Kluczewo (Stargard): Flugplatz

Martin Kaule

Administrator
Hallo zusammen,

anbei einige Impressionen des Flugplatz Stargard in Polen.

Zu sehen: Start/Landebahn, diverse Gebäude auf dem Flugplatz, Bogendeckungen...

Historie:
- Zivilflugplatz in den 20'igern des letzten Jahrhunderts
- Aufbau des Fliegerhorsts der Luftwaffe ab 1935
- ab 1945 Nutzung + Ausbau durch die Sowjetarmee

Grüße
Martin
 
AW: PL - Flugplatz Stargard / Kluczewo

Granit 2 auf dem Platz. Fotos vom Regiments - GS sowie Divisions-GS folgen in separaten Beiträgen.

Grüße
Martin
 
AW: PL - Flugplatz Stargard / Kluczewo

hallo martin,

hast wie ich sehe, das we auch fleißig genutzt ;) .

fein fein, will hoffen,das du auch was "bunkerähnliches" gefunden hast und fleißig bilder davon reinstellst.

gruß robert am huy
 
Vor einiger Zeit bin ich von einem User hier im Forum angesprochen worden. Im Ergebniss ergab sich seit einiger Zeit ein intensiver Mailaustausch. Darauf folgte ein Besuch bei ihm, ein lokaler Hobbyhistoriker der sich wohl seit Jahrzehnten mit dem Thema FP Stargard umfänglich und sehr intensiv beschäftigt.
Nun bin ich wieder zurückgekehrt und stehe noch unter den frischen Eindrücken. Um es mal zusammenfassen, bei Stargard handelt es sich nicht nur um einen dt. Fliegerhorst. Nein, der Fliegerhorst war gleichzeitig auch ein Produktionsstandort der Wehrwirtschaft, naturgemäß auch ein Außenlager eines KZ. Zusätzlich fallen zwei Erprobungsstellen verschiedener Waffengattungen dort auf sowie die wohl vollständigste Infrastruktur für den Raketenjäger Me 163 die erhalten blieb.
Der gesamte historische Hintegrund rechtfertigte ohne Zweifel ein Buch zum Thema, das Potential ist auf jeden Fall vorhanden.
Einige der Gebäude der im Jahre 2006 von Martin und mir fotografierten Gebäude entpuppten sich nun deutschen Ursprungs, ganz im Gegensatz zur ursprünglichen Annahme.
Zahlreiche Bauten sind mittlerweile abgerissen, im Nordwesten des FP wurde eine Reifenfabrik aus dem Boden gestampft. Der Divisionsgefechtsstand steht noch, der vom Jagdfliegerregiment wurde geschliffen.
 
Kluczewo, Polen von Juli 1945 bis Juli 1992 mit der 239. Jagdfliegerdivision – В / Ч: 55146

Unterstellt der 4. Luftarmee von 1945 bis Januar 1949, der 37. Luftarmee von Januar 1949 bis Juli 1964, den Fliegerkräften der Nordgruppe der Truppen von Juli 1964 bis April 1968, wieder der 4. Luftarmee von April 1968 bis August 1980, der 4. Luftarmee WGK ON (ehemals 4. LA) von August 1980 bis Juli 1992 .

Standort Kluczewo für Fliegerregimenter:

159. Garde Jagdfliegerregiment – В / Ч: 40431, von Februar 1952 bis 01.01.1961 und vom 15.08.1964 bis 10.07.1992.

eingesetzte Technik:
MiG-15bis etwa 1955
MiG-17 von 1954 bis 1963
MiG-17F/P/PF von Januar 1956 bis 1964
Jak-25M vom 14.08.1956 bis 1962
MiG-21F/F-13 vom Oktober 1961 bis möglicherweise 1965
MiG-21PF/PFM von 1964 bis 1970
MiG-21R von 1967 bis 1970
MiG-21SM von 1970 bis 1988
MiG-21SMT von 1978 bis 1988
MiG-21bis von 1982 bis 1988
Su-27 vom 11.07.1987 bis 1992

871. Jagdfliegerregiment – В / Ч: 35517, von Juli 1945 bis 1964.

eingesetzte Technik:
Jak-9 bis 1952
MiG-15 von 1952 bis evtl. 1960
MiG-19SW von 1956 bis 1965
 
159. Garde Jagdfliegerregiment
[...]
Su-27 vom 11.07.1987 bis 1992
Zum Thema Su-27 und AU-19 in Stargard, diese Bogendeckungen waren die ersten dieser Art außerhalb der Sowjetunion. Falls sich dort keine nachweisen lassen dann sind es die ersten überhaupt. Nach Stargard wurde in Reihenfolge AU-19 in Chojna, Wittstock und Merseburg errichtet, bzw. waren im Bau.

Der Baubeginn der ersten AU-19 in Stargard datiert bereits auf das Jahr 1984, mind. 4 Stück ließen sich zum Jahresende ausmachen.
1985 wurden 7 AU-19 erkannt.
1986 wurden bis zu 24 AU-19 in unterschiedlichen Stadien der Errichtung und Fertigstellung erkannt.
1987, dem Jahr der Einführung der Su-27 am Standort waren zum Jahresende 17 fertig gestellt und 9 weitere im Bau. Zu diesem Zeitpunkt verfügte das 159. Garde-Jagdfliegerregiment über 31 MiG-21SMT, 4 MiG-21UM, 13 Su-27S und 3 Su-27UB.*
1988 waren zum Jahresende 27 AU-19 fertig gestellt, die Maßnahme war dort damit offensichtlich abgeschlossen. Gleichzeitig begannen die Bauarbeiten zur Errichtung von AU-19 im benachbarten Chojna.
Dort mit interessanten Auswirkungen:
http://forum.hidden-places.de/showt...Flugplatz-Chojna?p=92177&viewfull=1#post92177
http://forum.hidden-places.de/showt...Flugplatz-Chojna?p=92180&viewfull=1#post92180
1989 wurde in Stargard mit der Umschulung des Personals vom 582. Jagdfliegerregiment aus Chojna begonnen. Auch dieses Regiment rüstete von MiG-21SMT auf Su-27S um. 1990 wurde die Umschulung abgeschlossen. Lediglich 6 AU-19 waren in Chojna fertiggestellt, weitere 4 im Rohbau.

Die drei KMZ-Dateien zeigen zwei entsprechenden Dezentralisierungszonen in Stargard sowie den Bereich für die bewaffnete Kette.

* vergleichende Angaben verfügbar unter http://forums.airforce.ru/matchast/3582-su-27-istoriya-serii/

Zu den AU-19 zwei Anmerkungen:
Von oben ist es möglich diese von AU-16 zu unterscheiden.** Der Unterschied scheint hier meiner Meinung darin zu bestehen das die Zurollwege unterschiedlich breit angelegt wurden. Die AU-19 haben breitere Zurollwege als die AU-16, die AU-16 entsprechend schmalere im Vergleich zu AU-19. Das kann mit den Spurbreiten und Tragflächenspannweiten der Su-27 und MiG-29 zu tun haben. Weitere Gründe wie Aufmunitionierung und Versorgungsfahrzeuge sind möglich.
Wie bereits in RP erwähnt ist der Schutzgrad der Verschlusstore vom AU-19 deutlich erhöht worden. Es ist möglich in die Tore hineinzublicken von unten durch die Torwagen.

** von westlicher Seite wurde der Unterschied zwischen AU-16 und AU-19 bis 1990/91 offensichtlich nicht festgestellt. Ab 1991 setzte sich entsprechend die Erkenntniss durch das für Su-27 größere Schutzbauwerke notwendig sein müssen. Etwa 1993/94 realisierte man bspw. auf Seiten der Bundeswehr die Existenz von AU-19 in Wittstock. Diese wurden dort als GDF-18 bezeichnet, so wie AU-11 als GDF-10 wie auch GDF-11 tituliert wurden. GDF-12 als AU-13 und GDF-16 als AU-16 war ja bereits bekannt. Orientierung war hier offensichtlich der NVA-Sprachgebrauch.

Zu den Illustrationen verschiedener AU-19 die das auch verdeutlichen sollen:
1) Frontale Gesamtansicht mit Zurollweg
2) Sockelfundamente mit aufbetonierten Schultern als seitliche Begrenzung für noch zu verlegende PAG-14 (Stellfläche in der Deckung)
3) Detail der Segmentbögen mit innenliegender Stahlbeplankung
4) Torwagen mit fehlenden stählernen Abdeckplatten
5) Innenansicht Schutztor, Blick von unten nach oben. Rechts die schräge Tormittelwand, links die gerade Torinnenwand
6) wie 5), horizentaler Blick, Rechts die schräge Tormittelwand, links die gerade Torinnenwand
7) Fahrgestell des Torwagen
8) Illustration zur Verdeutlichung der Reduzierung der Waffenwirkung durch drei etwa 13-14 cm dicke Stahlbetonplatten
9) Zweistromabgaskanal, Vergleichsmessung mit AU-16 steht noch aus
10) Sockelfundament im einbetonierten Zustand
11) Materialstärke eines Segmentbogen etwa 48-50 cm Stahlbeton
12) Breite eines Segmentbogen mit 69-70 cm, bei 29 Meter Länge ergibt das je AU-19 etwa 82 Elemente, vier davon mit Versorgungsöffnungen
13) Materialstärke einer Torwand, etwa 13-14 cm, erkennbar sind zwei Lagen Bewehrung, jeweils etwa 2 cm von der Außenseite entfernt
14) sichtbare Bewehrung einer Torwand, quadratisches Muster, Abstand etwa 10 x 10 cm
15) Metalleinfassung einer Torwand, hier messbar 13 cm, die betonierten Aussenflächen weisen das typische Rautenmuster von PAGs auf
16) interessantes Detail, hier springt der erste Segmentbogen vor und hebt sich von der Giebelwand ab

Die Aufschrift OTK-2 auf der Metalleinfassung eines Torwandelementes verweist möglicherweise auf eine Firma in Nowosibirsk die sich mit der Herstellung von verschiedenartigen Eisenbahnwagen beschäftigt(e). Es gibt Hinweise auf Handwaffen sowie Schiebetore diese Firma betreffend.
 

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Kluczewo

Moin!

Kurzer Zustandsbericht, ein paar bildliche und gedankliche Impressionen von einem Besuch 2/2019 vor Ort.

Auf dem Flugplatzareal siedeln sich immer mehr Großunternehmen an. Historische Bauten sind wohl egal, bzw. werden einfach planiert. Die Supermarkt-Kette LIDL errichtet grad ein Verteilungszentrum zentral auf der ehemaligen Start-/Landebahn. Symbolisch wirkt das für mich wie der Abschluß des "Sieges über den Kommunismus" ...
Baggerarbeiten.JPG LIDL Distribution Center.JPG

Reste einer Bogendeckung für ME-163, siehe dazu Büttner, Kaule: "Geheimprojekte der Luftwaffe 1939-1945". Vor einigen Jahren "rückgebaut".
Bogendeckung Me-163.JPG

Das Sonderwaffenlager (zwei "Granit"-Bunker) wurde wohl Mitte 2018 "rückgebaut". (Kein Bild, Zugang war mir zu matschig.)

Was momentan vor Ort noch existiert: Reste eines Tanklagers, sehr große Bogendeckungen aus Sowjetzeiten (in Nachnutzung, mit entsprechenden Hinweisschildern), das sowjetische Raketen-Lager und das Flugleitungsgebäude:

Zufahrt Tanklager.JPG große Bogendeckungen.JPG Raketensprenkopflager.JPG Flugleitungsgebäude.JPG

Gutgehn, Christian
 
Was momentan vor Ort noch existiert: Reste eines Tanklagers, sehr große Bogendeckungen aus Sowjetzeiten (in Nachnutzung, mit entsprechenden Hinweisschildern), das sowjetische Raketen-Lager und das Flugleitungsgebäude:

Anhang anzeigen 112572

Gutgehn, Christian
Du hast mich gerade aufgrund des gewählten Motivwinkels von der Flugleitstelle, die mir jetzt plötzlich von anderen Plätzen bekannt vorkommt, auf eine Idee gebracht. Danke dafür und für die aktuellen Informationen. Allerhöchste Zeit zum handeln.
 
Mit der Jahresangabe meine ich Sperenberg. Nun ist der Flughafen dort erst in den 50ern erbaut worden. Die haben also einach in eine Schublade gegriffen und nach einenem vorhandenen Plan gebaut. Die Sowjets waren Auftraggeber, die Deutschen haben gebaut. Und ja, mit Ausnahme einer zusätzlichen Etage auf dem Turm (die aber deutlich aufgesetzt wirkt) in Sperenberg sehen die beide gleich aus.
 
Und ja, mit Ausnahme einer zusätzlichen Etage auf dem Turm (die aber deutlich aufgesetzt wirkt) in Sperenberg sehen die beide gleich aus.

Ich sehe da überhaupt keine Ähnlichkeit. Auch deswegen weiß ich nicht ob wir beide hinsichtlich der Flugleitung in Sperenberg das gleiche Gebäude meinen.

Die angeblichen deutschen Architektur-Spuren in Sperenberg, das müsste mal bewiesen werden das es wirklich so war und auch wäre ein Beispiel und eine Vergleichsmöglichkeit hilfreich.

Zum eigentlichen Thema, den Flugplatz Stargard-Klützow:
Vor Ort wurde den vor einigen Jahren gegebenen Hinweisen eines polnischen Forscherkollegen nachgegangen und mit Blick auf die vorgesehene oder tatsächliche Stationierung von Me 163 ließ sich weitere zugehörige Infrastruktur diesem Muster zuordnen. Interessant weiterhin eine vermeintliche oder tatsächliche Wasserfall-Startstellung. Entsprechende Starttische wurden hier im Forum im Zusammenhang mit Peenemünde und der Insel Ruden schon einmal aufgearbeitet.
Stargard-Klützow bleibt also weiterhin spannend.
 
Ich sehe da überhaupt keine Ähnlichkeit. Auch deswegen weiß ich nicht ob wir beide hinsichtlich der Flugleitung in Sperenberg das gleiche Gebäude meinen.

Auf die Gefahr hin, total falsch zu liegen/mich zu blamieren:
für mich gab es in Sperenberg zwei Flugleitungsgebäude (warum auch immer?).
Das eine ist 1000-fach abgelichtet worden, das andere nicht (auch ich habe kein gutes Photo, völlig zugewachsen). Das wäre dann hier:
52 08 27, 13 19 05.
Da müßte ich dann unbedingt noch mal hin, für ausmessen/besichtigen/vernünftige Photos.
Jedenfalls war dieses Gebäude dort meine gedankliche Verbindung zu der Flugleitung in Kluczewo, von der ich Dir gegenüber mal gesprochen hab. Ging dem Kollegen Mastercloser eventuell ähnlich???

Gutgehn, Christian
 
Das wäre dann hier:
52 08 27, 13 19 05.
Da müßte ich dann unbedingt noch mal hin, für ausmessen/besichtigen/vernünftige Photos.
Die Koordinate führt zunächst einmal zur Teilliegenschaft Wachkompanie. Mit dem alten Gebäude das den unterirdischen Gang hat. Die Koordinate selbst zeigt einen Flachbau aus den 1980er-Jahren. Was mit einer Flugleitung sehe ich dort nicht.
 
@Büttner
Du hast recht, keine Ähnlichkeit. Hab mir mal meine Fotos angeschaut, ich habe mich geirrt.

Zu den Towern, da gab es einige, hab das mal aufbereitet.

flughafensperenberg.PNG
 

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