Burk, Du liegst schon richtig. Man muß etwas weiter ausholen um die Beweggründe für dieses Netz und andere Netze zu finden. Zu allererst gilt fir Tatsache, aus Geheimhaltungsgründen, dienstlichen Gründen und reiner Zweckmäßigkeit haben mal verschiedene Träger versucht, was allein zu gestalten. Rein technisch stiess man wegen der erforderlichen Kabelkapazitäten und den notwendigen Netzkomponenten (ÜBertragungsstellen, Verstärker, Abzweigpunkte etc.) schnell an Grenzen auch in Berlin. Man hat recht früh versucht, ab 1954 der Regierung aus dem bekannten Gründen ein eigenes Netz zu verpassen. In Berlin waren dazu ca. 26 Schnittstellen, Vermittlungen, Knotenb usw. betrieben worden, von 300 TNA = Teilnehmeranschlüssen bis 2000 TNA. Dieses Netz basierte und nannte sich R- Netz, Regierungsnetz, war in vielen Punkten im Stadtbezirk selbstwahlfähig über die Einwahl 7 oder 8. War aber über die Fernsprechvermittlung der Regierung in die Bezirke und Kreise handvermittelt. Je weiter man sich von Berlin entfernte, je mehr war man auf gemietete Kapazitäten der Deutschen Post angewiesen. So war das sogenannte S-2 Netz mit geringen Kapazitäten (oft 5 Fernsprechkanäle, 2 oder 3 Fernschreibkanäle in die BL der SED in den Bezirken angebunden. An der Deutschen Post kam man also nicht vorbei. Schnell begriffen die Proteges eigener Lösungen, dass Kabel allein nicht reichten, sondern wenn man es richtig machen will, kommt je nach Grenzfrequenz des Kabels alle 70 oder 35 (= V-60 Technik) oder 12 oder 2,1 km ein Verstärker hinzu. Geschichtlich war es nun mal so, daß die Deutsche Post der DDR nach dem II.-WK was anderes zu tun hatte, als allen die es wollten, eigene Netze zu bauen. Viele Trassen verliefen noch über Freileitungen der Z-4 oder Z 12 Technik, waren wettterabhängig und auch manche Kreisstadt war nur über 60 kHz oder 108 kHz Trassen angebunden. Daher konnte nach 1953, mit der beginnenden Länderstrukturreform (weg von den Ländern 5 und Berlin Ost zu den Bezirken. Damit entstand ein erhebliches Problem. Dörfer wie Suhl oder Gera wuchsen zur bezirklichen Bedeutung auf, waren aber weder im Krieg noch davor besonders fernmeldemäßig abgestützt. Die Partei wollte und musste aber rein parteiideologisch auf ihre Tagespresse Einfluß nehmen und die BL und KL der SED fernmeldemäßig einbinden. Zugleich wurden erste Bildungsversuche zu den KEL für den Ernstfall unternommen, die auch ausreichend angestützt werden mussten. Das alles konnte das S-2, so gut es in Berlin lief, in der Fläche nicht leisten. Um die notwendigen breitbandigeren Trassen dennoch schnell und in die Fläche hinzubekommen, baute man ein Schmalbandrichtfunknetz mit erstklassiger Radeberger DDR RIchtfunktechnik, R-904 ff. Diese Netze hatten den Vorteil die dünn in die Fläche verlaufenden Kabelnetze terrestrisch zu überdecken und im 45 km Raster mit Relaisstellen alle Bezirke schnell zu verbinden. Der Aufwand war erheblich geringer und das Gesamtproblem wesentlich schneller zu lösen als in der ganzen Republik in Null Komma nichts gewaltige Fernmeldetrassen zu verlegen. Es war eine Lösung dieser Stunde. Die Trassen auf Richtfunk, Netz / genannt basierten auf offenen Kanälen über die auch die Bildfunkübertragung der Tagesmeldungen und weitere Informationen liefen. Anfangs waren die Kanäle nicht gescrambelt oder zerhackt. (Nachteil freie Mithörbarkeit mit entsprechendem Equipment in den Haupt und Nebenkeulen und im 90 Grad Winkel....
Zum Bau der Türme wurde eine eigene Firma gegründet, die später zum westfinanzierten Eigenheimbau in der DDR wieder in Erscheinung trat. (FUNDAMENT). Der Betrieb dieses Richtfunknetzes war so lange lukrativ und sinnvoll wie die POst es noch nicht schaffte alle Regionen sicher und kapazitätstechnisch gut abzustützen, das konnte die Post (kostet enorme Summen) erst Jahre später. Als das möglich war, konnten die Daten per DFÜ auch über Kabel laufen und das Netz verlor auch wegen der teilweise leichten Mithörbarkeit (Thüringen, Magdeburg, Schwerin, grenznah) schnell an Bedeutung und wurde später in das RFN Netz der NVA und damit in das S-1 Netz integriert. Betreiber des S-1 war die NVA, es war aber nicht das Netz der NVA, sondern das Netz der oberen Ebene, welches die NVA sicherstellte, weil sie personell, finanziell und technisch im DHS dazu die besten Vorraussetzungen hatte. UM eine noch stärkere Verknüpfung der Knoten zwischen den sicherheitsrelevanten Diensten zu erreichen wurde das S-1 später erheblich durch NVA eigene Knoten abgestützt, die sogenannten SBZ = Schalt und Betriebszentralen der NVA mit Zugang zum S-1 und anderen Netzen. Das R- Netz bleib als Sonderlösung für Berlin erhalten hatte aber bis auf die Mietstandleitungen zu den BL und KL keine wirklich wichtuige Funktion, diese Funktion wurde mit territorialer Verknüpfung der meisten Diensstellen im S-1 später erreicht. Da solch ein Netz der obersten Ebene nur vopm mehrebenenprinzip und der Ersetzbarkeit bei Ausfall lebt konnte durch die Anbindung verschiedenster Knoten an das Netz, so auch die GSSD, das MfS und anderer Träger eine "fast" flächendeckende Versorgung erreicht werden. Das Netz war vielfach militärischen Gesichtspunkten, wozu die Vorbereitung des Handlungsraumes für Truppen gehört, unterworfen, was für viele Nutzer mit einheitlichen Kennzahlen erhebliche Vorteile hatte, was aber auch dazu führte, daß die Post trotz hervorragender Einzellösungen (wir hatten auch PCM und DFÜ und aßen mit Messer und Gabel) ) aber nicht flächendeckend, technisch zurück blieb. Das ahtte gewiss in erster Linie ökonomische Ursachen. Wie gesagt, die Netze hatten geschichtlich betrachtet alle ihre Berechtigung und ihren Sinn, meist waren es die Nachwehen aus dem II.WK, die zu Einzellösungen zwangen die später alle mehr oder weniger im S-1 aufgingen oder bewußt als Einzellösung verblieben. Da die Dislozierung und die Lage der Industriekerne vor und im II.WK und die Dislozierung der Wehrmacht andere Schwerpunkte hatten, wurde manche Regionen weder vor noch nach dem Krieg richtig gut versorgt. Erst als die Teilung Deutschland manifestiert war, wurde es notwendig dieser Versorgung für Führungsstellen, Stäbe, Raketen, Lagedarstellung, Rechenzentren usw. usf. mehr Augenmerk zu schenken. Viele Lösungen waren daher Überganslösungen, die sich technisch bewährten, das Problem kurzfristig lösten und sich dann nadem andere Bereiche nachzogen, irgendwann selbst auflösten. Nach Integration des RFN in die NVA wurden die Versorgungsmaschen für das S-1 enger. Soweit dazu, die exakte historische Analyse hat mehrere hundert Seiten, aber das kann und soll so ein Forum sicher nicht leisten, ich wollte nur die Eckpunkte der Denkrichtung genannt haben...