Oschatz: Kaserne des NIR-2

Zur Geschichte der Kaserne

Am 25.März 1968 hatte der Nationale Verteidigungsrat der DDR die Aufstellung von „Basiseinheiten zur technischen Sicherstellung“ im Verkehrswesen und Bauwesen der DDR sowie im Verantwortungsbereich des Ministers für Post- und Fernmeldewesen beschlossen. Das Besondere daran war, daß die Formierung, Ausbildung und Führung dieser Truppenteile nicht dem Verteidigungsminister, sondern den an der Spitze der genannten Wirtschaftsbereiche stehenden zivilen Ministern übertragen wurde. Laut NVR-Beschluß hatte das MfNV lediglich Rahmenbedingungen für die Gliederung der Truppenteile, ihre personelle Sicherstellung, Ausrüstung und Bewaffnung, Ausbildung und Mobilmachung sowie für ihren Gefechtseinsatz zu erarbeiten und den beteiligten Ministerien zu übergeben.

Im Rahmen dieser sogenannten „Operativen Forderungen“ hatte der Minister für Post- und Fernmeldewesen ein Kasernenobjekt für die von ihm zu formierenden Einheiten - anfangs ein Ausbildungs- und ein In-standsetzungs-Bataillon, später ein Regiment mit 8 Kompanien der NIT- zu errichten. Interessanterweise kümmerte sich das Verteidigungsministerium weder um den Standort, die Finanzierung noch um die Projektierung und den Bau der künftigen Kaserne, alles blieb dem Postminister überlassen..

Daraufhin erteilte der Minister dem Leiter des Instituts für Post- und Fernmeldewesen in Berlin und dieser dem ihm zugeordneten Amt für Projektierung in Leipzig den Auftrag zur Projektierung und zum Bau einer Kaserne. Übrigens hat der Leiter dieses Amtes - ein hochqualifizierter Architekt - diese für ihn so artfremde Aufgabe hervorragend gelöst. Immerhin galt das Kasernenobjekt der NIT viele Jahre lang als modernste, zweckmäßigste und schönste Kaserne der NVA. Überdies hat der Architekt mit der von ihm dort realisierten Zusammenfassung des NVA-üblichen Wirtschafts- und Kulturgebäudes in einem Baukörper mit Faltschalendach sogar internationale Anerkennung gefunden.

Danach mußte ein Standort gesucht und ein bauausführender Betrieb unter Vertrag genommen werden. Aber nur wer damals die rigorose Umsetzung des vom Zentralkomitee der SED beschlossenen Wohnungsbauprogramms an verantwortlicher Stelle in der DDR erlebt hat kann ermessen, welche Probleme damit verbunden waren. Da alle Versuche scheiterten einen Standort möglichst im nahen Umfeld von Berlin zu finden, wurden die Entfernungen - Zirkelschläge um Berlin - immer weiter gestreckt. Schließlich blieb von insgesamt 16 in Aussicht genommenen Orten, Oschatz als ein kleines zwischen Leipzig und Dresden gelegenes Städtchen übrig. Beim MfNV gab es dann lediglich ein müdes zustimmendes Kopfnicken zu der Information, daß man nach langem Suchen in Oschatz einen Standort gefunden habe und dort bauen werde.

Am 14. Oktober 1971 legte der Minister für Post- und Fernmeldewesen als Bauherr den Grundstein für die Kaserne der NIT und am 15.März 1973 wurde vom bauausführenden Wohnungsbaukombinat Leipzig das erste Gebäude der Kaserne dem Truppenteil zur Nutzung übergeben. Gesamtinvestitionssumme für den Bau der Kaserne: ca. 70 Millionen Mark der DDR (davon 45 Millionen Bauanteil).

Mit der Auflösung des NIR-2 im Jahre 1990 ging der gesamte Grundmittelbestand der NIT per 31.12.1989
an die Deutsche Telekom über.
Bruttowert Zeitwert
Insgesamt:116.921.490, - Mark 91.698.212, - Mark
davon Wohnungen:
20.206.172, - Mark 18.177.518, - Mark

Hans-Georg
 
Hatte das NIT/NIR auch eine Objektbezeichnung bzw. eine PF-Nummer entsprechend NVA-Nomenklatur ? Danke

Frank
 
danke, ich muss da noch mal nachfragen. In der NVA-Standortdatenbank ist es nicht aufgeführt, das Material hat recht hohe Qualität und stammt direkt von der Abt. Operativ des MfNV. Mehr will ich erstmal nicht schreiben, es wäre irgendwie schade um das schöne Thema hier. Wenn es da nicht steht, sollte es einen besonderen Grund haben » kann es sein, dass diese Einrichtung bis zum Schluss unter direkter Verantwortung des MfPFMW war & deshalb da nicht gelistet ist ?

Frank
 
Frank,

such mal hier.

NIR-7212 NIR-7212 Walter Laue LaSK MfNV Oschatz Rinderherde 3341-888 339-597 +339-597-77

pionier3
 
Hallo Frank,

Das Nachrichten-Instandsetzungsregiment-2 (NIR-2) unterstand von Anfang an (1973) bis zu seiner Auflösung (1990) dem Minister für Post- und Fernmeldewesen der DDR. Lediglich die Disziplinarbefugnisse gegenüber dem Regimentskommandeur lagen beim Chef des Hauptstabes, der diese an den Chef Nachrichten delegiert hatte.

Nach dem schon zitierten NVR-Beschluß von 1968 hatte der Minister für Post-und Fernmeldewesen die Truppe aus Mitteln des Investitionsplanes der Deutschen Post aufzustellen. Demzufolge wurde auch die Kaserne in Oschatz von der Deutschen Post errichtet und 1973 fertiggestellt. Die NVA lieferte lediglich die Waffen. Die gesamte übrige Ausrüstung wurde von der Deutschen Post geplant, beschafft sowie finanziert und fiel 1990 an die Bundespost (Telecom), die nach der Wende die Kaserne eine Zeitlang als Fernmeldezeugamt nutzte.

Bis 1973 war ursprünglich die Aufstellung von zwei selbständigen Bataillonen geplant - ein Ausbildungs- und ein Fernmeldebau-Bataillon. Das ließe sich aus personellen Gründen nicht realisieren, so daß letztlich aus dem Ausbildungsbataillon mit 8 Kompanien das Regiment hervorging. Die Nachrichten-Instandsetzungstruppen (NIT) waren bis zu ihrer Abwicklung an Fernmeldebauvorhaben der Deutschen Post im Gesamtterritorium der DDR eingesetzt und arbeiteten eng mit den jeweiligen Fernmeldebauämtern der Deutschen Post in den Bezirken zusammen.

Im Mob.Fall war die Umbildung des NIR in drei Fernmelde-Instandsetzungs-bataillone geplant, die auf festgelegten Haupttrassen des Fernmeldegrundnetzes der Deutschen Post zu Instandsetzungsaifgaben zum Einsatz gekommen wären.

Hans-Georg
 
Ich habe nachdem die beiden Initialbeiträge hier gepostet waren und ich keinen Bezug zu der Einrichtung hatte erstmal losgegoogelt. Man findet ja schnell Spuren dazu - auch in dem Sinne, wie von @P3 beschrieben. Sowohl in Foren als auch Webseiten. Mittlerweile gibt es eine -leider noch etwas Dürre- über das Regiment an sich. Dort findet man einerseits weiterführende historische Foto's als auch Kommentierungen. Alle gehen davon aus, einmal der NVA angehörig gewesen zu sein und im speziellen Fall für das MfPFMW tätig gewesen zu sein. Sie sehen so aus, sind so gekleidet etc. Immerhin ein Objekt beträchtlicher Größe, eben ein Regiment.

Und da fangen meine Fragen an. Jeder Wehrdienstleistende hatte besondere Rechte und Pflichten. Pflichten ok, falsch plaziert hier. Aber Rechte, und da meine ich die, die ihn speziell gegenüber der Verfassung schützten, z.B. beim Dienst an scharfen Waffensystemen. Dazu gehörte auch der normale Wachdienst mit aufmunitionierter automatischer MaschinenPistole (und ich meine nicht irgendwelche Schießbefehle).

Für die internationale Anerkennung dieses Zustandes (Bürger in Uniform und unter Waffen) galt es eine Reihe von anerkannten Regeln einzuhalten. Dazu gehörte u.a. die klare Unterstellung der dafür Verantwortlichen Einrichtung (hier des MfNV). Diese wiederum war verantwortlich eine entsprechnde Liste zu führen, wo alle Einheiten aufgeführt waren und bei entsprechenden autorisierten Nachfragen auszugsweise daraus zitiert wurde / diese einsehbar sein musste. Dies ist auch mit einer der Gründe, warum das originale Dokument der NVA-Standortdatenbank exisitierte. Man darf auch nicht vergessen, dass Wehrdienstleistende keinen PA hatten. Dieses wurde wohl später für Berufssoldaten ab 1985 geändert (wenn ich mich recht erinnere - kann auch falsch sein). Genau die angefragten Punkte waren das Einzigste was jeder Einzelne verkünden durfte » Name / Dienstgrad / Dienstort / Postfachnummer. Diese Angaben waren auch nicht ohne Grund genau so im Wehrdienstausweis eingetragen.

Mich würde schon mal interessieren, was das MfNV im Bedarfsfall da geantwortet hätte "Ja, und da gab es noch ein paar Einrichtungen, die nicht bei uns gelistet sind ...". Den Medienskandal kann man sich ausmalen, es ist dann ja naheliegend zu argumentieren, dass die angegebene Truppenstärke nicht stimmt.

Merkwürdig, sehr merkwürdig. Dies gehört tatsächlich zu den Dingen, die ich zwar zur Kenntnis nehmen aber gleichzeitig anzweifeln würde (und dann natürlich auch versuchen würde, mit zur Klärung beizutragen). Ja wenn ich nicht über die originalen Dokumente verfügen würde, die dies entsprechend so belegen.

Grüße Frank

PS: Wir haben hier im Forum einen sehr kompetenten Zeitzeugen dazu. Leider liest er nur, kann auch sein, dass er die vielen bunten Bilder betrachtet. Er hat dem Minister fNV mal u.a. eine zeitlang den Kaffee gereicht und die Wodkaflaschen rangeschleift. Vielleicht kann er sich ja mal dazu äussern, das wäre mal echt ein Beitrag ...
 
Hallo Frank,

mit großem Interesse habe ich Deinen Beitrag und Deine Fragen zum Thema NIR zur Kenntnis genommen. Ich gebe zu, es dürfte selbst für einen ehemaligen oder z.Zt noch aktiven Militär - der die näheren Umstände des Entstehens und der Entwicklung der NIT nicht kennt - schwer sein, sich dazu ein rechtes Bild zu machen. Es ist in der Tat in der deutschen Militärgeschichte wohl einmalig, daß die Nachrichten-Instandsetzungstruppen (NIT) - ebenso wie die Eisenbahnbau- und Straßenbautruppen und Einheiten im Gesundheitswesen - in voller Höhe aus dem Investitionsaufkommen ziviler Ministerien (Post, Verkehr, Gesundheit und Bau) aufgestellt, ausgerüstet (außer Waffen) und unterhalten wurden. Diese Millionen belasteten demzufolge nicht den Verteidigungshaushalt, umso mehr aber den der damaligen Volkswirtschaft. Das dürfte denn auch einer der Hauptgründe für die Formierung dieser sogenannten "Basiseinheiten" gewesen sein.

Die Grundlage bildete der NVR-Beschluß der 31. Sitzung vom 25.März 1968 in dem u.a. festgelegt war: (Zitat)
„11. Aufbau von Organen und Basiseinheiten
(1) im Bereich des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen für die Fernmelde- und Funkanlageninstandsetzung
(2) im Bereich des Ministeriums für Verkehrswesen und Bauwesen für die militärische Transportführung und technische Sicherstellung der Eisenbahnlinien und Straßen des Großraumnetzes
(3) im Bereich des Ministeriums für Gesundheitswesen für die medizinische Betreuung und medizinische Sicherstellung im territorialen Bereich der Landesverteidigung.“
(Ende des Zitats)

Da ich damals am Entstehen der NIT beteiligt war, darf ich mir ein Urteil über die Mitwirkung des MfNV an diesem mehr als komplizierten Prozeß erlauben. Nicht zuletzt waren es u.a. auch die von Dir angesprochenen Fragen, die diese Kompliziertheit ausmachten.
Darüber hinaus war es aber vor allem - da die NIT als Bestandteil der NVA betrachtet wurden - die Nichtübereinstimmung der militärischen Forderungen nach ständiger Gefechtsbereitschaft mit der auf Ökonomie orientierten Arbeit des Wirtschaftzweiges Deutsche Post, die immer wieder erhebliche Probleme aufwarfen.

Nach den damaligen Festlegungen sollte das MfNV die Rahmenbedingungen für die Aufstellung und den Einsatz dieser „Basiseinheiten“ ausarbeiten und den zuständigen Ministern übergeben. Im Hinblick auf die NIT waren das sogenannte „Operative Forderungen“, die aber von offizieller Seite (Chef des Hauptstabes) niemals bestätigt wurden. Die ausarbeitenden Offiziere im MfNV hatten in völliger Unkenntnis der tatsächlichen Lage im Post- und Fernmeldewesen völlig irreale Forderungen formuliert, die trotz begründeter Gegenargumente während der ganzen Zeit des Bestehens der NIT gebetsmühlenartig wiederholt und immer wieder - letztlich zum Schaden der Truppe und der Deutschen Post - durchgesetzt wurden.

Auszug aus den operativen Forderungen:
„ .... Die NIT des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen sind ihrem Charakter nach militärische Einheiten, die dem Minister für Post- und Fernmeldewesen unterstehen und zur Lösung spezieller nachrichtentechnischer Bau-, Instandsetzungs- und Betriebsaufgaben im Bereich des staatlichen Nachrichtenwesens der DDR bzw. in Abhängigkeit von der Lage, auch außerhalb des Zuständigkeitsbereiches des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen eingesetzt werden.“ Für diesen zuletzt genannten offensichtlichen Kriegsfall blieb die Unterstellungsfrage vom MfNV bis zuletzt unbeantwortet.

Und weiter hieß es in völliger Verkennung der ökonomischen Möglichkeiten:
„ .... Die NIT erwirtschaften keine Gewinne, sollen aber ihre Unterhaltung durch Erlöse aus dem volkswirtschaftlichen Einsatz selbst finanzieren. .... Dabei sollen die Einheiten nach Prinzipien der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeiten. Eine Produktionsfondabgabe und Nettogewinnabführung ist nicht vorgesehen.“

Hierzu ließ sich noch vieles mehr sagen. Letztlich aber hat die Praxis den Beweis für die Unsinnigkeit der vorstehenden und weiterer Forderungen des MfNV erbracht.
Erlöse aus dem Baueinsatz Unterhaltungskosten der NIT Differenz
1986 5.956.213, - Mark 26.093.736, - Mark 20.137.523, - Mark
1987 6.110.000, - Mark 25.923.219, - Mark 19.813.219, - Mark
1988 4.989.900, - Mark 30.749.700, - Mark 25.759.800, - Mark
1989 5.752.700, - Mark 28.253.600, - Mark 22.500.900, - Mark

Zusammengefasst sage ich, die Mitwirkung des MfNV beim Aufbau und der Entwicklung der NIT erschöpften sich in der Formulierung nicht realisierbarer Forderungen.

Bei einer gründlichen Vorbereitung des NVR-Beschlusses vom März 1968 durch das MfNV wären die zu erwartenden Probleme schon früzeitig ohne weiteres erkennbar gewesen. Aber selbst als sie in den Folgejahren in der tagtäglichen Praxis ihre Bestätigung fanden scheute man sich, die immer deutlicher werdende Fehlentwicklung zur Kenntnis zu nehmen und für Abhilfe zu sorgen. Das in der DDR und auch bei den Streitkräften oft praktizierte Gegenteil trat ein. Da Veränderungen unerreichbar schienen, registrierte man nur das Erreichte und gab es - unter Weglassung oder Beschönigung der Mängel - schließlich sogar als Erfolge aus. Zugleich aber versuchte man die Vorgaben der politischen und militärischen Führung doch noch irgendwie - letztendlich aber nur auf Kosten der ihre Aufgaben erfüllenden Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere der NIT - durchzusetzen.
(PS. Das Thema NIT habe ich in einem Sonderheft der „F-Flagge“ 01 - 2004 - Zeitschrift des Fernmelderinges - ausführlich publiziert)

Hans-Georg
 
oh, danke für den speziellen Hinweis. Dann rede ich wohl genau mit dem Richtigen.

Grüße Frank
 
Hi,
Hans-Georg K-- warum verschweigt er zum Beispiel die Weisung vom 08.05.1986 des DDR Ministerrates zu den veränderten Aufgaben der HA I/Abt I..
und die darauf erlassene Anordnung der Ministers für Post-und Fernmeldewesen vom 19.12.1986 ( GVS B 134805/86) über die Bildung und Aufstellung eines militärisch geführten Nachrichten-Instandsetzungs-Regiment der Deutschen Post sowie der Bildung eines Führungsorgans ( = militärischer Regimentsstab) in der HA I des MPF. ????
Nicht bekannt oder passt es nicht in die historische Linie ?
Zweitens: Eigentlich ist die Aufgabe- wie du bereits schreibst-- Instandsetzung und in Betrieb halten der Kabelwege des Nachrichtennetzes der Landesverteidigung-- nicht der Deutschen Post allgemein ! In diesem Sinne war NIT schon beim MPF richtig angesiedelt.
Auch galt es dem Umstand zu gebieten, dass Fachpersonal der Deutschen Post auch im Verteidigungszustand im Zugriff zu haben und nicht bei Mob an der Front zu verheizen- somit das zivile männliche Fachpersonal im Verteidigungszustand in den NIT zu bündeln.
Wir sind beim NIT bei truppendienstlicher Unterstellung und operativer Unterstellung im Frieden bzw. im Verteidigungszustand.
Ich würde mir wünschen, dass ein einstiger Fachmann und nun Historiker dann auch den Fachmann blicken lässt-- ich sehe hier mehr so den Historiker mit Bezug auf DDR mies machen und wichtige Fakten einfach mal weg lassen.
Schöne Grüsse aus der Schweiz
 
Hallo sehr geehrtes Forummitglied aus der Schweiz,

ich hätte Dich gern mit Deinem Vornamen angesprochen, um Deine Grüße aus der Schweiz zu erwidern.
Und so nebenbei möchte ich bemerken, daß mir nichts ferner liegt, als die DDR mies zu machen. Ich denke aber, von der inzwischen vergangenen Geschichte belegte Fakten und Tatsa-chen sollte man doch nennen dürfen, auch wenn es diesem oder jenem der damals Verantwortlichen nicht in den Kram passt. Und einige dieser Tatsachen möchte ich nachstehend hier - aus rein fachlicher Erwägung - darlegen bzw. Deinen Beitrag ein wenig korrigieren, d.h. Fakten richtig stellen

Die von Dir genannte Anordnung des Ministers für Post- und Fernmeldewesen vom 19.12. 1986 (GVS B 134-805/86) habe ich nicht verschwiegen, ich habe sie nur nicht genannt, da sie mit der „Bildung und Aufstellung eines militärisch geführten Nachrichten-Instandsetzungs-Regiment der Deutschen Post sowie der Bildung eines Führungsorgans ( = militärischer Regimentsstab) in der HA I des MPF“ überhaupt nichts zu tun hat. Inhalt der besagten - auf der Grundlage neu gefasster Vorgaben des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR - erarbeiteten Anordnung I des Ministers für Post- und Fernmeldewesen war die Neubestimmung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten für die speziellen Struktureinheiten (Abteilungen I) und für die Fachbereiche des Ministeriums und der Direktionen der DP. (Damit wurde die Anordnung I in der Fassung vom 23.12.1983 - GVS B 134-788/83 außer Kraft gesetzt).

Das Nachrichten-Instandsetzungsregiment (NIR) wurde nicht 1986, sondern am 01.12.1974 auf Befehl des Ministers für Nationale Verteidigung formiert. Ursprünglich war lt. operativer Forderungen die Aufstellung eines selbständigen Ausbildungs- und eines selbständigen Instandsetzungs-Bataillons geplant. Da das MfNV aber nicht in der Lage war, den Kommandeur und die Leitung des zweiten Bataillons zur Deutschen Post zu kommandieren, das erste Bataillon aber durch die Einberufungen inzwischen auf 8 (acht) Kompanien angewachsen war, griff man in die Trickkiste. Das Nachrichten-Ausbildungsbataillon mit seinen 8 Kompanien wurde kurzerhand - bei gleichbleibender Gliederung - zum Regiment erhoben d.h. nur umbenannt und der bisherige Bataillonskommandeur mit der Führung beauftragt.

Und einen militärischen Regimentsstab gab es beim MPF zum Zeitpunkt 1986 schon lange nicht mehr. Die sogenannte Führung der Nachrichten-Instandsetzungstruppen (FNIT) war anläßlich einer m.E. etwas zu pompös geratenen Festveranstaltung in Berlin im Hotel „Stadt Berlin“ am 21.10.1971 im Beisein von etwa 130 geladenen Gästen offiziell aus der Taufe gehoben worden. (heute sagt man dazu Kommandoübergabe). Nach Bildung des NIR 1974 ergab sich dann die Kuriosität, daß ein Regiment von zwei Stäben - von einem in Berlin und einem in Oschatz geführt wurde. Letztlich wurde dieser untragbare Zustand auf Antrag des Ministers für Post- und Fernmeldewesen am 01.03.1977 verändert. Die inzwischen stellenplanmäßig aufgeblähte FNIT wurde aufgelöst. Nach Streichung der Mehrzahl der Planstellen wurden zwei zahlenmäßig kleine Unterabteilungen der Zentralen Nachrichtenkommandantur beim MPF angegliedert und ihrem Leiter ein Stellvertreter für NIT zugeordnet.

In der DDR gab es keine „Kabelwege der Landesverteidigung“ wie Du schreibst. Nach dem NVR-Beschluß vom 23.10.1969 hatte die Deutsche Post ein Fernmeldegrundnetz des staatlichen Nachrichtenwesens (GSN) entsprechend den Erfordernissen der Landesverteidigung zu schaffen. Sechs kanalreiche Kabeltrassen in Ost-West- und vier in Nord-Süd-Richtung mit 36 verbunkerten Übertragungsstellen an ihren Kreuzungspunkten - den sogenannten Grundnetzknoten - sollten die fehlenden Voraussetzungen für ausreichende Kommunikationsbeziehungen für die politische, militärische, staatliche und wirtschaftliche Führung der DDR im Verteidigungszustand schaffen und zugleich die Fernmeldeversorgung der Bevölkerung im Frieden verbessern. Das GSN sollte also von der Deutschen Post gebaut und im Interesse der Landesverteidigung sowie der Wirtschaft und der Bevölkerung betrieben werden. Die im Laufe der Jahre immer spärlicher fließenden Investitionsmittel führten letztlich bis 1990 - trotz größter Anstrengungen aller beteiligten Stellen - nur zu einer Teilfertigstellung des GSN und zu eng begrenzten Einsatzreserven an Kabeln und fernmeldetechnischen Einrichtungen. Das aber hätte im Verteidigungsfall mit Sicherheit nicht absehbare Folgen für die Aufrechterhaltung der Gesamtführung der DDR gehabt

Aus dem Bestand des NIR wären im Mobilmachungsfall drei Fernmelde- Instandsetzungsbataillone formiert worden. Diese Bataillone sollten jeweils in mehrere Einsatzgruppen aufgeteilt, entlang der o.g. Haupttrassen des GSN disloziert werden und diese im Falle von Beschädigungen bzw. Zerstörungen im Zusammenwirken mit den von den Fernmeldebauämtern zu formierenden Zivilen Spezialformationen wieder instandsetzen.

Leider stimmt auch Deine letzte Bemerkung „ ... das Fachpersonal der Deutschen Post auch im Verteidigungszustand im Zugriff zu haben .... und somit das zivile männliche Fachpersonal im Verteidigungszustand in den NIT zu bündeln“ nicht mit den damaligen realen Tatsachen überein. Es wäre zu schön gewesen, wenn es so gewesen wäre. Aber für die Mobilmachungsvorbereitungen der NVA galt - von Ausnahmen abgesehen - das Territorialprinzip. Danach waren für die Einberufungen zum NIR, bezogen auf den Standort Oschatz nur die Bezirke Leipzig. Halle und Dresden zuständig. Da diese aber den halbjährlichen Bedarf des NIR an fernmeldetechnisch vorgebildeten Wehrpflichtigen nur zu etwa 10 - 12 % decken konnten, stand die Truppe während der ganzen Zeit ihres Bestehens vor der objektiv nicht lösbaren Aufgabe, aus den darüber hinaus zugewiesenen Oberschülern und jungen Menschen mit artfremden Berufen in einem halben Jahr vollwertige Fernmeldebaumonteure heranzubilden, die im nachfolgenden Dienstjahr selbständig arbeiten sollten. Die Lehrzeit bei der DP für Fernmeldebaumonteure dauerte 2 1/2 Jahre.
Selbst der Staatssekretär - der übrigens mit dem Chef des Hauptstabes gut konnte - scheiterte mit seinen wiederholten Bitten um Veränderung an der kompromisslosen Haltung der zuständigen Stellen im MfNV.
Und die in den operativen Forderungen enthaltene Festlegung, daß der Bedarf der NIT an Offizieren ausschließlich aus dem Personalbestand der DP zu decken sei, scheiterte einzig und allein an der Weigerung des MfNV, den zu reaktivierenden Ingenieuren und Spezialisten der DP einen militärischen Dienstgrad zuzuerkennen, der ihrer inzwischen erreichten fachlichen Qualifikation und ihrem postalischen Dienstrang entsprach.

Also nichts für ungut. So waren nun einmal die realen Tatsachen und die wird man doch nennen dürfen.

Hans-Georg
 
Schade, ich hatte gehofft, hier paar alte "Leidensgenossen" aus der Zeit von 1986-1987 zu finden. Jedenfalls fand ich es damals ganz toll, dass unser ADK nicht in Tarnfarbe sondern gelb lackiert gewesen ist. :smug: Hendrik Hofmann
 
Hhm, was heißt schade ? Das ist ansich ein Fachbeitrag über das NIR-2.

Wenn du mit alten Kameraden da in Kontakt kommen willst, ist das NVA-Forum die bessere Adresse dafür.

Grüße Frank
 
Danke für den Hinweis. Bin vorhin zufällig auf dieses Forum gestossen und finde die Beiträge und Bilder sehr interessant. Gruß Hendrik
 
Habe von 11/`74 bis 04/`76 dort gedient.Zuerst NAB2 (Nachrichtenausbildungsbataillon),dann ab ca. 1975 NIR (Nachrichteninstandsetzungsregiment).Die Postfach-Nr. lautete den gesamten Zeitraum über wie folgt: PF 12215. Für die 1.Kompanie (Militärkraftfahrer),der ich angehörte,wurde hinter die PF-Nr. der Zusatz "i" angehängt.Ich hoffe,das ist für Dich interessant!Gruss-Hamurawi
 
Hallo Hendrik, also unser ADK war damals grün und nur im Fahrerhaus gelb. Hier mal einige Fotos aus den Feldlagern Haldensleben, Colbitz und Beeskow.

Schöne Grüße von Andreas Hoheisel Privat_Wiese_Beeskow_3.jpgFeldlager_Anger_Haldensleben_6.jpgSKZ_Haldensleben_8.jpg
 
Hallo, ich habe ein für meine Familie und mich sehr wichtiges Anliegen und habe die Hoffnung, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen können: mein Onkel war damals zu DDR Zeit ein Soldat in der Kaserne Oschatz gewesen und ist dort verstorben. Es hieß, er habe sich erhangen. Er hatte sich die Tage zuvor wohl anders benommen berichten meine Eltern, aber nichts hat auf Suizidgedanken hingewiesen. Vielmehr vermuten meine Großeltern, dass er erpresst/bedroht worden ist. Sie hatten damals versucht, mit Soldaten Kontakt aufzunehmen, welche direkten Kontakt zu ihm hatten, dies wurde ihnen aber untersagt oder es hieß 'die Soldaten seien nicht vor Ort'. Sie durften den Leichnam sehen, unterm Kinn schien wohl eine Schnittwunde zu sein, die evtl. von einem Messer stammen könnte.
Nun meine Frage: haben Sie von ähnlichen Situationen in Kasernen gehört, in welchen ein Mord als ein Suizid getarnt wurde?
 
Tipp » richte deine Anfrage direkt an die nachfolgende Webseite via eMail, Adresse steht bei Kontakte. Und ergänze deine Anfrage um den konkreten Zeitraum des Vorfalls und schreibe alles, was dir dazu bekannt ist.

www.nir-oschatz.de/

Allg. kann man sagen daß schon der Verdacht auf (möglicherweise geplante) Selbsttötung ansich sofort meldepflichtig bis ins MfNV war. Das hätte also Wirbel und ein gewisses Rauschen in der betreffenden Teilstreitkraft erzeugt. Ich kann mich nicht an so was erinnern.

Grüße Frank
 
Hallo Auf der Suche!Es ist verständlich,daß man bei so einer Vermutung versucht,Aufklärung zu erhalten.Ich persönlich kann nur den Zeitraum November 1974-April 1976(Dauer meines Grundwehrdienstes) wiedergeben,wobei ich sagen muß,daß ich von Frühjahr bis Herbst 1975 nicht in der Kaserne Oschatz sondern im Feldlager Beiersdorf zum Bau-und Montageeinsatz eingesetzt war.Ebenso März bis April 1976 im Feldlager Marxwalde.Aus der Zeit,in der ich in Oschatz weilte ist mir kein solcher Vorfall bekannt.Es wurde lediglich hinter vorgehaltener Hand einmal über einen Soldaten von uns berichtet,der auf Grund nervlicher Probleme(weil er dem Ausbildungsstreß nicht gewachsen war),in die Nervenheilanstalt Wermsdorf verbracht wurde...Doch weiß ich das nur vom Hörensagen.Könnte aber durchaus so gewesen sein,wenn man die damaligen Bedingungen betrachtet...!Dieser Vorfall könnte so im Zeitraum Ende 1974-März 1975 stattgefunden haben.Ich weiß nicht,ob diese Infos nützlich waren,hebe aber versucht,nach bestem Wissen und Gewissen zu antworten.-Über ein Feedback wäre ich dankbar!Gruß-HAMURAWI !
 
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