Davon lebt der Diskurs. Kein Problem.
Das ist nicht die Schwierigkeit. Du sprichst oben ein paar Dinge an, die m.E. eher eine Art Nebenkriegsschauplatz darstellen oder gar nichts zur Debatte beitragen. Ich hatte erst die Idee, das zu ignorieren, das gilt dann aber als stilles Einverständnis und funktioniert auch wieder nicht. Also schreib ich doch was dazu - auf die Gefahr hin, dass sich das hier etwas verzettelt. Muss ja nicht jeder lesen.
Ich habe große Bauchschmerzen bei der Herleitung einer Bauwerkstyp-Bezeichnung (Gruppenbezeichnung) aus einem einzelnen Bauplan.
Das ist bisher nicht geschehen und auch nicht beabsichtigt. Dazu ist es nützlich, sich erst mal über die Frage klar zu werden, die man geklärt haben will, und wie es mit der Beantwortung steht. Mach ich im nächsten Post.
Ich schätze @Kurtz sehr. Er legt die Finger in die forscherischen Wunden, so - dass es richtig weh tut. Das ist gut. Das muss so. Zudem ist er Profi.
Dem stimme ich UNEINGESCHRÄNKT zu. Gebe aber hier schon zu bedenken, dass argumenta ad personam - positiv oder negativ - hier eigentlich nichts zu suchen haben. Ob Person A Person B persönlich schätzt oder nicht, gut leiden mag oder den letzten Deppen findet, ist für die Qualität der vorgebrachten Argumente unerheblich. Man kann sogar umgekehrt sagen, dass die Verunglimpfung des Überbringers einen der klassischen Tricks darstellt, Informationen abzuwerten, die einem nicht in den Kram passen oder die man anders nicht widerlegen kann. Auf der positiven Seite existiert das vergiftete Kompliment, also in der Art: Ich finde Dich zwar total Klasse, aber was Du gerade gesagt hast, ist echt der letzte Scheiß. Beliebter rhetorischer Trick.
Kompetenz bzw. Autorität ("Er ist ein Profi") sind ein Grenzfall, der umfänglicher diskutiert werden müsste, falls gewünscht.
Daher darf ich mir erlauben zu sagen, dass seine (bisherige) Beweisführung keine ist. Es fehlt die zweite unabhängige Quelle.
Ich schätze @martin2 als Speerspitze der ostdeutschen Bunkerforschung sehr. Daher darf ich mir erlauben zu sagen, dass das jetzt aber sowas von absoluter Oberkacke ist, was er da von sich gibt. :beaten:
Man könnte das so formulieren: Jede der üblichen Erkenntnisfind- und -vermarktungsindustrien (Wissenschaft, Geheimdienste, Journalismus, Strafprozess, Facebook, Forumsdiskussion) hat ihre eigenen mehr oder weniger erfolgreichen Kriterien zur Qualitätssicherung. Bei der Zeitung ist das u.a. die Watergate-Regel, also die unabhängige zweite Quelle. Dazu muss man wissen, dass der Journalismus es fast immer mit Meinungen zu tun hat, die der Autor nur schwer bewerten kann. Deshalb sagt man: Wenn zwei unabhängig voneinander dasselbe behaupten, sind die Chancen relativ gut, dass das irgendwie stimmt. Mal abgesehen von so Highlights wie Watergate geht es der Zeitung aber meist gar nicht darum, die "Wahrheit" ans Licht zu befördern, sondern eher um die Schlagzeile oder darum, dass so ein Artikel nicht völliger Unsinn ist, sondern dass "man das schreiben kann". Vergleichbare Hilfsmittel sind Gegenrecherche und Trennung von Bericht und Kommentar.
Die (historische) Wissenschaft, um nur ein Beispiel zu nehmen, hat meistens nicht mit Meinungen zu tun, sondern mit Fakten, also mit Geschriebenem. Das ist eine völlig andere Situation, weil man das schon hat, was der Journalist fast nie bekommen wird. Und für ein Faktum, sagen wir: die deutsche Kapitulation im Mai 45, reicht selbstverständlich eine einzige Quelle. Da geht es dann eher um Original oder Fälschung, also ob die Urkunde, die man da in den Händen hält, wirklich authentisch ist. Das heißt jetzt nicht, dass man im Umfeld dieser Quelle nicht nach weiteren Quellen suchen würde, weil man natürlich wissen will, welche Kreise das zog, aber um, zweites Beispiel, herauszubekommen, was in Lychen II zum Zeitpunkt x alles lag, braucht man nur die eine, einzige sowjetische Bestandsliste, die selbstverständlich ein Original und kein zusammengepfriemeltes Fake sein muss.
Insofern, um das zusammenzufassen, ist diese Geschichte mit den zwei Quellen eine Art Geländer, an dem sich die oft beschworenen investigativen Journalisten mühsam den Turm der Erkenntnis hochhangeln - weil sie nichts Besseres haben -, aber kein universal gültiges Kriterium. Der Geheimdienst zum Beispiel stuft nach einem eigenen System die Vertrauenswürdigkeit einer Quelle ein und wenn er eine von der Güte A1 hat, also z.B. ein Luftbild, braucht er nur eins.
Ich sage das so deutlich, weil wir hier auch eine Verantwortung haben. Inzwischen heißen alle osteuropäischen Sonderwaffenlager gleicher Bauart "T-7". Warum? Weil ... Bezug wird auf UNS genommen! Auf solche Threads wie diese hier!
Ist im Prinzip richtig, im konkreten Fall scheint mir die Empörung aber doch etwas künstlich aufgeblasen. Dass bei hp flächendeckend behauptet wurde, alle osteuropäischen SWL hießen T-7, und dass das die entsprechenden Folgen hatte, müsste erst mal dargelegt werden. Außerdem gibt es wichtigere Probleme als so einen Namen und da sollten sich lieber Leute an die eigene Nase fassen, die herausblasen, in Halle hätten "fast 30 Jahre lang" Luna M- und SS-21-Köpfe gelegen (ohne dass es dafür bisher stichhaltige Beweise gibt), die Lunas seien mit diesem oder jenem Zug abtransportiert worden (ohne dass es dafür bisher stichhaltige Beweise gibt), und nun ja, die Sache mit Philippe Mariotti schenke ich mir jetzt. DAS halte ich für die eigentliche Katastrophe mit Blick auf russische Seiten, nicht so ein bisschen T-7-Gemurkel.
Erfunden wird hier (mit gewissen Ausnahmen) ohnehin nichts. "Zeitgeschichte dokumentieren" heißt, dass eine Aussage nur insofern belastbar ist, als sie mit einer Bewertung, oder sagen wir: einem Zertifikat versehen wird. Wer sagt das, wann hat er das gesagt, wie vertrauenswürdig ist das etc. etc. - also einer nachvollziehbaren Angabe über Herkunft und Zuverlässigkeit. In diesem Sinne sprachen die US-Dienste (ohne natürlich die Quellen selbst aufzudecken) immer von "we believe" oder "possibly" bzw. "probably". Was dann der Leser daraus macht, kann niemand kontrollieren.
K.