Allgemein: Autokauf in der DDR

Martin Kaule

Administrator
Angeregt durch den Text bei Wikipedia zu den Intershops der DDR stelle ich die Frage in die Runde ob es eigentlich auch "Autohäuser/Autoverkaufsstellen" in der DDR gab?

Das grundsätzlich eine Anmeldung notwendig war, ist mir klar.
  • Wo hat man dies anmelden müssen?
  • Wo wurde das Auto dann in Empfang genommen?
  • Wie sah es im Bereich Nutzfahrzeuge aus?
Intershop: Bahnhof Berlin-Friedrichstraße, später im Interhotel Metropol (einschließlich Verkaufsausstellung von Personenkraftwagen und Motorrädern westlicher Fabrikate in einem der Parkhausdecks).

Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Intershop_(Handel)

Das heist ich konnte (entsprechend DM in der Tasche vorrausgesetzt) in den Intershop gehen und mir unter Umgehung der Anmeldung ein Westfahrzeug kaufen und sofort mitnehmen oder war das dort nur eine Ausstellung und die Fahrzeuge wurden dann in der BRD bestellt und über den Intershop ausgeliefert?

Autohäuser in der DDR?

Was befand sich hier zu DDR-Zeiten? Ich hatte die beiden Komplexe immer als "Autohaus" im Kopf.

Berlin: Landsberger Allee / Rhinstrasse:
http://maps.google.de/maps?f=q&sour...5425,13.514686&spn=0.004549,0.010847&t=h&z=17

Beste Grüße
Martin
 
AW: Autokauf in der DDR

Also ich habe ich mich in der Rummelsburger Landstraße auf dem Gelände nördlich Grenzweg angemeldet und da wurden, soweit ich es weiß auch die Fahrzeuge ausgeliefert. Muss mal schauen, vielleicht finde ich die Anmeldung noch. Mit einem Autohaus, wie man es heute kennt, kann man das damals nicht vergleichen. Kann mich nicht erinnern, dass da irgendwelche Fahrzeuge präsentiert wurden. War eher mit einer heutigen Zulassungsstelle zu vergleichen.

Ansonsten gab es Reparaturwerkstätten und Läden für Ersatzteile und Zubehör (wo das meiste unter dem Ladentisch verkauft wurde). Ein größerer befand sich, dort wo Du es angesprochen hast, Rhinstraße Ecke Landsberger Allee (siehe kmz). Soweit ich weiß gab es dort aber keine Autos sondern nur Ersatzteile.

Der Kauf von Fahrzeugen gegen Devisen wurde über die Firma Genex abgewickelt, Details kenne ich aber nicht.
Den Intershop im Metropol kenne ich noch, war der größte an den ich mich erinnern kann, wusste aber nicht, dass es dort auch Autos gegeben hat. War für mich als Kind/ Jugendlicher auch nicht interessant, zumal ich nur ab und zu und wenn, dann auch nicht viel Westgeld (bzw. Forumschecks) von meiner Oma bekommen habe. Ich war schon froh mal eine Matchbox erstehen zu können oder später mal ein BASF Leerkassette etc. Neben dem Angebot fand ich den Geruch in den Läden immer Wahnsinn und kann mich nicht erinnern, ein ähnliches sinnliches Kauferlebnis später noch einmal erfahren zu haben.

Gruß Klaus
 
AW: Autokauf in der DDR

Die Autos standen da tatsächlich oben auf einem Parkdeck im Metropol. Da standen auch aufgebaute Planschbecken für die Datsche rum. Man mußte mit dem Fahrstuhl bis (glaube ich zumindest) ganz nach oben fahren. Da gab es dann auch noch einen Shop wo es Poster und anderen Kleinkrempel gab. War damals auch zwei, dreimal mit'n Kumpel oben.
 
AW: Autokauf in der DDR

Ansonsten gab es Reparaturwerkstätten und Läden für Ersatzteile und Zubehör (wo das meiste unter dem Ladentisch verkauft wurde).

Dem Beitrag von Klaus stimme ich insgesamt zu, das zitierte war wohl der Normalfall ausserhalb Berlins & den Bezirkstätten. Sie hiessen auch nicht Autohäuser, habe ad hoc keine Erinnerung mehr. Irgenwas mit IFA & KFZ im Namen.

Ich habe mich in Fürstenwalde angemeldet » AH Füwa

Das war ein Gemischtwarenladen, von Fahrrädern über Mopeds, Motorräder auch Autos. Letztere waren nicht ausgestellt. 'Zulassungstelle' für Autos ist auch der falsche Begriff, dies hat damals die 'normale' polizeiliche Meldestelle mitgemacht.

Die Auslieferung & deren Modus hing vom Typ und dem Standort ab. Berlin spielte sowieso eine Ausnahme. Es gab Auslieferung in größeren Autohäusern -wie Berlin und in den Bezirken- und Selbstabholung. In meiner Erinnerung ist eine größere Abholfläche für Importfahrzeuge aus dem RGW geblieben, welche sich links eines S-Bahn-Bahnhofes von Strausberg nach Bln befand. Hoppegarten, Fredersdorf ?

Genaugenommen spielte es keine Rolle, wo man sein Auto bekam, sondern dass es endlich soweit war - bei mir nie.

Die Auslieferung / Übergabe des Trabantes in Zwickau spielte sich auf einen Parkplatz vor dem Werk mit der Endmontage des Kfz ab. Im Prinzip eigentlich so wie heute bekannt & üblich, nur mit weniger Service und Kundenhuldigung.

Parkplatz Trabant Auslieferung

Gegenüber in südlicher Richtung ist der Eingang des damaligen zugehörigen Werkes, auch war die Fläche des genutzten Parkplatzes damals größer.

Grüße Frank
 
AW: Autokauf in der DDR

Neben dem Angebot fand ich den Geruch in den Läden immer Wahnsinn und kann mich nicht erinnern, ein ähnliches sinnliches Kauferlebnis später noch einmal erfahren zu haben

off topic » ging mir genauso. Wir haben wohl auch damit zum Teil selbst zu unseren Untergang mit beigetragen - GF
 
AW: Autokauf in der DDR

Wenn ich mich nicht täusche, dann hieß das "IFA Vertrieb(-sstelle) für Kraftfahrzeuge" und war äußerlich recht unscheinbar und auch nur am den blauen (Emaille-)Tafeln zu erkennen, wie sie für IFA typisch waren. Meist erinnerte das eher an ne IFA-Werkstatt oder Ersatzteilhandel, wo nebenan noch das Büro für den "Verkauf" war.

So zumindest meine Erinnerung aus dieser Zeit, wobei ich mir erst 3 Monate vor der Wende ein Auto hätte bestellen können. Insofern müssen meine Erinnerungen nicht stimmen.

Aber kann es sein, dass man nicht bei jeder IFA-Vertriebsstelle jeden Wagentyp bestellen konnte? Ich glaube Trabi und Wartburg ging fast immer, aber z.B. Lada u.ä. nur bei bestimmten Filialen.

Gruß
Patchman
 
AW: Autokauf in der DDR

Aber kann es sein, dass man nicht bei jeder IFA-Vertriebsstelle jeden Wagentyp bestellen konnte? Ich glaube Trabi und Wartburg ging fast immer, aber z.B. Lada u.ä. nur bei bestimmten Filialen

Nein, definitiv nicht. Es standen ja in der Regel -wie diskutiert- keine Autos rum, aber sehr wohl offiziell bestellbare Typenlisten mit den technischen Daten. Alles was (theoretisch) lieferbar war, war auch überall -an den vorgesehenen Örtlichkeiten- bestellbar. Es lagen Listen aus (eigentlich falsch » sie hingen an der Wand & man ging schnell mal rein um sich kundig zu machen) mit den aktuellen Auslieferungsterminen der Typen. Manche (meiner auch) liefen u.U. rückwärts - welche Freude. Man konnte auch den Typ wechseln, was oft gemacht wurde, weil ja die Auslieferungstermine auseinanderliefen.

Wenn man umzog, musste man sich auch mit seiner Anmeldung ummelden. Und es gab eine Option auf der Anmeldung zur Farbwahl » keine. Hatte auch ich, ging vielleicht ein, zwei Monate schneller.

Und die Anmeldung war nicht personifiziert. Man konnte sie auf willkürlich gewählte Dritte überschreiben, diese Person hat dann den Auslieferungstermin übernommen. Wurde selten genutzt, wenn dann für horrende Summen. Jede natürliche Person durfte dabei nur über eine Verfügen.

Grüße Frank
 
AW: Autokauf in der DDR

Und wie dann weiter? Gaben die einzelnen "Verkaufsstellen" die Bestellungen des Tages / der Woche dann direkt in das entsprechende Werk durch und dort wurde dann den "Vorgang" weiter bearbeitet oder über welchen Tisch lief dann die Anmeldung / Kaufabsicht?

Die Planwirtschaft gab vor, wir bauen X Fahrzeuge im Jahr (Soll). Von der Gesamtanzahl den produzierten Fahrzeugen X (Ist) ziehen wir dann erstmal für den Export (?) und für A-Kunden (Regierung, Militär usw.?) eine bestimmte Anzahl ab. Übrig bleiben also XY% für den "freien" Markt (Gibt es da Zahlen drüber?). Da aber weitaus mehr Besteller vorhanden waren, als PKW's produziert wurden, wuchsen die entsprechenden Bestellzeiten. Klar.

Aber wie wurde das genau geregelt / gesteuert? Und welche Orte erinnern noch daran :?::lol: .

Beste Grüße
Martin
 
AW: Autokauf in der DDR

MK,
bei der Bestellung bei IFA bekam man eine kleine A-6 Karte in blau als Bestellbestätigung. Muss meine letzte mal raussuchen. Ostautos bekam man, wenn die Zahlung aus dem Westteil erfolgte, über GENEX.
Siehste da. Wie die Bestellung anderer Marken funktionierte kann ich Dir nicht sagen ich hatte keine. Mein letztes Fahrzeug LADA 1500 war aus einer Fahrbereitschaft, ein für unsere Verhältnisse Klasse Wagen.
C.a. 2 Monate vor Auslieferungstermin des Bestellten, kam eine Vorinfo zum Abholen als prognostiziertes Datum, erst dann war auch zu zahlen. Die langen Wartzezeiten resultierten nicht nur aus der nicht lieferfähigen Produktion, sondern auch daraus dass Hinz und Kunz mit 18 einen bestekllte, obwohl er dafür kein geld hatte. Hätte man auf Schlag allen die einen bestekllt hatten einen angeboten und die Bestellungen derer die nicht gleich zahlen konnten hinten an gestellt, hätten die Gleichzahler sicher auch zeitnah einen bekommen. So aber schob man einen Riesenberg Bestelluingen vor sich her, wohl wissend, dass da etliche Luftnummern drin sind. Es stand tatsächlich mal zur Debatte die Bestellungen durch Zulauf zu reduzieren, aber dieses Land hatte zu diesem Zeitpunkt andere Probleme u. die wirklich habenden, brauchten nicht warten...
Man kannte die kleinen Scheine und das Lächeln des Handwerkers mit dem Satz
"FORUM gehts denn"... Beim Anruf...
Grüsse Hermann
 
AW: Autokauf in der DDR

Aber wie wurde das genau geregelt / gesteuert? Und welche Orte erinnern noch daran :?::lol:

Das letzte Smiley verstehe ich in diesen Zusammenhang nicht. Meine Anmeldung war von 1978, wenn es halbwegs gelaufen wäre, hätte ich das Fahrzeug frühestens 1992 erhalten. Gekauft habe ich dann 1990 den gleichen Typ, gebraucht für knapp 5000 DM - schon aus Prinzip » einen LADA 2107 (Neupreis DDR ~34000 MDN). Es war gar nicht mal schlecht, ich konnte mit der Kiste ohne Rücksicht rumschrotten und habe dann irgendwann ein richtiges Auto gekauft. Da hatte der Rest immer noch seine Nachwende Auto-Kredite abzubezahlen & nur noch Schrottlauben in Nutzung.

Man sollte sich dies auch nicht soooo durchorganisiert vorstellen. Im Prinzip hast du Recht. Die haben halt an einer zentralen Stelle die Anmeldungen gelistet & klassifiziert. Und das war es dann, was die Planwirtschaft betraf. Sonst wäre es ja auch nicht rückwärts gelaufen mit den Lieferterminen.

Auslieferungsorte sind im Prinzip genannt, es gab halt nur deutlich mehr, vor allem in den Bezirken. Die Kfz wurden nach einem Schlüssel auf die Bezirke aufgeteilt & wenn man Glück hatte, hat man irgendwann einen Brief erhalten.

Es gab auch unsägliche Aktionen. Die das sowieso immer gute Verhältnis der Berliner zum Rest der Bevölkerung und umgekehrt ungemein verbessert haben. Wie die Beschaffung von ein paar Kontigenten VW's & Mazdas und deren bevorzugte Auslieferung (vor allem der VWs) an Berliner Bürger.

Da hing dann eben in den betreffenden & vorgesehen Filialen eine Zettel rum, dass man sich den oder den Typ zusätzlich bestellen könnte, der soundsoviel (mehr) kostet und man ihn ab dann (eher) bekäme.

Was u.a. zur Folge hatte, dass vieler Berliner nicht mit ihrem VW in die Bezirke fahren wollten, weil es schon damals bekannt war, wie man Lack zerkratzt.

Grüße Frank
 
AW: Autokauf in der DDR

Habe mal gehört (=weiß nicht, ob das wirklich so stimmt), die ersten 10000 Golf, die VW in die DDR geliefert hatte, stammten aus einem einem Produktionslos mit schlechten Blechen. Das Blech hatten wohl die Russen an VW geliefert und die Legierung war irgendwie minderwertig und rostete leicht. Das Los wurde dann über Schalck in die DDR "entsorgt", wenn man dieser Legende glauben darf. Dort haben die Leute ihre Golfs dann relativ häufig neu lackiert, WIMRE.
 
AW: Autokauf in der DDR

Habe mal gehört (=weiß nicht, ob das wirklich so stimmt), die ersten 10000 Golf, die VW in die DDR geliefert hatte, stammten aus einem einem Produktionslos mit schlechten Blechen. Das Blech hatten wohl die Russen an VW geliefert und die Legierung war irgendwie minderwertig und rostete leicht. Das Los wurde dann über Schalck in die DDR "entsorgt", wenn man dieser Legende glauben darf.

Gabs sowas nicht auch beim Mazda 323? Wurde schon angerostet ausgeliefert?

sorry für´s Thema aufweichen: ich erinnere mich noch an einen ausgeliehenen Mosquich, der Autoverleih war auf dem Narva Gelände Warschauerbrücke. Preise weiß ich nicht mehr
Grüße
 
AW: Autokauf in der DDR

Gabs sowas nicht auch beim Mazda 323? Wurde schon angerostet ausgeliefert?

sorry für´s Thema aufweichen: ich erinnere mich noch an einen ausgeliehenen Mosquich, der Autoverleih war auf dem Narva Gelände Warschauerbrücke. Preise weiß ich nicht mehr
Grüße

Möglich ist alles. Ich musste mal im PA-Unterricht im WAW in Köpenick Paletten mit Blechen aussortieren, die eine Zeit lang ungeschützt im Regen gestanden hatten und deshalb angerostet waren. Die zu stark verrosteten mussten aussortiert werden und waren Ausschuss (mindestens 90%). Die ein wenig angerosteten waren noch gut für die DDR-Inlandsproduktion und nur die völlig mangelfreien durften für den Export verwendet werden, da (laut Aussage der Verantwortlichen) bei nur einem mangelhaftem Teil die gesamte Lieferung zurückging. Die Bleche wurden in den Gamat 3000 (Gasheizung, häufig in Bädern und Küchen von Wohnungen verbaut) eingebaut und waren von außen nicht sichtbar. Wir haben die Geräte an einem Fliesband komplett zusammenbauen "dürfen".

Gruß Klaus
 
AW: Autokauf in der DDR

Das letzte Smiley verstehe ich in diesen Zusammenhang nicht.

Das letzte Smilie sollte daran erinnern das wir parallel nach Objekten suchen an die man das Thema "aufhängen" kann.

Was wurde eigentlich aus den Produktionsstätten von Trabant, Wartburg & Co?
Gab es eigentlich sowas wie eine Betriebserlaubnis/TÜV in der DDR?

Grüße
Martin
 
AW: Autokauf in der DDR

Eine Autoanmeldung meiner Mom... Hoffe unser Auto wird bald geliefert...:mrgreen:

Grüße Ralfi
 
AW: Autokauf in der DDR

Uihhh. Danke. Jetzt wird es interessant. Welche Rechtsform hatte dieser IFA-Vertrieb Berlin?

Grüße
Martin
 
Oben