Ruhe » Ehrenhain

pionier3

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Ich hab hier mal ein Foto.
Um den Sohn dieser beiden, ist es nach seinem Tod ruhig geworden.
 

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Das ist wohl wahr. Was mir noch so auffällt- Geburts- und Sterbedatum ist mit Runen dargestellt. Finde ich für dieses Ehepaar ungewöhnlich.
 
Hallo Frank,
das mit den Runen ist mir nicht auf gefallen.
Was mich an diesen Stein aufgefallen ist: die Schrift, würde ich in die Bauhauszeit einordnen. Ist es nicht die gleiche wie am Tor in Buchenwald.
Das man den stein hat stehen lassen ist auch ein kleines wunder. Ersteht zwar am Rand des Ehrenhain, aber nach seinen Tod (vom Sohn) hat man doch alles umbenannt und entfernt. Die Gedenktafel an seinem Wohnhaus ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Die Leipziger haben bis heute die Zerstörung der Uni Kirche nicht vergessen.

Weist Du ob der Stein noch im Krieg auf gestellt wurde oder ob er erst in DDR Zeiten aufgestellt wurde.

Gruß pio
 
Ich habe diesen Stein noch nie gesehen. Wie im Krieg aufgestellt kann ja nicht sein, Walter war ja erst später dran. Die Machart ist auch eher DDR, u.a. deshalb verstehe ich die Runen nicht.
 
Es sind Walters Eltern.
Im Jahr als Walters Vater starb, war Walter in Moskau und hat das NKFD mitbegründet.
Der Ehrenhain auf dem Friedhof wurde zu DDR Zeiten neu gestaltet, den Stein von Walters Eltern hat man stehen gelassen ob wohl nichts mehr an ihn erinnern sollte.
Nach der Wende wurde wieder umgebaut und man hat ihn stehen gelassen.

Die Schrift auf dem Stein sind die "Handschrift" von Fritz Ehrlich. (jedem das seine)
Was in Buchenwald nicht aufgefallen ist hat in der DDR auch keiner bemerkt.

Ich weis nicht ob Ehrlich an diesen Stein mit gearbeitet hat, es ist aber die selbe Schrift wie am Tor in Buchenwald und er war 46 in Leipzig als Architekt tätig.


Gruß pio
 

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Der Grabstein wurde auf Veranlassung von Walter Ulbricht aufgestellt.
1945, nach der Rückkehr aus sowjetischer Emigration, ließ Walter Ulbricht den Eltern - die Mutter war 1926 gestorben, der Vater nach einem Bombenangriff 1943 - in Leipzig einen Leichenstein mit dem Goethe-Wort setzen: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut."
Quelle: Spiegel-Artikel von 1964: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46175565.html

Kurios ist das mit den Runen schon, da in der NS-Zeit der Lebensborn die Lebensrune als sein Symbol verwendet hat bzw. ihre Verwendung, ebenso wie auf dem Kopf stehend als Sterberune/ Todesrune, eindeutig dem Nationalsozialismus zuzuordnen sind. Mit den Symbolen wollte man sich bewusst von der christlichen Symbolik distanzieren. Komisch, dass das Walter Ulbricht nicht gestört hat.
Später durften ihm ja dann nicht mal "Königsberger Klopse" serviert werden ;)

Im Zusammenhang mit den Runen taucht häufig der Name Guido Karl Anton List (österreichischer Schriftsteller und Esoteriker) auf.

Heute gelten die Lebens- und Todesrune übrigens als rechtsextreme Symbole, die Verwendung ist aber nicht strafbar.

Gruß Klaus
 
Die Schrift auf dem Stein sind die "Handschrift" von Fritz Ehrlich. (jedem das seine)
Was in Buchenwald nicht aufgefallen ist hat in der DDR auch keiner bemerkt.
Pionier,
mal bitte eine Frage zum Verständnis: was meinst Du mit "hat keiner bemerkt"? Bzw. was ist es denn, was in Buchenwald und in der DDR keiner bemerkt hat?

Ich weis nicht ob Ehrlich an diesen Stein mit gearbeitet hat, es ist aber die selbe Schrift wie am Tor in Buchenwald
Die selbe Schrift wie am Tor in Buchenwald? Also diese hier: http://www.buchenwald.de/uploads/tx_wrmmediathek/KLBuchenwald_Inschrift.jpg ?
Tut mir leid, das verstehe ich nicht. Ich sehe da nicht die geringste Ähnlichkeit.

Gruß M.
 
Die erste Anspielung bezüglich des Spruchs "Jedem das seine" am Lagertor von Buchenwald bezieht sich wohl auf die Form der Schrift. Häftling und Bauhäusler Franz Ehrlich hat bei der Gestaltung Stilelemente das Bauhauses verwendet, was der SS aber nicht aufgefallen ist.

Gruß Klaus
 
Hallo Klaus,
soweit wie ich es in Erinnerung habe, sahen die Runen für Leben und Tod in der NS-Zeit aus wie Krähenfüße aus.

Gruß pio
 
Hallo Maus,
Franz Ehrlich war Leipziger (1907 in Leipzig geboren), in der Zeit von 1963-1966 Chefarchitekt der Leipziger Messe.
Was kaum einer weis, er war auch Zeichner, Bildhauer und in der NS-Zeit der Architekt von Buchenwald. Die Bauhaus Schrift, wie die am Tor von Buchenwald, war in der NS-Zeit verboten und Ehrlich hatte den Mut diesen Spruch im Tor mit dieser Schrift zu gestalten. Es wurde nicht bemerkt von den NS-Leuten.
Er hat als Häftling von Buchenwald, die Gebäude entworfen und auch Möbel für den Lagerkommandanten.
Warum sollte er nicht auch den Grabstein für Walters Eltern Entworfen haben und dabei die Bauhaus Schrift verwendet haben.
Die Runen für Leben und Tod sind nicht die gleichen der NS-Zeit, die der NS-Zeit sahen wie Krähenfüße aus.
wie Anfang und Ende als Runen aussehen weis ich nicht, könnte aber eine Möglichkeit sein.
Es ist nicht die Schrift was für mich an diesen Stein so besonderst ist, es ist vielmehr der Standort und das er alle wirren um Walter und der Wende überstanden hat.
Er sollte weiter seine Ruhe an diesen Ort haben.

Gruß pio
 
Hallo Klaus, soweit wie ich es in Erinnerung habe, sahen die Runen für Leben und Tod in der NS-Zeit aus wie Krähenfüße aus.

Stimmt schon, trotzdem denke ich, dass die Darstellung auf dem Grab darauf zurückzuführen ist. Im übrigen sind die Runen keine Kreation der Nationalsozialisten sondern viel älter (germanischen Ursprungs), sie haben sie nur verwendet (und zwar in der ursprünglichen germanischen Form).

Dass der Stein noch steht wundert mich nicht, es ist letztlich "nur" ein Grabstein und kein Denkmal, Wende hin oder her.

Gruß Klaus
 
Daß (und ggf. wie lange) der Stein noch steht, wird wohl mit den Eigentumsverhältnissen zusammenhängen. Also ob die Grabstätte gepachtet ist, wenn ja für wie lange, oder ob sie gekauft ist. Wie Klaus schon sagte, es ist ja kein Denkmal.

Die "Lebensrune" ᛉ ist ein Buchstabe aus dem alten Futhark-Runenalphabet mit dem Lautwert "Z". Der Name dieses Buchstaben bedeutete vermutlich "Elch" ("vermutlich" deshalb, weil man heute natürlich keinen der ursprünglichen Verwender mehr fragen kann). Die "Todesrune" ᛦ ist das gleiche Zeichen, nur auf den Kopf gestellt gezeichnet (eine sog. Sturzrune). Gelegentlich wurde das so gezeichnet, um eine Verwechslung mit einem ähnlich aussehenden Zeichen zu vermeiden.
Mit "Leben" oder "Tod" haben beide nicht das geringste zu tun. Erst (iirc) Ende des 19. Jhd. erfand der oben in #12 von Klaus genannte Herr ein Fantasie-Runenalphabet, in dem er den Zeichen Fantasie-Bedeutungen zugeschrieben hat. In der NS-Zeit kam es dann bei eifrigen PG in Mode, diese beiden Zeichen an Stelle von Sternchen und Kreuz in Todesanzeigen zu verwenden (Grund: Abgrenzung ggü. christlicher Symbolik).
Warum die Runen auf diesem Stein verwendet wurden kann man nur raten, von "der Steinmetz war es aus den letzten 10 Jahren seiner Arbeit so gewohnt" bis zu "auf Wunsch der Verstorbenen selber".

Der verlängerte mittlere Strich fehlt bei den Zeichen auf dem Stein wahrscheinlich deshalb, weil in der verwendeten extrafetten Schriftart ganz einfach der Platz dafür fehlt. Sprich, die Zeichen sind passend zu ihrer Schriftart gestaltet, genauso wie heutzutage eine gute Schriftart auch ein passend gestaltetes Euro-Symbol enthält ( http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/d/d3/EuroVarianten.png ), obwohl "eigentlich" das Euro-Symbol exakt so "auszusehen hat": http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Euro_Construction.svg

Die Schrift auf dem Stein ist übrigens nicht dieselbe wie beim Lagertor in Buchenwald. Es ist keine "Bauhaus-Schrift", sondern eine extrafette Variante basierend auf Buchstabenformen ähnlich der Schrift "Post-Antiqua" von Herbert Post, und vmtl. vom Entwerfer des Steins oder dem Steinmetz selber geschaffen.

Gruß M.
 
Habe diese Diskussion vom Hauptthema abgetrennt. Die umfassende Beschäftigung mit diesem Gedenkstein sollte auch einen würdigen Platz hier im Forum bekommen.

Den Themennamen habe ich weiterhin recht anonym gehalten, da ich eure Diskussion dazu so interpretiere. Änderungswünsche einfach übermitteln.

Grüße Frank
 
Danke Maus für die detaillierten Informationen.
Bezüglich der künstlerischen Gestaltung vermute ich dasselbe, wie Du.

Gruß Klaus
 
Danke Maus, wieder was gelernt.
Da der Ehrenhain neu gestaltet wurde und man den Stein am Rand stehen gelassen hat, vermute ich das er auch weiterhin stehenbleibt.
 

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