Bowlingtreff Leipzig

lokist

Member
"" Warum ist der Bowlingtreff halb unterirdisch gebaut?"

"Pssst, damit die Berliner nicht merken, daß in Leipzig noch ein paar Bauarbeiter sind!"

Seit 1997 ist das 1987 errichtete Gebäude zugemauert. Für acht Tage wird jetzt der Zugang möglich sein. Die Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur präsentiert darin ihre Architektur- Jahresausstellung.

Geöffnet ist vom 17. bis 24. Oktober jeweils von 14 bis 19.30 Uhr.
 
"" Warum ist der Bowlingtreff halb unterirdisch gebaut?"

"Pssst, damit die Berliner nicht merken, daß in Leipzig noch ein paar Bauarbeiter sind!"

Seit 1997 ist das 1987 errichtete Gebäude zugemauert. Für acht Tage wird jetzt der Zugang möglich sein. Die Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur präsentiert darin ihre Architektur- Jahresausstellung.

Geöffnet ist vom 17. bis 24. Oktober jeweils von 14 bis 19.30 Uhr.

Hoffe du kannst ein paar Bilder machen...;-)

mfg Ralfi
 
Die Studenten haben sich wirklich alle Mühe gegeben, um das Gebäude in begehbaren Zustand zu bringen.

Hier ein paar erste Impressionen.
 
@Lokist
Sag mal, findet sich da unten irgendwo noch das Modell des Bowlingtreffs, wie es dort in den Untergrund eingebaut wurde? Ich kann mich noch erinnern, dass im westlichen Flügel das Modell stand, in dem auch noch die Reste des Gleichrichterwerkes der Straßenbahn zu sehen waren. So weit ich mich erinnere, waren hinter der westlichen Abschlusswand noch die Räume davon erhalten und auch die alten "mechanichern" Gleichrichter waren da noch als Modell zu sehen.
Sollte es dieses Modell vorhanden sein, dann sollte man alles dafür tun, dieses auch zu erhalten, ist ja schließlich ein Dokument der Zeitgeschichte in L.E., und auch für dessen Untergrund.

Gruß
Patchman

PS. Sehr schöne, aber auch sehr traurige Bilder. Warum zum Teufel lässt man so was verfallen, während wo anders Bowlingbahnen neu entstehen?
 
Hallo Patchman,

Warum zum Teufel lässt man so was verfallen, während wo anders Bowlingbahnen neu entstehen?

Der Treff wurde damals dicht gemacht, weil Aufwand und Erlös in keinem vernünftigen Verhältnis standen. Es waren wohl relativ wenige Bahnen für relativ viel Bausubstanz. Dazu so verbaut, daß eine andere, zusätzliche Nutzung wie Fitnesscenter nicht drin war. Dazu hätte kräftig investiert werden müssen. Man musste ja bis zur Wende monatelang um einen Termin betteln und daher war ich da nicht so oft drin, aber ich weiß noch: so dolle waren die Bahnen nun auch wieder nicht.
Möglicherweise bestehen dazu Probleme mit der Bausubstanz, die Mangelwirtschaft Ende der 80er begünstigte so etwas. Auch am "Poseidon" wurde ja schwer gepfuscht.
Kurz: es findet sich kein Betreiber, der sich das Teil antun möchte.

Sag mal, findet sich da unten irgendwo noch das Modell des Bowlingtreffs, wie es dort in den Untergrund eingebaut wurde?

Ich wollte ja nur ein paar Nachtaufnahmen von außen machen und war überrascht, das noch offen war. Übers WE werde ich in aller Ruhe alles betrachten gehen und nach Deinem Modell schauen. Aber ich fürchte, das wird schon jemand adoptiert haben.

Grüße, Lokist.
 
Na dann wünsch ich dir viel Glück bei der Suche und bei deinen Aufnahmen. Wenn möglich, dann lass uns an den Bildern teilhaben. Insbesondere deswegen, weil ich es vor lauter Arbeit nicht selbst schaffe, da mal wieder reinzukommen.

Gruß
Patchman
 
Patchman,
das Modell ist natürlich weg.

Ein paar Worte zum Bauwerk selber:

Bekanntlich wurde es in und auf das ehemalige Unformwerk Mitte errichtet. Rein rechtlich ist es quasi ein Schwarzbau. Während man jeden Sack Zement und jeden Bauarbeiter nach Berlin "delegierte" um zur 750- Jahre- Feier die Stadt in ein gutes Licht zu rücken ( mit den bekannten Folgen für den Rest des Landes),
begann man hier den Bau einfach ohne den notwendigen Berliner Segen. Erst als man schon so weit war, daß man es nicht mehr verheimlichen konnte.....

....hielt man es auch beim Ministerrat der DDR für besser, den Bau nun fertig zu stellen.:)

Das Eingangsbauwerk ist eine besondere Konstruktion. Vier Säulen bilden mit den umgebenden Räumen eine hängende Konstruktion. Das Glasdach war das erste auch wirklich funktionierend seiner Art in der DDR.

Der heutige Zustand ist jedoch erschreckend. Nachdem die Stahl- Glas- Konstruktion jahrelang vernachlässigt wurde, dringt bei jedem Regen Wasser ein. Schaut man genau hin, sieht man an jeder Ecke Nässeschäden. Das Grundbauwerk steht zwar in einer "weißen Wanne"- aber das Wasser kann auch nicht raus. Somit stehen die Hallen des 3. und 4. Untergeschoss bereits unter Wasser. Schätzungen zufolge würde man nur zum Abpumpen 14 Tage benötigen.

Somit ist die Zukunft wohl mehr als düster. Zeit für eine Erhaltung wäre gewesen. Nur hat wohl der Eigentümer, die Stadt Leipzig, an Interessenten Forderungen gestellt, die für diese nicht erfüllbar waren. Inzwischen sind die Nässeschäden so groß, daß eine Sanierung wohl teuerer wäre als ein Abriss.

Wir Leipziger reißen unseren "Palast" nicht ab, nein, wir warten bis er....
 
Die Säulen der Eingangshalle. Die Räume rechts und links sind daran quasi angehängt. Die Studenten stellen darin ihre Arbeiten aus.
 
Dem interessierten Publikum aus LE und Umland darf ich die Podiumsdiskussion mit
W. Sziegoleit (Architekt des BT) und M.z. Nedden (Stadtbaurat) am 24. 10 2007 um 1930 Uhr empfehlen.

Danach wird wieder zugesperrt.
 
Das 3. UG steht nicht unter Wasser, wie ich erfreut feststellen konnte. Schmaler als der darüberliegende Umformersaal, beherbergt der ehemalige Trafosaal die Haustechnik des BT.
 
Bleibt noch eines zu sagen: Wie heute bekannt wurde, steht nun das gesamte Bauwerk unter Denkmalschutz. Nicht nur der Baukörper des alten Umformerwerkes als Industriedenkmal, sondern auch das Eingangsbauwerk als eine Meisterleistung der DDR- Architektur.

Ob es hilft? Wir werden sehen.
 
Hallo lokist,

ob das wirklich erhaltenswert im Sinne einer Denkmalpflege ist: Das kann ich
an hand der Bilder nicht beurteilen. Lediglich die Eingangshalle mit der ge-
schwungenen Treppe könnte dafür sprechen - nimmt aber wohl nur Architektur-
elemente der 1950er/60er Jahre auf. - Der Rest könnte auch ein Industriebau
der 1980er Jahre sein.

Fast möchte ich an Hand Deiner Bilder denken: Leipzig hat bedeutendere Bau-
werke, denen es auch schlecht geht.

Ich möchte Dir ausdrücklich danken für die interessanten Einblicke.

Martin
 
Hallo Martin,

da muß ich Dir widersprechen. Richtig ist: Die Ebene der Bowlingbahnen IST ein (unterirdischer) Industriebau aus den 20er Jahren.

Das Eingangsbauwerk ist mit dem Skelett an vier Säulen darauf und hinein gesetzt. Statisch sehr kompliziert übrigens, habe ich mich belehren lassen.
Der Architekt wehrt sich mit Nachdruck gegen die durchaus vorhandene Meinung, daß es sich um ein Werk der Postmoderne handele.

Ich habe mich nun eine Woche lang mit dem Haus beschäftigt und bin zu der Erkenntnis gelangt, daß man hier mal nicht einfach einen Gesellschaftsbau hingestellt hat- nach TGL 0815. Das Architektenteam ( übrigens dasselbe, welches das Gewandhaus projektierte und Leipziger dazu) fand speziell für den Eingang, für diesen Weg der Besucher vom Tageslicht in das Unterirdische, Lösungen, welche einfach schön sind. Zumal dann, wenn man sie im Kontext zur da schon am Rande des Kollapses stehenden DDR mit all ihren materiellen und gesellschaftlichen Problemen sieht.

Ich gebe gerne zu, daß das auch mir, genau wie tausenden anderen, welche da mal bowlen waren, bisher nicht bewußt war.
Und Ich gebe Dir recht darin: LE hat noch andere Gebäude, deren Erhalt wünschenswert wäre.

Der BT ist der letzte repräsentative Gesellschaftsbau der DDR. Das, seine Ausführung und auch die Umstände seiner Entstehung sollten seine Erhaltung ausreichend rechtfertigen.

Aber am Ende ist nicht nur Willen, sondern halt auch das Geld entscheidend.

Just my two cents.

Grüße, lokist.
 
da muß ich Dir widersprechen. Richtig ist: Die Ebene der Bowlingbahnen IST ein (unterirdischer) Industriebau aus den 20er Jahren.

Das Eingangsbauwerk ist mit dem Skelett an vier Säulen darauf und hinein gesetzt. Statisch sehr kompliziert übrigens, habe ich mich belehren lassen.
Der Architekt wehrt sich mit Nachdruck gegen die durchaus vorhandene Meinung, daß es sich um ein Werk der Postmoderne handele.
Das wußte ich nicht.
Das würde für eine Erhaltung (im Sinne von: Mauer zu, Zeitkapsel) sprechen.

Aber am Ende ist nicht nur Willen, sondern halt auch das Geld entscheidend.
Und die öffentliche Welle ... wenn alle brüllen: "Erhaltet das, ist unsers" - dann
kommen Politiker schon auf abstruse Ideen der Geldverschwendung. Was ja
im Sinne der Erhaltung schön ist.

Das Problem bei dem Bowlingcenter (wie beim PdR, beim IB-Farbenbau Wolfen
suwusf) ist doch immer das gleiche: Das Verhältnis Nutzfläche zu Gemeinfläche
stimmt absolut nicht. Und daher rechnet sich das auch für keinen noch so
doofen Investor.

Allerhöchstens kann der Staat einspringen - letztendlich wir als Steuerzahler.
Das ist immer dann korrekt, wenn es um wirklich überregional bedeutende, aber
leider nicht normal finanzierbare Dinge geht. Dann ist das auch ok. Und wir
Steuerzahler geben es dann gern.

Ich weiss -offen gesagt- nicht, ob diese Prämissen für die Leipiger Bowlingbahn
gelten.

BTW:
Übrigens sind ja fast 20 Jahre Wende rum: Nun findest Du erste Nachwende-
Bauten, die auch schon verlassen sind. Bei denen stellt sich haargenau die
gleiche Frage: Erhaltenswert? Oder wegkoppen?

Ratlos, Martin
 
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