Wollseifen: Truppenübungsplatz und Häuserkampfanlage

Arbeitersohn

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Wollseifen war eine Ortschaft im heutigen Nationalpark Eifel. Ganz in der Nähe, nur wenige Fußminuten entfernt, liegt die ehemalige Ordensburg der NS Vogelsang.
Nach dem Ende des WK II suchten die Briten einen Truppenübungsplatz und fanden in Wollseifen zudem noch einen Ort, wo Kamp und Zielübungenübungen an Häusern durchgeführt werden konnte.
Dieser wurde 1950 dem belgischen Militär übergeben. Seit dem 1. Januar 2006, nach Aufgabe des Truppenübungsplatzes, ist der Ort, heute eine Wüstung, wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein Förderverein kümmert sich um den Erhalt und führt ebenfalls Führungen über das Gelände durch. In Wiki findet man auch noch diesen Text, der die damalige, recht überraschende Vertreibung der Bewohner beschreibt:
Am 13. August 1946 forderte die britische Militärverwaltung die etwa 120 Familien des Ortes Wollseifen (ca. 500 Einwohner) auf, das Dorf innerhalb von drei Wochen zu räumen, denn die Briten wollten das Geländefür einen Truppenübungsplatz haben. Der Ort gehörte bis dahin zur Gemeinde Dreiborn. Die Aufforderung löste Bestürzung bei der unvorbereiteten Bevölkerung aus, die geglaubt hatte, nach Rückkehr aus dem Kriege und aus dem Exil durch notdürftigen Wiederaufbau ihrer Häuser und erste Bestellung ihrer Felder aus dem Gröbsten heraus zu sein. Am 1. September 1946 wurde Wollseifen von den Briten zum Sperrgebiet erklärt. Die Getreideernte konnten die Bewohner vorher noch einbringen; für die Kartoffelernte erhielten sie an einem Wochenende im Oktober noch eine gesonderte Zutrittsgenehmigung. Durch Schießübungen und Brände wurden in der Folgezeit die verlassenen Gebäude nach und nach zerstört und später mit Ausnahme eines unzerstört gebliebenen Trafohäuschens und der Ruinen der Kirche, des ehemaligen Schulgebäudes und einer am Dorfrand liegenden Kapelle abgetragen.

Die Wollseifener wurden zunächst in Notunterkünfte der umliegenden Ortschaften (Einruhr, Herhahn, Gemünd, Schleiden u. a.) verbracht. Sie erhielten drei Jahre später nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland von der Schleidener Kreisverwaltung nur teilweise flüchtlingsstatus im Sinne des Flüchtlingssiedlungsgesetzes vom 10. August 1949. Einmal jährlich zu Allerseelen durften sie mit Genehmigung der belgischen Militärverwaltungdie Gräber ihrer Angehörigen besuchen. Im Jahr 1954 wurde Wollseifen dann zweimal wöchentlich, vom etwa 23 km entfernten belgischen Truppenübungsplatz Elsenborn aus mit Artillerie beschossen, wobei die Kirche und der Friedhof so stark zerstört wurden dass die Gräber nicht mehr gepflegt werden konnten und die Toten 1955 auf die Friedhöfe der umliegenden neuen Wohnorte der ehemaligen Bewohner umgebettet wurden.

Als nach 1955 fest stand, dass der Truppenübungsplatz eine Dauereinrichtung und eine Rückkehr der Wollseifener in ihre Heimat nicht möglich sein würde, begann die bundesvermögensverwaltung das Grundvermögen aufzukaufen. Gestritten wurde um den Preis; viele Eigentümer fühlten sich benachteiligt. 1962 gründeten die nunmehr verstreut lebenden Dorfbewohner den Traditionsverein Wollseifen, der ihre Interessen auf Reparationszahlungen gegenüber dem Bund vertrat. Nachdem 1975 diese Forderungen vom Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zurückgewiesen worden waren, verlegte der Verein seine Aktivitäten auf Geschichtsschreibung, Mundartdichtung und Traditionspflege (Seniorentreffen, Totenehrung, Patronatsfestdes Hl. Rochus am 17. August). Die Mitgliederzahlen des Vereins sind durch Zeitablauf bedingt rückläufig. Die Nachfahren der evakuierten Wollseifener haben ihr Leben anderweitig eingerichtet.

Mensch ist der Text nun doch so lang geworden. Aber lest ihn mal. Es lohnt sich bevor man die Bilder anschaut.
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Interessant, wie sich die Geschichte in Ost und West doch manchmal sehr ähnlich oder gar gleich ist!
 
Vielen Dank für die tollen Eindrücke. Ich habe noch einige Fernbilder vom Objekt zu bieten.

@Arbeitersohn: warst Du bei Deinem Besuch zufällig auch auf der ehem. NS-Ordensburg Vogelsang? Kannst Du was zu den Bauarbeiten vor Ort sagen?

BG
Martin
 

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Vielen Dank für die tollen Eindrücke. Ich habe noch einige Fernbilder vom Objekt zu bieten.

@Arbeitersohn: warst Du bei Deinem Besuch zufällig auch auf der ehem. NS-Ordensburg Vogelsang? Kannst Du was zu den Bauarbeiten vor Ort sagen?

BG
Martin

Bevor ich nach Wadgassen gefahren bin, war ich auf der Ordensburg. Da die Bilder vom letzten Spätsommer sind, kann ich nur den damaligen Zustand beschreiben. Im hinteren Bereich wurde gebaut, der Eingangsbereich wurde umgestaltet. Bilder von diesem Besuch poste ich in ein paar Tagen.
VG
Gerd
 
Am WE war ich dann auch mal in Wollseifen unterwegs. Dem umfassenden Text von Arbeitersohn ist nichts hinzuzufügen.

Hier dann mal aktuelle Fotos

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