Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft im DDR Schulaltag

jollentreiber

New member
In einem anderen Forum konnte ich mal eine Zeitzeugengeschichte eines „kl. d. Brückenspringers“ (eigene Beschreibung) lesen.
In der ging es u.a. auch darum, das er sich damals stolz zum DSF-Vorsitzenden der Klasse (oder Schule?), dort im Osten der Republik, hat wählen lassen um fortan ,mit glühendem Eifer, den Gedanken der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft unters Schülervolk zu bringen.

Wie war das eigentlich damals mit der DSF in den Schulen?
Gab es einzelne DSF Kollektive in den Klassen oder an den Schulen, die mit einen eigens gewählten Vorsitz agierten?

Wenn ja, wie begehrt war der Vorsitz/Mitgliedschaft oder war der verantwortliche Lehrer froh „einen Dummen“ gefunden zu haben?
Ich kann mich nicht mehr so recht daran erinnern wie das damals bei uns an der POS in Greifswald war.

Unsere, in der schulfreien Zeit, gelebte „deutsch sowjetische Freundschaft“ bestand manchmal in einer handfesten Hauerei mit den Söhnen der in den Nachbarblöcken untergebrachten russischen Erbauer des Kernkraftwerkes Lubmin.
Aber das ist ja wieder ein anderes Thema.

Gruß
Lutz

 
Gab es einzelne DSF Kollektive in den Klassen oder an den Schulen, die mit einen eigens gewählten Vorsitz agierten?
Auf Klassenebene? Da waren ja eher Jungpionier-, Thälmannpionier- und FDJ-Aktivitäten angesagt. Ging sämtlich von den Lehrern aus. Von alleine hatte niemand Interesse an solchen Dingen da ja alleine schon das "befohlene" anlegen dieser Hemden und Tücher und mitbringen der Ausweise als Last empfunden wurde zu bestimmen Terminen. DSF mir nicht erinnerlich. Angaben beziehen sich auf POS. Sicherlich ist man hier und dort immer mal wieder mit "Agitationsmaterial" zum Thema konfrontiert worden. Beispielsweise gabs im Haus der DSF (?) bzw. Haus der sowj. Kultur (?) in der Friedrichstraße solche stabilen weißen bedruckten Tüten mit Hartplastikgriff und Schnappverschluss (!) mit DSF-Propaganda die sich gut als Turnbeutel nutzen ließen und ähnliches. Während die "West-Tüten" in der Schule umgedreht werden mußten konnte man die DSF-Tüten uneingeschränkt nutzen. Also die vielfältige DSF-Propaganda ist mir noch das deutlichste was mir in Erinnerung geblieben ist.
Das einzige Mal das so etwas wie DSF gelebt wurde war bei einem Besuch im Raum Eberswalde (?), dort bekamen wir das Traditionszimmer der 20. Garde-Truppenarmee zu sehen. Irgendein riesiges Diorama einer Schlacht (verm. die um Berlin) in einem runden Gebäude mit umlaufenden Säulen war auch mal Ziel einer Exkursion. Kann eigentlich nur Wünsdorf gewesen sein. Man kann das ganze ja als Aktivität für die DSF verstehen, möglich das es aber "nur" Vorbereitungsstunden für die Jugendweihe waren. Halt ein gutes Vierteljahrhundert her das ganze ....

Was ist eigentlich ein "kl. d. Brückenspringer"?
 
Hallo,
und erst mal ein frohes Fest an euch alle. Die Rolle der DSF war letztlich total einseitig, weil verordnet. Ich will damit auf keinen Fall die Gastfreundschaft und auch die Warmherzigkeit der Menschen in Russland (resp. in der ehem.SU) in Abrede stellen. Ich habe sie mehr als einmal erfahren können. Auf der anderen Seite ist bei der Erziehung der Kinder dort durch die offiziellen Stellen bis in die 80er Jahre ein faschistoides Bild von BEIDEN deutschen Staaten gezeichnet worden. Ich habe es selbst erleben "dürfen". Bei einer Fahrt mit der Leningrader Metro fragte ein kleines Kind seine Mutter, in welcher Sprache wir uns unterhalten. Bei der Erwähnung "deutsch" meinte das Kind: "In Deutschland wohnen ja die Faschisten". Das fand ich dann alles nicht mehr so lustig, und bin daraufhin mit diesem Argument aus der DSF ausgetreten. Ach so, das war 1986.

VG
landy
 
Auf Klassenebene?... DSF mir nicht erinnerlich. Angaben beziehen sich auf POS.
Sicherlich ist man hier und dort immer mal wieder mit "Agitationsmaterial" zum Thema konfrontiert worden.

Stefan, genau so meine ich es auch noch in Erinnerung zu haben.
Aber es ist halt schon lange her und sehr interessiert hat mich diese verordnete Freundschaft damals sicher auch nicht.

Na mal schauen was hier noch so zum Thema: "DSF in der Schulzeit" zusammen kommt


Gruß
Lutz
 
Tja,den einzigen Höhepunkt den wir hatten,war der Besuch des Deutsch-Sowietischen Museum in Karlshorst.Den aber habe ich gerne mitgemacht!Allerdings habe ich(seit 1980 Mitglied)nur ein Jahr Beiträge bezahlt,da war keiner so hinterher.
Und als wir nach der Lehre "Jugendbrigade"wurden bin ich nochmal Mitglied geworden(!)und hab dann auch nur zwei Jahre bezahlt!
 
Frohes Fest erstmal,

also zur POS Zeit gab es bei uns keine DSF Aktivitäten. Das ging bei mir mit der Lehre los. Wir hatten das Fach BMSR und der Lehrer war wohl der DSF Oberfuzzi vom KWO. Auf allen Tischen lagen ausgefüllte DSF Anträge rum, die bloss noch unterschrieben wieder abgegeben werden sollten. Meiner und der von meinem Sitznachbarn flogen provokativ in die Ecke. Das nun sah der Lehrer. Die Halsschlagader trat schon sichtbar am Hals hervor. Er brüllte uns an, was das soll und ob wir nicht das Bedürfnis der Deutsch- Sowietischen Freundschaft versprüren.. Bla bla bla... Als sein Monolog endete, erwiderte mein Klassenkumpel völlg trocken und voller ernst.

" Also Herr Gr..., wenn ick nen Hund habe dann zahl ick och Hundesteuer. Hab ick jetzt nen Russen", weil ick nun Russensteuer zahlen muss?"

Der Saal brüllte. Dem besagten Lehrer, fiel die Kinnlade runter und er wurde völlig blass. Die einzigen zwei Sätze die er noch rausbrachte, waren ob das ein anderer auch so sieht. Da habe ich mich dann gemeldet. Und das diese Äusserung noch Konsquenzen haben wird. Dann verliess er den Klassenraum...

Ende vom Lied war, dass wir beide unsere nächsten Punke in der Akte hatten und uns die Lehrzeit viel Spass bereitet hat. Unser Klassenlehrer nannte uns Wehrkraftzersetzende Objekte und nicht würdig..... bla bal bla. Bei jeder schulischen Aktivität wurden wir sicherheitshalber im Vorfeld ausgeschlossen. Trotzdem und da haben wir nicht mit gerechnet, wurden wir weder von der VP noch von der Stasi vernommen oder denen vorgeführt. Das mit dem melden machte damals der Klassenleiter... So las sich das aus meiner Akte. Das ganze passierte 1982..
 
Ja, bei mir war da auch was, laut Ausweis in der 7. Klasse so ein Masseneintritt. Das verlief aber schnell im Sande, da gabs keine Aktivitäten. In der Lehre schon gar nicht, da gabs auch keine FDJ, dort war nur die Arbeitskraft gefragt.

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DSF? Ich will meine Beiträge zurück! Meine „langjährige“ Freundschaft endete, als M.G. die DDR verkaufte.

DSF Mitgliedschaft schien in meiner Erinnerung immer nur ein statistisches Problem zu sein. In allen meinen DDR Lebensabschnitten war die 100% Mitgliedschaft eines Kollektivs in der DSF offenbar eine wichtige Kennziffer.

Man möge es mir nachsehen, aber ein Quentchen taktischen Opportunismus ließ mich wohl insgesamt viermal Mitglied der DSF sein. Das erschien mir damals unkritisch, da diese Mitgliedschaft neben einem monatlichen Groschen keine weiteren Belastungen mit sich brachte.

Die Funktionsträger der DSF residierten übrigens nicht in der Friedrichstraße. Das war das Sowjetische Kulturzentrum, das in seinen Auslagen hochwertige Konsumgüter präsentierte. Die ein KG Büchse Beluga Kaviar (ohne Preisangaben) oder den Schiguli 1500 zum anfassen. Das DSF Gebäude befand sich „Am Festungsgraben“ neben dem Maxim Gorki Theater.

Wie bekommen wir denn jetzt unsere Beiträge zurück? Da ja diese Freundschaft 1989 offenbar einseitig gekündigt wurde. Letztes mir bekanntes Relikt der DSF könnte dieser Aufkleber von 1978 sein…
 

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Gab es umgedreht in der Sowjetunion eigentlich ein Sowjetisch- (Ost-)Deutsche - Freundschaft ?

Was wußte eigentlich der normale Sowjetbürger von Deutschland ? Kannte er die politischen Unterschiede zwischen der DDR und der BRD ?
 
Das ist eine interessante Frage.

Ob der normale Sowjetbürger sich überhaupt für die DDR interessiert hat?
Nun ja, einige Brieffreundschaften gab es ja. Aber die Regel war das wohl eher nicht.
 
Bestimmt haben auch ehemalige Trassenbauer ganz andere Erfahrungen gemacht und Freundschften geknüpft , die nicht von `Oben ` verordnet waren .
 
In meiner Schulzeit (POS und EOS in Berlin-Köpenick) reduzierten sich die DSF-Aktivitäten einzig und allein auf die formale Mitgliedschaft und das Zahlen der Mitgliedsbeiträge. Gemeinsame Veranstaltungen, wie Treffen, Ausstellungsbesuche etc. fanden nicht statt. Wir haben den Mitgliedsbeitrag immer spaßeshalber als verspätete Reparationszahlungen tituliert. Einen DSF-Vorsitzenden in der Klasse gab es nicht, maximal einen Kassierer für die Beiträge.
Die vereinzelt vorhandenen Brieffreundschaften wurden nicht durch die DSF, sondern eher den Russischunterricht initiiert.
Ich kann mir schon vorstellen, dass an anderen Schulen mehr getan wurde, aber bei uns war das definitiv nicht der Fall.

Gruß Klaus
 
Hab auch mal meine Liebste befragt. Sie ist schon in der neunten und nicht wie ich erst in der elften in die EOS gekommen und kann sich bezüglich der DSF nur an diese Zeit erinnern. Sie selbst war in ihrer Klasse DSF-Kassiererin, kann sich aber auch nicht an irgendwelche Aktivitäten erinnern. Zusätzlich dazu war sie auch Wohngebietskassiererin in Freiberg. Mir war bisher nicht bewusst, dass es das auch bei der DSF gab. Ich kannte da bisher nur die regelmäßigen Sammlungen der Volkssolidarität.

Gruß Klaus
 
Brieffreundschaft...da war doch noch was...!Jaaa!Ich hatte ab 1980 ´ne Brieffreundschaft mit einer Schülerin aus "Bratsk",den ersten Brief hab ich sogar noch(6 kopeken,Luftpost,den hatte aber mein Vater übersetzt)!

Und meine Jugendweihe hatte ich im "Haus der sowjetischen Offiziere" in Karlshorst,aber ein Beitrag von den "Freunden" war da nicht weiter bei.
 
war ja anscheinend nicht so weit her, mit der DSF?
ich ging auch in köpenick zur schule und irgendwann lagen bei uns auch diese anträge oder ausweise auf den tischen.
ich zahlte nie, es wurde nicht kontrolliert und DSF-Veranstaltungen gab es auch nicht.
 
Na das Thema DSF, die hat bei mir offiziell erst im Jahr 1980 mit Beginn der Lehre angefangen, was das blaue Mitgliedsheftlein und Marken kleben betraf.

Aber es gab schon früher reale Kontakte mit den sowjetischen Klassenbrüdern - warn ja auch nur Menschen.

In Jüterbog (da wo auch eine der grössten Flugplätze der GSSD gab) am Imbiss STO Gramm und ne Bratwurst,
oder tauschen, guter Russensprit (rosa), für den heimischen LADA gegen paar Ostmark, oder Uhren (hab noch eine), etc... pp.

Ganz witzig fand ich auch immer das Katz und Mausspiel mit den anderen 3 Alliierten Beobachtern.

Was weniger witzig war, die Hatz auf ein paar durchgeknallte russische Soldaten (die es wohl nicht mehr aushielten), da war echt was los im heutigem Potsdam Mittelmark. Weiß den Ort nicht mehr, aber die haben aus dem Laden wo sie sich verschanzt hatten ne Schweizer Käse gemacht, inkl. der Abtrünnigen, vielleicht weiss ja jemand auch etwas hier drüber zu berichten.

Im Prinzip waren es auch zumeist ganz normale Menschen wie ich und Du und nicht wirklich freiwillig in der DDR.
Haben es allerdings auch schnell erkannt, das es sicher 100mal besser war, als im Gulag von Sibirien zu frieren.

Neben der zwangsverordneten DSF gab es auch echte Freundschaften sogar über die Wende hinaus, ja sowas gab es auch.

Yogi

Guten Rutsch hier allen...
 
Als Schüler kann ich mich nicht mehr so an die DSF erinnern, nur noch an das rote Halstuch. Aber später, als Betreuerin einer Kindereinrichtung musste ich die Beiträge für DSF von unseren Kolleginnen und auch aus anderen Kinderkrippen einsammeln und beim Vorstand abgeben. Jährlich wurde eine ausgewählt und die durfte in die UDSSR fahren (ich war nie dabei).
 
Man(n), das war ursprünglich blau. Es gab rot-blaue und nur rote. Das stimmt schon so. Ab 1973 wurde für die Thälmannpioniere das rote Halstuch eingeführt, während die Jungpioniere beim blauen Halstuch blieben. Ich hatte jedenfalls ein Blaues. GF
 
bei mir war es auch erst Blau (bis zur vierten Klasse) dann Rot und dann eben FDJ,und als solcher durfte man in die DSF eintreten!
 
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