War jemand zur heutigen Führung anwesend?
An dem besagten Tag nicht, aber gestern. Danke Deines Hinweises habe ich meine ursprüngliche Sonntagplanung über den Haufen geschmissen und bin kurzerhand nach Nürnberg gefahren, um mir die leider recht einmaligen Besichtigungschancen nicht entgehen zu lassen. Eine Führung hatte ich online gebucht und hab dann gleich noch eine rangehängt. Die Führungen waren alle gut besucht, man bekommt aber auch am selben Tag noch die Chance zur Besichtigung.
Die Sonderführungen gibt es jeden Januar und es werden immer andere Anlagen gezeigt. Wie einer unserer Führer des Fördervereins Nürnberger Felsengänge e. V. mir sagte, könnten die potentiellen Ziele aber in absehbarer Zeit weniger werden, da die Stadt bemüht ist, die Bunker und deren Inventar zu veräußern. Kann also gut sein, dass man das Innere der jetzt gezeigten Bunker bald nicht mehr zu Gesicht bekommt.
Gezeigt wurden der so genannte Waffenhofbunker und der Bunker Färbertor. Auf dem Weg von einem zum anderen Bunker entlang der Stadtmauer wurde im Skulpturengarten die Entstehung der Aufbau der Nürnberger Stadtbefestigung erläutert. In meinen Augen eine gelungene Veranstaltung und der Preis wird auch niemanden ruinieren. Fotografieren ist erlaubt. Die Führungen laufen noch bis zum 12.01. in der Zeit von 11 bis 17 Uhr zu jeder Viertelstunde.
Die Führungen dauern ca. 75 Minuten. Da die Anlagen im wesentlichen gleich ausgestattet sind, hat man das Gezeigte aufgeteilt (man bekommt also nicht den gesamten Bunker gezeigt. Beim Waffenhofbunker liegt der Fokus eher auf dem Kalten Krieg, hier werden dann auch die vorhandenen technischen Einrichtungen gezeigt. Beim Bunker am Färbertor geht es mehr um den II. Weltkrieg. Hier werden Ausführungen zum Bau, sowie zur Belegung während der Luftangriffe gemacht. Man sieht vergleichende Bilder verschiedener Hochbunker Nürnbergs (WK II und heute), sowie Fotos der Zerstörungen der Stadt im II. Weltkrieg, sowie Zahlen aus dieser Zeit (Zahl der Luftalarme, Angriffe...).
Die zahlreichen Bunkeranlagen haben dazu beigetragen, dass im II. Weltkrieg trotz der massiven Bombardierungen nicht mehr Opfer in Nürnberg zu beklagen waren. Das die Anlagen den damaligen Waffen trotzen konnten belegt der Fakt, dass einer der zu Luftschutztürmen ausgebauten Stadtmauertürme einen Volltreffer erhalten hat, ohne, dass es Tote unter den Schutzsuchenden im Inneren gab (war glaube ich der Laufertorturm).
Der Schutzwerk der umgebauten Anlagen im Kalten Krieg war geringer (Wandstärke beträgt ca. 1m, die der Decke 1,5m) Keine Anlage hätte einer Atombombendetonation in Nürnberg widerstehen können. Der ABC-Schutz bezog alleine auf die Wirkung der Strahlung bzw. einer chemischen oder biologischen Verseuchung der Umwelt. Die Bunker hätten Schutz für maximal 14 Tage geboten. Die Anzahl der Schutzplätze hätte nur für einen sehr geringen Teil der Bevölkerung ausgereicht. Vielfach war speziell geschultes und eingewiesenes Personal als Bunkerbesatzung gar nicht vorhanden. Hinsichtlich der ärztlichen Versorgung ging man davon aus, dass sich unter den Schutzsuchenden schon einige Fachkräfte befinden würden. Die Ausstattung von Küche und Krankenstation war sehr spärlich. Für 50 Schutzsuchende gab es eine Toilette/ ein Waschbecken. Der Waffenhofbunker hätte 871 Personen, der Färbertorbunker 876 Personen aufnehmen können.
Gruß Klaus