt ist nun die Behauptung, dass sich einige Bunkerfreunde während der Schutzzeit ein Massaker an den Fledermäusen mit 204 Opfern im Hohlgangsystem erlaubt haben sollen. Köpfe und Flügel sollen einigen Tieren abgerissen oder abgeschnitten worden sein!!

Bewiesen wurde dieses mit einem Bild von 2 toten Fledermäusen in dem dortigem Lokalblatt. Stolz wurde auch von dem Oberschützer berichtet das sie die Polizei zu den Ermittlungen eingeschaltet haben.
Tja, hört sich ja im ersten Moment nicht sehr gut an das ganze.

Aber ist dies auch die Wahrheit oder wurde Propaganda für den ständig geforderten Verschluss der Anlage betrieben?

Wie jetzt nach Untersuchungen durch einen eingeschalteten Tierarzt und der Polizei festgestellt wurde, sind die Tiere nicht durch Menschenhand gestorben. Die Ursache zum Tot sind eher im natürlichem Bereich zu suchen.

http://www.lubuska.policja.gov.pl/s...yjasniamy_sprawe_dot_zabicia_nietoperzy_w_mru

So forderte z.B. eine Krankheitsbefall bei einigen der untersuchten Tiere den Tot. Des weiteren ist auch teilweise Tierfraß bei nicht auszuschließen.
Wenn man bei einer (gezählten) Anzahl von 27 000 Fledermäusen die 204 toten Tiere gegensetzt, dann gehe ich von einem recht gesunden Bestand da unten im z.Z. geschützten Überwinterungsreservat aus.

Gruß Lutz
 
Hey Lutze o ton eines mir befreundeten Polen "och für geshäft nixe gut allees popaganda" ;-) Pjotr recht haste

bis gleich im Malzcafe

M
 
neue Untersuchung im Fall der toten Fledermäuse am OWB

Bei einer erneuten Begehung des Hohlgangsystem durch die Amtstierärztin Margaret Matysek, fanden sich wieder div. tote und sterbende Fledermäuse in den Gängen des unterirdischen System.
Bei einigen wenigen, die noch lebend am Boden lagen, zeichnete sich ein weißer Schimmel auf dem Körper und den Flügeln ab. Es wird nun vermutet, dass die verendeten und sterbenden Tiere an der Pilzerkrankung „Weißnasen-Syndrom“ erkrankten.
http://de.wikipedia.org/wiki/White-Nose-Syndrom
Um die genaue Ursache der Vorkomnisse zu klären, wurde vom Regionaldirektion für Umweltschutz in Gorzow Wielkopolski beschlossen, eine detaillierte Studie zu finanzieren.

Diese Krankheit wäre damit das erste mal nun auch in Polen zu verzeichnen, was für die dortigen Fledermauskolonien eine ernsthafte Bedrohung darstellen würde.

Auszug aus Wikipedia:
In den Höhlen, in denen die Krankheit zuerst festgestellt wurde, hat die Fledermauspopulation seitdem über 90 % abgenommen. Besonders gefährdet durch die Ausbreitung des White-Nose-Syndroms erscheint derzeit die Art Myotis sodalis, deren wenige Hauptüberwinterungsquartiere bereits befallen sind. Es wird allerdings befürchtet, dass selbst häufige Arten, wie das Kleine Braune Mausohr (Myotis lucifugus), regional komplett verschwinden werden[3].

Ich bin ja nun wirklich nicht der überaus fanatische und bekennende Fledermausfreund, aber der oben aufgezeigte mögliche Verlauf der Krankheit erschreckt auch mich.
Einen OWB ganz ohne die "häßlichen Flattermänner"......nee das geht ja auch nicht.

Gruß Lutz

http://www.gazetalubuska.pl/apps/pbcs.dll/article?AID=/20110225/POWIAT08/454467772
 
Weiß man eigentlich ob Menschen vom Weißnasen-Syndrom befallen werden können?

Die Links hab nicht angeklickt.
 
Weiß man eigentlich ob Menschen vom Weißnasen-Syndrom befallen werden können?

Denke nicht, bezüglich des Menschen wir immer nur von Übertragung über Kleidung etc. auf andere Fledermaus-Kolonien gesprochen und Hinweise zur Verhinderung dessen gegeben. Weiterhin wurde geraten die Orte mit Befall zu meiden, damit sich die Population wieder erholen kann. Hier ein entsprechender Flyer: http://www.caves.org/WNS/WNS%20Brochure.pdf

Gruß Klaus
 
Da ist ja dann nun Ceslwaw ( mein Gott wie schreibt man das richtig???) gefragt. Wie denkt er als Experte darüber?
 
Ja und was sagt er nun? Ursprünglich war ja seine Passion die Erforschung der Fledermäuse.
Und was sagt der polnische Naturschutzbund, der ja ganze Anlagen wegen der FM sperrt?
Jolle, ich weiß, ist nicht Dein Ding, aber vielleicht hörst Du ja was.
 
Und was sagt der polnische Naturschutzbund, der ja ganze Anlagen wegen der FM sperrt?
Jolle, ich weiß, ist nicht Dein Ding, aber vielleicht hörst Du ja was.

Tschuldigung Frank, hat ja etwas länger gedauert mit der Antwort aber nun habe ich Infos aus erster Hand.

Am 07.10. war ich zu einer Konferenz in Polen. Es ging u.a. auch um die Geschichte und die Zukunft der Festungsfront Oder-Warthe Bogen. Es war u.a. neben den bekannten Festungsforschern und Autoren Janusz Miniewicz, Bogusław Perzyk, Marcin Wichrowski auch der in der Szene heftig umstrittene Fledermausschützer Tomasz Kokurewicz anwesend.

Zwar hatte Kokurewicz im Vorfeld der Veranstaltung gegenüber tschechischen Kollegen Sorge geäußert das er während/nach der Konferenz von aufgebrachten Teilnehmern verprügelt werde, ist aber trotz seiner Befürchtungen erschienen und hat es auch überlebt.

Wie gesagt ging es bei der Konferenz u.a. auch um die Handhabung des weiteren Fledermausschutzes im und am OWB. Neben den jährlichen Beschränkungen im Besucherbereich der beiden Museen ging es z.B. auch um wichtige Baumaßnahmen die zur Erhaltung der Anlagen erforderlich sind.

So werden z.Zt. größere Isolierungsarbeiten am Hohlgangsystem angestrebt um weitere Nässeschäden auszuschließen. Diese sind jedoch abhängig von der Zustimmung der poln. Naturschutzbehörde. Und wenn wir beim polnischen Naturschutz in der Nähe von Bunkeranlagen sind, sitzt auch wieder Kokurewicz mit im Boot und die geplante Sache wird dadurch erheblich erschwert wenn nicht sogar verhindert.

Kokurewicz nutzte sein Auftreten bei der Konferenz um massiv seine Ziele auch in der Festungsfront durchzusetzen. Durch verschiedene Tabellen und Aufstellungen versuchte er die anwesenden Festungsforscher vom Rückgang der Überwinterungszahlen der Fledermauspopulationen aufgrund der derzeitigen Nutzung der Anlagen zu überzeugen. Die Stichhaltigkeit seiner Zählungen und Argumente dürfte jedoch nicht unbedingt immer gegeben gewesen sein.
Allerdings hat er durch seine langjährige und hartnäckige Arbeit weitreichende Kontakte bis in die polnische Ministerebene aufgebaut, die er nun scheinbar auch geschickt für seine Ziele einsetzt.

Es bleibt jedoch abzuwarten wie sich das Einspruchsrecht der Naturschutzbehörde bei Erhaltungsmaßnahmen an und in der Festungsfront OWB nach der Stellung unter Denkmalschutz weiter entwickeln wird.

Gruß
Lutz

Hier mal einige Eindrücke von der Konferenz.

Der eigentliche "Stargast" war der bekannte Historiker und Buchautor in Sachen Befestigungswesen Herr Janusz Miniewicz. Hier im Fachgespräch mit den Konferenzteilnehmern.
Nach der Veranstaltung konnte ich mit ihm noch ein persöhnliches Fachgespräch führen in welchem er mir eine Einladung zu ihm nach Warschau für weitere Gespräche zum Thema OWB aussprach. Damit hätte ich nun überhaupt nicht zu rechnen gewagt und war dementsprechend kurzzeitig etwas sprachlos. Hab mich jedoch schnell wieder gefangen und den Personenkreis der Einladung etwas erweitern können.:encouragement:

 

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@Lutz: vielen Dank für Deinen Bericht. Von wem wurde die Konferenz eigentlich organisiert? Exisitiert vor Ort eigentlich immer noch die Konkurrenz zwischen Burschen und Kalau?

BG
Martin
 
Von wem wurde die Konferenz eigentlich organisiert?

Die Gastgeber waren die Kollegen aus dem Museum Pniewo (Werkgruppe Scharnhorst)

Exisitiert vor Ort eigentlich immer noch die Konkurrenz zwischen Burschen und Kalau?

Naja, ob nun zwischen Burschen und Kalau eine Konkurrenz besteht oder bestand weiß ich nicht.
Aber zwischen dem Museum Burschener Schleife und dem in Pniewo (merkste was:glee:) kann man diese schon noch bemerken. Wobei der zweitgenannte Verein eindeutig die Nase vorne hat und einen Vergleich normalerweise nicht mehr zu scheuen bräuchte.

Gruß
Lutz
 
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