Hallo zusammen,
ich habe mal in alten Unterlagen gestöbert und mich nochmal kundig gemacht.
Wohlgemerkt-meine Erkenntnisse beziehen sich nur auf Kern-HEIZwerke, nicht auf konventionelle KKW.
Aufgrund von einer weiter bestehenden Energiekrise und durch die starke Verschmutzung durch die Braunkohlekraftwerke im Süden (Thürigen, Sachsen und Sachsen-Anhalt), wollte man mehr auf die Kernenergie setzen. Man hatte vor, von Kohle auf Uran umzusteigen. Ein Bericht des Institut für Energetik in Leipzig aus dem Jahr 1984 sah vor, dass bis zum Jahr 2000 die Kohlekraftwerke im Ballungsraum Halle und Leipzig schrittweise durch Kernheizwerke (KHW) ersetzt werden sollten. Unter anderem ab 1995 durch das Kernheizwerk Leuna, Buna, Lippendorf und nach 2000 durch das KKW(!) Delitzsch.
Forschungen daazu erfolgten an der TU Dresden sowie an der IHS Zittau. Als Vorlage diente der sowjetische Kernheizreaktor AST 500, ein Siedewasserreaktor. Alledings war der Typ erstens zu groß für die Zwecke in der DDR und zweitens entsprach die Sicherheit nicht den Ansprüchen der dichtbesiedelten Gebiete.
Die Heizwerke sollten wegen des erforderlichen Fernwärmenetzes in ca. 10 km von besiedelten Gebieten gebaut werden.
Zur Gewährleistung eines hohen Sicherheitsniveaus wurden bei diesen Anlagen neuartige Leichtwasser-Reaktoren eingesetzt, bei denen der Primärkerislauf integral im Reaktorbehälter angeordnet ist und der Wärmeträger im Naturumlauf zirkuliert. Bisher wurden bei Kernreaktoren die Intergralbauweise und der Naturumlauf immer getrennt angewendet.
Der Anreicherungsgrad des Urans hätte lediglich etwa 3 bis 4 % betragen; mit Natururan (0,7 % Uran-235 und 99,3 % Uran-238) wird ein Leichtwasserreaktor auch nicht kritisch.
Im Reaktor selbst waren also Core (Brennelemente) , Druckkammer und Wärmetauscher vereinigt. Keinerlei radioaktives Wasser mußte das Reaktorgehäuse verlassen . Von der UK Atomic Energy Authority wurde das System als "Safe Integral Reactor" bezeichnet. Auf Grund der wesentlich geringeren Leistungsdichte, des geringen Drucks und Temperaturen gegenüber Reaktoren zur Stromerzeugung sollte der Typ besonders sicher sein. Das im Verhältnis zum Core sehr große Wasservolumen hätte ein Melt-down mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verhindert.
Erzeugt werden sollte Heizwasser mit 180-200°C. (kein Dampf, daher auch keine Kühlung durch Fluß- oder Seewasser erforderlich)
Leistungsgröße zwischen 100 - 150 MW
Eigentlich immer noch eine saubere Sache. Zumal nach dem Kohleausstieg die Frage der Heizwärmeversorgung großer Städte nicht mal angedacht ist. (Leipzig ca. 40% Fernwärme-derzeit aus der Abdampfwärme des Kraftwerks Lippendorf versorgt)
verwendete Quellen:
Michael Hänel, “Das Ende vor dem Ende“. Zur Rolle der DDR-Energiewirtschaft beim Systemwechsel 1980-1990
Adam, Ernst, Prof. Dr. rer. nat.; Gläser, Günter, Dr.-Ing.; Großmann, Jochen, Dr.-Ing., DD Technische Universität Dresden, 8027 Dresden, Mommsenstraße 13, DD
"PATENTSCHRIFT 244 385 A - Verfahren zur Steuerung einer Kernheizanlage - 01.04.87 "