Neuer Bundeswehr-Erlass: Von der Leyen ordnet Distanz zu Wehrmacht und NVA an

Martin Kaule

Administrator
Neuer Bundeswehr-Erlass: Von der Leyen ordnet Distanz zu Wehrmacht und NVA an

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Weder die Wehrmacht noch die ehemalige Armee der DDR dürften ein Vorbild für die Truppe sein, legt die Verteidigungsministerin als oberste Dienstherrin in dem zehnseitigen Entwurf fest.
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Die Ausschmückung von Diensträumen mit Exponaten und Darstellungen der Wehrmacht und der NVA oder ihrer Angehörigen ist außerhalb von Ausstellungen in militärgeschichtlichen Sammlungen nicht gestattet", steht deutlich in dem Papier. Die Ausstellung von Uniformen oder ähnlichen Devotionalien sei nur möglich, wenn sie klar "in ihren historischen Kontext einzuordnen" seien.
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Die klare Distanzierung gilt auch für die Nationale Volksarmee (NVA) der früheren DDR. Wörtlich heißt es in dem Entwurf, die NVA habe sich strikt "an der Staatsideologie der DDR" orientiert und stets als "sozialistische Klassen- und Parteiarmee" gesehen. "Die NVA wurde von der SED geführt, handelte im Sinne ihrer Politik und trug maßgeblich zu ihrer Herrschaftssicherung bei", heißt es in dem Papier. "Als Hauptwaffenträger der Partei-Diktatur" sei sie Teil des Unrechtsregimes gewesen.
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Quelle, Link zum kompletten Entwurf und mehr: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-ursula-von-der-leyen-ordnet-distanz-zu-wehrmacht-und-nva-an-a-1179428.html
 
Vergleiche mit dem Ziel, Faschismus und DDR- Sozialismus in einen gemeinsamen Kontext zu rücken, sind wir von unseren Volksvertretern gewöhnt.
Vielmehr dürfte sich U.v.Ls. Verdikt gegen jegliche Momente nationaler Kontinuität bei der Schaffung ihrer modernen, globalen Söldnertruppe richten.
Die dann "werteorientiert" in den weltweiten Krieg zieht.
Was die NVA nicht gemacht hat.
Abwink, FA
 
Räusper. Das möchte ich so nicht von Dir stehen lassen.

1.) Über den Einsatz der Bundeswehr – zu friedenserhaltenden, friedenssichernden oder humanitären Maßnahmen – im Ausland entscheidet heute allein unser Parlament. Die Zusammensetzung des Deutschen Bundestages wird durch freie Wahlen bestimmt.sic!

2.) Auch wenn die NVA nicht an Auslandseinsätzen beteiltigt war (die Bundeswehr bis 1990 wenn dann nur zu humanitären Hilfsaktionen) beförderte wie andere Staaten der westlichen und östlichen Hemisphäre indirekt u.a. durch die Ausbildung von Angehörigen ausländischer Streitkräfte auf verschiedensten Ebene unterschiedliche auch militärisch ausgetragene Konflikte, direkt durch Waffengeschäften teils auch zeitgleich an zwei direkt befeindeten Staaten. Wo ist hier die Moral der sogenannten Friedensarmee? Einen hehren Ansatz kann ich auch hier nicht erkennen, sondern die reine Erwirtschaft von Devisen / Einnahmen fürs Land.

Aktuell handelt es sich "nur" um einen Entwurf, gern nochmal, da die Formulierung auch in meinen Augen korrekt ist:

Die NVA wurde von der SED geführt, handelte im Sinne ihrer Politik und trug maßgeblich zu ihrer Herrschaftssicherung bei.
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Als Hauptwaffenträger der Partei -Diktatur der SED war sie fest in die Staatsideologie der DDR eingebunden und wesentlicher Garant für die Sicherung ihres politisch- gesellschaftlichen Systems.

BG
Martin
 
Als Hauptwaffenträger der Partei hat sich auf der Ebene, auf der ich gedient habe, keiner verstanden. Aber all denen da wäre irgendjemand bzw. bestimmte andere Einheiten/bewaffnete Organe eingefallen, den/die sie so genannt hätten.
 
Neuer Bundeswehr-Erlass: Von der Leyen ordnet Distanz zu Wehrmacht und NVA an

Oh oh, und ich dachte bisher das hier, in diesem kleinen muggeligem Forum, die große Politik außen vor bleibt. :hopelessness:
Die Zeiten ändern sich anscheinend nicht nur in dem Land zwischen Polen und Frankreich, sondern auch hier bei HP.

Ok, wenn das dann so sein sollte, dann könnte man ja auch mal ein Thema mit der Überschrift: „Was ist eigentlich in Deutschland los?“ eröffnen.

Dazu gibt es sicher ausreichend Gesprächs- bzw. Diskussionsstoff.
 
Ich finde den Thread auch etwas, na sagen wir "deplatziert". An anderer Stelle hieß es schonmal "Wir sind hier kein Politikforum" (sind wir auch zum Glück nicht), und ich sehe hier auch keinen echten Zusammenhang zum Kernthema, sondern nur Zündstoff für die ewige, nervige "Wer waren die Guten, wer waren die Bösen"-Diskussion.
 
Sehe ich komplett anders ! Das Themas gehört hier her ! Das Leben ist nun einmal kein Ponyhof ! Wir müssen endlich aufhören den Kopf bei ungeliebten Themen in den Sand zu stecken oder zu verhalten wie die drei Affen !
 
Jaein, und es hat auch einen tieferen Grund warum ich den Beitrag für wichtig und passend fürs Forum ansah.

Dann löse ich gern auf, worauf ich hinaus wollte. In den letzten Monaten fiel mir bei der Besichigung zahlreicher ehemaliger politisch aufgeladener Gebäude / Liegenschaften immer wieder auf, dass sich der Umgang mit der deutschen Geschichte eben nicht einfach in Gut & Böse einsortieren lässt. Gut = wird erhalten, Böse = wird abgerissen. Doch - und daher der verlinkte Erlass - fehlt(e) an zahlreichen Orten noch eine historische Einordnung, die jetzt zumindest für die Liegenschaften der Bundeswehr zwingend notwendig und da wo sie fehlen nachgeholt werden. Das ist in meinen Augen wichtig und richtig.

Hier mal zwei Beispiele:

Ehemaliges Staatsratsgebäude, Berlin (heute European School of Management and Technology):

ESMT_01.JPG

Theoretisch kann das Embleme verdeckt werden, kam aber wohl noch nie vor.

Ehemaliges Tagungzentrum der NVA, Strausberg (heute Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr):

Tagungszentrum_01.JPG

Das Wandbild war lange Zeit verdeckt, seit einiger Zeit wird es offen gezeigt und wie man sieht auch neben dem Bild historisch eingeordnet und erklärt.

Beide Beispiele sind markante Zeichen aus der DDR-Zeit, die weder abgerissen, noch versteckt, sondern offen gezeigt werden, damit eine Auseinandersetzung damit erfolgen kann. Das wünsche ich mir für zahlreiche weitere Standorte. Eine Menge (aber wichtige) Arbeit wenn man an die zahlreich erhaltenen Statuen, Wandbilder, Sockelflieger usw. denkt. Und daher finde ich das geregelte Vorgehen der Bundeswehr wichtig und es habe es bewußt hier bei uns gepostet.

BG
Martin
 
Sehe ich komplett anders ! Das Themas gehört hier her ! Das Leben ist nun einmal kein Ponyhof ! Wir müssen endlich aufhören den Kopf bei ungeliebten Themen in den Sand zu stecken oder zu verhalten wie die drei Affen !

Nur weil ich der Meinung bin, dass man es nicht HIER diskutieren muss, heißt das ja nicht, dass man es gänzlich NICHT diskutieren muß und soll. Nur ist das hier m.E. nicht die richtige Plattform dafür. Es gibt zahlreiche Politik- und Gesellschaftsforen, da kann sich gern jeder austoben, was politische Diskussionen betrifft.

Und @ Martin: Bei der aktuellen Debatte um den Traditionserlass geht es meiner Meinung nach wenig um Liegenschaften, sondern um andere Dinge. Deswegen finde ich ihn nach wie vor hier fehl am Platze. Die Diskussion um "Gut = wird erhalten, Böse = wird abgerissen" ist auch wohl eher seltener eine, die die Bundeswehr zu führen hat, sondern diese wird eher an anderer Stelle geführt und hat mit dem Traditionerlass der BW daher ebenso recht wenig zu tun.
 
Natürlich hätte es heißen sollen: für Statuen, Wandbilder, Sockelflieger usw. in den verschiedenen Liegenschaften und nicht die Liegenschaften selbst :). Letztlich sind hier die lokalen Akteure die Ansprechpartner.

Also, der Beitrag soll in die Richtung sensibilisieren und in keine politische Diskussion ausarten.

BG
Martin


 
Natürlich hätte es heißen sollen: für Statuen, Wandbilder, Sockelflieger usw. in den verschiedenen Liegenschaften und nicht die Liegenschaften selbst :). Letztlich sind hier die lokalen Akteure die Ansprechpartner.

Also, der Beitrag soll in die Richtung sensibilisieren und in keine politische Diskussion ausarten.

BG
Martin



Da ist Dir aber mit deinem Beitrag (#1) gewaltig was aus dem Ruder gelaufen! Und die politische Diskussion schon vorprogammiert gewesen!

Zitat Bundesverteidigungsministerium/Uschi von der L.: "Weder die Wehrmacht noch die ehemalige Armee der DDR dürften ein Vorbild für die Truppe sein, legt die Verteidigungsministerin als oberste Dienstherrin in dem zehnseitigen Entwurf fest."

Habe noch keine historischen Quellen gefunden, die den Plan und die Durchführung eines durchgeführten Vernichtungskrieges durch die NVA stützen könnten. 6 Mio jüdische Menschen hat die NVA auch nicht direkt oder indirekt auf ihrem Konto (auch wenn Rechtsnachfolge-Verweigerung).

Vor 25 Jahren wäre obiges Zitat bei westlichen HistorikerInnen unter dem Stichwort "Totalitarismus-Theorie" abgeheftet worden ... Du hast es wohl nicht so gemeint, und die NVA war mir nie besonders sympatisch. Aber so -schlicht unhinterfragt- geht gar nicht!
 
Habe noch keine historischen Quellen gefunden, die den Plan und die Durchführung eines durchgeführten Vernichtungskrieges durch die NVA stützen könnten. 6 Mio jüdische Menschen hat die NVA auch nicht direkt oder indirekt auf ihrem Konto (auch wenn Rechtsnachfolge-Verweigerung).

Die Distanzierung von Wehrmacht und NVA in einem Erlass bedeutet noch lange keine Gleichmacherei dieser Armeen, es ist also völlig unerheblich, dass die NVA keinen Vernichtungskrieg begonnen hat oder begonnen hätte und sie auch nicht an der Vernichtung von jüdischen Menschen beteilgt war. Die Bundeswehr hat das Thema Tradition komplett auf den Prüfstand gestellt und das ist das Ergebnis.
Von der NVA distanziert man sich aus anderen Gründen, als bei der Wehrmacht, nämlich, weil sie die Armee einer sozialistischen Dikatur war und dessen Existenz und Ideologie maßgeblich gestützt hat. Man sollte auch nicht vergessen, dass dort nicht so geführt und mit Menschen umgegangen wurde ("Befehl ist Befehl, da wird nicht diskutiert", EK-Bewegung, die ideologische Indoktrination durch Polit-Offiziere...), wie es bei der Bundeswehr der Fall ist, für die natürlich auch Art. 1 GG gilt.
Gerade ehemalige NVA-Berufsoffiziere oder andere 100%ige haben natürlich an das geglaubt , was man ihnen jahrlang eingetrichtert hat und waren überzeugt von der Richtigkeit ihres Tuns und einige (viele?) sehen das heute noch genauso unkritisch wie damals. Genauso wie viele im Osten mit verklärtem Blick der DDR oder ihren vermeintlichen sozialen Errungenschaften hinterhertrauen oder vielleicht auch nur gerne meckern? Egal, was soll's.
Den jetzigen Erlass kann man gut oder schlecht finden und wer mag kann gerne seine Zeit mit - nett formuliert - kritischen Kommentaren und hitzigen Debatten verbringen, wird daran aber rein gar nichts ändern.

Martin hat das Thema hier sicherlich angesprochen, weil man sich im Forum unter anderem mit (noch aktiven) militärischen Liegenschaften befasst, in denen sich Spuren der vorherigen Nutzer (Wehrmacht, NVA) erhalten haben und der angesprochene Traditons-Erlass Auswirkungen auf den Umgang damit haben kann und wird, ganz einfach.

Gruß Klaus
 
klausm,

ich kann mich dem nur anschließen. Bevor man solche Dinge schreibt @ the pessenger, sollte man sich den Erlass einfach mal komplett durchlesen und sich nicht nur auf einen kurzen Kommentarauszug stützen. Die Erlass hat deutliche Unterschiede in den Gründen bezüglich Wehrmacht und NVA. Und die Gründe bezüglich der NVA sind im Kontext mit dem vorherrschenden Weltbild in diesem Land doch völlig normal. Was wäre denn von der Bundeswehrtradition übernommen worden, wenn ein anderes Weltbild heute vorherrschend wäre?

Ich als ehemaliger NVA-Berufssoldat fühle mich jedenfalls bezüglich der Begründung für den Erlass in keinster Weise auf eine Stufe gestellt mit der Wehrmacht.
 
Die Diskussion hier zeigt mir, dass viele Deutsche nicht im Stande sind, mit ihrer vergangenen Geschichte zurecht zu kommen. Egal mit was, Wehrmacht, NVA, Holocaust etc.

Gruss
Varga
 
Warum Varga?

Die Schlagzeile "...Distanz zu WM und NVA.." suggeriert vordergründig, dass beides in einen Topf gehören könnte. Nicht jeder hat die nötige Trennschärfe zur Differenzierung.
Gemeinsamkeiten gibt zwischen BEiden, aber auch Unterschiede die die Deckungsgleichheit verbieten; und genau das kam bei der Diskussion hier auch zum Ausdruck.

Der Knackpunkt ist die Diskrepanz zwischen moralischer Positionierung der Buwe und ihrem völkerrechtswidrigem Überfall auf die Bundesrepublik Jugoslawien; bitte nicht vergessen, wenn es schon um Tradition geht. Auch nicht umstrittene Rolle der Buwe in neuen Konfliktherd in Osteuropa.

vG, FA
 
Was wäre denn von der Bundeswehrtradition übernommen worden,
wenn ein anderes Weltbild heute vorherrschend wäre?

Die Urlaubsregelungen.

tears_of_joy.png
 
Kann mir jemand erklären, warum Militär überhaupt Traditionspflege braucht?

Ich habe meine 1,5 Jahre NVA im Geschwader Adolf von Lützow dienen dürfen und mich immer gefragt: Was hat Lützow qualifiziert, Namensgeber für ein NVA Geschwader zu werden. Ein Freikorps-Anführer, der gegen bestehende Verträge seines Dienstherren handelte.

Darüber nachdenkend, steckte ich in einer steingrauen Uniform, die der, der Wehrmacht bis auf den letzten Stich der Naht glich.
Verstanden habe ich das nicht.


Ganz ehrlich: Ihr NVA Profis mögt mir das nachsehen. Echtes Traditionsbewusstsein im Sinne von Lützow oder Schill, die ja irgendwie „patriotisch“ handelten, wollte in diesen 18 Monaten nicht aufkommen.

Militär ist genau genommen, - jetzt will ich mal nicht mit Klausewitz und Engels kommen - eine fragwürdige Angelegenheit, der ich jeglichen Anspruch auf Traditionspflege absprechen würde.

Uschi hat recht, wenn sie da rigoros aufräumt.
 
Um den Themenbeitrag hier abzuschließen. Der neue Traditionserlass wurde vor einigen Tagen veröffentlicht.

Die Bundeswehr definiert ihr Verhältnis zur Nationalen Volksarmee (NVA) – und das läuft nicht ohne Ärger ab. Erstmals wird diese im neuen Traditionserlass der Bundeswehr erwähnt, mit einem klaren Trennstrich. Es ist die Passage, die im Verlauf der Erarbeitung nach Kritik, unter anderem aus der Truppe, am deutlichsten korrigiert wurde. Allerdings gibt es auch an der nun gefundenen Formulierung Kritik: Die NVA werde zu sehr in die Nähe der Wehrmacht gerückt.

Quelle und mehr: http://www.fr.de/politik/traditionserlass-wie-viel-nva-steckt-in-der-bundeswehr-a-1480667

Und noch der Link zum neuen Traditionserlass: https://www.bmvg.de/de/aktuelles/der-neue-traditionserlass-23232

BG
Martin
 
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