Eine kleine Geschichte zum 20 jährigen Jubiläum der deutschen Einheit, von Manchen wird dieser Prozess auch „Mampe Halb und Halb“ genannt.
Nachdem die Exkursionsteilnehmer von Rüdersdorf das Privileg der Erstleser hatten, ist unser Buch „Honeckers geheimer Bunker 5001“ jetzt auch bei den ersten Buchhändlern erhältlich. Damit stellte sich der erste Rücklauf ein. Einer meiner früheren Weggefährten aus der Schleusenbesatzung meldete sich bei mir und erzählte mir folgende interessante Geschichte:
Nachdem er sich treu des Slogans der Wendezeit, „Stasi in die Produktion“, auf der Grundlage seiner hochqualifizierten Ausbildung beruflich neu orientiert hatte, wollte man ihn in seinem neuen Job nicht mehr. Da es sich um eine öffentliche medizinische Einrichtung handelte, wurden alle Mitarbeiter „gegauckt“. Das Ergebnis war, dass er und weitere seiner Kollegen mit der Begründung gekündigt wurden, ihre frühere Tätigkeit sei für die Patienten nicht zu ertragen. Was speziell für ihn aus mehreren Gründen unverständlich war, denn er arbeitete in der Gerichtsmedizin. Nach einer gewonnenen Klage wurde der Rauswurf zurückgenommen, was aber nichts grundlegend änderte, denn es wurde kurzfristig einige Kündigung aus betrieblichen Gründen nachgelegt.
Nach einem nicht unkomplizierten Findungsprozess wurde er in einem anderen Unternehmen angestellt. Bei einer betrieblichen Weiterbildungsmaßnahme in deutsch deutscher Gemeinsamkeit, wurde er von einem Kollegen wegen seiner „DDR Abstammung“ mit dummen Sprüchen bedacht. Da er diese verbalen Angriffe nicht einordnen konnte, bat er um ein vertrauliches Gespräch bei seinem Vorgesetzten. Dieser kannte seinen beruflichen Hintergrund in der DDR und hatte ihn trotzdem eingestellt. Er beruhigte ihn und erklärte, dass es von Seiten der Firma keinerlei Probleme gibt und die Anfeindungen rein persönlicher Natur seien. In diesem Gespräch offenbarte der Vorgesetzte, unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit, ein sehr interessantes Detail aus seiner beruflichen Entwicklung. Wohlgemerkt, es war die Zeit Mitte der 1990er Jahre. So erzählte er, dass sie große Gemeinsamkeiten in ihrer Vorgeschichte hätten. Auch er hatte mit einem Bunker zu tun gehabt, denn er war in der Schleuse im Ahrtalbunker tätig. Also wären sie beide doch schon lange Kollegen und er hätte damit absolut keine Probleme, aber im Allgemeinen sollte er sich mit seiner Vergangenheit zurück halten. Da fällt mir doch das alte Sprichwort ein: „Wenn zwei das Gleiche tun…“
Noch ein kleiner Hinweis zum oben gebrauchten Begriff „Mampe“. Das war das Lieblingswort eines unserer Dozenten (auch bei einem technischen Studium gab es in der DDR einige Vorlesungen in politischer Ökonomie), bei der Argumentation gegen eine Verschmelzung von Sozialismus und Kapitalismus. Als Urberliner kannte er diesen Kräuterlikör, weiterhin hatte einige seiner Lebenserfahrungen auf den Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges sammeln müssen, was auch den Verlust eines Beines mit einschloss. Deshalb hatte er einige begründete Vorbehalte gegen den Kapitalismus und seine Wesensart, Profit mit allen Mitteln zu sichern. Diese Erkenntnisse versuchte er, uns auch an Hand dieses süßen Gebräus mit dem bitteren Nachgeschmack zu verdeutlichen.
Mit freundlichen Grüßen