Als neue Verantwortliche der Heimatstube Balgstädt interessieren mich natürlich alle Themen rund um den Ort, seine ehemaligen Besitzungen und auch eben jenes ehem. Sperrgebiet. Wer kann hier noch nicht aufgeführte Tips oder Hinweise geben zu Bild- / Kartenmaterial und anderen Quellen?
Es wäre allerdings einige Arbeit Deinerseits. Und es wäre fair, wenn es einen Rücklauf gäbe: Es ist schon so, dass mich das einige Lebenszeit kostete.
Der Rödel war nach dem 2. Weltkrieg der Truppenübungsplatz der Kadettenanstalt der NVA, siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Kadettenschule_der_NVA . Mit dem Ende dieser Einrichtung geht der Rödel an die GSSD, es kommt eine sowjetische Luftabwehrstellung SA-2; vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/S-75 . Die Liegenschaft selbst ist der 8. Gardearmee Nohra (bei Weimar) unterstellt. Exakt vier Panzer
unterstehen Fähnrich Juri Nikolajewitsch Lesnoj aus Kaliningrad - eine solche Stationierung kann im Grunde nur eine Tarnung gewesen sein.
Der schon erwähnte Steinbruch der Firma Flemming wurde zu einem Freiluft-Munitionslager, da wurden viele mit Munition beladene LKW unter freien Himmel hingestellt. Diese kamen aus Leipzig-Grünau, das dort befindliche Munitionslager hatte am 24.09.1982 eine schwere Explosion. Bei Bedarf liefere ich die genaue Uhrzeit. Anschließend wurden die nicht betroffenen Muntions-LKW aus Leipzig-Grünau abgezogen, auf den Rödel gefahren und das blieb dann so bis zur Wende.
(Eine ähnliche Situation ergibt sich wohl mit einem sowjetischen Munitionslager bei Halberstadt, das muss ich aber noch in meinen Akten suchen.)
Ein HLP, der HLP 370 muss sich nördlich Balgstädt, westlich Zscheiplitz befunden haben. Das darfst Du Dir als Betonfläche 11x11 Meter vorstellen, vielleicht auch zwei Betonflächen 11x11 Meter. Dort aufgemalt die Zahl 370. Und Windsack. Achte bitte darauf, ältere Zeitzeugen immer nach sowjetischen Hubschraubern zu fragen, die in der Gegend landeten.
Der Herr RW, ehemals Revierförster des Bundesforsts könnte für Dich als Zeitzeuge von Interesse sein - falls er noch lebt.
Bin für jeden Hinweis dankbar und kann versichern, dass es nur im öffentlichen Interesse der Ausgestaltung der Heimatstube geschieht.
Ich möchte bitte, dass Du hier informierst, wenn Du auf Zeitzeugenberichte von Interesse stößt.
Du solltest da schnell handeln, die denkbaren Zeitzeugen sterben aus bzw. werden vergesslich. Hinweis dazu: "Radarstation" sowie "SS-20" sind Pseudonyme. Wenn ein Zeitzeuge Dir eine dieser Vokabeln anbietet, musst Du vorsichtig werden:
* Radarstation steht allgemein für "irgendwas mit Antennen".
* SS-20 steht im günstigsten Fall für irgend eine Art von Rakete (SS-20 gab es in der DDR nie). Im ungünstigen Fall steht die Vokabel für einen Schwätzer, er hat mal was gehört...
Ab hier ist es für die Heimatstube weniger geeignet, da es um offene Forschungsfragen geht:
Der heißeste Verdacht ist immer noch eine begonnene U-Verlagerung der Nazis unter dem Rödel - allerdings ist das auch sehr wage, im Grunde eine Spekulation. Die DDR hat in den 1960er Jahren mehrere U-Verlagerungen für die eigene Nachnutzung untersucht, darunter Halberstadt, Blankenburg, Rothenstein. Alle drei wurden später UTA der NVA. - Ein Freund sagte mir (das heißt, ich habe diese angebliche Akte nie gesehen!), dass er im Budnesarchiv Freiburg i.B. eine Akte sah, nach der der Rödel eine eigene Projektnummer in diesem Zusammenhang bekam. Das könnte, ich betone KÖNNTE bedeuten, dass unter dem Rödel eine wie auch immer geartete Stollenanlage existiert. Dafür spricht, dass es sowohl im Osten als auch im Westen eine Zuwegung gibt, deren geringer Anstieg für ein Gleis geeignet wäre.
Dafür spricht zudem, dass in diesem alberenen GSSD-"Bunker" KOD-Klappen rumlagen, die ganz deutlich für eine sehr große Anlage sprechen - mit Sicherheit nicht für diesen komischen Keller, ein wirklicher Bunker war das nie.
Bis auf die hier genannten Punkte habe ich nichts, was wirklich für eine größere Anlage spricht. Ich habe leider auch nicht die Nummer der Akte beim BArch in Freiburg, lediglich die Projektnummer für den Rödel (innerhalb dieser Akte) habe ich. Einen Kontakt zum Bergamt LSA hätte ich - das wären ja die, die da was wissen müssten. Leider habe ich nicht die Kraft, mich um jedes Mysterium zu kümmern ... hast Du Lust, Kraft und Zeit zu investieren?