Weißenfels: 11. Raketenbrigade

KrasnajaGolowa

New member
Zurzeit arbeite ich an einem Teil der Standortgeschichte der Stadt Weißenfels. Viele wichtige und interessante konnte ich bereits hier im Forum und durch Schriftverkehr mit ehemaligen Sowjetsoldaten erfahren. Dennoch möchte ich es mal zentral auf einer Stelle haben und noch bestehende Fragen versuchen hier klären.

Die 11. Raketenbrigade bestand aus folgenden Einheiten:
• Stab
• Führungsbatterie der Brigade (z.B. Verbindungs- oder Topografiezug) auf russisch "батарея управления"
• Meteorologische Batterie (bestand aus zwei Zügen)
• Der 171. Raketenabteilung (im vollem Bestand in Jena-Forst stationiert)
• Der 180. Raketenabteilung (im vollem Bestand in Jena-Forst stationiert)
• Der 417. Raketenabteilung (im vollem Bestand in Weißenfels stationiert)
• Batterie Regelarbeiten und Instandsetzung auf russisch "батарея регламента и ремонт"
• Pionierkompanie auf russisch "Инженерно-сапёрная рота"
• Versorgungszug (Wäsche, Lebensmittel,…)
• Fahrzeugszug
• Einem Zug zur radioaktiven, chemischen und biologischen Abwehr auf russisch "Взвод радиационной, химической и биологической защиты"
• Medizinischer Punkt

Eine Raketenabteilung (im russischen „ОРДН“ bezeichnet) bestand aus folgenden Einheiten:
• Stab
• Führungsbatterie der Raketenabteilung (z.B. Verbindungs- oder Topografiezug)
• Startbatterien (2 Stück; in Weißenfels die 5. und 6.)
• Technische Batterie
• Gliederungen der Versorgung

Das „ОРДН“ bedeutete, dass die Raketenabteilung („РДН“) gesondert (selbstständig) kämpfen konnte. Lediglich die meteorologischen und die Zieldaten waren von der Raketenbrigade notwendig.

Eine Startbatterie bestand aus folgenden Einheiten:
• Einem Führungszug
• 1. Startabteilung
• 2. Startabteilung

Von den Raketen waren bis 1984 die R-17 (SS-1c oder auch 8K14) stationiert.Von 1984 bis 1988 waren die Raketen Typ OTR-23 (9M714 OKA) stationiert.Von 1988 bis 1991 waren erneut die Raketen Typ R-17 (SS-1c oder auch 8K14) stationiert.

Für diese Raketen standen die Startrampen Typ „9P117M“ zur Verfügung. Die Startrampen wurden stets ohne Raketen betrieben bzw. in den Garagen gelagert. Die Raketen selbst waren im Hanger gelagert, in dem für die Raketen stabile Verhältnisse bezüglich Temperatur und Luftfeuchtigkeit herrschte. In periodischen Abständen wurden die Raketen überwacht. Die Raketen selbst waren auf Transportfahrzeugen vom Typ „Tележка 2T3M“ gelagert, welche stets in Verbindung mit Schleppfahrzeugen (auf der Basis des LKW Zil-157) standen. Somit war das ganze Gespann immer auf einen Ernstfall vorbereitet. In Weißenfels wurden jedoch nicht die kompletten Raketen gelagert. Lediglich der technische Teil der Rakete, also das Triebwerk, die Steuerung, die Tanks mit den Treibstoffen usw. lagerten hier. Im Soldatenjargon hieß dieser Teil „Schwanz“. Der Gefechtskopf der Rakete wurde bei einem Truppenteil mit der Bezeichnung Bewegliche raketentechnische Basis (auf russisch "Подвижная ракетно-техническая база, ПТРБ") gelagert.
Für diesen Raketentyp R-17 (SS-1c) gab es verschiedene Möglichkeiten der Bestückung des Gefechtskopfes. Diese waren mit einem gewohnlichem oder mit einem nuklearen Spregkopf. Da die Waffenteile der Raketen allerdings separat gelagert wurden, erübrigt sich auch jede Spekulation ob und wo nukleare Waffentechnik in Weißenfels gelagert war. Im Ernstfall wären die Raketenabteilungen von der Beweglichen raketentechnischen Basis (auf russisch "Подвижная ракетно-техническая база, ПТРБ") "beliefert" worden um an irgendeinem Ort „zu verbinden“ die Gefechtsmontage vorzunehmen.

Jetzt stellt sich noch die Frage, ab wann die 11. Raketenbrigade in Weißenfels war. Im Jahr 1968 befand sie sich bereits in Weißenfels. 1958/58 kam zunächst die 77.RBr nach Weißenfels. Wann der austausch stattfand ist noch ungeklärt. Geblieben ist sie sicher bis zum 15. Juli 1991.

Tschö KG
 
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KG, vielen Dank für deine umfangreichen Informationen.

Bitte arbeite für uns mit Absatzzeichen, der besseren Lesbarkeit wegen. Ich habe eines zur Demo oben eingefügt.

Grüße Frank
 
@KG,
bitte übersetze die von Dir genannte „РДН“ ausschließlich als Abteilung und nicht als Division. Im westlichen Sprachgebrauch prägte sich im Kalten Krieg der Begriff Bataillon für derartige Einheiten. In der Deutschen Sprache gibt es keine Unterscheidung zwischen Division (ДН) und Division (als Großverband mit unterstellten Regimentern). Im Kontext erschließt sich das zwar aber die Übersetzung Abteilung setzt sich für die Truppenluftabwehr, Luftabwehr, Boden-Boden-Raketen-Einheiten,spätere Armeefliegerkräfte wie auch einige wenige Fliegertruppenteile zunehmend durch.

Die Aufzählung 1., 2. und 3. ist verwirrend, die Einheitsnummer wird der Einheitsbezeichnung vorangestellt. So etwas wurde mal vor einigen Jahren gemacht für Fla-Raketenabteilungen zur Flugplatzdeckung als deren Einheitsnummern und Feldpostnummern noch nicht bekannt waren. Die folgende Verwirrung kann man sich in etwa vorstellen.

Willkommen im Forum - Deine Frage vermag ich allerdings nicht zu beantworten.
 
Die 11. Raketenbrigade bestand aus folgenden Einheiten:
• Verwaltungsbatterie der Brigade (z.B. Verbindungs- oder Topografiezug)

Diese Einheit nannte sich Führungsbatterie (russisch батарея управления).

• Dienstleistungs- und Reparaturbatterie

Diese Einheit nannte sich Batterie Regelarbeiten und Instandsetzung (russ. батарея регламента и ремонт).

• Ingenieurbatterie mit Pioniereinheit

Diese Einheit nannte sich schlicht Pionierkompanie (russ. Инженерно-сапёрная рота).

• Zug für „ΡΧБЗ“

Diese Einheit nannte sich Zug radioaktive, chemische und biologische Abwehr (russ. Взвод радиационной, химической и биологической защиты).

Eine Raketenabteilung (im russischen „ОРДН“ bezeichnet) bestand aus folgenden Einheiten:

• Verwaltungsbatterie der Raketenabteilung (z.B. Verbindungs- oder Topografiezug)

Auch diese Einheit nannte sich Führungsbatterie.

Eine Startbatterie bestand aus folgenden Einheiten:

• Einem Führungsfahrzeug
• 1. Startabteilung
• 2. Startabteilung

Ein „Führungsfahrzeug“ ist keine Einheit. Die Startbatterien des Raketenkomplexes 9K72 verfügten über einen Führungszug, zu dessen Technikbestand auch das Führungsfahrzeug des Batteriechefs mit dem Funkgerätesatz R-142 gehörte. Die „Startabteilungen“ hießen in den Raketenbrigaden der NVA-Landstreitkräfte „Feuerzug“.

Von 1984 bis 1988 waren die Raketen Typ ORT-23 stationiert.

OTR-23! Oder 9M714 OKA!

Die Raketen selbst waren auf Transportkarren Typ „Tележка 2T3M“ gelagert, welche stets in Verbindung mit Schleppfahrzeugen standen.

Unter einem „Transportkarren“ verstehen die Raketschiki etwas anderes. 2T3M ist der Index für das Raketentransportfahrzeug des Komplexes 9K72. Der Schlepper auf der Basis des LKW Zil-157 gehörte begrifflich dazu.

Lediglich der technische Teil der Rakete, also das Triebwerk, die Steuerung, die Tanks mit den Treibstoffen usw. lagerten hier. Im Soldatenjargon hieß dieser Teil „Schwanz“.

Was in den Raketenhallen der Raketenbrigaden lagerte, war für den raketen- und waffentechnischen Dienst der NVA der „Träger 8K14“. Der Heck- oder Schwanzteil (russ. ХВОСТОВОЙ ОТСЕК) bildete lediglich einen Teil des Trägers.

Der Waffenteil der Rakete (auch „Kopf“ genannt) wurde bei einer anderen Einheit separat gelagert.

Die Gefechtsköpfe für den ersten Start lagerten bei der GSSD/WGT in der Obhut eines Truppenteils mit der Bezeichnung Bewegliche raketentechnische Basis (russ. Подвижная ракетно-техническая база, ПРТБ).

…der gewöhnliche Sprengkopf Typ „9Ф44“ und die nuklearen Sprengköpfe der Typen „PA-17“ sowie „PA-104“

Einen „Sprengkopf Typ 9Ф44“ gab es für die R-17/8K14 nicht. Die Hülle des konventionellen Sprenggefechtskopfes für die R-17/8K14 trug den Index 8Ф44. „PA-17“ und „PA-104“ sind nicht die Bezeichnungen für Sprengköpfe sondern die Indexe der 12. Hauptverwaltung des sowjetischen Verteidigungsministeriums für die Kernladungen in den Gefechtskopfhüllen 9Н33 und 9Н33-1.

Im Ernstfall wären die Raketendivisionen von der Beweglichen Reparatur Technischen Basis („ПРТВ“) beliefert worden um sich an irgendeinem Ort „zu verbinden“.

Bitte „Raketenabteilungen“! Ich gehe außerdem davon aus, dass nicht gemeint ist, dass sich im Ernstfall die Raketenabteilungen mit Hilfe der Beweglichen Reparatur Technischen Basis „verbinden“ sollten. Gemeint ist vermutlich, dass die gelieferten Gefechtsköpfe „an irgendeinem Ort“ mit dem Träger verbunden werden sollten. Die Raketschiki sagten dazu Gefechtskopfmontage. Es erscheint mir übrigens sehr zweifelhaft, dass die Beweglichen Reparatur Technischen Basen die Raketenabteilungen direkt beliefert hätten.

Jetzt stellt sich noch die Frage, ab wann die 11. Raketenbrigade in Weißenfels war. In einem Buch über die Einheiten der verschiedenen Armeen auf dem Gebiet der DDR (hab den Namen jetzt nicht bei der Hand) ist zu lesen seit 1955. Auch habe ich gelesen, dass überhaupt erst ab 1959 Raketenbrigaden in der Sowjetischen Armee aufgestellt wurden. Welches Datum kommt denn nun hin? Was meint Ihr?Geblieben ist sie sicher bis zum 15. Juli 1991.

In diesem Thema wurde bereits auf die auszugsweise Übersetzung eines militärhistorischen Abrisses verwiesen, in dessen Original es heißt:

„В конце 1958 – начале 1959 гг. в ГСВГ прибыла из Прикарпатского военного округа 77-я ракетная бригада под командованием полковника Г.Е. Гуменюка. Таким образом, в ГСВГ стало уже две ракетных бригады оперативно-тактического назначения. Управление и штаб 77 рбр с одним дивизионом разместились в г. Вайсенфельсе, а остальные дивизионы разместились в других пунктах дислокации.“

Der militärhistorische Abriss zur Geschichte der 233. Raketenbrigade wurde u. a. von ehemaligen Raketschiki verfasst und von der Michailowski-Artillerieakademie in Sankt Petersburg herausgegeben. Wenn man den Verfassern unter diesen Umständen Glauben schenken möchte, dann war in Weißenfels ab Ende 1958/Anfang 1959 zunächst die 77. Raketenbrigade der GSSD stationiert. Diese Raketenbrigade wurde vermutlich – wie die 233. Raketenbrigade – zur Mitte der 1960er Jahre von der 11. Raketenbrigade abgelöst. In den Plänen für die Besetzung der ČSSR im Jahre 1968 taucht jedenfalls schon die 11. Raketenbrigade in der Unterstellung der 8. Gardearmee auf.

Gruß, Nelson
 
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Hallo Nelson,

danke für die zahlreichen Hinweise zur Berichtigung in meinem Text. Wurde soeben einfügen.
Den Ausdruck "Schwanteil" für den Trägerteil 8K14 habe ich so von einem ehemaligen Raketensoldaten bekommen. Ebenso die erklärung für den "Kopfteil".

Tschö KG
 
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Hallo Nelson210,

Du hast mit Deiner Vermutung über den Austausch der 77. RBr gegen die 11. RBr Mitte der 1960er-Jahre recht, da sich indem 77-seitigen Dokument zur 233. RBr folgende Information befindet.

"В 1964…1967 гг. ракетные бригады СВ с ОТРК Р-11М стали перевооружаться на новый более совершенный ОТРК 9К72 с ракетой 8К14, дальностью пусков 300 км. В связи с этим ракетные бригады ГСВГ с ракетой 8К11 стали выводиться в Советский Союз для перевооружения, а из Советского Союза начали прибывать в ГСВГ ракетные бригады с ОТРК 9К72 и ракетой 8К14."

Aus dieser Information geht also hervor, daß die 77. RBr wahrscheinlich im Zeitraum von 1964...1967 ausgetauscht worden ist.

Gruß

Panzerzwerg
 
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Hallo Panzerzwerg,

die zitierte Stelle ist mir bekannt. Ich habe davon abgesehen, diesen Teil der Geschichte der 233. RBr als Beleg anzuführen, weil der im Zitat angegebene Hintergrund für den Austausch der R-11M-Brigaden (Umrüstung auf den Raketenkomplex 9K72 mit der Rakete 8K14) für die 77. RBr nicht zuzutreffen scheint. Sicherlich wurde die 77. RBr in dem fraglichen Zeitraum aus der DDR abgezogen und durch die 11. RBr ersetzt. Allerdings habe ich bislang noch keinen Hinweis darauf finden können, was aus der 77. RBr nach ihrem Abzug aus der DDR geworden ist. Es ist schon fraglich, ob die Brigade auf einen anderen Raketenkomplex umgerüstet wurde. Denkbar wäre auch die Aufteilung der Raketenabteilungen auf andere, in diesem Zeitraum entstehende Raketenbrigaden oder die Eingliederung in Ausbildungseinrichtungen. Die Raketenabteilungen der 77. RBr waren ja schon vor 1958 sowohl auf dem 5. Zentralen Polygon bei Baikonur als auch auf dem 4. Zentralen Polygon bei Kapustin Jar tätig. Russische Internetquellen führen die 77. RBr jedenfalls nicht in der Liste der Raketenbrigaden auf, die mit dem Komplex 9K72 ausgerüstet waren. Nach meinem momentanen Kenntnisstand verliert sich die Spur der 77. RBr nach ihrem Abzug aus der DDR. Solltest Du mal einen Hinweis auf den Verbleib dieser Brigade finden, wäre ich Dir für einen Hinweis dankbar.

Gruß, Nelson
 
Vielen Dank für die Info, @matthias!

Ich gebe zu, mir ist diese Geschichte mit der "Umnummerierung" der 77. RBr nicht ganz unbekannt. Auch in ein oder zwei russisch-sprachigen Internet-Foren wurde Derartiges bereits geäußert. Allerdings gibt es da ein paar kleine Probleme. Nehmen wir mal den Text hinter Deinem ersten Link (der zweite bringt keine zusätzlichen Erkenntnisse):

"В июле 1953 года в с. Капустин Яр Астраханской области была сформирована 77-я инженерная бригада РВГК.
Бригада была вооружена одноступенчатыми оперативно-тактическими баллистическими ракетами Р-2 (вариант «Фау-2»).
Бригада состояла из трех огневых дивизионов. В каждом дивизионе имелись две стартовые батареи с пусковыми установками ракет. На вооружении бригады было шесть ПУ Р-2.
16 октября 1953 года согласно директиве Генерального штаба бригада была передислоцирована в п. Новые Белокоровичи Житомирской области и вошла в оперативное подчинение Прикарпатского военного округа."

Bis hierhin ist aus meiner Sicht alles in Ordnung.

"В 1955 году бригада была перевооружена на управляемые жидкотопливные ракеты оперативно-тактического назначения Р-11 с дальностью стрельбы 80-150 км и фугасной боевой частью массой 1000 кг."

Hier beginnen die Ungenauigkeiten. Im Januar und Februar 1955 wurden auf dem Polygon Kapustin Jar fast ein Dutzend Starts mit R-11-Raketen durchgeführt, bei denen eine Maximalreichweite der Rakete von rund 270 km erreicht wurde. Und der konventionelle Gefechtskopf der R-11 wog auch nur rund 500 kg. Erst als der gut 1 Tonne schwere Kerngefechtskopf auf die Modifikation R-11M geschraubt wurde, brach die Reichweite fast um die Hälfte ein. Die 1. Startbatterie der 77. RBr erzielte beim Gefechtsschießen im Oktober 1959 auf dem Polygon Kapustin Jar zweimal nur eine Reichweite von 150 km.

В августе 1958 года 77-я инженерная бригада из подчинения заместителя Министра обороны СССР по специальному вооружению и ракетной технике была передана в состав Сухопутных войск и передислоцирована в ГСВГ.
Бригада стала именоваться ракетной бригадой.
23 рбр в ГСВГ была группового подчинения.

Das ist aber ein merkwürdiger Sprung in der Geschichte der Brigade! Eben noch 77. RBr (in der Unterstellung der 8. Gardearmee!) - einen Satz (und wieviele Tage, Wochen, Monate, Jahre?) später schon 23. RBr in der Unterstellung des Frontoberbefehlshabers der 1. Westfront.

В 1969 году бригада переведена с гусеничного комплекса 9ПН9 на колесный комплекс 9П117.

Uhps! 1969 wurde also die Brigade von einem Komplex mit Kettenfahrwerk "9PN9" auf einen Komplex mit Räderfahrwerk 9P117 umgerüstet. Das dürfte wohl ein kleiner Lapsus sein. Gemeint ist definitiv der Raketenkomplex 9K62 mit der Kettenstartrampe 2P19 und der Rakete 8K14. Und der wurde in der Tat in der 23. RBr im Jahre 1969 gegen den Raketenkomplex 9K72 mit der Startrampe 9P117(M) und der Rakete 8K14 ausgetauscht. War zufällig auch die Zeit, in der z. B. die I. RA der 5. RBr ihre 2P19-Startrampen gegen 9P117M-Startrampen tauschte. Abgesehen von dem schlampigen Umgang mit Technik-Indizes haben wir hier einen bemerkenswerten Fakt - die 23. RBr war von Anfang an mit der Rakete 8K14 ausgestattet. Die 77. RBr war aber bis zu ihrem "Verschwinden" mit der Kettenstartrampe 8U218 und der Rakete 8K11 ausgestattet. Wann (und vor allem wo) wurde denn hier klammheimlich die Technik getauscht? Die 77. RBr als die große Ausnahme von dem Prinzip, dass alle 8K11-Brigaden zur Umrüstung auf die Rakete 8K14 in die Sowjetunion zurückgeholt wurden?

В 1971 году перешла на новый штат. В 1977 году перешла еще раз на новый штат.
К началу 1981 г. имела в своём составе 3 ордн по 3 сбатр с 2-мя ПУ 9П117 в каждой сбатр. Всего 23 рбр имела 18 ПУ.
В состав бригады входили:
управление бригады (в/ч п/п 38534, г. Кёнигсбрюк, позывной УС - Колыбель);
106 ордн (в/ч п/п 36477, г. Майсен, позывной – Масан);
Н-ский ордн (в/ч п/п 66513, г. Бышофсверда);
273 ордн (в/ч п/п 82497, г. Кёнигсбрюк).

Hier haben wir mal zwei Nummern der Raketenabteilungen (die RA in Bischofswerda war die 160.). Die Raketenabteilungen der 77. RBr trugen die Nummern 229, 232 und 234. Das erscheint mir dann doch etwas zuviel des Guten. Dass man die Brigade "umnummeriert", mag ja noch aus irgendeinem Grund gerechtfertigt sein. Dass aber auch den Raketenabteilungen neue Nummern verpasst wurden, halte ich dann doch für unwahrscheinlich. Man darf ja nicht vergessen, dass hinter vielen Nummern der "alten" Raketenbrigaden (also denen, die bereits als Ingenieurbrigaden unterwegs waren) und denen ihrer Abteilungen eine Traditionslinie steckte. In der Regel war man also eher daran interessiert, die Tradition der ruhmreichen Vorgänger auch nummernmäßig zu übertragen. Hier taucht aber eine neue Nummer auf, ohne dass in der "Chronik" etwas zur Übernahme der Tradtion der Vorgängerbrigade gesagt wird. Das steht dann aber im merkwürdigen Gegensatz zu der ausführlich beschriebenen Übernahme der Tradition der 4. RBr durch die 23. RBr im Jahre 1997. Hier wird sogar der gesamte Kampfweg der 4. RBr und ihrer artilleristischen Vorgänger aufgeführt.

Es gibt im Internet auch ein Forum, in denen sich die ehemaligen Angehörigen der 23. Raketenbrigade über ihre Geschichte unterhalten (www.forum.td11ru). Und in diesem Forum schrieb am 6. Dezember 2008 ein Forumsuser:

"Сегодня наконец получил информацию от отца, правда в историческом формуляре информация скудная. 23 бригада была сформированна 15 мая 1963 года в Астраханской области, с. Капустин Яр. 7 мая 1964 года передислоцированна в ГСВГ. В 1969 году бригада переведена с гусиничного комплекса 9ПН9 на колесный комплекс 9П117. В 1971 году перешла на новый штат. В 1977 году перешла еще раз на новый штат. С 23 июня по 17 июля 1981 года передислоцированна в Биробиджан."

Das "historische Formular" dürfte so eine Art Kurzchronik der Brigade sein, die es auch in den Raketenbrigaden der NVA gab und die lediglich die Eckdaten der Geschichte des Verbandes enthielt. Witzigerweise findet sich hier der gleiche Index-Fehler wie auf www.warfare.ru . Auch die letzten drei Eckdaten stimmen überein. Das Entscheidende aber ist, dass hier möglicherweise die richtigen Daten für die Aufstellung und die Verlegung der 23. Raketenbrigade in die DDR aufgeführt sind.

In dem betreffenden Forum auf www.11td.ru wird übrigens von Veteranen, die bereits 1963 bis 1966 dabei waren, auch klargestellt, dass die Brigade von Anfang an mit der Rakete 8K14 ausgestattet war und das die Startrampe selbstverständlich den Index 2P19 trug.

Die 77. RBr kann natürlich neben anderen Raketenbrigaden an der Entstehung der 23. RBr personell beteiligt gewesen sein (die 273. Raketenabteilung der 23. RBr soll z. B. ursprünglich zur 21. Raketenbrigade gehört haben). Aber für eine einfache "Umnummeriung" nach Standortwechsel sehe ich in Anbetracht der sonst geübten Praxis in den Raketentruppen der GSSD keinen echten Beleg ... jedenfalls nicht hinter den geposteten Links.

Gruß, Nelson
 
Hallo Nelson,

du hast recht, ganz so einfach wird es nicht gewesen sein. Für mich liegt aber der Verdacht nahe, dass die 77.Ingenieurbrigade, die 23.Raketenbrigade und die 107.Raketenbrigade eine Traditionslinie verbindet. Und dies nicht so sehr auf Grund des warfare.ru Artikels sondern wegen des Artikels in der Krasnaja Swesda vom 15.April 2009 (http://old.redstar.ru/2009/04/15_04/2_01.html). Darin wird in den ersten Zeilen die Geschichte der 107.Raketenbrigade in Birobidshan umrissen. Es wird berichtet dass dieser Verband im Juli 1953 aufgestellt wurde, im Oktober 1953 nach Belokorovichi im PrikWO verlegte um 1958 schließlich in die GSWG zu kommen. 1981 verlegte der Verband dann nach Birobidshan im Fernen Osten. Ich geh jetzt mal davon aus, dass die Krasnaja Swesda Redakteure bei ihren Artikeln nicht auf Internetweisheiten zurückgreifen müssen und man diesen kurzen Abriss getrost als wahrheitsgemäß akzeptieren könnte. Sollte sich dieser Zusammenhang in der Zukunft tatsächlich bestätigen, klar dann wäre es natürlich schön etwas mehr über die näheren Begleitumstände zu erfahren. Aber ich glaube mit dem Halbwissen was man dazu momentan im Netz findet, ist es eventuell noch etwas zu früh eine endgültige Klärung herbeizuführen.

Eine Idee noch von mir zur Bezeichnung 77.Raketenbrigade. Kann es sein, dass es diese Bezeichnung nie gegeben hat? Oder gibt es dafür Hinweise in der Literatur? Eventuell gab es ja auch einen direkten Sprung in der Bezeichnung von der 77.Ingenieurbrigade zur XX.(eventuell auch 23.)Raketenbrigade. Ich meine man hat in Moskau wohl ein wenig darauf geachtet, dass es bei den Artillerie/Raketen/FlaRaketenbrigaden keine doppelten Nummern gab. Und zumindest zu einem späteren Zeitpunkt gab es dann die 77.FlaRaketenbrigade in Ventspils/Lettland.

Gruß Matthias
 
Hallo Matthias,

ich würde mir wünschen, dass sich die Redakteure der Krasnaja Swesda seriöser Quellen bedienen. Indes - sicher ist das nicht. Ich habe hochoffizielle Festschriften (u. a. die zum 60. Jahrestag des 4. staatlichen Polygons für reaktive Technik Kapustin Jar aus dem Jahre 2006) gesehen ... da sind so offensichtliche Fehler drin, dass es schon an Peinlichkeit grenzt, so etwas zu veröffentlichen. Kleine Kostprobe gefällig? (Wenn ja, siehe Anhang!)

Aber ich habe trotzdem nichts dagegen, nach den möglicherweise vorhandenen Knotenpunkten in den Traditionslinien von 77., 23. und 107. RBr zu suchen. Allerdings muss man da in der Gegenwart ein wenig aufpassen. Die derzeitige 107. Raketenbrigade der russsichen Streitkräfte ist nämlich schon die zweite Raketenbrigade mit dieser Nummer. Die erste 107. RBr wurde in den 1990er Jahren Bestandteil der ukrainischen Streitkräfte und ging dort in der 19. Raketendivision auf. Außerdem ist es für russische Verhältnisse ungewöhnlich, dass selbst ehemalige Angehörige der 23. RBr keinen Hinweis auf Zeitpunkt und Anlass einer Umbenennung/Reorganisation ihres Verbandes liefern können. Solche Dinge sind normalerweise in den Traditionszimmern und Chroniken gut dokumentiert.

Die Bezeichnung 77. RBr wird es gegeben haben. Die hier schon mehrfach erwähnte Chronik der 233. RBr nennt auch den Anlass: "Более значительные и крайне необходимые изменения произошли в организационно-штатной структуре бригады. По новым штатам численность личного состава и крупногабаритной техники дивизионов сократилась более чем в два раза. В дивизионе не стало технической и парковой батарей. В дивизион ввели взвод ракетно-технического обеспечения (врто). Техническую батарею ввели в штат управления бригады, где она действительно необходима, находясь в подчинении главного инженера бригады. Исключили из штатного состава школу сержантов. Ввели в штат управления бригады вертолетное звено в составе одного Ми-1 и двух Ми-8, которые через некоторое время исключили из штатов. Вертолетное звено предназначалось для оперативной переброски рекогносцировочных групп бригады и дивизионов с топопризязчиками в новые позиционные районы в ходе динамичных наступательных действий войск. Возникшие проблемы его материально-технического обеспечения не позволяли эффективно использовать вертолеты по их назначению. В топогеодезические взводы дивизионов ввели по одному топопривязчику. В штат батареи управления бригады включили радиорелейные станции Р-405. В такой штатной структуре стартовые батареи, дивизионы, подразделения боевого обеспечения, бригада в целом более эффективно проводили боевую подготовку, тактические учения, комплексные занятия, совершенствуя боевое мастерство, повышая боевую готовность бригады. По новым штатам бригада стала называться не «инженерной РВГК», а ракетной бригадой."

Die Einführung der neuen Struktur sollte nach dem zeitlichen Ablauf der Chronik im Sommer/Herbst 1959 erfolgt sein. Zum Vergleich - die gleichlautenden Tarnbezeichnungen bei den neugebildeten Raketentruppen strategischer Bestimmung verschwanden größtenteils im Jahre 1960. Da fehlen aber eben noch mindestens drei Jahre, bis die ersten Nachrichten von einer 23. Raketenbrigade auftauchen.

Und im Hinblick auf den angedeuteten Zusammenhang zwischen der Bezeichnung der Raketenbrigaden der Landstreitkräfte und den Fla-Raketenbrigaden der Luftverteidigung wäre immer noch zu klären, ob es die 77. Fla-Raketenbrigade in Ventspils 1959/60 bereits gab. Bei der Überprüfung der Nummerfolge der Raketenbrigaden müsste man auch berücksichtigen, dass es zu Beginn der 1960er Jahre noch zahlreiche Raketenbrigaden in den strategischen Raketentruppen gab, die später in Raketendivisionen aufgingen, deren Nummer aber nicht wieder vergeben wurde.

Nicht sehr tröstlich der gegenwärtige Erkenntnisstand! Versöhnlich stimmt, dass auch in russisch-sprachigen Foren über diese unbefriedigende Faktenlage gestöhnt wird.

Gruß, Nelson
 

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Es gibt im Internet auch ein Forum, in denen sich die ehemaligen Angehörigen der 23. Raketenbrigade über ihre Geschichte unterhalten (www.forum.td11ru). Und in diesem Forum schrieb am 6. Dezember 2008 ein Forumsuser:

"Сегодня наконец получил информацию от отца, правда в историческом формуляре информация скудная. 23 бригада была сформированна 15 мая 1963 года в Астраханской области, с. Капустин Яр. 7 мая 1964 года передислоцированна в ГСВГ. В 1969 году бригада переведена с гусиничного комплекса 9ПН9 на колесный комплекс 9П117. В 1971 году перешла на новый штат. В 1977 году перешла еще раз на новый штат. С 23 июня по 17 июля 1981 года передислоцированна в Биробиджан."

Das "historische Formular" dürfte so eine Art Kurzchronik der Brigade sein, die es auch in den Raketenbrigaden der NVA gab und die lediglich die Eckdaten der Geschichte des Verbandes enthielt. Witzigerweise findet sich hier der gleiche Index-Fehler wie auf www.warfare.ru . Auch die letzten drei Eckdaten stimmen überein. Das Entscheidende aber ist, dass hier möglicherweise die richtigen Daten für die Aufstellung und die Verlegung der 23. Raketenbrigade in die DDR aufgeführt sind.
Also wenn der betreffende oder einer der ehemaligen Angehörigen der 23. Raketenbrigade Einblick in das "Historische Formular" hatte dann muß man zwingend davon ausgehen das die Angaben zutreffend sind. So ein Dokument sah ich mal für ein Fliegerregiment. So gesehen ist es DAS Dokument schlechthin was die Historie eines Truppenteils überhaupt betrifft. U.a. ist es die Basis für die Informationen die damals und auch heute noch in den Traditionszimmern zu finden sind. Allerdings wird eigentlich immer auf das Traditionszimmer als auf das "Historische Formular" verwiesen, letztere bleibt zumeist unter Verschluss. Interessant im vorliegenden Fall sind die Seiten der Unterstellung und Basierung, das ist dort aber - wie schon richtig bemerkt - recht knapp gehalten. Wäre schön wenn ordentlich daraus zitiert würde im genannten Forum. Enthalten sind beispielsweise auch für jedes Jahr der Bestand an Technik, die Qualifikationen des Personals, bei fliegenden Einheiten die absolvierten Flugstunden bei Tag/Nacht usw. und vieles mehr. Es werden viele Abkürzungen benutzt. Aber bei fliegenden Einheiten werden auch Werknummern von Flugzeugen genannt und WIMRE Flugzeugkatastrophen. Also eigentlich alles was das Forscherherz begehrt ......
 
"Historische Formular"

Nelson hat das ja auch sehr trocken kommentiert. Wenn man in ein vernünftiges älteres Fachwörterbuch schaut steht da dafür » (1) Vordruck (2) Karteikarte in Archiven (3) Personal-/Struktur-Unterlagen.

Ich würde es entsprechend (3) bewerten hier im Fall.

Grüße Frank
 
Hm, ich bin da jetzt ein bisschen mit mir im Zwiespalt. Einerseits möchte ich das, was Büttner schrieb, einmal mit einer Original-Quelle abgleichen. Andererseits laufe ich damit Gefahr, hier offtopic zu gehen. Aber vielleicht sollte ich ja wenigstens zum Besten geben, was die Angehörigen der sowjetischen 8. Armee der Luftverteidigung zum Thema "Historisches Formular" im Allgemeinen zu sagen haben:

"Об историческом формуляре

1. Исторический формуляр является документом, в котором отражаются организационное развитие и боевая деятельность воинской части, важнейшие события, боевая подготовка, состояние воинской дисциплины и другие сведения.

2. Исторический формуляр ведется в мирное время. В военное время при убытии воинской части на фронт исторический формуляр сдается на временное хранение в штаб округа, отдельной армии по месту дислокации, а вместо исторического формуляра ведется журнал боевых действий, выписки из которого при переходе на мирное время заносятся в исторический формуляр. Воинские части, не входящие в состав действующей армии, продолжают ведение исторического формуляра и в военное время.

Соединения, воинские части войск противовоздушной обороны, выполняющие боевые задачи за пределами тыловой границы фронтов, ведут журнал боевых действий, выписки из которого по наиболее важным событиям вносят ежемесячно в исторический формуляр, ведение которого не прекращают.

3. Исторический формуляр ведется:

а) каждой воинской частью от отдельного батальона, ему равного и выше, которой положено иметь Боевое Знамя;
б) каждым военным образовательным учреждением профессионального образования.

4. Исторический формуляр ведется в воинских частях с момента их сформирования.

5. Ответственность за ведение формуляра возлагается на начальника штаба воинской части (начальника учреждения).

Записи в исторический формуляр производятся на пишущей машинке или других технических средствах, или от руки чернилами (пастой) разборчивым почерком, без помарок и подчисток. Сокращение слов и наименований не разрешается.

Все разделы в историческом формуляре после заполнения подписываются командиром и начальником штаба воинской части и скрепляются гербовой мастичной печатью.

6. Командир или начальник штаба воинской части при сдаче дел и должности обязан сдавать исторический формуляр, указывая это в акте о сдаче дел и должности.

7. При расформировании воинской части исторический формуляр передается в ту воинскую часть, в которую передается Боевое Знамя.

При полном расформировании воинской части исторический формуляр передается в Центральный архив Министерства обороны.

...

9. Основанием для записи в исторический формуляр являются официальные документы (приказы, директивы, акты инспекторских проверок, журналы боевых действий и т. п.). Запись событий, подлежащих внесению в исторический формуляр, производится сразу же после того, как они произошли.

10. Исторический формуляр состоит из следующих разделов:

I. История организационного строительства и развития воинской части
II. Участие в походах, боях, операциях
III. Боевая подготовка и состояние дисциплины
IV. Воспитательная работа
V. Награды и отличия
VI. Награды личного состава
VII. Командование воинской части
VIII. Боевое Знамя, годовые праздники и юбилеи, зачисление в списки навечно или почетными солдатами, посещение воинской части
IX. Изменения дислокации и подчиненности."

Und hier => http://www.8oapvo.su/history-logs/98-146-iap könnt Ihr Euch ansehen, wie die allgemein zugängliche Fassung eines "historischen Formulars" aussieht. Das wird bei den Raketenbrigaden der Landstreitkräfte nicht sonderlich anders gewesen sein.

Gruß, Nelson



Nelson hat das ja auch sehr trocken kommentiert. Wenn man in ein vernünftiges älteres Fachwörterbuch schaut steht da dafür » (1) Vordruck (2) Karteikarte in Archiven (3) Personal-/Struktur-Unterlagen.

Ich würde es entsprechend (3) bewerten hier im Fall.

Grüße Frank
 
Hallo Leute,

mal ein paar eher allgemeine Fragen.
Mit welcher Personalstärke waren eine RBr. besetzt? Wie teilte es sich mengenmäßig auf die verschiedenen Einheiten auf?
Mit welcher Bewaffnung waren die Soldaten im allgemeinen ausgerüstet? Die Raketen und dessen Abschussfahrzeuge haben wir hier ja bereits erörtert.
Vielen Dank für Eure Hilfe im Voraus :)

Tschö KG
 
Bei den NVA-Landstreitkräften hatte eine Raketenbrigade im Soll 1 (Friedensstärke) zwischen 983 und 1044 Armeeangehörige im Bestand. Im Soll 2 (Verteidigungsfall) erhöhten sich die betreffenden Zahlen auf 1550 bzw. 1611. Die Unterschiede zwischen beiden Zahlenangaben sind auf die unterschiedliche Ausstattung der 3. und der 5. Raketenbrigade zurückzuführen. Wegen der OKA-(SS-23-)Abteilung war der Personalbestand der 5. Raketenbrigade kleiner.
Im Soll 2 hatte eine von zwei bzw. drei Raketenabteilungen 9K72 bei der NVA 228 Mann im Bestand. Zur Führung gehörten 64 Armeeangehörige (AA). 167 Mann gehörten zur Führungsbatterie, 32 zur Meteorologenbatterie, 90 zur Pionierkompanie, 74 zur Instandsetzungskompanie, 77 zur Kompanie materielle Sicherstellung und 383 zum Wachbataillon. Zur persönlichen Bewaffnung der Angehörigen der 5. Raketenbrigade gehörten 1990: 3 Pistolen "CZ", 200 Pistolen "M", 769 Sturmgewehre AKS-74NK, 4 Sturmgewehre AKS-74N, 8 lMG 7,62 mm und rund 900 panzerbrechende Granaten RPG-7 und RPG-18.
 
Hallo Leute,

war in den letzten Tagen im Bundesarchiv und habe mir mal die Standortkartei des BND angeschaut.
Zum Thema des Wechsels der RBr. in Weißenfels:
Anfang Juni 1958 wurden die in der Pionierkaserne gelegene Panzereinheit verladen. Im Juli 1958 begann die komplette Verschalung des Objektes mit einem Bretterzaun. Der Hinweis auf eine RBr. ist mit der Erweiterung des Werkstattdaches mit einem Holzaufbau im Juli 1958 definitiv gegeben. Ab Mitte Oktober 1958 kommt dann wieder Leben in die Bude. Allerdings soll es hier wohl um eine Pioniereinheit handeln. Ab Februar 1959 durfte sich kein Zivilist im östlichen Bereich aufhalten. Soldaten nur noch mit einem speziellen Passierschein. In den Dokumenten ist für den Herbst eine "mobile" Raketenwerfer Einheit notiert.
Somit dürfte geklärt sein, wenn die 77. RBr. in Weißenfels ankam!
Am 1. Oktober 1962 wird vermutet, dass ein Wechsel statt fand. Hier könnte nun die 11. RBr. in das Objekt gekommen sein. Ein ähnlicher Bericht kommt nicht wieder vor. Wohl bemerkt: Das sich in der Pionierkaserne in Weißenfels eine RBr. befand ist erst 1983 bekannt geworden!

Soweit die neusten Infos.

Tschö KG
 
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