Wismut: Die sowjetische Bombe, die aus Deutschland kam

Naja, mir geht es gar nicht darum, "zeitlich richtiger" zu liegen. Und auch nicht ums Uran, sondern um Pech = "Na so ein Pech aber auch", oder Pech = schwarz und Blende = "blenden".

Noch ein Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Sphalerit
Sphalerit, auch als Zinkblende oder unter seiner chemischen Bezeichnung Zinksulfid, genauer α- ZnS bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“.
...
Der Name Sphalerit geht auf das griechische σφαλερός sphaleros (zu deutsch: heimtückisch) zurück, da Sphalerit das spezifische Gewicht sowie den Glanz eines Metallerzes aufweist

Nun muß natürlich in de-Wikipedia nicht alles stimmen...

http://oxforddictionaries.com/definition/pitchblende
pitchblende from German Pechblende, from Pech 'pitch' + Blende (see blende)

http://oxforddictionaries.com/view/entry/m_en_gb0635970
pitch(2) a sticky resinous black or dark brown substance that is semi-liquid when hot and hardens when cold, obtained by distilling tar or turpentine and used for waterproofing.

http://oxforddictionaries.com/definition/blende
blende from German, from blenden 'deceive' (so named because it often resembles galena, but is deceptive in that it yields no lead)

Gruß M.
 
meiner Meinung nach sind ...Blenden, ...Kiese und ...Glanze aus mineralogischer Sicht immer Metallsulfide, also ZInkblende, Kupferkies und Bleiglanz. Oxidische Verbindungen eher "erze". WIMRE
bevor wir uns weiter blenden, lasst uns zum Theme zurückkehren :)

vg!
 
Hallo,
@bitti #14
die markanten blauen LKW, die die Aufbereitungsanlage in Crossen anfuhren, waren H6 Muldenkipper, bei denen die Mulden, abweichend von der Serie, mit zusätzlichen Abdeckblechen versehen wurden, um Ladungsverluste jeder Art zu verhindern.Aufbauhersteller war die Fa. Hunger. Die Fahrzeuge gehörten zum Wismut- Transportbetrieb und waren im Transport von Erz von den Zwickau-nahen Bergbaubetrieben zur Aufbereitung nach Crossen im 4- Schichtbetrieb eingesetzt.

Serienfahrzeug:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/18879515

Gruß Woelfi
 
Hhm. Im Prinzip stimmt das so. Sie wurden aber zeitlich erst recht spät blau, am Anfang waren sie einfach nur dreckig, groß und laut. Sie fuhren ja direkt durch die Stadt, die alte B93/175. Ich meine damit die Strecke Aue / Schwarzenberg / Schlema / Zwickau / Crossen. Nur der Fahrbetrieb hin des Ausgangsmaterials wurde zunehmend anfangs der 60er eingestellt und durch Bahntransport ersetzt.

Grüße Frank
 
Kann ich so nicht bestätigen, da zumindest bis 1972 diese Straßentransporte (hin) recht intensiv stattfanden.

Gruß Woelfi
 
Tja, die Erinnerung. Ich dachte es wäre eher Schluss gewesen. Kannst du sagen, wieviel Laster pro Tag ungefähr es am Schluss waren (aus der Richtung Aue) ?

Grüße Frank
 
Nur der Fahrbetrieb hin des Ausgangsmaterials wurde zunehmend anfangs der 60er eingestellt und durch Bahntransport ersetzt.

Also das kann ich auch nicht bestätigen. Ich wurde ja erst 1962 geboren und die Fahrzeuge rollten noch als ich in die Schule ging. Durchaus möglich das sie ab Anfang der 60er Jahre wo anders hinfuhren.

Für mich macht das Ziel Seelingstedt einen Sinn, da dort der zweite Aufbereitungsbetrieb war. Andere Aufbereitungsbetriebe wurden ja in den 60er Jahren geschlossen.

bitti
 
Aus der Erinnerung denke ich, daß es Anfang '72 noch 4-6 /h waren; die abnehmende Tendenz ab '69 war offensichtlich, sie war wohl mehr der abnehmenden Intensität des Abbaus in den traditionellen Schächten und der Erschließung neu erkundeter Vorkommen Richtung Ronneburg bzw. Königstein geschuldet.

Gruß Woelfi
 
daß es Anfang '72 noch 4-6 /h waren;

Danke. Und dass rund um die Uhr und rollende Woche ? Muss ich völlig verdrängt haben, das hat bei mir ~10 Jahre früher aufgehört. Wir haben nämlich an der betreffenden Strasse gewohnt, ich habe sie tagtäglich gesehen und vor allem nachts gehört. GrFr
 
die markanten blauen LKW, die die Aufbereitungsanlage in Crossen anfuhren, waren H6 Muldenkipper, bei denen die Mulden, abweichend von der Serie, mit zusätzlichen Abdeckblechen versehen wurden, um Ladungsverluste jeder Art zu verhindern.Aufbauhersteller war die Fa. Hunger. Die Fahrzeuge gehörten zum Wismut- Transportbetrieb und waren im Transport von Erz von den Zwickau-nahen Bergbaubetrieben zur Aufbereitung nach Crossen im 4- Schichtbetrieb eingesetzt.

Na da müssen wir mal sehen wo des Rätsels Lösung ist. In den 70er Jahren sind die auf alle Fälle noch gefahren, aber im 4-Schicht-Betrieb das ist mir keinesfalls geläufig. So oft hab ich die Fahrzeuge nicht gesehen, was ja nicht heißen sol das ich mich irre...

Die Muldenkipper sind bei uns oft zur Abraumhalde unterwegs gewesen.

Ja der Transportbetrieb - er war auf der anderen Seite der Mulde und verfügte über zahlreiche PKW, LKW und Busse. Gut in Erinnerung ist mir noch ein Sattelauflieger-Bus.

bitti
 
Von Crossen Richtung Aue wurde überwiegend leer gefahren, dem Krach entsprechend, die die leeren Mulden auf dem Rahmen machten.
Schwach radiaktiver Abraum (in steigender Menge) wurde meist in Schachtnähe verkippt, nur die verarbeitungswürdigen Erze wurden in die Aufbereitungsanlagen transportiert und dort gleich verarbeitet.

Gruß Woelfi
 
Deine damalige örtliche Lokalisation wäre dazu ganz interessant. @Bitti hat sich dazu geäussert, ich bin in Zwickau geboren und aufgewachsen. Gewohnt habe ich an der Leipziger Strasse im Bereich des Nordplatzes. GrFr
 
von 1968 bis 1971 im Internat der damaligen Ing.- Schule für Maschinenbau und Elektrotechnik Zwickau, Schillerstr. 1a, am Dr. Friedrichs-Ring (gegenüber vom Knast). Zubrot haben wir uns im Kraftverkehr Zwickau meist als Busfahrer oder in der Lkw.- Instandhaltung verdient, wo auch o.g Lkw. der Wismut im Pannenfalle geholfen wurde.
Der genannte Begriff "verarbeitungswürdiges Erz" hat sich in der Wismut-Zeit dramatisch negativ entwickelt, dementsprechend stieg der Anteil am "nicht nutzbaren Gestein" überproportional. Es gab schon Ende der sechziger Jahre halblaute Überlegungen, bestimmte Wismut- Halden zu verhütten, um zumindest die nicht zu verachtenden Silber- und Kupferanteile zu gewinnen. Die damals schon steigenden Weltmarktpreise machten solche Ideen möglich, die aber an der Sonderrolle der Wismut scheiterten.

Gruß Woelfi
 
offtopic:
Da ich über gewisse Kontakte ins Horch-Museum Zwickau verfüge, könnte ich bei entsprechendem Interesse eine nicht übliche Führung mittelfristig organisieren.
Bei Interesse PN

Gruß Woelfi
 
Sowohl Crossen als auch Seelingstädt sind als Orte von Aufbereitungsanlagen hier genannt worden, dass Stichwort Absetzbecken dabei genannt. Dazu mehr »

Die Schlammdeponien
Während des Uranerzaufbereitungsprozesses wird nur das Uran aus dem Erz herausgelöst. Alle Zerfallsprodukte des Urans und bis zu 10 % des Urans selbst verbleiben in dem Abfallschlamm, der über Rohrleitungen in die Schlammabsetzanlagen geleitet wird. Der Aufbereitungsbetrieb Crossen hat drei Schlammdeponien – »Industrielle Absetzanlagen« (IAA) – angelegt:
• Becken 1: 0,8 Mio t
• Becken 2: 5,6 Mio t
• Becken 3: 50,3 Mio t.
Diese Absetzbecken bedecken insgesamt eine Fläche von 2,3 km2

Zum Aufbereitungsbetrieb Seelingstädt gehören vier Schlammdeponien:
IAA Trünzig
• Becken A: 13 Mio m3 (Schwefelsäurelaugungs-Rückstände)
• Becken B: 8 Mio m3 (Soda-alkalische Rückstände)
IAA Culmitzsch
• Becken A: 60 Mio m3 (Schwefelsäurelaugungs-Rückstände)
• Becken B: ca. 30 Mio m3 (Soda-alkalische Rückstände).
Diese vier Deponien bedecken zusammen 3,7 km2.

Abraumhalden bei Paitzdorf Bild #1. Ich habe dieses Bild deshalb eingefügt, weil das Sperrschild ‚Lebensgefahr‘ für mich mit prägend war. Ich bin regelmäßig auf der Strasse, im Bild #2 zu sehen, mit dem Fahrrad lang gekommen, so als Freizeitbeschäftigung. Offiziell, es war nicht verboten. Und da standen in regelmäßigen Abständen auch diese Schilder.

57 Millionen Tonnen Atommüll auf 2,2 Quadratkilometern: Die Schlammdeponie »IAA Helmsdorf« des Uranaufbereitungsbetriebes Crossen, 1987 Bild #2; 1990 Bild #3. Die Lage der ehemaligen Absetzanlage in Niederhohndorf zu Crossen gehörend:

google.de/maps ... Niederhohndorf

Grüße Frank

Fotos Quelle: Michael Beleites
 

Anhänge

  • 078_1.jpg
    078_1.jpg
    29,1 KB · Aufrufe: 79
  • 085_2.jpg
    085_2.jpg
    20,8 KB · Aufrufe: 76
  • 085_1.jpg
    085_1.jpg
    28,6 KB · Aufrufe: 80
So, bezüglich der blauen Fahrzeuge hab ich noch einmal einen Zeitzeugen fragen können, als ich in der Heimat war.

Voranstellen möchte ich noch, das diese Fahrzeuge die ich meine keine Muldenkipper waren, wie weiter oben mal diskutiert.

Der Zeitzeuge hat direkt im Transportbetrieb gearbeitet und auf meine Frage was in den blauen LKW aus dem AB 101 abgefahren wurde sofort geantwortet: "Das war das Konzentrat, welches aus der Erzaufbereitung gewonnen wurde."

Damit sprechen wir hier nach meiner Ansicht von unterschiedlichen Transporten. Wobei Erztansporte direkt ins Werk mit Muldenkippern in meinem Gedächtnis überhaupt nicht hängen geblieben sind. In meinem bewussten Erleben (so ab 1972) fuhr da nicht viel in/aus dem Werk bis auf die Spezialtransporte.

Das Konzentrat wurde in Erinnerung des ehemaligen Mitarbeiters nach, in einen Betriebsteil bei Aue und von dort (Schlema) dann mit dem Zug in Richtung SU gebracht.

bitti
 
Das passt dann schon offenbar zusammen. Ich hatte ja meine Erinnerung bzgl. der Muldenkipper weiter zuvor gepostet. Kann dein Zeitzeuge auch die Frage beantworten, wie oft in etwa diese Transporte nach Aue / Schlema stattfanden ?

Grüße Frank
 
Hallo,
auch ich habe von 1967 (Okt) bis 1974 (Aug) in Zwickau gewohnt.
Leipziger Str./Lessingstr.
Auch ich habe die "blauen Pfeile" wie sie von den Erwachsenen genannt wurden, täglich durch Zwickau in Richtung Crossen auf der Leipziger Str. gesehen. Es waren KRAz Kipper mit geschlossener Mulde. Mir erinnerlich, daß die Abdeckung immer mit 1-2 Vorhängeschlössern verschlossen war. Als Kind immer an der Ampel darüber "gegrübelt" was zusätzlich die Blechlasche bedeutete. Später sind mir diese Dinger wieder untergekommen an neuer sowjetischer Technik. Die Türen der Nachrichtenfahrzeuge und auch der Spezialtechnik war mit diesen Plomben versehen.

Freundlichst

thommy_berlin
 
Die Wismuter, eigentlich aus den unterschiedlichsten sozialen Milieus stammend, waren dabei, einen eigenen Stolz zu entwickeln, nicht unähnlich dem, der zuvor im Ruhrgebiet entstanden war. Hingerissen schwärmt vor der Kamera eine Frau noch heute - sie war in jungen Jahren zum Grubenrettungsdienst gestoßen - vom Zusammengehörigkeitsgefühl unter Tage: "Da waren tolle Männer. Sie setzten ihr Leben ein. Ich war stolz dazuzugehören.......45 Minuten atemberaubende Berichte und Bilder liefert die MDR-Dokumentation...........Alte und lange versteckte private Schmalfilme und Fotos aus der verbotenen Uranregion zeigen.......Die Löhne waren für frühe DDR-Verhältnisse exorbitant hoch, in den HO-Läden der sächsischen Urangebiete gab es alles, wovon der Rest der DDR nur träumen konnte (Text: Spiegel.de)

Meine Empfehlung- heut abend im ARD:Wildwest bei der Wismut- Atombomben aus dem Erzgebige

http://programm.ard.de/TV/daserste/2011/12/05/wildwest-bei-der-wismut/eid_281067172603135?monat=&jahr=&list=main#top

BG
Andreas :eek:
 
Oben