Nukleare Einsatzrolle Artillerie?

Büttner

Well-known member
Durch meine Beschäftigung mit der Geschichte der 8. GA habe ich von Dingen erfahren, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte, z. B.
(...)
daß die auf dem Tr.Üb.Pl. Ohrdruf stationierte 390. Artilleriebrigade der 8. GA nicht nur über zwei gezogene sondern auch zwei SFL-Abteilungen verfügt hat, von denen sich immer eine einen Monat lang auf dem Tr.Üb.Pl. Kindel im Diensthabenden System befand.
Sehr bemerkenswert Panzerzwerg! War die entsprechende SFL-Abteilung mit Technik ausgerüstet die den Verschuss von nukleare Artilleriemunition erlaubte zufällig? Als ich Deine Zeilen dazu eben lass drängte sich mir das unweigerlich auf. Danke für Deine Hintergrundinformationen.
 
Hallo Stefan,

gedulde Dich noch wenig. Du bekommst von mir in zwei drei Wochen eine Datei zur 8. GA zum Ausrüstungsstand 1986/87.

Hier nur eine Auszug:

"390. Garde-Artilleriebrigade
(390 гв. артиллерийская бригада - 390 гв. абр, TT-Nr.17439, Rufname "Литан") mit Stab in Ohrdruf mit 36 152-mm-SFL-Kanonen 2S5 "Giazint-S" (2A37) und 36 gezogenen 152-mm-Haubitzen "MSTA-B" (2A65). Als Zugmittel für die Haubitzen wurden Kfz vom Typ Ural-4320 (Diesel) eingesetzt. Beide Artilleriesysteme waren zum Verschuß von Kernmunition geeignet. Nach Aussagen ehemaliger Angehöriger dieser ABr wurde auch das Schießen mit Kerngranaten geübt. Es ist davon auszugehen, daß sich im Bereich der 8. GA ein Sonderlager befand, das für die Sicherstellung der ABr mit Kerngranaten zuständig war. Nach Angaben ehemaliger Armeeangehöriger der 39. GMSD hatte die Brigade zwei SFL-Abteilungen und zwei gezogenen Abteilungen im Bestand. Eine der SFL-Abteilungen befand sich jeweils 30 Tage in einem Diensthabenden System auf dem Tr.Üb.Pl. Kindel bei Eisenach."

Es ist sehr interessant, was die militärische Führung der Sowjetarmee unternommen zu dem Zeitpunkt unternommen hatte, als einige PR in MSR umgewandelt worden sind.

Gruß

Panzerzwerg
 
Hier nur eine Auszug:
(...)
Beide Artilleriesysteme waren zum Verschuß von Kernmunition geeignet. Nach Aussagen ehemaliger Angehöriger dieser ABr wurde auch das Schießen mit Kerngranaten geübt.
Bisher hörte man so etwas nur andeutungsweise vom entsprechenden Pendant in den Garnisonen Schweinrich und Planken. Da waren ja auch Artilleriebrigaden stationiert. Insoweit bemerkenswert das nun ein weiterer derartiger Verband in den Focus gerät. Mir mich als ehem. Artillerist natürgemäß von besonderen Interesse. Danke für Deine Arbeit!
 
Jede Armee der GSSD verfügte über eine Artilleriebrigade

- die 390. Garde-Artilleriebrigade (вч пп 17439, Rufname Литан) mit Stabssitz Ohrdruf gehörte zur 8. Gardearmee,
- die 290. Artilleriebrigade (вч пп 35636; Rufname Рогатка) mit Stabssitz Schweinrich gehörte zur 2. Gardepanzerarmee,
- die 385. Artilleriebrigade (вч пп 11526, Rufname Oмуль) mit Stabssitz Planken gehörte zur 3. Stoßarmee,
- die 308. Artilleriebrigade (вч пп 25526; Rufname Текстильщик) mit Stabssitz Zeithain gehörte zur 1. Gardepanzerarmee und
- die 387. Garde-Artilleriebrigade (вч пп 50346; Rufname ?) mit Stabssitz Altes Lager gehörte zur 20. Gardearmee.

Die Hauptbewaffnung der Brigaden war nicht einheitlich. So ist für die 387. Artilleriebrigade belegt, dass sie bis zum Abzug aus Deutschland in zwei Abteilungen noch die gezogene Haubitz-Kanone D-20 im Bestand hatte. Nach dem 1983 eingeführten STAN 8/118-51 gliederte sich die 387. Artilleriebrigade in
- Führung der Brigade,
- 1 Artillerie-Aufklärungs-Abteilung,
- 2 Artillerie-Abteilungen mit der selbstfahrenden 152 mm-Kanone 2S5 Giazint-S,
- 2 Artillerie-Abteilungen mit der 152 mm-Kanonenhaubitze D-20,
- 1 Führungsbatterie,
- 1 Pionierzug,
- 1 Zug chemische Abwehr,
- 1 Instandsetzungskompanie,
- 1 Med-Punkt,
- 1 Kompanie materielle Sicherstellung und
- 1 Brigadeclub.

Vor der Einführung der 2S5 - die keine typische SFL ist, da nach oben offen - befand sich die gezogene 130 mm-Kanone M-46 im Bestand.
 
Ich bitte zunächst um Verschiebung der letzten Beiträge ab Nummer 18 in GSSD:
Artilleriebrigaden der GSSD oder so ähnlich ....

Danke!
 
Jede Armee der GSSD verfügte über eine Artilleriebrigade

- die 390. Garde-Artilleriebrigade (вч пп 17439, Rufname Литан) mit Stabssitz Ohrdruf gehörte zur 8. Gardearmee,
- die 290. Artilleriebrigade (вч пп 35636; Rufname Рогатка) mit Stabssitz Schweinrich gehörte zur 2. Gardepanzerarmee,
- die 385. Artilleriebrigade (вч пп 11526, Rufname Oмуль) mit Stabssitz Planken gehörte zur 3. Stoßarmee,

- die 308. Artilleriebrigade (вч пп 25526; Rufname Текстильщик) mit Stabssitz Zeithain gehörte zur 1. Gardepanzerarmee und
- die 387. Garde-Artilleriebrigade (вч пп 50346; Rufname ?) mit Stabssitz Altes Lager gehörte zur 20. Gardearmee.
Danke für die umfängliche Zusammenfassung Nelson!
Vor einigen Jahren wurde mal über die Brigade in Schweinrich diskutiert und einen Zusammenhang (evt. PRTB auf TÜP Wittstock) mit einer möglichen Kernwaffeneinsatzrolle. Wohl hier auch im Forum, ich habe da aber jetzt noch nicht gesucht.
Auf entsprechende Indizien aufbauend ist folglich dann auch die Brigade Planken (evt. PRTB auf TÜP Magdeburg) mit in der Runde. Aber sehr schwammig war das ganze auch wegen einer aktuellen Nachnutzung der Depots. Über aktive Liegenschaften diskutiert es sich schlecht auch wenn der eine oder andere schon vor Ort war.
Dann verschwand das Thema in der Versenkung. Immer mal wieder taucht die Brigade Altes Lager im Zusammenhang mit einer möglichen PRTB in der Muna Altes Lager auf.

Umso bemerkenswerter nun der Hinweis von Panzerzwerg zur Brigade Ohrdruf. Wobei ich da keine Hinweise zu einer PRTB habe.
 
Frage: Wer sagt eigentlich, dass so ein Artilleriedings - wenn es denn tatsächlich eine nukleare Rolle gegeben haben sollte - eine eigene PRTB gehabt haben muss? Und auf Armeeebene nicht eine "gemischte PRTB" dafür zuständig war? Ich zitiere:

Основной вариант организационно-штатной структуры смешанной ПРТБ следующий:

• управление ПРТБ
• сборочная бригада головных частей оперативно-тактических ракет
• сборочная бригада головных частей тактических ракет
• сборочная бригада артиллерийских выстрелов (в ядерном снаряжении)
• техническая батарея оперативно-тактических ракет
• техническая батарея тактических ракет
• батарея управления
• инженерно сапёрный взвод
• отделение РХБЗ
• хозяйственный взвод
• медицинский пункт
• отдел главного механика
• рота охраны.


K.
 
Das ist eine sehr gute Frage! Also die Antwort kann lauten das in den gemischten PRTBs bisher keine Hinweise auf die Lagerung von nuklearen Artilleriegranaten gefunden wurden. Was zum einen heißt das es entweder nicht zutrifft oder das nur noch nicht genau hingeguckt und entsprechende Hinweise gefunden wurden. Oder eben das nuklearen Artilleriegranaten nicht in gemischten PRTB gelagert wurden. Möglicherweise äußert sich Panzerzwerg noch zu dem Thema. Das meine Antwort nicht erschöpfend sein kann ist mir klar.
 
Das ist eine sehr gute Frage! Also die Antwort kann lauten das in den gemischten PRTBs bisher keine Hinweise auf die Lagerung von nuklearen Artilleriegranaten gefunden wurden. Was zum einen heißt das es entweder nicht zutrifft oder das nur noch nicht genau hingeguckt und entsprechende Hinweise gefunden wurden. Oder eben das nuklearen Artilleriegranaten nicht in gemischten PRTB gelagert wurden.

Ich bin zwar nicht @panzerzwerg, aber ich hätte dennoch die Frage vorzubringen, welche Objekte der ehemaligen GSSD nach welchen Gesichtspunkten durchsucht wurden, um zu dem v. g. Ergebnis zu gelangen.

Nichts für ungut

Nelson
 
Es ist davon auszugehen, daß sich im Bereich der 8. GA ein Sonderlager befand, das für die Sicherstellung der ABr mit Kerngranaten zuständig war.

Ein kleiner Hinweis - wenn auch bisher nicht offiziell (anderweitig) bestätigt - bei einem Treffen mit dem letzten Kommandeur der BRTB Altenhain, welche ja der 8.GA unterstand, sagte mir dieser, daß dort nukleare Artilleriemunition lagerte. Ich denke, daß der Oberst die Wahrheit sagte.

Grüsse demo01
 
Zum Thema Sonderlager zur Sicherstellung der 390. Artilleriebrigade.

Als ich am 22. Sept. 2012 in dem kleinen Beitrag zur 390. Artilleriebrigade die Vermutung geäußert habe, daß davon auszugehen ist, daß sich im Bereich der 8. GA ein Sonderlager befand, das für die Sicherstellung der ABr mit Kerngranaten zuständig war, wollte und konnte ich damit nicht ausschließen, daß Kerngranaten auch in gemischten BRTB gelagert gewesen sein konnten.

Da z.B. die zur 28. Allgemeinen Armee gehörende 3653. Bewegliche Reparatur-Technische Basis, eine solche gemischte BRTB war, die u. a. folgende Aufgaben hatte: (siehe http://scucin-avia.narod.ru/dalnij/prtb/prtb_index.htm):


  • die Aufbewahrung, Wartung und technische Vorbereitung von Trägern, Raketen und Gefechtsköpfen aller Art für die operativ-taktischen und taktischen Raketenkomplexe;
  • die Aufbewahrung, Wartung und technische Vorbereitung von Artilleriemunition und Minen mit Kernladung;


  • die Übernahme, der Transport und die Zuführung von Trägern, Raketen, Gefechtsköpfen, Artilleriemunition und Minen mit Kernladung in die Verbände und Truppenteile der jeweiligen Armee. In Spannungsperioden hatte die Zuführung gedeckt bzw. getarnt zu erfolgen.

Auf Grund dieser Tatsache besteht also durchaus die Möglichkeit, daß Kerngranaten in eine der beiden BRTBs der 8. GA gelagert waren.

Mir sind bisher für die 8. GA nur folgende zwei BRTBs bekannt:


  • die 11. Bewegliche Raketentechnische Basis (11 подвижная ракетно-техническая база – 11 пртб, TT-Nr. 11817) in Altenhain bei Brandis. Sie war wahrscheinlich für die Sicherstellung der mit OTR-Komplexen ausgerüsteten und in Weißenfels und Jena-Forst stationierten 11. GRBr zuständig.


  • ?. Bewegliche Raketentechnische Basis (? подвижная ракетно-техническая база – ? пртб, TT-Nr. 38673) mit Stab in Halle-Heide. Sie war mit großer Wahrscheinlichkeit für die Sicherstellung der mit TR-Komplexen ausgerüsteten selbstständigen Raketenabteilungen der 8. GA zuständig.

Es ist besteht meiner Meinung auch die Möglichkeit, daß eine von den BRTB räumlich abgesetzte Einheit die Kerngranaten "verwaltet" hat. Hier stimme ich Nelson 2110 zu. Vielleicht haben wir noch nicht alle möglichen Objekte der GSSD im Bereich der 8. GA in Betracht gezogen.

Meiner Meinung nach bleibt aber der Lagerort der Kerngranaten für die 390. GABr solange nur eine Vermutung, solange wir keine belastbaren Hinweise haben.

Gruß

Panzerzwerg
 
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