Projektteil 9: Zivilverteidigung

AW: Luftschutz im Plattenbau?

Also die "Bunkertüren" aus Staht mit zwei Griffen haben wir bis zur Einstellung des Wohnugsbauprogramms eingebaut. Als Brandschutztür.

Hallo badminator !

In den mir bekannten Kellern der WBS 70 Blöcke wurde eine Brandschutztür(Füllung aus Glaswolle oä.) als Kellereingangstür verbaut.Erst weiter danach im Keller kamen dann die LS-Türen vor den Schutzräumen.

Gruß Helge.
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

eine Brandschutztür(Füllung aus Glaswolle oä.) als Kellereingangstür verbaut.

Oder auch eine Tür mit Füllung aus nix, einfach so als Kellereingangstür.

Daneben übrigens vorbereitete Wanddurchlässe, in der Form m.E. eine sinnvollere Lösung als sie vollständig auszuführen und dann (weils ja nix anderes gab) mit Draegerklappen wieder verschließen zu müssen...

Anhang anzeigen 42702

Gruß M.
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Wie gesagt, die "Druckhaltung" würde mich sehr interessieren. Wenn Du dazu was hast, gerne!!!
Vorbemerkung:
In der DDR gab es nichts, was es nicht gab. Und manchmal gab's
auch nichts ... will sagen: Was ich kenne - muss im nächsten Ort
nicht stimmen. Sondern kann dort ganz anders gewesen sein.

Also bei P2 waren die Überdruckklappen System Dräger bereits
eingebaut. Die reale Überdruckhaltung war nicht installiert - nach
Zeitzeugen war die vorgesehen in diesen unterirdischen Verbindungs-
dingsbumsern an der Stirnseite.

Völlig anders sieht das bei den KiKos aus.
Die Decken waren vermittels Stahlträger (ca 2cm Luft) noch unterfangen.
Überdruckklappen installiert. Ein (meine Wortwahl) Sonderschutzraum
auch noch - aber die komplette Kelleretage (ohne Mittelteil - die Fenster-
seite; ohne Garagen) wäre überdruckfähig gewesen.
Dort war die aktive Überdruckhaltung (in Form von Kreiselpumpen) bereits
eingebaut. Allerdings ist unklar von wo die Strom kriegen sollte: NEA
war nicht eingebaut - und ich habe auch keine Bauvorbereitung dafür
gefunden. Möglich wäre allerdings externes Aggregat gewesen.
Die KiKos hatten je zwei Notausstiege - klassische Form des Kriech-
gangs.

Die KiKo ab 1980 dann anderes Baumuster - von oben beschriebenen
ist dann nichts mehr eingebaut worden.

Martin
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Hallo helge, bors und alle anderen,
das letzte Foto von helge zeigt offenbar einen Kellereingang des Bautyp P2 – nicht den eines WBS70. Aber egal. Auch bors gebe ich Recht - die von helge weiter vorn gezeigte Tür ist eine rauchdichte Tür. Sie wurde aber auch als Feuerschutztür in den Kellegängen zur Bauteiltrennung eingebaut. Es ist schon ein wenig unübersichtlich, das Thema Materialeinsatz zu DDR-Zeiten… Jedes WBK hatte seine eigne Handschrift. Und was letztlich vor Ort wirklich eingebaut worden ist, überraschte den Projektanten immer wieder…
Trotzdem bin ich mir sicher, dass es beim Typ WBS70 einen vorbereiteten Trümmerschutzraum gab. Voraussetzung ist eine Deckenbelastbarkeit von mind. 10kN/qm. Das war sichergestellt. Aber alles andere, was einen Schutzraum ausmacht? Gasdichtkeit, Lüftung, Notbeleuchtung, WC??? Laut Definition, so habe ich mich belesen, soll ein Schutzraum für minimal sechs Tage Schutz gegen Trümmer, Splitter, KCB-Kampf- und Schadstoffe bieten. Naja, nach dieser Def. sollte man bei den hier besprochenen Räumen die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Viele Häuser, die ich kenne, hatten selbst zu DDR-Zeiten nicht mal eine rauchdichte Tür, dafür jede Menge Fenster im Keller. Die Betonung lag eben auf "vorbereitet", technische Einbauten wären wohl erst im Krisenfall komplettiert worden; woher auf die Schnelle auch immer …. Das alles lässt mich an einer flächendeckenden Errichtung von Schutzräumen zweifeln. Und noch ein rechtlicher Gesichtspunkt spricht dagegen. Lt. §8 Zivilschutzgesetzt ist es untersagt, bestehende Schutzräume ohne Genehmigung zu verändern etc. Wenn es denn Schutzräume wären, dann hätte bei jeder Plattenbausanierung jedes Mal eine Einzelfallprüfung erfolgen müssen. Davon ist mir aber nicht bekannt.
Nun kann es ja sein, dass bei exponierten Bauten der Schutz-Ausbau einmal mehr, in der Provinz einmal weniger vorhanden war.
Ich habe heute versucht, in der Deutschen Bücherei über das Thema nachgelesen (als L.E.er ist man da gut dran). Da gibt es nicht viel, nur eine Arbeit fand ich:

Regina Rühmland, Die Zivilverteidigung der Deutschen Demokratischen Republik. Ihre Entwicklung und Struktur sowie ihre Einbettung in das System der Landesverteidigung unter Berücksichtigung des Kriegsbildes und der wehrgeographischen Faktoren. Münster, Dissertation.

Darin schreibt die angehende Frau Doktor:
Aus DDR-Publikationen ist bisher nicht ersichtlich, dass in den Wohnbereichen im Zuge der Neuerrichtung von Wohnungen Schutzräume errichtet wurden.

Es gibt also viel zu tun….
Beste Grüße, badminator
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Völlig anders sieht das bei den KiKos aus.
Die Decken waren vermittels Stahlträger (ca 2cm Luft) noch unterfangen.
Überdruckklappen installiert. Ein (meine Wortwahl) Sonderschutzraum
auch noch - aber die komplette Kelleretage (ohne Mittelteil - die Fenster-
seite; ohne Garagen) wäre überdruckfähig gewesen.
Dort war die aktive Überdruckhaltung (in Form von Kreiselpumpen) bereits
eingebaut. Allerdings ist unklar von wo die Strom kriegen sollte: NEA
war nicht eingebaut - und ich habe auch keine Bauvorbereitung dafür
gefunden. Möglich wäre allerdings externes Aggregat gewesen.
Die KiKos hatten je zwei Notausstiege - klassische Form des Kriech-
gangs.

Die KiKo ab 1980 dann anderes Baumuster - von oben beschriebenen
ist dann nichts mehr eingebaut worden.

Martin

Martin,

da habe ich andere Informationen. Nach 1980 erbaut: KiKo mit NEA ( sowjetisches ABT - wurde auch in Funkkoffern verbaut --> in Kossa zu besichitgen ). 2 separate Schutzraeume, Mittelteil ungeschuetzt. Schleuse, Ueberdruckklappen etc. - alles da und, selbst gesehen.


Gruß F.
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Für den Fall späterer Erweiterungen wurden Öffnungen in die Betonfertigteile hinein geplant. Nur gab es, wie gesagt, den heutigen Katalog von Brandschotts noch nicht. Also wurden die Schnellschlußklappen eingebaut (was anderes gab´s nicht), und der Brandschutz war sicher gestellt.

Hallo badminator !

Also,ich kann mir nur schwer vorstellen,das Schnellschlußklappen in ermangelung anderen Materials eingebaut wurden nur um den Brandschutz sicherzustellen.
Ich bin der Meinung,das diese Klappen wirklich bzgl.Vorbereitung-Luftschutz eingebaut wurden.
So eine Klappe kostet ja auch ein bischen.Warum hat man dann die Öffnungen nicht einfach kostengünstiger mit Mörtel/Beton verschloßen ?

Gruß Helge.
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Martin,
da habe ich andere Informationen. Nach 1980 erbaut: KiKo mit NEA ( sowjetisches ABT - wurde auch in Funkkoffern verbaut --> in Kossa zu besichitgen ). 2 separate Schutzraeume, Mittelteil ungeschuetzt. Schleuse, Ueberdruckklappen etc. - alles da und, selbst gesehen.
Gruß F.
Fulcrum, unbestritten. - Ich zitiere mich mal selbst:

Vorbemerkung:
In der DDR gab es nichts, was es nicht gab. Und manchmal gab's
auch nichts ... will sagen: Was ich kenne - muss im nächsten Ort
nicht stimmen. Sondern kann dort ganz anders gewesen sein.


Martin
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Zu dem von Martin 2 bereits erwähnten KiKos möchte ich noch anmerken,das vor dem Keller auch ein Erdwall angelegt wurde.(bei den mir bekannten in WB)
("Pitiplatsch".Str.d.VF)oder die andere Einrichtung Schulstraße.
Beim Abriß der letztgenannten konnte ich einen Blick in den offenen Keller werfen.Dort war hinter der Betonwand im inneren noch eine Ziegelmauer verbaut.(aus welchen Gründen auch immer ?)

Gruß Helge.

Nachtrag Bild.Also:Ziegelmauer/Betonteil/Erdwall.
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Helge,
ist das der wo der Kulturbund und Trachtenverein drin war?

Dort war ich mal im Keller - um zu vergleichen. Aber der hatte
absolut nichts: Keine Unterfangung, keine Überdruckklappen,
keine gasdichten Türen, keine Notausstiege.

Martin
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Hallo,




anbei ein paar Bilder aus einem Plattenbau aus einem Dresdner Neubaugebiet.
Nach der ReKo wurden die DDR-Tueren leider entfernt. Der Schutzraum begann unter der Treppe und erstreckte sich im Kellereingangsbereich.


Gruesse
GAX
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

und hier ein paar Bilder aus einem Hochaus in Erfurt.
Nur die gasdichten Tueren sind noch vorhanden, ansonsten ist der kleine Raum komplett leer.


Gruesse
GAX
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Hallo,



hier ein paar Bilder aus dem Keller einer Kiko. Ein paar Bilder von aussen hatte schon mal dazu unter http://forum.hidden-places.de/showthread.php?t=4742 gepostet.
Wie fulcrum schon geschrieben hat, rechts und links Schutzraum im Keller mit zentraler Lueftungsanlage und 2 Notausgaengen mit Kriechgaengen, die mit Gullideckeln auf dem Hof enden. Beide Notausgaenge wurden leider zugemauert.
Einen NEA hatte ich nicht gesehen. KDWD gleich neben der Eingangstreppe.
Im ungeschuetzten Bereich zwischen den Schutzraeumen befinden sich mehrere Duschen.


Gruesse
GAX
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Hallo!

Ist zwar nicht meine Fachrichtung, habe aber zwei Objekte gesehen.

Die Türzargen sind aus einem Ruinenkomplex in der Wollenberger Str.
Leider waren die Türen nicht mehr zu finden.....


Die anderen Bilder sind aus der Schleusinger Str. in Marzahn und sind an den Giebelseiten der Häuser.


Gruß Jürgen
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Hallo zusammen,
die hier gesehenen Bilder sind ja recht aufschlußreich. Wieder was gelernt dank Forum.
Was mich aber im Bezug auf die Schutzräume verwundert ist die Tatsache, dass von den Beteiligten nie ein Sterbenswörtchen darüber geäußert worden ist. Normalerweise war ja die Gerüchteküche zu DDR-Zeiten schnell, wenn es darum ging, dass im Wald nebenan Baurbeiten laufen und dort gaaanz sicher Atomraketen in Stellung gehen. Nicht jedoch bei den Schutzräumen.
An den WBS70-Planungen und Ausführungen - damit also auch an den Schutzräumen - sind hunderte von Projektanten republikweit beteiligt gewesen und tausende, wenn nicht zehntausende Bauarbeiter. Denen wären doch sicherlich Abnormitäten aufgefallen. Aber davon ist mir nie etwas auch nur ansatzweise zu Ohren gekommen. Eine Geheimhaltung in der Größenordnung ist m.E. dabei unrealistisch. Auch das läßt mich an einer Schutzraumerrichtung großen Umfangs zweifeln...
Beste Grüße
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Was mich aber im Bezug auf die Schutzräume verwundert ist die Tatsache, dass von den Beteiligten nie ein Sterbenswörtchen darüber geäußert worden ist. Normalerweise war ja die Gerüchteküche zu DDR-Zeiten schnell, wenn es darum ging, dass im Wald nebenan Baurbeiten laufen und dort gaaanz sicher Atomraketen in Stellung gehen. Nicht jedoch bei den Schutzräumen.
An den WBS70-Planungen und Ausführungen - damit also auch an den Schutzräumen - sind hunderte von Projektanten republikweit beteiligt gewesen und tausende, wenn nicht zehntausende Bauarbeiter. Denen wären doch sicherlich Abnormitäten aufgefallen. Aber davon ist mir nie etwas auch nur ansatzweise zu Ohren gekommen.

Hallo badminator !

Ich bin der Meinung wenn WBS 70&co projektiert und gebaut wurden niemand groß nach gefragt hatte.Es gab eben zeitlich gesehen Vorschriften für den Luftschutz-somit wurden dann eben Teile(LS-Türen/Klappen eingebaut)
Irgendwann gab es nicht mehr so viel Material bzw.wurde die Bedrohung nicht mehr so relevant eingeschätzt.
Warum sollte bei Bauarbeitern,die täglich beim Errichten eines neuen Wohnblocks LS-Türen einbauen sich der Gedanke an was "geheimes" regen ?
Es gab eben zur damaligen Zeit einen Bauplan,darin waren im Kellergeschoß eben LS/BS-Türen vorgesehen und so wurden diese eingebaut.
(waren eben vorgesehen für den Zivilschutz) falls der Tag X mal kommen sollte.
Ich selber habe in meiner Lehre beim BMK in der BS auch gelehrt bekommen,das Ziegelwände über 365 mm in Kellerräumen dem Splitterschutz dienen.(ich meine nur Gebäude in Ziegelbauweise-keine Plattenbauweise)

Gruß Helge.
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

hallo,
das Programm ist nicht auf Grund von einer (angenommen) geringeren Bedrohung eingstellt worden, es ging nur ums Geld

Grüße
 
AW: Luftschutz im Plattenbau?

Ich selber habe in meiner Lehre beim BMK in der BS auch gelehrt bekommen,das Ziegelwände über 365 mm in Kellerräumen dem Splitterschutz dienen.(ich meine nur Gebäude in Ziegelbauweise-keine Plattenbauweise)

Hallo helge,
da frag doch noch mal Deinen Lehrer, ob er das wirklich ernst gemeint hat :roll:, denn die Stärke der Kellerwände errechnet sich aus statischen Erfordernissen und den Lasten, die abzutragen sind - nicht pauschal aus Splitterschutzgründen. Schönen Abend noch, badminator
 
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