AW: AFSt MdI 7001
Schimmelsporen übernehmen Kommando
Freudenberg (sk/MOZ) Wo sich bis zur Wende im Ernstfall der Minister des Inneren vor dem Klassenfeind versteckt hätte, breitet sich Schimmel aus: Der einstige Führungsbunker im Freudenberger Gewerbepark wird kaum touristisch genutzt. Klar, dass das Interesse an den beiden Rundgängen durch die Anlage am Sonntag, 22. Juli, groß war.
Schon vor dem Abstieg wird sichtbar, wer sich auskennt: Paul Bergner aus Basdorf, der von der veranstaltenden Berliner Agentur beauftragte Untertage-Wanderleiter, trägt Gummistiefel und Helm. Bevor er in Rente ging, hat er bei der Bereitschaftspolizei und bei der Staatssicherheit gearbeitet. Seit dem Mauerfall befasst er sich mit Bunkern und hat mittlerweile mehrere Bücher über diese unterirdischen Bauwerke verfasst. Ihm ist klar, dass es in seit Jahren leerstehenden Bunkern durchaus nass und ungemütlich zugehen kann. Hingegen ist Michael Kleinert aus Beiersdorf in Sandalen erschienen. "Geht schon", wehrt der Kraftfahrer mitleidige Blicke ab. Er sei gespannt darauf, was es mit den Bunkern auf sich habe, über deren Existenz bis 1989 in den Dörfern ringsherum nur gemunkelt wurde, sagt er.
Das Rentnerehepaar Brigitte und Erich Lehmann aus Niederfinow hat sich für Allwetter-Kleidung entschieden und kommt bestens klar. "Ich finde Bunker einfach spannend", sagt der Mann, der Bauarbeiter war.
Die ersten Teilnehmer atmen auf, als sie erfahren, dass die Freudenberger Anlage kaum mehr als einen Meter unter der Erde liegt. Nicht allein das unterscheide diesen Bunker zum Beispiel von dem in Harnekop, der drei Etagen tief führt, erklärt der Bunkerexperte Bergner. "In Harnekop hätten die in Sicherheit Gebrachten bis zu vier Wochen überlebt, in Freudenberg drei Tage", erklärt er. Und nimmt zugleich die Führungsriege der DDR vor dem unausgesprochenen Vorwurf in Schutz, sie hätte sich im Kriegsfall feige verkrochen. "Es stimmt schon: Die Minister wären dort unten in Sicherheit gewesen. Sie hätten dort aber auch den Gegenschlag vorbereiten können", sagt Paul Bergner. Das Wissen darum habe auf beiden Seiten dazu beigetragen, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Überhaupt seien die Bunker hüben wie drüben als ein Relikt des Kalten Krieges zu betrachten.
Die Anlage in Freudenberg ist von 1983 bis 1986 errichtet worden. Sie besteht aus drei Bunkern, die über ein 200 Meter langes Tunnelsystem verbunden sind. "Ein vierter Tunnel war geplant", verrät der Experte, der froh ist, dass die Gewerbeförderung Freudenberg AG das Areal nachts in unregelmäßigen Abständen von einem Wachschutz kontrollieren lässt. "Das hält den Schaden durch die Schrottdiebe in Grenzen, die anderswo häufiger als die Ratten anzutreffen sind", sagt er.
Dass die Luft bereits seit der Wende in den Bunkern steht und das Regenwasser inzwischen Wege ins Innere findet, hat ein Feuchtraumbiotop geschaffen, in dem sich Schimmel breitmacht. Deshalb werden an die Besucher auf Wunsch Atemschutzmasken ausgeteilt.
Erst 2008 soll es wieder Besichtigungstermine geben.
MOZ Dienstag, 24. Juli 2007 (07:39)
http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Bad+Freienwalde/id/193925
Schimmelsporen übernehmen Kommando
Freudenberg (sk/MOZ) Wo sich bis zur Wende im Ernstfall der Minister des Inneren vor dem Klassenfeind versteckt hätte, breitet sich Schimmel aus: Der einstige Führungsbunker im Freudenberger Gewerbepark wird kaum touristisch genutzt. Klar, dass das Interesse an den beiden Rundgängen durch die Anlage am Sonntag, 22. Juli, groß war.
Schon vor dem Abstieg wird sichtbar, wer sich auskennt: Paul Bergner aus Basdorf, der von der veranstaltenden Berliner Agentur beauftragte Untertage-Wanderleiter, trägt Gummistiefel und Helm. Bevor er in Rente ging, hat er bei der Bereitschaftspolizei und bei der Staatssicherheit gearbeitet. Seit dem Mauerfall befasst er sich mit Bunkern und hat mittlerweile mehrere Bücher über diese unterirdischen Bauwerke verfasst. Ihm ist klar, dass es in seit Jahren leerstehenden Bunkern durchaus nass und ungemütlich zugehen kann. Hingegen ist Michael Kleinert aus Beiersdorf in Sandalen erschienen. "Geht schon", wehrt der Kraftfahrer mitleidige Blicke ab. Er sei gespannt darauf, was es mit den Bunkern auf sich habe, über deren Existenz bis 1989 in den Dörfern ringsherum nur gemunkelt wurde, sagt er.
Das Rentnerehepaar Brigitte und Erich Lehmann aus Niederfinow hat sich für Allwetter-Kleidung entschieden und kommt bestens klar. "Ich finde Bunker einfach spannend", sagt der Mann, der Bauarbeiter war.
Die ersten Teilnehmer atmen auf, als sie erfahren, dass die Freudenberger Anlage kaum mehr als einen Meter unter der Erde liegt. Nicht allein das unterscheide diesen Bunker zum Beispiel von dem in Harnekop, der drei Etagen tief führt, erklärt der Bunkerexperte Bergner. "In Harnekop hätten die in Sicherheit Gebrachten bis zu vier Wochen überlebt, in Freudenberg drei Tage", erklärt er. Und nimmt zugleich die Führungsriege der DDR vor dem unausgesprochenen Vorwurf in Schutz, sie hätte sich im Kriegsfall feige verkrochen. "Es stimmt schon: Die Minister wären dort unten in Sicherheit gewesen. Sie hätten dort aber auch den Gegenschlag vorbereiten können", sagt Paul Bergner. Das Wissen darum habe auf beiden Seiten dazu beigetragen, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Überhaupt seien die Bunker hüben wie drüben als ein Relikt des Kalten Krieges zu betrachten.
Die Anlage in Freudenberg ist von 1983 bis 1986 errichtet worden. Sie besteht aus drei Bunkern, die über ein 200 Meter langes Tunnelsystem verbunden sind. "Ein vierter Tunnel war geplant", verrät der Experte, der froh ist, dass die Gewerbeförderung Freudenberg AG das Areal nachts in unregelmäßigen Abständen von einem Wachschutz kontrollieren lässt. "Das hält den Schaden durch die Schrottdiebe in Grenzen, die anderswo häufiger als die Ratten anzutreffen sind", sagt er.
Dass die Luft bereits seit der Wende in den Bunkern steht und das Regenwasser inzwischen Wege ins Innere findet, hat ein Feuchtraumbiotop geschaffen, in dem sich Schimmel breitmacht. Deshalb werden an die Besucher auf Wunsch Atemschutzmasken ausgeteilt.
Erst 2008 soll es wieder Besichtigungstermine geben.
MOZ Dienstag, 24. Juli 2007 (07:39)
http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Bad+Freienwalde/id/193925