Gadow: GSSD-Schutzbauwerk (Rohbau)

Je wichtiger das Objekt, desto höher die Schutzklasse, denke ich mal.
Eher wohl "das Geld war alle ...". Für die DDR galt das schon relativ früh: Komplex 5000 um Jahre hinter dem Plan, Kosten aus dem Ruder. Oder nimm mal Söllichau: Zuerst als Dreietager geplant, dann mit geringer Schutzklasse errichtet.

Und bei Kolja nicht anders: Ab den 1980er Jahren fällr mir spontan nur "bei Wittenberg" als wirklicher Schutzbau ein, alles andere waren Bogendeckungen, teilweise sogar nachverwendete abgebaute Flugzeugdeckungen ... aber DSG-Türen. Und in Wünsdorf kann man bei den Rohbauten sehen, dass der Innenausbau keinen Schubs ausgehalten hätte, das wäre alles in sich zusammengefallen.


Ich meine auch Drahtgeflecht gesehen zu haben (elektr. Abschirmung).
Korrekt.
 
Dürfte passen Martin.
L........feld war auch noch monolithisch.

Besonders eindrucksvoll fand ich die Patronenhülsen- "Nester" im Gußbeton bei Koljas Schutzbauten. Ich staune, warum man das beim SchalungsAbbau nicht verputzt hat.
 
Danke für die Aufklärung. Ich hätte erwartet, dass ein Objekt dieser Größe und Wichtigkeit (??) , wie eine zentrale Führungsstelle für LSK/LV besser geschützt wäre. Ich bin kein Experte für sowas und eher waldlaufender Amateur. Aber dieses Bauwerk macht den Eindruck als ob ein einzelner gut gesetzter konventioneller Treffer das Ende wäre...grade auch in Bezug auf den sehr konventionellen Innenausbau.

Vielleicht war "Kolja" aber auch einfach zu der zutreffenden Einschätzung gekommen, dass es kaum möglich sein würde, solche Anlagen für einen ernsten Konflikt sicher genug zu bauen? Wenn man allein konventionelle Bunkerbrecher wie die BLU-122 oder die MOP betrachtet, dürfte es relativ egal sein, ob man eine Bogendeckung mit etwas Zusatzhärtung nutzt oder das Ding aufwendig und teuer in der Erde verbuddelt, oder täuscht das?
 
Ich hätte erwartet, dass ein Objekt dieser Größe und Wichtigkeit (??) , wie eine zentrale Führungsstelle für LSK/LV besser geschützt wäre.

Vielleicht war "Kolja" aber auch einfach zu der zutreffenden Einschätzung gekommen, dass es kaum möglich sein würde, solche Anlagen für einen ernsten Konflikt sicher genug zu bauen?

Moin
Wenn ich sehe was ich als Laie heute für Möglichkeiten habe mit Google Earth solche Dinge zu finden, frage ich mich ob es überhaupt noch Sinn machte Objekte in dieser Grösse zu bauen, egal in welcher Schutzklasse.
Ich muss immer schmunzeln wenn man in Fernsehberichten oder in Forenbeiträgen liest, streng geheime Anlage, der Westen wusste nichts.
Man wusste vielleicht nicht was genau drin war und wozu es war. Aber das da etwas war und wo es war konnte man doch anfang der 80er ( oder schon früher ? ) nicht mehr verheimlichen.
 
Ich hätte erwartet, dass ein Objekt dieser Größe und Wichtigkeit (??) , wie eine zentrale Führungsstelle für LSK/LV besser geschützt wäre.

Alle dieserart Objekte wären bei Ausbruch kriegerischer Handlungen hinfällig gewesen, gerade diejenigen der CA. Die CA hätte schon kurz davor bzw. zum Zeitpunkt NULL verlegt, auch solche Objekte. Die, die länger gebraucht wurden, waren auch besser geschützt. Im Prinzip hätte es keinen solchen Aufwand für den Friedensstatus gebraucht. Dagegen sprach wohl als Erstes das EGO der Militärs.

Beachte auch das damals solche Bunkerknacker-Bomben noch nicht entwickelt waren. Kommt noch dazu, daß man erstmal bis dahin durchfliegen musste. Die Argumentation (von beiden Seiten) sah immer so aus, sowas wird abgeschossen.

Man wusste vielleicht nicht was genau drin war und wozu es war. Aber das da etwas war und wo es war konnte man doch anfang der 80er ( oder schon früher ? ) nicht mehr verheimlichen.
So war das, Andreas. Es wurde nur damals immer anders unter die Leute gebracht.

All das Theater um zB Bauabbruch wegen kurz vor der Übergabe gesehenen Flieger darüber :) Alles um Berlin war Überfluggebiet. Beim ZGS-14 erzählt man noch heute das er nie aufgeklärt wurde. Wenn man die Dokumente dazu liest, steht es so drin wie du sagst. Man wusste halt nicht genau für was er war, naja so was.

Auch da führte einer der Luftkorridore direkt darüber, der von Kopenhagen östlich um Bln nach Prag. Ausserdem ließen sich plötzlich aufgetauchte ~200 NVA-Angehörigen in Fürstenwalde nicht einfach verstecken, die lebten da und fuhren mit dem täglichen Bus in die Dienststelle und wieder zurück.

Mit der Geheimhaltung von Objekten der CA sah es etwas anders aus, die wurden eben in der Bauphase erkannt.

Grüße Frank
 
Mit der Geheimhaltung von Objekten der CA sah es etwas anders aus, die wurden eben in der Bauphase erkannt.

Wenn man auf Luftaufnahmen etwas entdeckt hat was unklar war, hat mal halt die Opel Gang ( BRIXMIS ) zum gucken hin geschickt.
Da waren jetzt aufnahmen im TV zu sehen, da sind die in einen Bunker Neubau rein marschiert um die Filter zu fotografieren.

Ihr Auftrag war heraus zu finden gegen welche Waffen die Besatzung geschützt werden sollte.
 
Alle dieserart Objekte wären bei Ausbruch kriegerischer Handlungen hinfällig gewesen, gerade diejenigen der CA. Die CA hätte schon kurz davor bzw. zum Zeitpunkt NULL verlegt, auch solche Objekte. Die, die länger gebraucht wurden, waren auch besser geschützt. Im Prinzip hätte es keinen solchen Aufwand für den Friedensstatus gebraucht. Dagegen sprach wohl als Erstes das EGO der Militärs.

Beachte auch das damals solche Bunkerknacker-Bomben noch nicht entwickelt waren. Kommt noch dazu, daß man erstmal bis dahin durchfliegen musste. Die Argumentation (von beiden Seiten) sah immer so aus, sowas wird abgeschossen.

Danke für die Aufklärung, dass diese Dinger mehr oder weniger für den Frieden geplant waren. Das war mir nicht bewusst. Als Kind der 80er mit bewusstem Aufwachsen ab den 90er dachte ich halt, dass diese "Bunker" im Fall der Fälle halten sollten. Und das sehe ich bei dem Objekt selbst als Laie kritisch.

Und selbst, wenn man mit einem Flugzeug nicht dahin käme und selbst wenn es die Bunkerknacker so nicht gab...ich kann mir die eine oder andere Variante denken, wo auch ohne ein Flugzeug oder einen Bunkerknacker an der Stelle nur noch eine große Lichtung wäre...
 
Alle dieserart Objekte wären bei Ausbruch kriegerischer Handlungen hinfällig gewesen, gerade diejenigen der CA.
So einfach können wir uns das jetzt aber auch nicht machen. Einmal wird argumentiert "wir hatten soooo viele Bunker, die Doofies drüben wussten gar nicht was wichtig ist" und dann argumentierst Du mit "brauchten wir doch alles nicht, wir waren schon in Frankreich". Das passt so erstmal nicht zusammen.

Die CA hätte schon kurz davor bzw. zum Zeitpunkt NULL verlegt, auch solche Objekte.
Damit hätten wir die Rumpelbuden geklärt, die als angebliche Armeestäbe auf TÜP rumlagen: Schutzgrad "alter Keller, ohne ABC".

Die, die länger gebraucht wurden, waren auch besser geschützt. Im Prinzip hätte es keinen solchen Aufwand für den Friedensstatus gebraucht. Dagegen sprach wohl als Erstes das EGO der Militärs.
Nun mag ja sein, dass wir schon hinter dem Rhein sind. Aber zu Hause passiert noch was: Die nachrückenden Fronten müssen reparierte Marschwege vorfinden, essen und trinken wollen die auch. Und Luftschutz über dem, was mal DDR hieß wäre nicht schlecht. Das muss geführt werden, da wären einige Bunker schon schön.

Wenn man dann genauer schaut, kommen schon Fragen auf. Beispielsweise der SKP der 1. Westfront bei Bitterfeld: Ein Bauwerk schwer geschützt, dann zwei mit dem Schutzgrad "Husten darfst Du aber". Aber schöne DSG-Türen auch dort. Ich würde mal sagen: Das Geld war alle, aber Türen hatten wir noch.

Mit der Geheimhaltung von Objekten der CA sah es etwas anders aus, die wurden eben in der Bauphase erkannt.
Das galt im Grunde auch für NVA-Objekte, hier wieder beispielhaft Söllichau. Macht mal wieder eine (ansonsten gar nicht schlechte) Führung mit: "Die Bundeswehroffiziere, die uns übernahmen staunten, sie wussten nichts". Das wird dort bis heute erzählt. Man könnte es besser wissen, Stichwort Standortkartei BND. - Ja klar: Irgendwelche Offiziere der Standortverwaltungen wurden 1990 nun nicht mit BND-Erkenntnissen gebrieft.

Natürlich hatte die freundliche Gegenseite Söllichau aufgeklärt: Guck, Bunkersystem. Anordnungsmodell kennen wir ja schon!

Und den Zahn "aber sie wussten die konkrete Verwendung nicht" sollten wir uns auch ziehen: Mindestens mal für Söllichau waren sie sehr genau im Bilde.
 
Dürfte passen Martin.
L........feld war auch noch monolithisch.
Ja, stimmt.

Hast Du (oder irgendwer) eine zeitliche Einordnung für dieses Bauwerk? Anhand von Schildern? (Ich war da nur einmal, damals nicht drauf geachtet.)

L...feld ist relativ bauähnlich zu "bei Wittenberg". Es gibt aber mehrere bauliche Hinweise (Art der Kühlung, Art des Massekühlers, Plattform), dass "bei Wittenberg" technisch eine modernen Stand darstellt. Das würde bedeuten, dass L...feld vermutlich auch zeitlich früher war.

Die bisher von geneigter Seite (Stichwort Kühlwaggon) vorgetragenen Auffassungen zu "bei Wittenberg" bitte ignorieren: "bei Wittenberg" hatte hatte KEINE Reko, war zeitlich auch sehr spät. An Hand von Akten kann ich das klar nachweisen.
 
So einfach können wir uns das jetzt aber auch nicht machen.

Na das ist doch schön wenn wir hier halbwegs einer Meinung sind. Sicher ist da mehr dazu zu sagen. Hier geht es ja konkret um mögliches Schutzbauwerk für die Luftraumverteidigung, meine Formulierung

Alle dieserart Objekte wären bei Ausbruch kriegerischer Handlungen hinfällig gewesen, gerade diejenigen der CA.
ist sicher für manche schwer verdaulich. Die Ende der 80er angenommenen Szenario's gehen von einem ersten konzentrierten Luftschlag von ~4 Stunden Dauer aus. Nach diesen Stunden der 1. Luftangriffshandlungen war davon auszugehen das ~50% unserer Luftverteidigungsmittel zerstört sind. Wie lange sollte dann, wenn alles gut läuft, ein SBW halten das die ersten Verteidigungshandlungen führt ? Genau diese max. 4 Stunden und so wurden die SBW auch gebaut.

In dieser Zeit hatte dann eine Feldführung der Luftabwehr zu entfalteten und die Führung der weiteren Verteidigungshandlungen zu übernehmen. Das war die Hoffnung, daher auch die sofortige Verlegung der Truppen, dies aber nur teilweise bzgl Personal und Technik. Dh die Führungsbereitschaft des SBW Gadow wäre so lang als möglich aufrechterhalten worden (und nicht etwa geräumt worden).

Bei Gadow geht es um einen geschützten Punkt eines Verteidigungssystems. Der musste nur 4 Stunden die betreffende Luftabwehr führen können. Wenn er hinterher noch Stand - schön ... falls nicht - auch ok. So waren halt die Planungen. Das konnte man und hat man auch nicht an die große Glocke gehängt.

Grüße Frank

PS: wer hat denn hier geschrieben 'da waren wir schon in Frankreich' ?, ich nicht. Aber immerhin bis zum Rhein und etwas weiter haben wir es geschafft, wenn auch glücklicherweise völlig anders wie damals so von Einigen geträumt wurde :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber zu Hause passiert noch was: Die nachrückenden Fronten müssen reparierte Marschwege vorfinden, essen und trinken wollen die auch.


Das ist eine typisch deutsche denk und herangehensweise :)



Der Deutsche fährt im August in Urlaub.
Da weiss er spätestens im Februar was er wie und womit alles mitnimmt und Verstaut.
Er ist gut vorbereitet und hat alle passenden Papiere, Formulare und gültigen Impfungen dabei.
Medikamente und am Urlaubsort nicht verfügbare Lieblings Nahrungsmittel werden mit genommen.
Ob es für ein langes WE nach Holland oder 4 Wochen nach Afrika geht macht dabei keinen Unterschied.



Der Russe fährt im August in Urlaub.



Es ist nicht so das der Russe keinen Plan hätte, er geht nur völlig anders damit um. Sieht man auch schön an diesem Bauwerk.
Der Konstrukteur der Fertigteile hat schon Durchbrüche für Personendurchgänge und Energiedurchführungen in den Teilen vorgesehen.

Hat der der die grossen Teile auf der Baustelle zusammen gebaut hat
nicht beachtet
sie waren noch nicht gegossen
noch nicht geliefert
man hat sie auf dem Bauplatz nicht gefunden
oder es war einfach egal

Mit Hammer und Meisel ein Loch in die entsprechende Stelle gekloppt und gut is.
 
Naja, wenn man den Bauzeitraum mittels Typenschilder eingrenzt, kann man ganz schnell falsche Schlüsse ziehen: Familienbunker Wandlitz: Auf allen Einbauten steht 1985 und höher. Der Bunker wurde aber bereits 1970-1972 gebaut. Stichwort Reko. Andersrum geht das auch: "Rohbau" Storkow: gebaut ab 1987, Türen von 1975. Waren halt noch auf Lager. Das einzige, was ziemlich genau sein dürfte, ist eine Verewigung der Betonbauer, wie man es hier und da findet.

Grüße Skynet
 
Naja, wenn man den Bauzeitraum mittels Typenschilder eingrenzt, kann man ganz schnell falsche Schlüsse ziehen: Familienbunker Wandlitz: Auf allen Einbauten steht 1985 und höher. Der Bunker wurde aber bereits 1970-1972 gebaut. Stichwort Reko. Andersrum geht das auch: "Rohbau" Storkow: gebaut ab 1987, Türen von 1975. Waren halt noch auf Lager. Das einzige, was ziemlich genau sein dürfte, ist eine Verewigung der Betonbauer, wie man es hier und da findet.

Grüße Skynet

Da sag ich: Volltreffer! Unter anderem die Betonbauer haben z.T. exaktes hinterlassen ...
Danke für diesen in meinen Augen sehr wichtigen Beitrag!

Gutgehn, Christian
 
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