Waren/Warenshof: Kernwaffenlager GSSD (SS-12)

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Teil-3
Danach hatte die Kommission in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit vielfältige Probleme behandelt, die sich aus der Inanspruchnahme von Objekten und Leistungen, Schadenersatzansprüchen, Versorgungsfragen und anderen Fragen ergaben. Auf ausgewählten Gebieten hatte sie sogar zur Schaffung genereller Regelungen beigetragen - so beispielsweise auf ihrer 17. Sitzung am 25. September 1964, auf der sie die „Richtlinie über die Versorgung der Gruppe der zeitweilig auf dem Territorium der DDR stationierten sowjetischen Truppen mit Elektroenergie und Gas" beschloß. (10)
Mit der zunehmenden Entwicklung direkter Kontakte der zentralen Staatsorgane der DDR mit dem Oberkommando der GSSD beschränkte sich die Kommission in ihrer Tätigkeit hauptsächlich auf die Behandlung von Anträgen der GSSD zur Bereitstellung von Gelände und zur Rückgabe nicht mehr benötigter Flächen und Gebäude. Sie arbeitete damit auf der Grundlage einer mit 22. August 1969 datierten (damals übrigens nicht veröffentlichten) „Anordnung des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR über die Verfahrensweise bei der Bearbeitung von Anträgen des Oberkommandos der Gruppe der zeitweilig in der DDR stationierten sowjetischen Streitkräfte auf Bereitstellung von Gelände, einschließlich Wasserflächen". Diese Problematik wurde zwar als bedeutungsvoll eingeschätzt, sie sei jedoch nicht von der Zuständigkeitsregelung in § 2 des Statuts der Kommission erfaßt. Demgegenüber seien schon „seit langer Zeit" in der Kommission keine Entscheidungen mehr über die Anwendung des Stationierungsabkommens getroffen worden. Schadenersatzregelungen würden kaum in der Kommission behandelt werden – eine Ausnahme habe es 1978 anläßlich der Zerstörung des Sende-mastes des Langwellensenders „Stimme der DDR" durch ein Flugzeug der GSSD gegeben. Ebenfalls erfolge keine periodische Berichterstattung zentraler Staatsorgane vor der DDR Delegation der Kommission über die Realisierung des Stationierungsabkommens und seiner Folgedokumente sowie über dabei auftretende Probleme in der Zusammenarbeit der Staatsorgane mit der GSSD. Und baschließend wird bei der kritischen Untersuchung zu diesem Gegenstand angemerkt, daß eine Analyse der Stationierungsverträge der UdSSR mit der Volksrepublik Polen (vom 17. Dezember 1956), mit der Ungarischen Volksrepublik (vom 27. Mai 1957) und mit der CSSR (vom 16. Oktober 1968) ergeben habe, daß es dort neben der „Gemischten Kommission" noch jeweils einen Bevollmächtigten der Regierung für die Angelegenheiten der Stationierung gäbe.

Auch der im November 1988 dem Nationalen Verteidigungsrat der DDR vorgelegte Bericht stellte fest, daß die Kommission „in den letzten Jahren ihren Tagungsrhythmus reduziert und sich im wesentlichen nur noch mit der Übergabe/Übernahme einzelner Liegenschaften beschäftigt" (11) hatte. Nach gleichem Bericht sei die Kommission nicht genügend genutzt worden, „um wichtige Probleme einer Lösung zuzuführen, den Stand der Erfüllung der Abkommen und ihre Einhaltung systematisch zu analysieren oder Widerstände des Oberkommandos der GSSD gegen Vereinbarungs-vorschläge der zentralen Staatsorgane zu überwinden". Als objektive Ursachen dafür wurden angeführt, daß die DDR-Delegation in der Gemischten Kommission nicht mit der Koordinierung der sich aus dem Abkommen ergebenden Probleme beauftragt worden wäre, daß das Statut der Kommission kaum bekannt sei und daß die Leiter der zentralen und örtlichen Staatsorgane nicht zur systematischen Information der Kommission verpflichtet worden seien. Inzwischen - also bis 1988 - habe aber auch die sowjetische Seite diesen unbefriedigenden Zustand erkannt und den Botschafter der UdSSR beauftragt, die Tätigkeit der Gemischten Kommission zu aktivieren und Maßnahmen zur strikten Einhaltung der bestehenden Abkommen zu beraten und festzulegen. Am 12. Februar 1988 hatte dazu auf Wunsch des sowjetischen Botschafters Kotschemassow ein erster edankenaustausch mit dem Staatssekretär Krolikowski, zugleich 1. Stellvertreter des DDR-Außenministers, stattgefunden. (Anlaß dafür war wahrscheinlich das schwere Eisenbahnunglück in Forst Zinna, das am 19. Januar 1988 durch einen auf den Gleisen steckengebliebenen sowjetischen Panzer hervorgerufen worden war.) Ob von dieser Initiative noch etwas in der nachfolgend verbleibenden Zeit wirksam geworden ist, läßt sich beim derzeitigen Forschungsstand nicht beurteilen. Der frühere langjährige unbefriedigende Zustand in der Arbeitsweise der Gemischten Kommission hingegen wurde ebenfalls von Zeitzeugen bestätigt. (12) Weil bei den Kommissionstagungen in der Regel außer der zeitlich kurzen Bestätigung der von Experten fachlich exakt vorgeklärten Liegenschaftsprobleme die meiste Zeit für das gemeinsame Frühstück Verwendung fand, erhielt die Gemischte Kommission im Kreise von Insidern auch die sarkastische Bezeichnung als „Frühstückskommission". Es habe zwar bei den einzelnen Oberkommandierenden der GSSD graduelle Unterschiede gegeben, aber nicht selten sei der weiteren Diskussion zu aufgeworfenen echten Problemen und bei Meinungsverschiedenheiten letztlich durch den sowjetischen Einwand der Boden entzogen worden, daß dieses Problem wohl im Vergleich zu den Opfern der UdSSR bei der Befreiung vom Hitlerfaschismus geringfügig sei. Und niemand wollte natürlich den Vorwurf auf sich ziehen, diese Opfer gering zu schätzen.

Diese verständliche historische Betroffenheit war offensichtlich besonders für deutsche Vertreter der Weltkriegsgeneration nicht selten Anlaß, eingetretene Mängel oder Mißstände in den Beziehungen zwischen sowjetischen Truppen und deutscher Bevölkerung nicht konsequent zu klären, sondern abzuwiegeln oder gar zu vertuschen. Letztlich hat das nicht offene Ansprechen von Problemen aber mehr geschadet als Nutzen gebracht. Deutlich wurde das. als dann in der Wendezeit besonders bei jüngeren DDR-Bürgern gegenüber den sowjetischen Truppen zum Teil recht massiv und offen Un-zufriedenheit und Kritik aufbrachen.

Letzteres bezog sich besonders auf Probleme der Ordnung und Sicherheit im weitesten Sinne, die - wie ebenfalls in dem schon mehrfach genannten Bericht für den Nationalen Verteidigungsrat der DDR festgestellt worden ist - „vor allem negative Auswirkungen für das Ansehen der sowjetischen Streitkräfte in der Öffentlichkeit" hatten. Das betraf vorrangig die Ordnung auf und in der Nähe von Übungsgebieten, Munitionsablagerungen auf Mülldeponien sowie insbesondere den Zustand von Kasernen- und Wohnkomplexen und ihrer Umgebung. Dabei schien doch vor allem die letztgenannte Problematik durch das Stationierungsabkommen eindeutig geklärt zu sein, zumal das gemäß Artikel 15 dieses Abkommens abzuschließende Sonderabkommen als „Inanspruchnahmeabkommen" bereits am 25. Juli 1957 vereinbart worden war. Es regelte, wie bereits kurz erwähnt, sehr konkret die Liegenschafts-, Transport-, Bau- und anderen Leistungen, einschließlich der Kostenfragen sowie des Genehmigungs- bzw. Zustimmungsverfahrens. (13)
 
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Teil-4
Dennoch tauchten bei näherer Betrachtung viele Probleme auf. So hieß es z. B. im Artikel 1, daß „die sowjetischen Streitkräfte, die ihnen angehörenden Personen und deren
Familienangehörige" die ihnen zur Verfügung gestellten staatlichen Liegenschaften der DDR (Kasernenkomplexe, Flugplätze, Übungsgelände, Liegeplätze und Häfen, Truppenübungsplätze mit Ausstattung und Anlagen, Wohn- und anderen Bauten und Einrichtungen sowie Geländeabschnitte) unentgeltlich nutzen. Aber dann folgte ebenfalls ganz unmißverständlich: „Die Kosten für die Generalreparaturen und laufende Instandhaltung der erwähnten Liegenschaften tragen die sowjetischen Streitkräfte." (14) Für die !Benutzung von Liegenschaften, die Privat- oder genossenschaftliches Eigentum sind“, hatte das Oberkommando der GSSD „die ortsüblich festgelegten Mieten oder Pachten" zu zahlen, aber abzüglich 30 % als Kosten für Generalreparaturen und laufende Instandhaltung. Selbst wenn das Oberkommando letzteren Passus immer eingehalten hätte: Was war mit 30 % der seinerzeit in der DDR ortsüblichen Mieten an Gebäuden regelmäßig instandzuhalten, geschweige denn zu reparieren? Die realen Probleme begannen jedoch bereits damit, daß mit dem Abschluß des Stationierungsabkommens und seiner Folgedokumente nicht auch eine zentrale Erfassung und Bearbeitung aller mit der Nutzung der Liegenschaften verbundenen Probleme festgelegt worden war. Es gab daher all die Jahre und faktisch bis zum Schluß nicht einmal eine zentrale Übersicht der genutzten Objekte, weder der Zahl noch dem Zustand nach - die Einhaltung der genannten Festlegungen war also gar nicht im Komplex überprüfbar. Gleiches galt für genutzte Forstflächen. Seit 1969 wurden nun auf der Grundlage der bereits erwähnten Anordnung des Vorsitzenden des DDR-Ministerrates vom 22. August 1969 zumindest die Anträge des Oberkommandos der GSSD auf Überlassung neuer Geländeflächen und Gebäude zentral behandelt: Nach Prüfung der Anträge auf Bezirksebene sowie durch den Verteidigungsminister und den Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission wurden sie jeweils dem Sekretariat des ZK der SED - also keiner staatlichen Institution – zur Beschlußfassung vorgelegt und danach in der „Gemischten deutsch-sowjetischen Kommission" bestätigt (wie schon erwähnt, war das im § 2 des Statuts der Kommission eigentlich gar nicht vorgesehen). Über diese Kommission lief auch die Rückgabe nicht mehr benötigter Flächen und Objekte - da es aber keine Festlegungen über Mindestanforderungen an den Rückgabezustand beispielsweise von Bauten gab, erfolgte deren Rückgabe zumeist in einem schlechten, manchmal sogar in einem „nahezu demontierten Zustand" - wie es unverblümt in der „Analyse“ von 1988 hieß. (15) Und erst 1986 kam es zwischen dem DDR-Innenministerium und dem Oberkommando der GSSD endlich zu der Vereinbarung, die durch die GSSD genutzten Objekte systematisch zu erfassen und ihre Begrenzungen protokollarisch festzulegen. Dazu wurde eine zeitweilige Arbeitsgruppe gebildet, auf DDR-Seite aus Vertretern der Staatlichen Plankommission, des Innenministeriums und des jeweiligen Bezirks bestehend. Sie begann ihre Arbeit mit dem Bezirk Frankfurt/Oder. Wie weit sie bis zum Ende der DDR noch gekommen ist, läßt sich beim derzeitigen Forschungsstand nicht beurteilen.
 
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Bezug zum Bau:
Teil.5
Ein weiteres Problem ergab sich aus dem schon kurz erwähnten und generell richtigen Prinzip, daß die sowjetische Seite die Kosten für Generalreparaturen und laufende Instandhaltung der Liegenschaften zu tragen hatte. Nach Artikel 7 des „Inanspruchnahmeabkommens" konnte sie dazu sowie für Neubauten zu den in der DDR „geltenden Planungsterminen" die „erforderlichen Baumaterialien, Rohstoffe und Ausrüstungen" anmelden und sich ebenfalls für die Durchführung der Baumaßnahmen „der Leistungen der zu diesem Zweck bestehenden Organisationen" der DDR bedienen - die Bezahlung hatte jedoch durch die sowjetische Seite zu den gleichen Bedingungen wie für die NVA und zu den in der DDR gültigen Preisen zu erfolgen. (16)

Die erforderlichen Abstimmungen mit den sowjetischen Dienststellen führte die „Hauptdirektion VEB Spezialbau-Potsdam". Der direkt dem Ministerium für Bauwesen unterstellte VEB Spezialbau Potsdam war ausdrücklich für Bauleistungen in sowjetischen Dienststellen geschaffen worden. Dabei war er sowohl zuständig für die Vorbereitung und Durchführung von Investitionen für militärische Bauvor-haben und im Wohnungsbau als auch für die Ausführung von Werterhaltungs- und Neubauarbeiten bzw. für die Vermittlung von entsprechenden Fachbetrieben, aber ebenso für die Beschaffung von Baumaterialien und Ausrüstungen für die GSSD gemäß der oben genannten Vorplanung. Um Kosten zu sparen, sicherte nun aber die GSSD bei vielen Gebäuden nicht einmal die elementarste Wert-erhaltung. Und bei dem, was man doch unternahm, wurde aus gleichen Gründen viel improvisiert - vorherrschend durch sog. Truppeneigenleistung, wobei benötigtes Material zumeist durch Arbeits-einsätze von Soldaten in DDR-Betrieben oder auf Abrißbaustellen erworben, zum Teil aber auch „organisiert" wurde - solche Delikte standen zahlenmäßig in allen Jahren mit an der Spitze aller fest-gestellten Straftaten
(beispielsweise waren in einem Jahr auf Baustellen des Spezialbau Potsdam innerhalb sowjetischer Dienststellen 122 Diebstähle zu verzeichnen, darunter befanden sich 13 Kabeltrommeln im Wert von 124000 Mark.). Das sind übrigens die von Koop genannten „Straftaten im Auftrage von Kommandeuren”. Zum Teil gab es solche Truppeneigenleistungen selbst bei Neubauten, obwohl der genannte Artikel 7 unter Ziffer 1 klar vorschrieb, daß Neubauten für die sowjetischen Streitkräfte nur „in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Bestimmungen" der DDR und mit Zustimmung ihrer zuständigen staatlichen Organe erfolgen durften. Dadurch wurden bei solchen „Schwarzbauten" sowohl das Standortgenehmigungsverfahren als auch die Genehmigung der staatlichen Bauaufsicht der DDR umgangen. Außerdem fehlten in solchen Fällen dann bei der Rückgabe der Objekte die Projektunterlagen, ein Zustand, der beispielsweise Entscheidungen über Weiternutzung nach Abzug der GSSD/ WGT rechtlich und sicherheitsmäßig beträchtlich komplizierte. Unter den dargestellten Bedingungen verfielen in den Jahrzehnten ganze Gebäudekomplexe, so daß manchmal schon kostenmäßig der Abriß die einzig machbare Alternative blieb. Zum Teil wurden dann dafür Neubauten errichtet, zumal die Struktur der von früher stammenden militärischen Objekte natürlich oft nicht mit dem neuen Verwendungszweck, vor allem dem hohen Anteil von Technik, übereinstimmte. Gleiches galt auch für den unvergleichlich höheren Bedarf an Wohnungen. Es ist vor allem angesichts damaliger eigener Wartezeiten für Neubauwohnungen bemerkenswert, dass die DDR zur Deckung des Bedarfs sowjetischer Familien über die hier genannten vertraglichen Regelungen hinaus beträchtliche Kapazitäten und finanzielle Mittel abzweigte. So wurden neben den bei Vertragsabschluß von 1957 vorhandenen und zur kostenlosen Nutzung belassenen Wohnungen allein in der Zeit von 1967 bis 1988 aufgrund „zentraler Entscheidungen" weitere 32 565 Wohnungseinheiten aus Mitteln des Staatshaushaltes der DDR gebaut und ebenfalls zur unentgeltlichen Nutzung übergeben.
(17)
Wie sich trotz solcher zusätzlichen Hilfen der Zustand sowjetischer Garnisonen und Wohnsiedlungen grundsätzlich weiter verschlechterte, wurde von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer unübersehbarer. Die planmäßigen Bauleistungen durch DDR-Betriebe, die über jeweils für eine 5-Jahres-Planperiode abgeschlossene „Grundverträge" erbracht wurden, blieben vergleichsweise der Tropfen auf dem heißen Stein. Probleme ergaben sich ebenfalls bei der Instandhaltung von und Reparaturen an Versorgungsanlagen und -netzen, über die die sowjetischen Streitkräfte mit Gas, Wasser, Heizung, Kanalisation gegen Bezahlung versorgt wurden. Gemäß Artikel 5, Absatz 3 des Inanspruchnahmeabkommens war dabei die DDR für die Funktionsfähigkeit solcher Anlagen verantwortlich. Da notwendig werdende Reparaturarbeiten häufig nicht vorher planbar waren und es außerdem wegen der überzogenen sowjetischen Geheimhaltungs und Sicherheitsbestimmungen schon von Anfang an immer wieder Probleme bei der Auswahl, Zulassung und dem Einlaß dafür berechtigter deutscher Fachleute gegeben hatte, war es seit 1958 Praxis geworden, daß die GSSD solche Arbeiten in eigener Regie durchführen ließ, wenn es sich - wie zumeist - um geschlossene Objekte handelte. Die DDR stellte dafür jährlich auf Antrag des Oberkommandierenden der GSSD die erforderlichen Mittel bereit.

Der jährlich aus dem Staatshaushalt der DDR bereitzustellende Betrag hatte sich seit Vertragsabschluß im Jahre 1957 bis 1988 von zunächst 12 auf schließlich 115 Millionen Mark erhöht, wobei aber eine der Ursachen dafür in der Änderung der Industrieabgabe und Bauleistungspreise in der DDR insgesamt lag. Allerdings war auch der zweckbezogene Einsatz dieser bereitgestellten finanziellen Mittel nicht sicher nachprüfbar, sondern nur indirekt über die für die Versorgung zuständigen Betriebe. Der Zustand mancher dieser Anlagen sprach davon, daß offensichtlich ein Teil der dafür vorgesehenen Mittel für andere Baumaßnahmen Verwendung fand. Es war aber durchaus nicht so, daß die Inkonsequenz nur einseitige Ursachen hatte. Das wurde beispielsweise an der Regelung der Militär-transporte deutlich. (18) Im einstigen Stationierungsprotokoll von September 1955 waren dazu die bestehenden „Vorrechte" und „Vorzugstarife" für die sowjetischen Truppen festgeschrieben worden. Im Stationierungsabkommen von 1957 war davon keine Rede mehr. Vielmehr hieß es, daß die DDR weiterhin das Recht der Benutzung der Verkehrsmittel gewähre. Die Bedingungen dafür sollten in Sonderabkommen festgelegt werden. Das erfolgte im schon genannten Inanspruchnahmeabkommen vom Juli 1957. Gemäß Artikel 2 dieses Abkommens „gewährleistet" das DDR-Verkehrsministerium alle Militärtransporte auf Grund von Anmeldungen der Transportorgane der sowjetischen Streitkräfte bei den Organen des Verkehrswesens der DDR. Und die Bezahlung der Eisenbahntransporte erfolge zu den gleichen Bedingungen wie für die NVA. Im Widerspruch dazu bestätigte aber das SED-Politbüro am 4. Dezember 1979, daß für die GSSD ein Tarifsatz von 160 Mark je Doppelachse bei Militärtransporten beibehalten werde. Die NVA hatte zur gleichen Zeit dafür 720 Mark zu bezahlen. (19) Bei dieser selbst mitgetragenen Inkonsequenz war es kaum verwunderlich, daß es noch bis 1988 nicht gelungen war, bei der GSSD die Rechtsvorschriften der DDR über die Bezahlung von Wagenstandsgebühren gegenüber der Deutschen Reichsbahn durchzusetzen, obwohl es sich um Beträge in Millionenhöhe handelte. Nach der Interpretation durch die sowjetische Seite waren das zusätzliche Abgaben wie Akzise und andere, von deren Zahlung sie vertragsgemäß ja ausdrücklich befreit seien. Zu ökonomischen Belastungen führten ebenfalls Forderungen von Handels- und Dienstleistungseinrichtungen der DDR, die immer wieder durch Nichtabnahme vereinbarter Lieferungen und Leistungen, durch die Nichtanerkennung von Preisen, die Nichteinhaltung von Zahlungsfristen und Nichtbezahlung von Rechnungen seitens Dienststellen der GSSD entstanden. Bis 1988 wurden sie zum Teil als Schadensfälle behandelt und durch die Staatliche Versicherung reguliert, in einigen Fällen bei Betrieben und Einrichtungen schließlich sogar als Verlust abgebucht. Auch hier wäre es notwendig gewesen, wie bei der NVA die Regelungen des Vertragsgesetzes anzuwenden.
 
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Teil-6
Zu besonders schwerwiegenden Problemen der Sicherheit und Ordnung gehörten zum Teil recht folgenreiche Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung und andere strafbare Handlungen. Nach einer Übersicht der durch die Militärstaatsanwaltschaft der DDR im Zusammenwirken mit der allgemeinen Polizei sowie der Kriminalpolizei eingeleiteten Strafverfahren erreichten sie im Jahre 1984 einen Höhepunkt mit über 3000 Verfahren und wiesen danach eine sinkende Tendenz auf. Dennoch wurden auch im Jahre 1987 noch immer 2135 Verfahren zu Straftaten von Angehörigen der GSSD gegenüber Betrieben, Einrichtungen und Bürgern der DDR eingeleitet.
Diese setzten sich im Jahre 1987 wie folgt zusammen:
- 755 Straftaten „gegen das sozialistische Eigentum", darunter solche „zugunsten der
Truppe" wie beispielsweise Baustoffdiebstähle;
- 49 Fälle von Vergewaltigungen;
- 40 Raubüberfälle;
- 717 Verkehrsunfälle mit 28 Toten und 442 Verletzten sowie schweren Sachschäden und
- 104 Fälle von Rowdytum.
Territoriale Schwerpunkte waren die Bezirke Potsdam, Magdeburg und Dresden. (20)
Vor allem diese Kriminalität und der Umgang mit ihr sind für Volker Koop und Dr. Rupert Scholz der Beweis dafür, daß die eingangs durch sie konstruierte These - es waren noch Besatzungstruppen - auch das subjektive Handeln bestimmte: Sie fühlten sich als Besatzer und handelten dementsprechend : Bis zum Abzug der sowjetischen bzw. dann russischen Truppen aus Deutschland habe sich gezeigt, daß diese „von höchsten Offiziersdienstgraden bis hin zum Soldaten die Besatzermentalität unauslöschlich verinnerlicht hatten". (21) Abgesehen davon, daß - wie bereits nachgewiesen - schon die Ausgangsprämisse sachlich nicht zutrifft - wäre es zumindest wohl stark vereinfacht, alle diese strafbaren oder sonstigen kritikwürdigen Handlungen seitens der Angehörigen der GSSD auf nur eine Ursache zurückführen zu wollen. Tatsächlich ist aus schriftlichen Quellen wie durch Befragung von Zeitzeugen nachweisbar, daß Angehörige der GSSD - auch einige Truppenkommandeure - in Fällen von Beweisnot zum Teil versuchten, mit dem Sieg über Hitlerdeutschland zu argumentieren bzw. umgekehrt, mit der Niederlage der Deutschen. Aber schon aus ideologischen Gründen war man eigentlich von beiden Seiten sehr bemüht, sowohl hierbei als auch bei in der Öffentlichkeit - oft unter Einfluß von Alkohol - verübten Straftaten keinen Eindruck von Besatzermentalität aufkommen zu lassen. Offensichtlich spielten hier sehr verschiedenartige, auch aus der unterschiedlichen historischen Entwicklung und aus politisch-geographischen Gegebenheiten stammende Momente eine Rolle.
Sie begannen bereits damit, daß die Kommandeure und Befehlshaber der GSSD nicht oder zumindest ungenügend auf ihren Einsatz in der DDR vorbereitet worden sind.. (22) Nicht wenige von ihnen hatten zudem zuvor Truppenteile oder Verbände in Steppengebieten kommandiert, wo spezielle Marschstraßen (in der DDR sogar getrennt nach Ketten- und Radfahrzeugen), eng begrenzte Übungsgebiete, Lärmminderung aus Rücksicht auf dichte Besiedelung usw. keine Rolle spielten. Mit diesen Erfahrungen kamen sie in die DDR und kollidierten in der Regel rasch mit den hier völlig anderen Gegebenheiten sowie mit dem Lebensrhythmus in der DDR. Mit großer Beharrlichkeit trugen führende Offiziere der NVA dazu bei, allmählich mehr Verständnis für hiesige Erfordernisse durchzusetzen. Beispielsweise wurden in Wohnungen des Ortes Königsbrück längerfristig Meßgeräte aufgestellt, um dem Befehlshaber der sowjetischen Gardepanzerarmee zu beweisen, was entsteht, wenn sie wie bisher auf 12 Bahnen schießen. Im Ergebnis dessen wurden die Schießbahnen schließlich auf 1/3 reduziert. Aus ähnlichen Zusammenhängen gingen ernste Gefährdungen für Sachwerte und Personen von verschiedenen Übungsplätzen aus, weil Sicherheitsbestimmungen gröblichst verletzt wurden. Es gab Fälle, wo Ortschaften oder Gehöfte von Geschossen getroffen und Sachwerte beschädigt wurden. Um dem nicht nur mit Protesten entgegenzuwirken, demonstrierten Artilleriespezialisten der NVA immer wieder mit Meßgeräten vor Ort, wie sich selbst Bruchteile bei Winkelabweichungen auswirken würden. Eines der ernstesten Probleme ergab sich zweifellos daraus, daß fast eine halbe Million Soldaten und Zivilangestellter, davon viele sehr jung und ohne sonst übliches und gewohntes soziales Hinterland, unter Bedingungen weitestgehender Isolation in den Garnisonen lebten. Neben den schon erwähnten überzogenen Sicherheitsbedenken als Ursache dafür glaubte man, damit Vorkommnisse weitestgehend ausschließen zu können. Psychologisch verständlich provozierte das immer wieder Ausbruchsversuche unterschiedlichster Art - schließlich durften die Soldaten während ihres drei-, später zweijährigen Dienstes in der DDR gar nicht oder höchstens einmal in Heimaturlaub fahren, Ausgang gab es nur in der Gruppe, „Truppenbetreuungseinrichtungen" wie in der US-Armee wurden von der Führung abgelehnt.

usw. usf. es geht noch 22 A4 Seiten weiter in der Analyse.
Auf Wunsch Gesamtdokument als pdf.
Grüsse Hermann
 
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Hermann, danke !!! Danke auch für die dafür sicherlich größere Menge investierte Zeit.

Ich habe dies hier zum ersten mal so komplex lesen können - den Bedarf für das PDF-File melde ich hiermit an, Kontaktdaten hast du.

In diesem Umfeld habe ich mich mindestens ein Jahrzehnt verantwortlich bewegt. Mir ist bei unseren bisherigen gemeinsamen Diskussionen aufgefallen, dass du Teile daraus anders dargestellt bzw. ich dies anders aufgefasst hatte. Zuvorstehend sind genau ein Großteil der Probleme formuliert, die ich hier schon bzgl. meiner Arbeit an anderer Stelle angesprochen hatte, Zitate lasse ich mal lieber Weg, sie würden den Gesamtzusamenhang zerstören, aber einige Stellen liegen mir noch wortwörtlich in den Ohren - Grüße Djidwka
 
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Dj,
eine Analyse eines Deutschen (siehe Oben) ist eine feine Sache, sie zeigt das Bild aus unserer Sicht.
Nun war es ja nicht ganz seine Arbeit, ich habe auch den vollständigen Wortlaut der Analyse von 1987. Dennoch hat er das ganz umfangreich geleistet. Es gibt aber auch eine Sicht derer, die damit auf sowjetischer Seite zu tun hatten, vom einfachen Spezialbaupionier, über Fähnriche und Offiziere bis zum General.

Zu einigen wenigen besteht auch direkter persönlicher Kontakt, zu anderen verblieb nur deren geistige Arbeit als Buch oder Wortbeitrag. Nun bin ich ja noch nicht so alt, dass ich alle Zeitbereiche überblicken könnte, je weiter es zurückgeht, je spärlicher wird das persönlich verfügbare Wissen, dafür gibt es hier mehr Dokumente. Ich versuche hier etwas ausgleichend tätig zu werden, denn auch die andere Seite, die sowjetische, hat ein Recht ihre Sicht auf die Dinge darzustellen. Leider haben Krawallmacher in verschiedenen Foren und neuzeitliche Besserwisser in der Literaturebene einige Informationskanäle zerschossen ohne in der Betrachtungszeit je eine sowjetische Kaserne betreten oder Kontakte zu diesen Leuten besessen zu haben, die über den Rahmen der FDJ Wandzeitung hinausgingen.

Ich hatte früher einige wenige solcher langen Freundschaften, heute dafür um so mehr. Deshalb sei manche nebulöse Darstellung etwas entschuldigt, ich kann aus verschiedenen Gründen nicht jede Passage mit Namen freischalten, wenn diese Leute das nicht wollen. So ist die Regel, leider. Zurück zum Thema.

Das wir wegen der Kosten und dem ganzen Procedere als DDR nicht so ganz zufrieden waren mit der Stationierung, dürfte klar sein, es hat uns ökonomisch erheblich belastet.

Ich kanne schon früher recht genaue Zahlen, fragen brauchte ich dazu damals aber niemanden, weil nicht verifizierbar.

Andererseits muss ich gestehen, dass die pauschalen Einodnungen in a. alle,
b. immer, c. komplett usw. als Fach so nicht stimmen, denn jeder kann von sich behaupten, daß gerade seine Freunde und Kontakte nicht so waren wie die Argumentation allgemein verdeutlichen möchte.

Logisch ist das so, denn jeder sucht sich seine Freunde auf. Dennoch war es so wie in der Analyse dargestellt, mal verschärfend, mal ganz seicht.

Die über Jahre unzweckmäßige Umgangsweise mit dem Begriff und der Tatsache der Stationierung an sich, war sicher auch von den politisch Handelnden gewollt oder in Kauf genommen. Das führte dazu, dass man sich erst recht spät mit dem Thema und den Ver-werfungen befasste. Das Hallo der daran Beteiligten dürfte frustrierend und brachial zugleich gewesen sein. Hat es aber die Freundschaften zerstört oder belastet? Ich glaube nicht. Insgesamt war es, das Umfeld, ein Ergebnis des II.-WK in den Besonderheiten der Deutschen Teilung, das Lange Zeit wirkte.
Wer die Auftritte eines Herrn Abrassimow kennt, der sich hier wie der Sonnenkönig und ein Mix aus napoleon bewegte, wird verstehen was ich meine.
Ob mehr Chancen bestanden, diese Untiefen zu Richten ist die Frage. Ob das die denen man heute Untätigkeit im MfAA, MfNV oder MdI vorwirft, das richten konnten, kann ich nicht beantworten. Ich kann nur das reflektieren und versuchen einzuiordnen was man mir in Gesprächen, Briefen oder sonstwie mitteilt. Das ist schwer genug, wenn man nicht in alle Aussagen wie in einen Topf reinschauen kann. Die Gesamtanalyse zeigt aber auch, dass es das dicke allegemeine Freundschaftsverhältnis so in der breiten Masse nicht gab.

Auch wenn wir, die DDR für die (die Sowjets) einen gewissen Wert im militärischen Ge-füge hatten, wenns konkret wurde waren wir auch Ballast, Freund, wirtschaftlicher Faktor. Über viele Jahre waren wir sicher auch der unsinkbare Flugzeugträger ganz vorn, aber als es heiss wurde, hat man uns fallengelassen wie ne heisse Kartoffel und zum Abzugsfest wurde kein einziger NVA Soldat eingeladen. Dafür soff der Oberbefehlshaber mit etlichen geklauten Mercedes lieber mit seinen neuen Freunden, die das dann auch noch als Buch herausgaben...

Was ich sagen will ist, daß die Gesamtbetrachtung äusserst komplex und vielschichtig ist. Da spielen meine Ansichten Null Rolle, weil es diese Begehebheiten so oder so in hundert anderen Versionen an allen Orten gab. So war das Leben. Letzen Endes muss jeder selbst sehen, wo er die Lebenserfahrungen mit denen hinbucht. Meine bleiben auch mit Abstand betrachtet, wertvoll, aber das muss jeder mit seinem Gewissen und seinem Umfeld abmachen, glaube ich.

Wenn sich heute einige hinstellen, und alles über einen Filter gezogen rosa malen, so sei angemerkt: wo war deren personliche Arbeit um die Situation zu verbessern? Wo waren denn die Neuwissenden als es im Hochwassergebiet stehend nur die "Russen" waren die halfen? Die Bauern deren Feld hinter havelberg absoff waren Mittag bei Mutti, auf dem Feld waren wir und die Russen. Sich heute hinzustellen es seien alles Verbrecher gewesen, kann man so nicht stehen lassen, es ist auch nicht in der Realität so gewesen.

Dafür heute jeden Appelklau als das Ereignis bewerten zu wollen halte ich für daneben. Das ist aber nur meine Meinung, andere können das anders sehen.
Grüsse Hermann
 
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DJ
und andere Interessierte auf diesen Seiten kann man kostenfrei die gedanken und Analysen herunterladen. In so kompakter Form habe ich sie selten gefunden. Über einige Aussagen könnte man sicher noch mehr sagen und zusammentragen, aber das ist nach 20Jahren ein nicht zu unterschätzender Kraftaufwand.

Grüsse hermann
http://www.aggi-info.de/fileadmin/Artikel/info 10/Art2.pdf

http://www.aggi-info.de/fileadmin/Artikel/info 10/Art5.pdf

http://www.aggi-info.de/fileadmin/Artikel/info 10/Art1.pdf
 
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Um Himmelswillen Hermann, ich konnte ja nicht wissen das meine Nachfrage solch einen Text-Tsunami bei Dir auslösen tut. Mich hat das halt mal genauer interessiert, ob man das Bauprozedere pauschalisieren kann. Danke für Deine Ausführungen.

Ich nehme Dein Angebot der.pdf Datei gerne an. Dann kann ich das im Gesamten mal auf mich wirken lassen, vielleicht habe ich dann nicht mehr so viele Fragen:oops:
 
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Boulder
ist ja auch kein Problem, ich wolte lediglich darstellen wie komplex das Thema war und wie viele facetten dort hineinspielten. Würde man noch tiefer gehen, müsste man weitere Seiten beleuchten, naben den Bauleuten die eigentlichen Nutzer so es nicht Wartungseinheiten gab und deren Verantwortliche in den Unterkunftsabteilungen Kesch oder deren Verwaltung in Wünsdorf, der KEU.
Grüsse Hermann
 
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@Hermann,
ich habe mir erstmal alle PDF's gesichert, danke für die Links.

@Boulder,
deine Frage war meines Erachtens schon ok -sie war überlegt & zum Thema gestellt- bei Hermann sind Folgereaktionen manchmal halt schwer einzuschätzen. Dies meine ich jetzt völlig wertfrei und es ist im Prinzip gut, dass es so was gibt.

Und letztendlich sind die Texte vom notwendigen Speicherplatz kürzer als manches Bild hier - Grüße Djidwka
 
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DJ,
der Oberst gibt in bester komprimierter Form wieder, was die Teilergebnisse der 1987er Untersuchungen erbrachten. Viel Platz für weitere Betrachtungen wollte er nicht geben, weil das nicht das Ziel der Arbeit war. Ziel war die komprimierte Darstellung der Haupt-probleme der Stationierung. Ansonsten braucht Boulder keine Angst haben, wir kennen uns ja schon eine Weile. Das einige mit einigen meiner Macken nichts anfangen können, damit muss ich leben. Die, die mich kennen, wissen aber, dass hinter manchem laxen Bewertungssatz meist mehr dahintersteckt, nicht weil es nun von mir kommt, sondern weil man nach einer gewissen Zeit in den Foren erkennt, wer es ehrlich meint und wer nicht. Wer was wissen will, kann fragen, genau das tat Boulder. Für Nichtfragende kann ich nichts und auch das lässt mich niemals unruhig schlafen.
GRüsse Hermann
 
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Hermann,
mir ist schon klar, dass Boulder ein Mensch ist, der gut im Leben steht und schon deshalb keine Ratschläge braucht. So war es auch nicht gemeint.

Etwas viel Wichtigeres: Ich habe inzwischen auch die Artikel 3, 4 & 6 heruntergeladen. Dann hört es wohl auf.

M.E. hat der Artikel 5 von Oberst a. D. Prof. Dr. sc. Wilfried Hanisch Zum Ausscheiden der DDR aus dem Warschauer Vertrag im Jahre 1990 nur wenig mit deinem oben zitierten Text zu tun ? Oder es ist heute einfach viel zu heiss, auch möglich :???: Grüße Djidwka
 
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Auch auf die Gefahr hin das ich hier vom eigentlichen Thema abschweife (die MOD's mögen es mir verzeihen). Ansonsten ist es eigentlich ganz einfach, wer nicht fragt, bekommt keine Antworten und wenn's mich nun etwas genauer halt mal interessiert und ich beim "oberflächlichen" nicht stoppen möchte, frag ich halt.

1. Beinhalteten die Vereinbarungen in dem Reg.Abkommen über die zu erbringenden Leistungen unserer Seits nur die neu zu errichtende Kasernenkomplex/Lager der Sowjets? Oder waren da auch die Wiederaufbaumaßnahmen alter WK II Objekte (Wünsdorf, FAHA usw.) eingeschlossen? Oder hat man den Sowjets gesagt:"...wenn Ihr das alte Ding unbedingt haben wollt, bitte schön, aber dann macht das allein!"

2. War in dem Abkommen auch geregelt welche Objekte von uns zu erstellen sind? D.h., gab es eine "Schablone" welche Objekte für einen Komplex notwendig sind? Oder wurde das von Objekt zu Objekt unterschiedlich gehandhabt (Ihr Sauna und Sporthalle musste Sie wahrscheinlich schon selbst errichten)? Bei sensiblen Objekten wurde wohl so wenig wie möglich aus der Hand gegeben. Da haben die Sowjets wahrscheinlich so viel wie möglich selbst errichtet, um sich vor neugierigen Blicken und unbequemen Fragen zu schützen.

3. Hatten die Sowjets bei sich zuhause auch eigene Projektierungsbüros/Betriebe die Anlagen der GSSD projektierten, da man diese Unterlagen nicht aus der Hand geben wollte, um sie dann hier umzusetzen? Ich denke ja. Ich glaube nicht das Potsdam Lychen oder FAHA projektiert haben.

Habe mir alle 3 .pdf gespeichert, Danke.
 
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DJ,
wenn Du an den agegebenen Adressen den Part auf die Stammseite verkürzt, so daß eine Hauptseitenadresse herauskommt, findest Du noch ca. 50 weitere interessante Analysen. Interessant sind einige davon, je nach Blickwinkel des Analysierenden entstehen aber auch verzerrte Bilder, weil die Berichtenden bei verschiedenen Tagungen, Veranstaltungen, Treffen in hohen Ebenen nicht dabei waren. Ich persönlich finde es zum Teil recht fragwürdig, wie sich manche heute hinstellen und ganz offen einen Chef des HS kritisieren oder sich seitenlang dazu auslassen, was er wann wie oder nicht gesagt hat. Hier hilft nur: persönlich fragen. Ich habe bisher immer erschöpfende Antworten erhalten.

Boulder,
die Nutzung oder genauer Demontaged, Weiternutzung, Umnutzung von Einrichtungen in Deutschland, also Objekte der OT, Wehrmacht, Parteien, beschlagnahmte Anlagen unterlagen nach 1945 einem komplizierten Prozess. Die genauen Passagen zu den grundsätzlichen Verhaltensweisen, also der Nutzung im Eigenbedarf oder die nachhaltige Zerstörung oder Maßnahmen zur nicht militärischen Nutzung durch die Deutschen unterlag konkreten Vereinbarungen in den verträgen von Jalta, Teheran, Potsdam. Das ist schon ein noch komplexeres Thema als das vorangegangene. Zum einen wollte man nicht dauerhaft in deutschland bleiben (zu diesem Zeitpunkt) andererseits sollte Deutschland konkret ENTMILITARISIERT werden, drittens wollte man so viel wie möglich Reparation, viertens sollten die Deutschen zu diesem Zeitpunkt ihre Geschicke im einigen deutschland irgendwann wieder selbst in die Hand nehmen, viertens wiollte man Technologie, Anlagen, Spitzenprodukte haben (Klauen) wie die anderen Alliierten als Sieger auch.

Aber es zeigte sich am politischen Horizont eine andere Konstellation, denn Churchill definierte es so:
"Ich glaube wir haben das falsche Schwein geschlachtet..." Er meinte Deutschland und impizierte es auf Russland. Hier überschnitten sich die Interessen der Hardliner in Moskau, mit denen der SMAD die u.a. dem Wiederaufbau vorantreiben sollte mit vielen anderen Interessengruppen. Wenn man nun bestimmte Anlagen weiternutzte dann tat man das als Sieger, der was nutzen wollte und basta. Dinge von denen man damals glöaubte dass sie keinen Wert hatten oder haben sollten wurden demontiert, gesprengt, zerstört. Das rächte sich in den Jahren als klar war, dass man eben nicht schnell abzog, weil (Ost) Deutschland in den Interessen gegen die USA mit der NATO eben eine Rolle spielen sollte und musste. Demzufolge wurde das gunutzt was man nutzen wollte, konnte, durfte. Ab einem zeitpunkt xy tönten zwar die 4 Alliierten noch von den verträgen, hielten sich aber in ihren Besatzungszonen nicht daran. So war es auch hier. Die Wiedernutzung, Neuinbetriebnahme etc begann. Jetzt rächte sich das schnelle Zerstören von Anlagen oder Anlagenteilen von Hetzern, Scharfmmachern, Politkomissaren und Dummköpfen nach 1945 erheblich. Leider waren bei diesen Spielchen die Befehlshaber der Armeen als zugleich militärisch und zivilrechtlich verantwortliche Leute in den SMAD Länderverwaltungen davon nicht ausgenommen.
Mann kann das hier noch ausbauen, es ist aber ein durchaus schwieriges Thema.
IM Telegrammstil weiter.
Sonderbaustab 100 mit Sitz in KAHO später FFO übernahm die Projektierung der Objekte die wiederaufgefahren und oder neu ertüchtigt werden sollten. Wqaren es Neubauten kamen die Projektanten aus ca 11 Büros in der UdSSR. Damnals waren die Strukturen sehr kompliziert, die Arbeit vor Ort aber einfacher. Später hatten alle Nutzter eigene Büros, weil die Arbeiten und Vorgaben der Nutzer so verschieden waren.
Fernmeldestab zur besonderen Verwendung 100 kümmerte sich um die Nachrichtenanbindung der oberen Ebene, gestützt durch die verwaltung Nachrichten der SMAD und die Nachrichtenkräfte der Armeen. Damals war die GSBTD sehr zersplittert, man saß in KAHO, Potsdam, überall mit wichtigen Stabselementen. So saß die GSBTD in der ehemaligen reichsverwaltung ddes DRK (später Schule für Staat und Recht) und zog 1952/ 1953 nach Wünsdorf um. Spätestens jetzt wurde alles wesentlich straffer zentralisiert u. organisiert. Durch die sich abzeichneden Widersprüche und Wiederbewaffnung beider Seiten Deutschlands war klar die Lage äbndert sich. Mann musste der deutschen Seite Kasernen und ANlagen geben, wollte man diesen Aufbau nicht behindern und selbst die Besatzungskosten senken. Der Bauteil, der Betruieb und die Unterhaltung. nahmen enorm an Bedeutung zu. Spätestnes jetzt begann man im MdI nachzudenken was man noch nutzen könnte. Rauen zum Beispiel oder Kurfürst.
Doch dazu später...
Grüsse Hermann
 
AW: Warenshof Kernwaffenlager GSSD

Hermann,
du bist mir mit dem Posting gerade zuvorgekommen. Genau dies habe ich gemacht -und heute ist es nicht mehr so heiß- und so habe ich auch mit deinen zusätzlichen Info's in #19 die beiden PDF-Originale zu den oben zitierten Texten leicht gefunden. Also noch mal » vielen Dank - Grüße Djidwka

PS: deinen ergänzenden Bemerkungen stimme ich ja zu, es ist aber so schön zusammengefasst und kopierbar. Und ausserdem hat mal hier ein anderer ferstgestellt, so was sollte man sowieso nicht so ernst nehmen. Und wenn ich den Namen von dem sogenannten Pfarrer lese, mit dem hatte ich direkt gar nichts zu tun, nur mit seinen beiden Staatssekretären, bekomme ich noch heute Magenkrämpfe.
 
AW: Warenshof Kernwaffenlager GSSD

DJ,
einer dieser Staatssekretäre ist heute GF der Brandenburgischen Boden GmbH. Der andere, der Versicherungsvertreter war menschlich durchaus in Ordung aber für die Aufgabe eine Flasche.
Alle von Schöhnbohm bis Pillopallo stellen sich heute hin was sie für uns getan haben. Ich habe das rechtzeitig beendet und war zu diesem Krampfzeiten bereits weg.

Grüsse Hermann
 
AW: Warenshof Kernwaffenlager GSSD

H,
aha, ich hatte das bisher nicht weiter verfolgt. Es erklärt dann aber einiges, ich habe mal gegoogelt - und klar, wir reden üben den selbigen.

Ich hatte es mit der Uniform genauso gehalten, ich wollte mir mal nicht -dann zurecht, oder zumindest mich im Erklärungsnotstand befindend- vorwerfen lassen, in zweien rumgerannt zu sein. Mir hat für die Bewertung schon 1990 bis Oktober völlig gereicht - Grüße Djidwka

PS: aber eins muß ich klar feststellen, ich habe Schönbohm 1990 kennengelernt und saß bei ihm mehrfach am Tisch, DIESE damalige Aufgabe hat er gut hingekriegt.
 
AW: Warenshof Kernwaffenlager GSSD

DJ,
ich hate als direkte Chefs erst einen
GL, (Dr. Walter Paduch)
dann einen GM (Eberhardt Siewert)
und dann wieder einen GL (Alfred Krause). Letzterer war ja lange Zeit Divisionskommandeur. Alles sehr unterschiedliche Menschen auch im Herangehen. Mein letzter Chef war nach dem Oktober 1990 noch ein oben genannter Herr. Der hat zwar umgehend ein Buch über die beiden Armeen in einem Vaterland veröffenlicht aber das Wasser konnte er keinem der vorgenannten reichen, nicht mal ansatzweise. Nun kannte ich den oben genannten Herren durch unsere Analysen zu dem Verein von dem er kam, und der plötzlich kurzzeitig mein Geldgeber wurde. Ich habe doch einige Punkte der Aussagen wiedergefunden und sehe die, die das erstellt hatten, vom grössten Panzermann, den man wegen kühnster Ideen auf einen anderen Posten abschob, bestätigt. Seine bescheuerten Einwände in Richtung Osten haben das in den vergangenen Jahren eigentlich verstärkt.

Auch die Berliner Polizisten denen er ja Ordnung beibringen wollte, hatten schnell erkann wer da vor Ihnen stand. Ich habe keine gute Erinnerung aber was solls.

Wertvoll nach 1990 waren mir nur die Ratschläge der älteren Fachleute mit Kampfer-fahrung. Sie sagten alle unisono: Ihr habt keine Chance, auch wenn ihr noch so gut seid, lasst es sein und geht in die freie Wirtschaft, was dann auch alle taten...
Grüsse Hermann
 
AW: Warenshof Kernwaffenlager GSSD

... lasst es sein und geht in die freie Wirtschaft, was dann auch alle taten ...

Genau, dass war auch meine Motivation, & ich war im 'grenzwertigen' Alter dazu (ich sag mal, bei dir sah es da besser aus). Da gab es nicht viel zu überlegen oder gar zu experimentieren. Und glauben konnte man denen (den Neuen nach 1990) sowieso nichts, völlig im Gegenteil zu früher.

Sehr wohl übrigens aber denen, die von der BW 'rübergeschickt' wurden, um das Problem mit zu lösen. Das sei einfach festgestellt, man würde der Sache da sonst ungerecht. Die, die ich kennengelernt hatte, waren von Anfang an ehrlich. Und das war ein gute Arbeitsbasis, zu einem Teil habe ich immer noch losen Kontakt.

Und es hat sich gelohnt » ich kann mich ohne A...kriescherei durch den Staat bewegen und kann manchen, ohne vielleicht sonst notwendige persönliche Rücksicht, bei Bedarf gehörig auf den Nerven rumtrampeln. Und dass mache ich gern & oft. Aber dies hat immer weniger mit KWL GSSD zu tun - Grüße Djidwka
 
AW: Warenshof Kernwaffenlager GSSD

Wie ich gerade im Anzeigen Kurier lese soll auf dem Gelaende der ehemaligen Wohnsiedlung der GSSD-Liegenschaft Warenshof nach dem Scheitern des Piratendorfes nun ein Solarpark entstehen. Moeglicher Fertigstellungstermin: Sept. / Okt. 2010, Auftraggeber: Warener Raiffeisenbank, Flaeche der Solarernergiegewinnung: 19'205m², bezifferte Leistung: 2,68 MW. GF
 
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