Ich will daher mal nicht ausschließen das die "Einführung in die Bewaffnung" der hier behandelten Drohne das laut Quelle angegebene Jahr 1982 betrifft aber der Zulauf an die Truppe bereits einige Jahr zuvor stattfand. Ein Kollege machte mich darauf aufmerksam das wohl im Jahr 1979 von der USMLM eine vermeintliche Drohne dieses Typs in der DDR fotodokumentiert wurde. Leider ist mir das entsprechende PDF zZ nicht zugänglich.
Die drei-vier Jahre Differenz (1979 zu 1982) wären im Rahmen dessen was mir in der Vergangenheit bereits "unterkam". Die Zeitspanne 1973 zu 1982 möchte ich aber ausschließen wollen, das wäre etwas zuviel des Guten ...
Aus meiner Sicht ist das nicht nur "etwas zuviel des Guten". Aus meiner Sicht ist das Unsinn. Dass die Serienproduktion der Tu-143 REJS bereits während der совместные государственные испытания begann, ist mehrfach durch Quellen belegt. Dass aber zwischen dem erfolgreichen Abschluss der staatlichen Erprobung und der Einführung bei den sowjetischen Streitkräften sechs Jahre vergangen sein sollen, das war in den 1970er Jahren doch eher unwahrscheinlich. Eine andere Quelle meint insoweit auch, dass die Einführung bei den Streitkräften nach erfolgreichem Abschluss der staatlichen Erprobung - also etwa 1976/77 - begann ->
http://www.airwar.ru/enc/bpla/tu143.html . Die Serienproduktion lief etwa 16 Jahre. 950 Drohnen wurden produziert (im Schnitt also rund 60 pro Jahr). Bis 1982 wurden demnach möglicherweise schon über 500 Drohnen produziert. Und die lagen dann teilweise 8 oder 9 Jahre auf Halde und wurden 1982 schlagartig auf die Truppe verteilt?
Zu der Geschichte mit der "Technikeinführung vor der offiziellen Technikeinführung" bei den Luftstreitkräften möchte ich mich lieber nicht äußern. Mein Faktenwissen reicht dafür nicht aus. Aber mir scheint es gleichwohl erforderlich, ein paar Worte zu meinen Beobachtungen im Bereich der sowjetischen Raktentechnik hinzuzufügen.
Bevor neue Raketentechnik in die Truppe eingeführt werden konnte, mussten nach meiner Wahrnehmung zunächst die Hauptschritte Entwicklung, Werkserprobung, staatliche Abnahmeerprobung (oft zusammen mit der Truppenerprobung, daher vermutlich der Begriff "gemeinsame" staatliche Erprobung) durchlaufen und der Startschuss zur Serienproduktion gegeben werden. Der Beginn dieser Hauptschritte wurde im streng zentralistischen System der ehemaligen UdSSR in aller Regel mit Ministerratsbeschlüssen und/oder Weisungen der verantwortlichen Minister eingeleitet. Zum Teil sind diese Beschlüsse auch dokumentiert. Für die Entwicklung waren vor 1991 die unterschiedlichen Konstruktionsbüros, wie das OKB-1 von Koroljow, heute Ракетно-космическая корпорация «Энергия» имени С.П.Королёва, verantwortlich. Raketentechnik für die Landstreitkräfte ging nach erfolgreicher Entwicklung zur Werkserprobung auf das Zentrale staatliche Polygon für reaktive Technik Kapustin Jar, Technik für die strategischen Raketentruppen nach Plessezk oder Tjuratam (Baikonur). Die Startmannschaften stellte das Polygon, später auch das Konstruktionsbüro oder das Werk, das für die Serienproduktion verantwortlich zeichnen sollte. In der Regel gehörten die Bedienungen des Polygons zum Militär, aber nicht notwendigerweise zur kämpfenden Truppe. Nach erfolgreicher Werkserprobung schloss sich in der Regel die staatliche Abnahmeerprobung an. Die Abnahmekommission für Raketentechnik stellte in der Regel die Hauptverwaltung für Raketen und Artillerie des Verteidigungsministeriums (GRAU). Sowohl bei der Werks- wie auch bei der staatlichen Abnahmeerprobung wurde eine zuvor festgelegte Anzahl von Teststarts durchgeführt, deren Umfang nicht zuletzt von der Menge der technischen Neuheiten im System abhing. Zu beiden Prüfungen konnten reguläre Einheiten, Truppenteile und Verbände hinzugezogen werden. Sie wurden sicher hinzugezogen, wenn mit der staatlichen Abnahmeprüfung zugleich die Truppenerprobung verbunden werden sollte. Zur Durchführung der gemeinsamen staatlichen Erprobung des endphasengelenkten Gefechtskopfes AEROPHON für die Rakete 8K14-1 des Raketenkomplexes 9K72-1wurden z. B. Teile der 112. und der 159. Raketenbrigade mit diesem System ausgestattet. Wurde die Erprobung erfolgreich abgeschlossen, folgte in der Regel ein Beschluss des Ministerrates über die Truppeneinführung der neuen Technik. Die Serienproduktion konnte in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Werks- und staatlichen Abnahmeprüfung schon vorher beginnen. Beim System REJS war die Entwicklungs- und Werkserprobungsphase relativ schnell vorüber. Vom Beschluss des Ministerrats der UdSSR Nr 670-241 vom 30. August 1968 vergingen gerade mal zwei Jahre bis zur Flugfähigkeit der Fotoaufklärervariante und zwei weitere Jahre bis zur Flugfähigkeit der TV- und funktechnischen Aufklärervariante. Bis 1972 war sichergestellt, dass die Tu-143 flog und die geforderten taktischen Parameter erreichte. Bei der nachfolgenden gemeinsamen staatlichen Erprobung musste das System dann zeigen, dass es daneben auch truppentauglich war.
Lange Rede, kurzer Sinn - wenn sich neue Technik bereits vor dem offiziellen Termin der Einführung in die Truppe in Einheiten, Truppenteilen oder Verbänden der Streitkräfte befand, dann in der Regel zur Durchführung der Truppenerprobung. Alternative: Die Quellen geben die tatsächlichen Fakten nicht korrekt wieder.
Für das "Erprobungsunwesen" im Bereich der sowjetischen Luftstreitkräfte gab es ebenfalls staatliche Zentralstellen. Eine davon ist hier ->
http://niivvs.narod.ru/index.html beschrieben.