Ein ursprünglich geplanter dritter Band von Die Abenteuer des Werner Holt, der die weitere Entwicklung des Protagonisten aus den ersten beiden Bänden in der DDR zum Thema haben sollte, wurde nie geschrieben. In gewisser Weise kann der Roman Kippenberg als Fortsetzung der Figur des Werner Holt verstanden werden: Ein überaus erfolgreicher Chemiker durchlebt in den siebziger Jahren eine Lebenskrise, die ihn mit eigenen Fehlentscheidungen und Lebenslügen, aber auch, ausgelöst durch den Kontakt mit einer jungen Frau, die aus den ihr vorgezeichneten Lebensbahnen ausschert, mit in Vergessenheit geratenen Zielen aus der Aufbauzeit der DDR konfrontiert. Im Mittelpunkt des Romans steht allerdings eine kritische Auseinandersetzung mit der Realität von Entscheidungsfunktionen und -strukturen der DDR, insbesondere im Kräftedreieck Wissenschaft/Partei/Industrie, mit saturierten Entscheidungsträgern, die sich, wie die Titelfigur auch für sich selbst erkennen muss, entfernt haben von den ursprünglichen Zielen einer sozialistischen Gesellschaft. Wie schon im Werner Holt vermeidet der Autor auch in Kippenberg die Zeichnung einer Heldenfigur. Der Chemiker Kippenberg wirft mehr Fragen auf, als er beantworten kann, findet Wege, die, aus Widersprüchen entstanden, neue Widersprüche produzieren. Unterschiedliche und oftmals inkompatible fachliche und gesellschaftliche Standpunkte der ProtagonistInnen werden in ihrer biografischen Bedingtheit nachvollziehbar.