Grenzweg-Radtour , Grenze hinter Sorge, Harz

2014 sind wir zu zweit die ganze Bewaldung zwischen Sorge und Hohegeiß abgeradelt. Hier kamen mindesten 6 Menschen zu Tode, als sie die Grenze queren wollten. Jüngstes Opfer war 1979 Heiko Runge aus Halle, der 15-Jährig gnadenlos, von der Grenze wegrennend, mit Dauerfeuer 51 Schuss (Rückenschuss) ermordet wurde. Der letzte Tote war ein fliehender Russe, der von einem Berufssoldaten abgeschossen wurde. Grenzkaserne bei Sorge.
 

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Zu Heiko Runge gibt es inzwischen eine Dokumentation im Fernsehen. Seit einem Jahr hat Heiko auch an seiner Todesstelle , Buchenwaldschlucht, ein Denkmal bekommen. Schön wäre, es hätte dieses nie gebraucht. Um 2012 rum bin ich helfend, da ortskundig, mit einem Mörser Rechtsanwalt am Postenweg hinter Hohegeiß am Suchen gewesen und wir beiden haben die Sterbestelle nach original Stasiprotokollen zentimetergenau ermittelt. Etwa dort, nicht ganz, steht heute der Erinnerungsstein. Kaum ein perfider Grenzmord ist so akribisch dokumentiert. Der RA hatte die Originalakten/keine Kopien, für seine Recherchen dabei. Für mich war es widerlich zu lesen, wie perfide der Kompaniechef und der Politoffizier waren. Die hätten auf die Anklagebank gemusst! Das Bild zeigt uns, mich rechts, am Kleinert-Denkmal, Parkplatz Hohegeiß, ein Quedlinburger der vor den Augen seiner Frau erbarmungslos erschossen wurde.
 

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Kaum ein perfider Grenzmord ist so akribisch dokumentiert. Der RA hatte die Originalakten/keine Kopien, für seine Recherchen dabei. Für mich war es widerlich zu lesen, wie perfide der Kompaniechef und der Politoffizier waren.

Moin
Ich habe etwas über die hälfte der Grenze abgeradelt, den Berliner Mauerweg komplett.
Irgendwann habe ich aufgehört.
Diese Geschichten begegnen einem überall an der ehemaligen Grenze und die Auszüge aus den original Berichten machen einen immer wieder aufs neue Fassungslos den sie sind kein Einzelfall.
 
Hallo Andreas,
Genauso sehe ich das auch. Selbst kenne ich diesen Teil der Harzgrenze recht genau, Dank meines Vaters, der mit mir in meinem Kleinkindalter dort im Grenzgebiet noch überall hin durfte. Meine Mutter war Bürgermeisterin in Tanne, gerade knapp 22 Jahre alt. Sie hat selbst Flüchtlinge "rückgeführt". Für mich ist der Gedanke unerträglich!
Mich tangiert also der Teil besonders. Und als ein Moerser Rechtsanwalt damals mit Original-Stasiakten aus Berlin anreiste, stand ich ihm zur Seite. Gekannt haben wir uns bisher nur über Beiträge in einem Forum und Korrespondenzen.

Geschichtsaufarbeitung soll ja normalerweise klären und aufgestauten Hass abbauen. Was ich da aber so erfuhr.... besser ist es nie geworden. "Das Schwein blutet aus"... Protokolliert und über Grenzfunk, von Zeugen gehört, sprach der Kompaniepolitnik, ein gewisser Brehme. "Anrufe zu Grenzverletzern gibt es erst, wenn das erste Magazin leergeschossen ist." Das verlangte , auch protokolliert, der Kompaniechef Piotrowski in Sorge. Alles ist so passiert am 9. Dezember 1979 an der Grenze vor Hohegeiß...

Und so starb dann unter Feuer der "gehorsamen" Genzsoldaten der Schüler Heiko Runge. Ein 15-jähriges "Kind", mehr Kind als Jugendlicher. Dass es keine Warnschüsse, keinen Anruf gab, beschwor Uwe Fleischhauer, der zweite Schüler, der sich aber geistesgegenwärtig sofort hinwarf und nur dadurch überlebte.
Die Verbrecher Brehme und Piotrowski brauchten vor kein Gericht. Die fehlgeleiteten Soldaten, die in nachweislicher Angst schossen , standen aber vorm Richter.
Unrecht noch nach Jahrzehnten. Mir ist klar, dass es "nur" so "ein Fall wie alle anderen Fluchten" ist....

Mich haben die Fluchten schon wegen meinem eigenen Fernweh zu DDR-Zeiten begleitet.

Gruß Volker
 
Hallo

the passenger!​


"Russe" war hier im Harz das geläufige Synonym für alle Soldaten der Sowjetarmee. Der letzte erschossene sowjetische Soldat wurde von einem dienstgeilen Berufsunteroffizier an der Grenze, kurz vor den Selbsschussautomaten niedergestreckt. Diese Tatsache ist an den Film zur fehlgeschlagenen Flucht von Runge angehängt, was ich schade fand, weil beide Dinge wenig miteinander zu tun hatten. Es zeigte aber, dass der Berufsunteroffizier (Dienstgrad hab ich vergessen) in übersteigertem Eifer fast eine eigene Treibjagd veranstaltete. Zumindest kam es so rüber.
Der Tote kann auch einer anderen Nation angehört haben, stimmt!
In der Doku ist allerdings auch immer vom RUSSEN die Rede!

Gruß Volker
 
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Der letzte erschossene sowjetische Soldat wurde von einem dienstgeilen Berufsunteroffizier an der Grenze, kurz vor den Selbsschussautomaten niedergestreckt.

Es sei darauf hingewiesen, dass es SM70 nur bis 1984 gab. Im Zuge des Strauß-Kredits wurden sie an der Grenze abgebaut.

Im Übrigen wurden sie in dem hier durchaus bekannten VEB Chemiewerk Kapen hergestellt, direkt neben dem sowjetischen Lager Kapen.
 
martin2, das stimmt.
Aber in der Doku gab es irgend solchen Hinweis, dass er ohnehin todgeweiht war. Warum aber musste ein deutscher Vollstrecker sein? Ich fand es in der Doku nur bezeichnend grausam, dass ein Unteroffiziersdienstgrad den sowjetischen Soldaten noch umlegte. Der Soldat ist sicher nicht grundlos fahnenflüchtig gewesen. Wir kennen ja zur Genüge Schikanen, dem diese Grundwehrdienstleistenden in der DDR ausgesetzt waren. Bei Quedlinburg/Quarmbeck wurde auch eine tödliche Jagd nach einem durchgeführt.

Leicht südöstlich von Hohegeiß ist der Parchimer Flüchtling Wolfgang Vogler in solche Selbstschussfalle geraten und danach verstorben.
 
Ich weiß nicht ob totgeweiht - oder ab da etwas anderes gemeint war. Das Grenzregime war so angelegt, dass die sog. A-Gruppe an den Zaun gelangen sollte, BEVOR der Flüchtling diesen erreichte. Das sollte dazu führen, dass der Flüchtling nicht auf den Zaun, sondern auf Soldaten trifft. Denn die DDR war nicht blöd, Schüsse an der Grenze bedeuteten immer internationale Probleme - und die wollte man weitgehend vermeiden. (Hier wäre dann auch die Zeitschiene zu beachten: 1950er sind anders als 1980er Jahre.)

Ohne derartige Verbrechen bestreiten zu wollen: Mir ist die alleinige Fixierung darauf zu einseitig. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass ich selbst bei den GT dienen musste und mich von daher mit der Gesamtthematik ganz gut auskenne. Das Problem bei solchen Themen ist: Man kann das nicht in einem kurzen Beitrag umfassend beleuchten.

Zwei grundsätzliche Gedanken:
Die ganz überwiegende Masse der Grenzsoldaten waren nicht schießwütig, im Gegenteil hatten sie fürchterliche Angst vor der möglichen Situation, auf einen sog. Grenzverletzer zu treffen. Gleichzeitig bestreite ich nicht, dass es auch andere gab.

Die Situation "Schusswaffengebrauch gegen sowjetischen Fahnenflüchtigen" war offensichtlich deutlich seltener als heute erwartet. Mir fiel auf, dass konkrete Fahnenfluchten oft mehrfach mit unterschiedlichen Begleitumständen erzählt werden, real sich aber auf ein Ereignis zurückführen lassen. Weiterhin hatten manche Flüchtenden während der Flucht schon getötet, hier ist ein Vergleich zum finalen Rettungsschuss durchaus angetan. Vergleich, von Vergleichen - nicht Gleichsetzen.

Um es abschließend nochmals zu sagen: Ein Plädoyer für differenzierte Betrachtung heißt nicht, etwas pauschal zu rechtfertigen.

P.S: Kannst Du mal bitte den genauen Titel der Doku sagen?
 
Hallo @martin2, Die Doku heißt:

Übrigens ist im Film von einem Russen die Rede. Und meine Frage kam damals schon auf, was macht ein Hauptfeldwebel auf seiner "Privatsafari"? Laut seiner Aussage ist er freiwillig weiter. Ist wohl wie bei Jägern, die nicht vor der Erlangung der Trophäe aufhören wollen. Bedauern hat er nicht mal bei der Doku gezeigt. Ekelhaft!
Und Soldat E.Otten (Im Forum deutsche Einheit war er @Oetten) hat anschaulich dargelegt, dass die Soldaten in ihren Erdkuhlen, natürliche Dellen, Angst hatten. Dazu Nebel und diesig. Beschissenste Voraussetzungen. Kompaniechef Piotrowski hat sie zuvor abgerichtet, nicht anzurufen, keinen Warnschuss zu geben. Das ist protokolliert!!! Der ist für mich der Haupttäter. Vor Gericht stand der bis zu seinem Tod nie. Weder vor noch nach dem Mauerfall! Nur strafversetzt wurde er.

Gruß Volker
 
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