Hallo Nelson,
tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Aber das ist echt frustrierend. Da sitzt man hier und drückt auf alle Knöpfe, auf die man nur drücken kann. Posaunt „Dannenwalde, Altengrabow, Kapen, Vogelsang“ in alle Welt hinaus – und nichts geschieht! Eine Woche lang tut sich gar nichts! Aber dann, endlich. Nein, ich halte nichts davon, auf andere Foren zu verweisen, von Eseln zu reden oder auch nur den Buchstaben H. in den Mund zu nehmen. Aber es ist immer wieder erstaunlich, welche verbalen Schuttlawinen es (sozusagen auf der anderen Seite des Entenzauns) auslöst, wenn man ein paar Steinchen den Hang hinabspringen lässt. :triumphant::applouse::butterfly: :star:
Okay, kleiner Insiderjoke. Ist auch nicht wirklich wichtig. Aber im Ernst:
(1) Das mit der langen Liste ist mir klar. Es gibt einige Leute, die seit Jahren durch Gebüsche kriechen und jetzt, wie man hört, auch schon in Polen und Ungarn die Erde wegkratzen, um all diese PRTBen zu überprüfen bzw. herauszufinden.
(2) Bei der Zeitschiene bin ich mir nicht sicher. Es leuchtet ein, dass es Anfang der 1980er Jahre eine Umstrukturierung gegeben haben muss. Auf der anderen Seite weisen viele Indizien in Sachen BRTB gerade in die frühen 1960er Jahre (und damit sogar noch in die Zeit VOR L/S). Wir müssen das nicht ausdiskutieren, aber ich gebe zu bedenken.
(3) Den Schutzfaktor der „Arsenale“ würde ich anders sehen. Wirklich „sicher“ waren diese nie, auch nicht Ende der 1960er Jahre – zumal gerade in diesem Fall mit einem atomaren Angriff zu rechnen war. Es ging wohl auch nicht darum, die heiklen „Erzeugnisse“ in diesem Sinne zu schützen. Aber im Gegensatz zu den BRTBen, die zu einem sehr frühen Zeitpunkt in Wald und Wiese verlegt hätten, wären die Arsenale vor Ort geblieben. Sie hatten Personal und sie sollten die Kampfhandlungen möglichst lange überstehen. Dass der erste und zweite Schuss (also MKWS plus evtl. Wiederholungsschlag) in die BRTBen ausgelagert wurde, dürfte eher damit zusammenhängen, dass die Köpfe an einem Ort / zwei Orten konzentriert viel zu verletzlich gewesen wären und dass es schlicht viel zu lange gedauert hätte, sie von dort aus zu den RBr bzw. RAbt zu bringen.
(4) Deine Unterscheidung zwischen „подвижная ракетно-техническая база“ und „подвижная ремонтно-техническая база“ finde ich eine steile, aber spannende These. Ich stimme zu, dass die PRTBen in L (FPN 73259) und S (FPN 73274) eigentlich keine technischen Batterien besitzen dürften – würde den Grund aber darin sehen, dass die raketentechnische Sicherstellung in diesem Fall die RTeB-2 bzw. die BRTB-3 und BRTB-5 der NVA übernommen hätten. Bitte korrigieren! Die von Dir zitierte Stelle „а военное время – прием с арсеналов ракет и ракетного топлива с баз, приведение их в высшие степени готовности и передача их в ракетные части“ würde ich so verstehen, dass ein richtiges, rein sowjetisches „Arsenal“ sehr wohl auch mit Raketen und Treibstoff zu tun hat. Es ist halt nicht mobil. Es gibt übrigens Quellen, die L/S als RTB (nicht als PRTB) ansprechen, wie die Depots der Luftstreitkräfte auch. Und das macht ja durchaus Sinn.
(5) Als heikle Punkte sehe ich im Moment nach wie vor vor allem die Befehlskette bzw. Kontrolle und eine Definition des jeweils auf der Zeitschiene nötigen Lagerregimes. Letzteres (ich schmeiße mal wieder ein Steinchen über den Entenzaun) scheint tatsächlich nicht immer eine so große Rolle gespielt zu haben. Man stößt häufig auf erstaunlich anspruchslose Lagervarianten, ob das nun R-5M, R-12, OTR-22 oder S-200 gewesen sind. Und selbst ein richtiger „зал регламентных работ“ soll in so einer murkeligen BRTB schon gefunden worden sein. Ganz zu schweigen von den US-Amerikanern, die haben in ihre Bunker einfach vorne (unten) und hinten (oben) ein Loch reingemacht, und das war’s schon von wegen Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Gute Nacht wünscht
K.