Bautzen: MdI-Haftanstalt Bautzen II

Habe ich gerade im Internet gefunden. In Bautzen II saß damals der erste Außenminister der DDR eine sehr lange Haftstrafe ab. Wie die Stasi ihn und seine Familie versucht hat zu vernichten schildert der folgende Link:

http://www.zeit.de/2003/09/A-Dertinger

Es ist unvorstellbar und schockierend.

Gruß Sven!
 
Bautzen war ein Gefängnis, das dem MDI unterstand

Hallo,

Soweit mir bekannt ist, unterstand Bautzen dem Ministerium des Innern und nicht dem Ministerium für Staatssicherheit.
Das MfS unterhielt selbst nur Untersuchungshaftanstalten. Eine davon war Hohenschönhausen.

Gruß Joachim
 
Ich glaube, Ihr werft Bautzen I und Bautzen II etwas durcheinander bzw. alles in den einen berühmten Topf.

Soviel ich weiß stellt sich die Sache Bautzen wie folgend dar :
Es gab Bautzen I, welches um die Jahrhundertwende herum gebaut wurde und damals ( so ulkig das heute auch klingen mag ) eine Vorreiterstellung im Strafvollzug darstellte. Aufgrund der Steinfarbe war die Haftanstalt auch als "Gelbes Elend " bekannt.
Diese unterstand ( genau wie das spätere Bautzen II) der Abt. Strafvollzug beim MdI der DDR.
Hier wurden verurteilte Straftäter von Zivilgerichten aber auch von Militärgerichten der DDR zur Strafverbüßung eingeliefert.
Besondere "Fälle" wurden speziell in Bautzen II zusammengefaßt (z.B. auch verurteilte Ausländer, besondere Politische Fälle) .
Auch dieses Bautzen II unterstand dem MdI und wurde von diesem geleitet und bewacht. Ein Nachweis, das Angehörige der zuständigen HA Untersuchungshaft des MfS das Gelände bewachten gibt es nicht. Allerdings war aufgrund der hier einsitzenden Gefangenen der Anteil der OiBE besonders hoch, so das sich zweifelsfrei und unbestritten Weisungen /Anordnungen des MfS schnell und präzise durchsetzen ließen.
Aufgrund der polit. Inhaftierten sowie der hohen Anzahl an OiBE ( d.h. MfS- Leute ) prägte sich der Name "Stasi-Knast".
Im Gegensatz zu den anderen StVE der DDR herrschte hier keine Überbelegung vor ( 1 Angestellter kam auf 2 Gefangene .... sonst etwa 1:8 ) und auch die Ausstattung war etwas "moderner" als in den andere zivilen Einrichtungen. ( Womit ich aber keinesfall ausdrücken möchte, das es dort gemütlich war !!!!! - Kein Gefängnis der Welt ist ein Erholungsheim .)
 
AW: MdI-Haftanstalt Bautzen II

Wernn ich mal die Website der "Stiftung sächsische Gedenkstätten" zitieren darf:
1949-1956
Nach der Übergabe des Gebäudekomplexes an die deutschen Behörden unterstand Bautzen II als Untersuchungsgefängnis anfänglich dem Justizministerium. 1951 wechselte die Zuständigkeit an das Ministerium des Innern und die Anstalt wurde Außenstelle von Bautzen I für den allgemeinen Strafvollzug.
1956-1989
war Bautzen II inoffiziell dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstellt, welches besondere Zugriffs- und Aufsichtsrechte über die Anstalt erhielt.......

Der ganze Text findet sich unter www.stsg.de.


Thomas
 
AW: MdI-Haftanstalt Bautzen II

1956-1989
war Bautzen II inoffiziell dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstellt, welches besondere Zugriffs- und Aufsichtsrechte über die Anstalt erhielt.......
Thomas

Ich hätte auch den Link setzen können,da er mir natürlich auch bekannt ist.
Persönlich habe ich immer etwas Probleme mit der Ausdrucksweise " inoffiziell ... unterstellt"..weil es meiner Meinung nach das ganze Bild etwas verzerrt oder in so ein Licht rückt,wie man es gerade benötigt.
 
AW: MdI-Haftanstalt Bautzen II

Thoga,

diese Aussage dieser Stiftung kannste getrost in Tonne kloppen. Eine inoffizielle Unterstellung gab es nicht.
Der Sachverhalt liegt anders: das MfS hatte nur Untersuchungshaftanstalten, keine eigenen Haftanstalten.
In diesen U-Haftanstalten war eine maximale Verweildauer von 1 Jahr moeglich, danach wurde in MdI-Haftanstalten verlegt.
In diesen MdI-Haftanstalten gab es fuer die "Politischen" eigene Bereiche - mit Schwerverbrechern wurden sie nicht zusammen gesteckt.
Zu diesem Sachverhalt konnte ich mehrere ehemalige Inhaftierte befragen ( u.a. U-Haft des MfS in Cottbus ) - eins gleich vorweg --> von Folter konnte keiner berichten. Haftgruende dieser ehemaligen Insassen waren vielflaetig...bis hin zur versuchten Republikflucht.

Zu Thema MfS-U-Haft eine Buchempfehlung ( sollte jeder lesen ): http://www.amazon.de/Verheizt-vergessen-Ein-US-Agent-DDR-Spionageabwehr/dp/3360010655

Man sollte auch unbedingt die Kundenrezensionen beachten: http://www.amazon.de/review/product...cm_cr_acr_txt?_encoding=UTF8&showViewpoints=1



Gruß F.
 
AW: MdI-Haftanstalt Bautzen II

eins gleich vorweg --> von Folter konnte keiner berichten

Zwar ist Bautzen nicht mein "Hauptforschungsgebiet", aber auch von anderen Haftanstalten habe ich bisher nichts von körperlicher Folter unter dem MdI ,MfS oder der NVA gelesen.
In den 60 Jahren ist es zu Übergriffen des Wachpersonals gegenüber Inhaftierten gekommen, was allerdings auch mit Disziplinierung des Wachpersonals ( bis zur Entlassung ) geahndet wurde.Mit dem Generationswechsel beim Wachpersonal mitte der 60/Anfang der 70 Jahre wurden diese Übergriffe jedoch die Ausnahme.
Letzthin sollte man jedoch diese Übergriffe nicht mit planmäßiger und gewolller Folter verwechseln.
Aber für bestimmte Geschichtsdarstellungen machen sich solche Sachen wie die "Wasserfolterzelle" in HSG gut, auch wenn das Problem offensichtlich doch nicht so einfach zu belegen und nachzuweisen ist.
 
AW: MdI-Haftanstalt Bautzen II

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Aber für bestimmte Geschichtsdarstellungen machen sich solche Sachen wie die "Wasserfolterzelle" in HSG gut, auch wenn das Problem offensichtlich doch nicht so einfach zu belegen und nachzuweisen ist.

Irgendwie verstehe ich jetzt den Zusammenhang nicht. Soweit ich weiß, wurde die Wasserfolterzelle vom NKWD betrieben, geschichtlich eine andere Zeit.

Gruß Sven!
 
AW: MdI-Haftanstalt Bautzen II

Wenn Ihr die Wasserfolterzelle in Hohenschönhausen meint ( mit HSG kann ich nix anfangen) so wurde uns bei einer Führung berichtet, dass sie vom MfS genutzt wurde ebenso wie die winzige Nische im U- Boot.
 
AW: MdI-Haftanstalt Bautzen II

ja, HSH steht für Hohenschönhausen
Ich war vor gut drei Monaten mal bei so einer Führung dabei, da wurde die nachgebaute Zelle zwar gezeigt , und auch der "Katzer", allerdings wurde nur die Wirkungsweise erklärt. Das die Zelle beim MfS benutzt wurde, hat der Füher des Rundganges nicht gesagt.
Diese sehr umstrittene Zelle war wohl - wie Sven schrieb - nur zu NKWD Zeiten im Einsatz- wenn überhaupt.
 
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