Restaurationsprojekt "Computer von Tschornobil"

Büttner

Well-known member
29. MÄRZ UM 17:36 UHR
Computer von Tschernobyl: Die ersten Details des Duga OTH Radar ES-1060 Mainframe-Restaurierungsprojekts
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Auf dem Titelbild sehen Sie einen Teil eines Großrechners, der im Rechenzentrum des Radars Duga OTH in der ehemals geheimen Stadt Tschernobyl-2 steht.

Die Geschichte
Dies ist einer von 313 Maschinensätzen von ES-1060, der leistungsstärksten Großrechner, der in der UdSSR hergestellt und zwischen 1977 und 1982 hergestellt wurde. Es ist ein sehr riesiges Gerät, das 200 Quadratmeter einnimmt und 80 KW pro Stunde verbraucht. Es konnte 1 Million Operationen pro Sekunde ausführen und hatte 8 Megabyte RAM basierend auf Ferritkernen, die viele Benutzer gleichzeitig bedienten.


In der geheimen Einrichtung von Tschernobyl-2 verarbeitete diese Maschine eine enorme Menge an statistischen und Forschungsinformationen, die von sämtlichen Datenprozessoren erzeugt wurden, bis sie am 26. April 1986 dauerhaft abgeschaltet wurde. Über diese Datenprozessoren werden wir dieses Jahr später sprechen, und glauben Sie uns, so etwas hast du noch nie gesehen.


Jetzt starten wir im Rahmen unserer Reihe „Computer von Tschornobil“ ein ehrgeiziges Projekt zu seiner Restaurierung. Ein ultimatives Ziel ist es, es funktionsfähig zu machen, damit jeder es genau so ausprobieren kann, wie es 1986 im Duga-Rechenzentrum war . Dafür haben wir mit dem Software- und Computermuseum in Kijyw vereinbart, es in ihrer Ausstellung zu stellen, wenn das Ziel erreicht ist.

Da keine der sowjetischen Maschinen exakte Klone von IBM/370 waren und inspiriert von gebaut wurden, sind nur wenige Referenzen verfügbar. Es steht auch eine lange Forschungsarbeit bevor.

  • Um Informationen, Dokumentationen und Erinnerungen von tatsächlichen Benutzern zu sammeln. Wahrscheinlich, um ehemaliger Benutzer in der ganzen Ukraine zu besuchen.
  • Um den Zweck aller Bedienelemente und Anzeigen zu entdecken (jede von ihnen hat 8 Betriebsmodi).
  • Um die wahnsinnig komplizierte Verkabelung manuell zurückzuverfolgen und die Schaltpläne neu zu erstellen.
  • Um fehlende Komponenten zu bekommen und sie wieder einzusetzen.
  • Zur Wiederherstellung der Betriebsalgorithmen.
  • Um die Hardware (vermutlich Raspberry Pi-basiert) zu erstellen und die Software zu schreiben.
Es ist eine große Roadmap, die viel Zeit und Investitionen erfordert, aber wir sind sehr daran interessiert, die Maschine wieder zum Leben zu erwecken.

 

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Das ist aber ein sehr ambitionierter Plan ! alle Achtung. Ähnliches ist nicht bekannt, bei robotrontechnik.de hat man vor etlichen Jahren DDR-ESER-Großtechnik wieder in Betrieb genommen. Aber die hatten komplett vorhandene Technik genutzt. Und das war offenbar schon schwierig.

Der EC 1060 geht auf eine Entscheidung aus dem Jahr 1970 zurück in der UdSSR hardware kompatible Grossrechner entsprechend der IBM 360 zu bauen. Aus Kapazitätsgründen wurde der Bau des EC 1060 in die Reihe 2 verschoben, welche die dann neue IBM 370 als Basis nutzte.

Im Zeitraum 1975-76 fanden Gespräche zwischen der Leitung des MRP der UdSSR (des höchsten Entscheidungsgremiums) mit Vertretern der Firma IBM statt. Anfangs wurde das Interesse seitens IBM an einer Zusammenarbeit mit dem MRP bekundet. Gerade zu dieser Zeit begann die Fertigung von IBM/370- kompatiblen Maschinen durch Firmen, wie Amdahl, Fujitsu und Hitachi, die alle eine analoge Entscheidung getroffen hatten, wie das MRP in den Jahren 1967-68. Die Firma IBM konnte allerdings keine Genehmigung der USA- Regierung bzgl. einer Zusammenarbeit mit dem MRP erhalten, sodass die Verhandlungen langsam einschliefen und 1979 nach Einmarsch der Truppen nach Afghanistan abgebrochen wurden.

Das Embargo auf Lieferungen von Rechnern in die UdSSR erschwerte enorm die Aufgabe, IBM- kompatible ESER-Rechner zu entwickeln. Trotzdem wurde das Entwicklungsprogramm ESER-Reihe 2 Ende 1978 praktisch abgeschlossen.

Im Verlaufe der Jahre 1976-78 bestanden die Modelle ЕС-1025 (VRB), ЕС-1035 (UdSSR), ЕС-1045 (UdSSR), ЕС-1055 (DDR) und ЕС-1060 (UdSSR) sowohl staatliche, als auch gemeinsame Prüfungen. Die Entwicklung der Rechner ЕС-1015 (UVR) und ЕС-1065 (UdSSR) verzögerte sich.

Die sowjetischen Modelle ЕС-1035, ЕС-1045 und ЕС-1060 nahmen schnell den Hauptplatz in der Produktion der Produktionsvereinigung in Minsk und des Rechnerwerkes in Kasan ein.

Mit Info's aus » https://www.eser-ddr.de/histUEBERBLICKESER_VVPr_de_001.htm
 
Warum steht auf dem Rechner auf dem Anhang-Photo von Büttner " EC 4001"?
Und dann noch ein Bild aus 11/19 aus dem AKW Tschernobyl, auch wenn es mit dem DUGA-Radar erst mal nichts zu tun hat:

EC 5017.02.JPG
 
Warum steht auf dem Rechner auf dem Anhang-Photo von Büttner " EC 4001"?
Weil das insgesamt ein vierstelliges Nummernschema ist, für allem was irgendwie mit dieser Großrechnerfamilie zu tun hat. Sehr grob gesprochen: Eine Art GRAU-Index für Großrechner.

Die eigentlichen Großrechner sind EC 10xx. Wenn vorn eine 2 steht, geht es um den Prozessor. Vorn eine 4 ist ein Multiplexer.

Die russische Wikipedia hat es einigermaßen: https://ru.wikipedia.org/wiki/ЕС_ЭВМ
 
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