Wünsdorf: Schutzbauwerk UK-20 "Nickel"

Martin Kaule

Administrator
Im Rahmen der gestrigen Führung über das mehr als interessante Gelände in Zossen/Wünsdorf konnten wir u.a. folgende Anlage besichtigen. Das Schutzbauwerk UK-20 (Gefechtsstand für die Luftverteidigung (PWO), knapp 150m lang).

Anbei einige Impressionen.

Viele Grüße
Martin

Die Anlage kann problemlos in Rahmen von Führungen durch die Bücherstadt Tourismus GmbH besichtigt werden.
 
Matin,

kurze Klarstellung: UK-20 (bzw. jene Einheiten, die darin arbeiteten) waren nicht der 16.LA unterstellt. Der Begriff "GS der 16.LA" ist somit nicht korrekt.

Es war aber ein Gefechtsstand für die Luftverteidigung (PWO).

Der Unterschied macht sich schon dadurch bemerkbar, dass der Dienstgrad des "UK-20 Chefs" höher war als der des Befehlshabers der 16.LA...

Natürlich gab es einen arbeitstechnischen Zusammenhang zu 16.LA - das steht außer Frage.

Beste Grüße
Goony
 
AW: GSSD Schutzbauwerk bei Wünsdorf: UK-20

noch gefunden - am ... auf ...
 
AW: GSSD Schutzbauwerk bei Wünsdorf: UK-20

der rest...+ein verteidigungsbauwerk des GS
---viel spass damit---;)
 
Das Schutzbauwerk in Wünsdorf ist eigentlich der am besten erhaltene bunker in der Bunkerstadt ich wohne direkt am endbauwerk wo ständig etwas sand nachrutscht und trotzdem ist die maibach II anlage begehbar aber die maybach I anlage aufgrund von bestiziden nicht ...
 
Hallo

Zur Abrundung der Informationen über „Nickel“ zitiere ich aus dem Buch „Die militärische Sicherheit der DDR im Kalten Krieg“ erschienen bei Projekt & Verlag Dr. Erwin Meißler (www.meissler.de):

„Nickel“
Geschützter Gefechtsstand der sowjetischen Luftstreitkräfte/Luftverteidigung auf dem Territorium der DDR und der 16. Luftarmee der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.

Die Bunkeranlage des Gefechtstandes - Deckname „Nickel“ - vom Typ UK-20 (eine Analogie zum deutschen Typ GDF 2A 13) war 1983/85 von einer sowjetischen Spezialbaueinheit unweit der geschützten Führungsstelle des Oberkommandos der GSSD auf dem Gelände des ehemaligen Truppenlagers der Wehrmacht in Zossen errichtet worden. Sie besteht aus drei in Schalenbauweise errichteten Sheltern (60 m lang und 13 m breit), die in offener Bauweise montiert wurden. Die Raumaufteilung wurde nach dem Einbau einer Zwischendecke durch Ziegelwände realisiert.

Nach Kriegsende hatte sich der Stab und einige Bedienungseinheiten der 16. sowjetischen Luftarmee im ehemaligen Truppenlager Zossen der Wehrmacht einquartiert, das nun als „Fliegerstädtchen“ bezeichnet wurde. Für den Gefechtsstand waren im Südteil des Lagers einige der dortigen Kasernengebäude durch entsprechende Umbauten hergerichtet worden. So hatte man z. B. drei Gebäude in der Ebene ihrer 1.Etagen durch Übergänge miteinander verbunden und die Raumaufteilung der Gebäude den zu erfüllenden Aufgaben angepasst. Mit der fortschreitenden organisatorischen, inhaltlichen und vor allem technischen Entwicklung und Vervollkommnung in der Folgezeit konzentrierte sich in Zossen die Führung des Gesamtsystems der Luftraumüberwachung und -verteidigung der GSSD, die den Einsatz modernster Informations- und Führungstechnik erforderte. Das führte letztlich zum Bau des neuen, geschützten Gefechtsstandes.

Bei dem neuen Schutzbauwerk des Gefechtsstandes verbindet ein zentraler Baukörper (Block C) die beiden nebeneinander liegenden Shelter an einer der Längsseiten. Ihre anderen Enden wurden mit Betonwänden verschlossen. Über der Erddeckung der Shelter lag eine 0,6 m starke auskragende Zerschellschicht, die ihrerseits wiederum durch eine bepflanzte Erddecke getarnt war. Diese Anordnung bot eine ausreichende Tarnung gegen Luftaufklärung. Die Eingänge zum Bunker lagen an einer, rund um die gesamte Anlage führende Betonstraße. In einem dritten Shelter (58 m lang), an das zentrale Bauwerk anschließend, waren alle für den autonomen Betrieb der Gesamtanlage notwendigen Einrichtungen zur Luft-, Wasser- und Energieversorgung untergebracht.

Die Stärke der im 24-Stunden-Dienst eingesetzten Dienstschicht lag bei etwa 60 Armeeangehörigen - u.a. auch Offiziere der NVA - die in den einzelnen Führungssektionen arbeiteten. In einem Shelter (Block B) lag der etwa 18 m lange und über beide Etagen reichende Saal des Aufklärungs- und Informationszentrums. Hier wurde an einer 4 x 4 m großen Projektionswand die aktuelle Luftlage über Zentraleuropa dargestellt und geführt. Mit Hilfe des modernen rechnergestützten Systems „ALMAS“ konnten die von den nachgeordneten Führungsebenen eingehenden Aufklärungsinformationen schnellstmöglich analysiert und entsprechende Befehle direkt an die Flieger- bzw. Fla-Raketentruppen gegeben werden.

Im benachbarten Shelter befand sich der 23 m lange, ebenfalls über beide Etagen reichende Saal des Gefechtsführungszentrums, wo an Hand der im Aufklärungs- und Informationszentrum erkannten Luftlage der Einsatz der zugeordneten Luftverteidigungskräfte mit dem Automatisierten Führungs- und Leitsystem „WOSDUCH“ geplant und geführt wurde. Auch hier gab es an der Nordseite des Saales eine große Projektionsfläche auf der die jeweilige Lage dargestellt wurde. Davor saßen an ihren Führungspulten die diensthabenden Offiziere. In einem anderen Saal war das Gefechtsführungszentrum der 16. Luftarmee installiert. Weitere Räume enthielten Anlagen und Einrichtungen des Wetterdienstes und der Rechentechnik und dienten als Arbeitsräume für technisches und sicherstellendes Personal. Im dritten Shelter befanden sich die Räume für die Stromversorgung aller Anlagen, einschließlich der Netzersatzanlage sowie die Systeme zur Versorgung mit Luft und Wasser.

Zur Bunkeranlage „Nickel“ gehörte außerdem ein 20 x 30 m großer geschützter Garagenkomplex mit 5 LKW-Stellplätzen für den mobilen Teil - WP-04M - des Systems „WOSDUCH“, der mit der stationären Anlage verbunden war. Das waren vier Ural-Sattelschlepper mit großen Aufliegern für die Rechentechnik und mehrere Fahrzeuge zur Sicherstellung wie z.B. Aggregate und Wartungseinheiten. Bei Notwendigkeit konnte die mobile Technik ohne Verlust der gespeicherten Luftlagedaten von der stationären Anlage abgekoppelt und an andere Standorte verlegt werden.“

Soweit die Angaben zu „Nickel“ aus dem o.g. Buch, das in ähnlicher Kurzform - anschaulich illustriert - weitere wichtige geschützte Führungsstellen der NVA beschreibt.

Grüße Hans-Georg
 
Danke für die umfassend öffentlich zur Verfügung gestellten Informationen, Hans-Georg.

Ist dir bekannt ab wann das System ALMAS da im Einsatz war (bzw. könntest du mir dazu direkt einen Beleghinweis geben) ?

Grüße Frank
 
und ich freue mich auch das solch vollständige Info´s zu meiner sehr groben Anfrage erfolgt sind....(und klasse das dies nun als eigenständiger Tread zu finden ist)

Grüße

PS:mad:Historiker: hast du den ganzen Text von Hand abgetippt?
 
Vielen Dank für die detailierte Beschreibung des Komplexes.

Warum wurden eigentlich zwei verschiedene automatisierte Führungs- und Leitsysteme (AFLS) eingesetzt?

BG
Martin
 
nach meiner Info mußte auf Grund von anderen Reaktionszeiten (Einsatzbereitschaft) der Luftstreitkräfte/Luftabwehr ein neues System aufgebaut werden, warum Neubau und nicht Umbau kann ich nur vermuten? Technische Gegebenheiten am alten Standort,Platz oder unterbrechnungsfreie "Systemänderung" (wie gesagt Vermutung)

Grüße

Nachtrag: jap Frank, ich beging den Fehler nicht direkt zu fragen woher die digitale Ausgabe des "Schreibers" stammt, gibt aber sicher nur 1 logische Erklärung :tan:
 
Warum wurden eigentlich zwei verschiedene automatisierte Führungs- und Leitsysteme (AFLS) eingesetzt?

Das haben wir woanders schon abgearbeitet. In Kürze » es sind zwei getrennte Systeme. Eines zum Darstellen der Lage an sich und eines zum Führen der LV-Systeme. Das muß man zwar nicht zwingend trennen, es hat aber Vorteile. Und es war vor allem in diesem Zeitraum so (geplant & realisiert). Dort waren sie in einem Komplex, in der NVA waren sie getrennt installiert (ZGS-14/GS-FlaRBr). Um die Aufklärung des zweiten Teils kümmert sich ja gerade aktuell (u.a.) Stefan.

Grüße Frank
 
Im Buch "Vom Sperrgebiet zur Waldstadt" findet man auf Seite 197 (5. Auflage) / 199 (4. Auflage) ein Bild der scheinbar aktiven Luftraumkoordinierungszentrale (Luko) in Wünsdorf. Sind es jene Anlagen im Objekt Nickel oder gab es oberirdisch noch ein friedensmäßigen "Befehlsstand"?

BG
Martin
 
Danke für die umfassend öffentlich zur Verfügung gestellten Informationen, Hans-Georg.

Ist dir bekannt ab wann das System ALMAS da im Einsatz war (bzw. könntest du mir dazu direkt einen Beleghinweis geben) ?

Grüße Frank

Hallo Frank

Ich gehe davon aus, dass unmittelbar mit der Fertigstellung des Bauwerkes im Stammlager Zossen auch das Sytem ALMAS-2 zum Einsatz kam. Bei den Luftstreitkräften/Luftverteidigung der NVA wurde es bereits 1978
mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaues und der Einbindung des Zentralen Gefechtsstandes (ZSG-14) in das diensthabende System der Warschauer Vertragsstaaten eingesetzt. Und die Technik hatten wir doch vom "großen Bruder für viel Geld eingekauft". Hier müßte das Forum der LSK/LV Näheres sagen können.

Gruß Hans-Georg
 
Ja, meine Frage bezog sich rein auf Zossen. Zum ZGS-14 haben wir u.a. einem Thread hier -Stichwort Luftlagedarstellung ZGS-14-, der enthält auch recht seltene Aufnahmen der Darstellung. Uns war das mit Zossen ja schon aus technischen Gründen bekannt (Zossen bezog ab einem gewissen Zeitpunkt auch Daten aus Füwa). Ich wollte den Zeitpunkt etwas genauer definieren.

Grüße Frank
 
zitiere ich aus dem Buch „Die militärische Sicherheit der DDR im Kalten Krieg“ erschienen bei Projekt & Verlag Dr. Erwin Meißler (www.meissler.de):

(...)

Nach Kriegsende hatte sich der Stab und einige Bedienungseinheiten der 16. sowjetischen Luftarmee im ehemaligen Truppenlager Zossen der Wehrmacht einquartiert, das nun als „Fliegerstädtchen“ bezeichnet wurde. Für den Gefechtsstand waren im Südteil des Lagers einige der dortigen Kasernengebäude durch entsprechende Umbauten hergerichtet worden. So hatte man z. B. drei Gebäude in der Ebene ihrer 1.Etagen durch Übergänge miteinander verbunden und die Raumaufteilung der Gebäude den zu erfüllenden Aufgaben angepasst.
Das würde ich gerne thematisieren wollen bei Gelegenheit.
 
Das würde ich gerne thematisieren wollen bei Gelegenheit.

Hallo Büttner

Frage:
In welche Richtung ist die von Dir angekündigte Thematisierung gedacht: Soll es um die 16. Luftarmee schlechthin als Bestandteil der GSSD gehen (seit 1946 im Stammlager Zossen, zwischen 1948 und 1968 vorübergehend aber als 24. Luftarmee bezeichnet) oder geht es um das Stammlager, als Dienstsitz und Unterkunft des Stabes der 16. Luftarmee ?

Dazu ein weiterer Hinweis auf bereits existierende Publikationen.
Zum ersten Aspekt ist in der Reihe „Militärgeschichtliche Blätter - Schriftenreihe zur Militärgeschichte“ 2009 ein Heft mit dem Titel „Das Oberkommando der GSSD in Zossen-Wünsdorf“ erschienen.

Der zweite Aspekt wird auf mehreren hundert Seiten in Form einer Zeittafel mit zahlreichen Abbildungen, Schemata und Tabellen als Inhalt eines virtuellen Lesebuches (CD-ROM) mit dem Titel „90 Jahre Garnisonsgeschichte Zossen-Wünsdorf“ veröffentlicht. 13 Kapitel insgesamt, davon 10 zum Zeitraum der deutschen Nutzung 1906 - 1945 und 3 Kapitel zum Zeitraum der sowjetisch/russischen Nutzung von 1945 bis 1994.

Beide Publikationen hat der schon genannte Projekt & Verlag, Dr. Erwin Meißler herausgebracht. (www.meissler.de)

Hans-Georg

Stab 16.LA.jpg
 
Oben