Bila Zerkva (Bila Zerkwa), Flugplatz

Bei dieser aus dem Jahr 1985 stammenden Karte wurde das Depot auf halben Wege als леснич. (Forsthaus o. ä.) markiert und die drei Gebäude klar und deutlich eingezeichnet. Kurz vor dem Abzweig zu diesem Depot von der Hauptstraße im Wald ist ein Gebäude zu erahnen, vielleicht war das so eine Art von Wache um den Verkehr zu sperren.
Von der Betonstraße zur RTB ist in der Karte nichts zu sehen. In Realität ist die vorhanden.
Die RTB selbst wird als сар. also wohl Schuppen bezeichnet. Zumindest zwei der drei dort dargestellten Gebäude scheinen einigermaßen der Realität zu entsprechen.
Das Gleis in untenstehender Karte das in den Wald hineinführt habe ich dort mit einer Art von Verladebahnhof militärische Zwecken zugeordnet.

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Infrastruktur am Rand des Flugplatzes. Die Einordnung des Objektes überlasse ich dem Kollegen Büttner:
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Diese Gebäude haben mit der Bewaffnung der Tu-16 zu tun.

Ein paar Informationen zu diesem spannenden Areal. Hier wurden die Luft-Boden-Raketen gelagert und für den Einsatz vorbereitet. Wie diese Objekte bei den sowjetischen Fliegerkräften genannt wurden weiß ich nicht. Ich schwanke zwischen PPPR und RTB. PPPR ist das was bei der NVA die technische Dienstzone war. RTB meint hier eine Raketen-Technische Basis bietet aber Verwechslungspotential zur anderen RTB, dem Sonderwaffenlager. Die RTB von Bila Zerkwa scheint über einen Basalt-Bunker in dern langen Variante verfügt zu haben.
Derartige PPPR-RTB gab es mit einigen Ausnahmen auf allen sowjetischen Fernfliegerbasen (Fernfliegerkräfte und teilweise Marineflieger), die Gebäude waren faktisch identisch. Strategische Fernflieger erhielten andere, deutlich größere Gebäude. Auch die Anordnung war mehr oder weniger gleich da hier ein technologischer Bereitstellungsprozess der Flugkörper zugrund lag. Hier wurden alle Arten von Flugkörpern für Tu-16K, Tu-22K und Tu-22M behandelt. Die drei funktionell wichtigen Gebäude sind das durchfahrbare Montage-, Kontroll- und Prüfgebäude mit seitlichen Büro- und Werkstatttrakt, das durchfahrbare Lagergebäude und das deutliche kleinere Gefechtskopfmontagegebäude mit vier Arbeitsplätzen.
Solche Gebäude wurden auch für andere Zwecke in der gesamten Sowjetunion errichtet.

Luftaufnahme vom Flugplatz Belaja Zerkow aus dem Jahr 1966.

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Quelle: U.S. Geological Survey

Das durchfahrbare Montage-, Kontroll- und Prüfgebäude mit seitlichen Büro- und Werkstatttrakt ist auf dem Foto als fertiggestellt erkennbar. Das durchfahrbare Lagergebäude sieht als im Bau befindlich aus. Das Gefechtskopfmontagegebäude ist vermutlich gerade im Bau.

Was in Bila Zerkwa fehlt das sind die Lagerbunker die anderen Standorten später - wann auch immer - hinzugefügt wurden. So blieb es hier ein ungeschütztes Depot mit unveränderter Kapazität. Auch gibt es hier keinen Lagerbunker für den flüssigen Raketentreibstoff. Ungünstig ist zudem die Lage dieser PPPR-RTB im Süden vom Flugplatz da die RTB (Sonderwaffenlager) nördlich vom Flugplatz liegt und die nuklearen Gefechtsköpfe erstmal über den Hauptringrollweg kutschiert werden müssen. Ungünstig war vermutlich auch die Tatsache das diese Transporte eine überregionale Straße kreuzen mussten.
Die Betankungseinrichtungen (flüssiger Treibstoff) befanden sich sehr wahrscheinlich auf der alten Ost-West-SLB unmittelbar nördlich dieser Gebäude.
Die PPPR-RTB wurde zwischen 2012 und 2016 schrittweise in Teilen in privat-gewerbliche Nutzung überführt, die östliche Halle erst so 2020/2021 so das sich diese 2016 noch im unveränderten aber beschädigten Zustand dokumentieren ließ. Die schwarz-gelben Warnmarkierungen sind ein überdeutlicher Hinweis auf das Thema Nuklearbewaffnung.

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Die RTB (Sonderwaffenlager) im nördlichen Bereich des Flugplatzes wurde frühestens 1967 erreicht.
Die RTB befindet sich nicht im nördlichen Bereich des Fluplatzes sonder nordwestlich, also außerhalb, des Flugplatzes. Lass uns bitte korrekt bleiben.
Die Angabe zur Jahreszahl passt ganz gut da die Basalt-Bunker auch in der DDR zu diesem Zeitpunkt gebaut wurden bzw. in Betrieb gingen.

Die beiden Bilder zeigen das Gefechtskopfmontagegebäude für die Luft-Boden-Raketen. Ein Tor wurde vermauert und davor eine Arbeitsgrube angelegt sowie die Tore frisch angespritzt.
Die Bewachung ist nach wie vor erstklassig ;-)

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Noch ein Foto aus dem Jahr 2008, damals war ich das erste Mal in Bila Zerkwa. Die Flugbetriebsflächen waren unzugänglich weil damals dort die Parade zur Unabhängigkeit der Ukraine in Kyjiw vorbereitet wurde.
Die Buchstaben verweisen auf die Militärpolizei. Das "Türmchen" wird eine entsprechende Funktion gehabt haben.

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Luftaufnahme vom Mai 1968. So wie es aussieht, ist die RTB noch nicht komplett fertiggestellt.

Sonderwaffenlager, RTB Flugplatz Belaja Zerkow 1968.jpg

Quelle: U.S. Geological Survey.
 
Folgend ein interessanter Text zum Werk, aus dem Buch Dalnjaja Awiazija - moja sudba:

148. ARZ, Belaja Zerkow.

Beherrschung der Reparatur des Flugzeugs Tu-95MS und des Flugzeugtriebwerks NK-25
Werksleiter Oberst O.I. Maksimenko, Chefingenieur des Werks A.I. Omeltschak. Oberstleutnant

Gemäß dem Beschluss des MAP-WWS vom 21. Januar 1988 wurde mit der Arbeit an der Beherrschung der Reparatur des komplexen Luftfahrtkomplexes des Flugzeugs Tu-95MS und des Flugzeugtriebwerks NK-25 begonnen. Die Zahl der Arbeiter und Angestellten des Werks betrug in diesem Zeitraum 3.457 Personen sowie 56 Militärangehörige. Die Produktionsbereiche des Werks wurden neu verteilt und Werkstätten zur Reparatur und Modernisierung der Flugzeuge Tu-16 und Tu-95K zusammengelegt.
Das erste Flugzeug vom Typ Tu-95MS wurde im November 1989 von der Besatzung des Leiters des Flugerprobungsdienstes, Testpilot Oberstleutnant A.E., repariert und getestet. Talalaika. Im Jahr 1990 reparierte das Werk fünf Flugzeuge vom Typ Tu-95MC.
Besondere Erwähnung verdient die Ausbildung der Produktion und des Personals zur Beherrschung der Reparatur von NK-25-Flugzeugmotoren in diesem Werk.
Während der Zeit der Beherrschung der Reparatur von NK-25-Flugzeugmotoren verfügte das Werk über keine stationäre Motorprüfstation für diesen Motor. Der Bau des Gebäudes befand sich erst in der Planungsphase. Angesichts des dringenden Bedarfs der Kampfeinheiten an diesen Flugzeugtriebwerken wurde eine einmalige Entscheidung getroffen: das Kampfflugzeug Tu-22M3 als Prüfstand für die reparierten NK-25-Triebwerke zu verwenden.
Nach der Landung auf dem Flugplatz (Belaya Tserkov) wird das Flugzeug gemeinsam mit Spezialisten des Motoro-Stroitel-Werks (Samara) zu einem Testflugzeug umgebaut. In kurzer Zeit entstand eine spezielle Gasplattform, auf der der Flugzeugstandplatz installiert wurde.
In diesem Zusammenhang ist die Flugbesatzung des 185. Garde-Fliegerregiments (Poltawa) besonders hervorzuheben, die das Kampfflugzeug Tu-22M3 erfolgreich auf dem Flugplatz in Belaja Zerkow landete. Zuvor und auch später durfte dieser Flugzeugtyp aufgrund der sehr kurzen Landebahn und anderer Einschränkungen nicht auf diesem Flugplatz landen (die südliche Richtung der Landebahn wurde durch den Fluss Ros begrenzt, die nördliche Richtung der Landebahn wurde durch die Autobahn Kiew-Odessa begrenzt). Die Flugkontrollgruppe des 185. Regiments sorgte für die präzise Landung der Maschine auf dem Flugplatz.
Im Januar 1990 wurde das erste NK-25-Flugzeugtriebwerk aus der Reparatur entlassen und auf einem Prüfstand getestet. Bis zum Jahresende wurden weitere 16 Motoren aus der Reparatur freigegeben. Es sei darauf hingewiesen, dass die im 148. Flugzeugreparaturwerk reparierten NK-25-Flugzeugmotoren eine hohe Zuverlässigkeit aufwiesen und es zu keinen reparaturbedingten Motorausfällen kam.
Für die vorbildliche Erfüllung der übertragenen Aufgaben bei der Beherrschung der Reparatur neuer Luftfahrtausrüstung wurde dem Werksleiter, Oberst O.I. Maksimenko sowie eine Reihe von Arbeitern und Angestellten des Werks wurden mit Orden und Medaillen ausgezeichnet.


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