Die heile Welt der Diktatur? Herrschaft und Alltag in der DDR

Martin Kaule

Administrator
Was war die DDR? Diese Frage wird mehr denn je diskutiert. Noch 1989 schien die Antwort eindeutig: Damals gingen Hunderttausende in der DDR auf die Straße, um gegen die Diktatur der SED, für Reisefreiheit und bessere Lebensverhältnisse zu demonstrieren. Heute wird der Alltag in der DDR häufig verklärt. Gab es tatsächlich so etwas wie eine »heile Welt« inmitten der Diktatur? Oder waren SED-Herrschaft und Alltag letztlich untrennbar miteinander verbunden?

Anbei einige Fotos und Schautafeln:
http://www.stiftung-aufarbeitung.de/hwdd/index.php

Fotostrecke bei stern.de
http://www.stern.de/fotografie/harald-schmitt-ausstellung-vom-leben-in-der-ddr-1534879.html
 
Wer in der DDR seine individuelle Nische gefunden hatte, wird die Frage nach einer "heilen Welt" mit Ja beantworten. Was auch immer derjenige darunter versteht.
Sei es bequemer, sei es ruhiger in der schrecklichen Stasi- Diktatur gewesen.

Da wir Ostbirnen Beides live erlebt haben, steht uns die Kompetenz zu, Vergleiche zu ziehen und Bewertungen zu postulieren. Mit der Fußnote "aus vorwiegend persönlicher Sicht".

Daß angesichts heutiger Zustände von Manchem das Leben in der DDR- Zeit als angenehmer empfunden wird, verwundert kaum.

Wer heute seine Nische gefunden und den Bauch voll hat, dem wird das Vergangenheitsgelaber möglicherweise am Arsch vorbeigehen.

meint FA
 
Genau FA, kenne ich so einige Leute heute auf die das genau passt.

Ich machs mal kurz mit der ersten Feststellung:
Ich war 1989 18 J., uns (Clique) hat es an nichts gefehlt. Wir hatten unseren Frieden, ab und zu den ABV geärgert, heimlich geraucht, ohne Ende gesoffen und nicht daran gestört das es keine Südfrüchte gab.

Heutzutage wird einem nichts mehr leicht gemacht, alles was man braucht oder benötigt muss man selbst in schöner alter Schnipseljagd Manier erkämpfen. Wer da keinen langen Atem hat geht schnell unter. Zum Glück wird die Zahl derer die gemerkt haben das uns der Westbruder nichts schenkt immer weniger bzw. tendiert gegen Null. Was haben manche nicht alles für Kaffeefahrten und Schneeballspiele mitgemacht.
 
Tja dem gibt es nicht arg zu viel hinzuzufügen. Ich war 1989, 20 Jahre jünger :grin: - naja Scherz - also auch noch jung und knusprig mit 26 Jahren.

Ich kann nur soviel sagen, ich hatte meine Job, sogar relativ gut bezahlt für die damaligen Verhältnisse, auch schon seit 1988 meine eigene Wohnung als Single (das war in der DDR und in deren Hauptstadt Berlin keine Selbstverständlichkeit), wenn auch nur eine sog. Ausbauwohnung mit Klo halbe Treppe tiefer - da würde ich bei diesem Winter wahrscheinlich am Klodeckel anfrieren, oder Fallrohr wär geplatzt, mit Ofenheizung - hierfür aber nach heutiger Sicht, wohne noch im gl. Haus, saniert und in einer Toplage, nämlich Berlin-Friedrichshagen. Hunger kannte ich auch nicht und hatte im grossen und ganzen meine Ruhe - die will ich heute auch nur haben.

Was ich allerdings nie gehabt habe, gehungert... Es gab Frauen, Suff und jede Menge Partys (Neudeutsch)...

Fakt ist allerdings auch, das ich auf Grund zahlreicher Westverwandter in Westberlin und damaliger BRD und meins Jobs den ich in realtiv sensiblen Berich ausübte und nicht Willens war länger als was zwingend notwendig gefordert war, nämlich mein 18 monatigen Grundwehrdienst abzureissen , desweitern man mich nicht überzeugen konnte PG zu werden, bzw. mich als solches Parteimitglied zu gewinnen, 100% eine Akte bei der Stasi habe, und auch mit der mittelbar pers. Erfahrungen machen durfte. Hielte sich aber Gott sei Dank in Grenzen. Ausserdem verbaute ich mir auch hierdurch mein damaligen Studienwunsch, Nachrichtentechnik zu studieren.

Man sollte das schon nicht so verklärt durch die rosarote Brille sehen. Es gab aber wie überall mit jedem Ding auf der Welt und zu jeder Zeit, Gute Zeiten und schlechte Zeiten, es gab gutes und schlechtes. Und alles war nicht Gut, aber auch nicht Scheisse damals.

Das Rad zurück drehen möcht ich auch nicht, wäre ja auch Quatsch, denn ich lebe im Heute, und morgen. Denn wie sagte doch Genosse E.Honneker
Vorwärts immer - rückwärts nimmer

So das ist meine Sichtweise der Dinge zu dieser Thematik - so ganz kurz und knapp umrissen.

Und was es noch gab und gibt - Verlierer und Gewinner der Dt. Einheit. Aber das gibt es überall.

VG Yogi
 
Ich kann mich vom Alter und vom Empfinden her nur Boulder anschließen.
Da meine Familie Christlich ist und Politik mir damals wie heute helbwegs am Hintern vorbei geht, habe ich auch kein elUst auf FdJ und son gedöns gehabt. Bin nur der Formhalber eingetreten damit ich meine Ruhe hatte und die anderen eine Zhal mehr auf dem Mitgliederzettel auf dem Zettel. Habe aber nie irgend welchen Stress deswegen gehabt.
Mein Dad ist durch die welt gereist in seiner damaligen Position und war in keiner Partei.
Wir hatten Westverwandte. Natürlich wurde auch über uns Akte geführt. Das wars aber dann auch. Ich denke das heute genauso viel Daten über uns existieren in anderer Form.
Teils sorgt man selbst dafür (Internet). Aber überall wo es gutes gibt gibts natürlich auch schlechtes. Nur betraf es uns nicht in der DDR
 
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