Tag 8
Strecke: Smalfjord – Batt. Store Korsnes II
Tachostand: 4.157 km
Wetter: was soll ich schreiben, die Bilder sagen doch alles
Der Wald der toten Betten

Wer mal ehemalige Kriegsteilnehmer befragte, z.B. den Opa oder andere Familienangehörige, da kam es sicher oft vor das diese nur schwerlich zu dem Erlebten Auskunft geben wollten.
Das mag sicher viele Gründe gehabt haben. Verdrängung der Geschichte, befohlene Handlungen die man später im Leben bereute, eigener Abschluss mit der Vergangenheit oder auch schmerzhafte Erlebnisse oder alte Verletzungen aus die dieser Zeit.
Einen Ort an dem diese schmerzhaften und bleibenden Erinnerungen u.a. entstanden habe ich am 8 Tag der Tour besucht.
Nennen wir ihn jetzt erst einmal den
„Wald der toten Betten“. Zum Objekt selbst kommen ich dann später noch genauer.
Fangen wir nun den Tag mal mit dem Morgen an.
07:30 Uhr, irgendwo im Nichts der norwegischen Weite bin ich von einer beängstigenden Ruhe geweckt worden.
Jo das geht....wenn man im gewöhnlichem Leben inmitten hektischer Menschensammelstellen wohnt und z.B. morgens das Geräusch eines jeden startenden Auto ungesehen seinem jeweiligem Nachbar zuordnen kann, dann ist zu starke Ruhe im absoluten „Nichts“ nicht gut für den Schlaf.
Aber das Thema war schnell vergessen und der Drang nach Neuem führte mich wieder auf eine....ja eher ruhige Straße.
Ganz nach dem Motto „ Hinter den sieben Bergen bei den.....“.

Während der Fahrt auf diesen ewig langen Straßen hat man sehr viel Zeit um sich Gedanken zu machen. Gedanken zu Gott und die Welt, Gedanken ob der Dicke durchhält und auch Gedanken wie ich Abends mein Essen auch mal ganz Romantisch gestalten kann. Zur Romantik gehört bekanntlich ein Lagerfeuer, die tobende See und alter Beton.....ganz klar!!
Nur mit dem Feuerholz hat es bei der letzten Tour ab und an mal gehapert. Dieses Jahr sollte das vorab schon geklärt sein.
Wenn man sich jetzt mal das obige Bild betrachtet dann kann man feststellen das weite Wälder, so wie sie bei uns üblich sind, hier nicht zum Standard der Landschaftsgestaltung gehören. Die Erfahrung habe ich im letzten Jahr schon mal machen müssen. Schöner Standplatz am felsigen Strand, Topf, Salami und eine Büchse mit Bohnen ausgepackt....was fehlte war der Wald für Feuerholz.
Weit und breit kein Stück Holz aufzutreiben. Notlösung war damals der kleine Supermarkt im Ort. Nicht um Kaminholz zu kaufen. Nein, eine Flasche Cola als Alibi gekauft und dem Verkäufer zusätzlich eine alte Holzpalette abgeschwatzt. Hat ne Weile gedauert bis der scheinbar wusste was ich von ihm wollte oder er weiß es bis Heute noch nicht und denkt das manch Deutscher ganz schön einen an der Klatsche hat.
Und genau diesen Gedanken, so habe ich es mir vorgenommen, wollte ich nie mehr provozieren.
Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit war das Beil raus und ein junger Waldbestand um ein Bündel "Notholz" gelichtet.
Dem Bündel auf dem Dach habe ich dann allerdings, genau wie dem Kajak, bis zur Fähre in Schweden unangetastet die weite Welt gezeigt. :dejection:

Gut, kommen wir nun zum ersten Tagesziel der Etappe.
Wie viele Soldaten seit Beginn der Operation „Weserübung“ ab 09. April 1940, also dem Einmarsch in Norwegen, bis zur bedingungslosen Kapitulation am 08.Mai 1945 gefallen oder verwundet wurden kann ich jetzt so auf die schnelle nicht sagen.
Auf alle Fälle gab es viel zu viel Leid und Tot auch bei diesem 5 Jahre dauernden Kampf, dem Kampf um die Herrschaft über Norwegen.
In einem Waldstück unweit von Skoganvarre befinden sich die Überreste des größten deutschen Feldkrankenhauses in Norwegen. Der Standort wurde gewählt um eine zentrale Lage zu den deutschen Hafenanlagen und dem größten Kriegsflugplatz in Banak zu gewährleisten.
Des weiteren war geplant, in Zusammenarbeit mit anderen Feldlazaretten, die Frontabschnitte östlich in Richtung Sowjetunion, in der Finnmark und die Truppen in Nord-Finnland zu versorgen.
So war es zumindest geplant und der Ausbau des Feldkrankenhauses ausgeführt. Die Entwicklung der Kämpfe von Seiten der Roten Armee 1944 zwang dann jedoch zum schnellen Umdenken.....zum Rückzug.
Und genau wie bei fast allen Ortschaften in der Finnmark wurde auch hier das was zurück gelassen werden musste dem Feuer übergeben.
Auf dem Areal zu finden sind u.a. die Reste der Wäscherei, Wohnbaracke, Arztwohnung, Küchen- und Verwaltungsbaracke, Kranken- und Rehabaracken sowie die OP-Baracke.
Das einzigste Gebäude welches nicht dem Feuer zum Opfer viel war der große Luftschutzbunker. Dieser wurde komplett gesprengt.
Heute wachsen Bäume durch die Böden der Operations- und Krankensäle und den darin noch verbliebenen metallenden Einrichtungsgegenstände.
Ein Ort an dem die alten rostigen Betten ein Zeugnis vergangenen Elends ihrer unfreiwilligen Nutzer sind.
Es gibt Orte wo man nicht so locker und unbedarft auf Geschichtssuche geht. Orte wo man doch mal inne hält und denkt was beispielsweise diese Krankenbetten erzählen könnten.
Denn auch hier, in diesem Feldkrankenhaus, haben unsere Großväter einen sinnlosen Krieg gekämpft, und besonders hier auch um ihr Leben.
Ich hatte bei der NORGE 2015 auch solch einen Ort bei dem ich in einer ähnlichen Situation war. Schlagartig fühlt man sich Gedanklich in die damalige Zeit versetzt und versucht noch stärker zu Begreifen was und wie sich die jungen Deutschen wohl damals gefühlt haben müssen.
Den Versuch kann man machen, doch sich richtig in die damalige Zeit hinein zu versetzen, dass wird man als nachgewachsene Generation ohne selber einen Krieg erlebt haben zu müssen nie schaffen!!
Zum damaligen Beitrag dem Link folgen und nach unten auf den
Bericht #152 vom 11.09.2015, 22:16 scrollen.
http://forum.hidden-places.de/showt...RGE-2015-Vorbereitung-und-Reisetagebuch/page8
Das bis hier zum ersten Teil des Tages.
Die Weiterführung schreibe ich dann am morgigen Tag. Anbei noch einige Bilder von den Resten des ehemaligen deutschen Feldkrankenhauses.