Ahrenshoop: Bunker am Strand / Steilküste

Liebe Ahrenshoop Bunkerfreunde, das Thema wurde schon in verschiedenen Foren behandelt.

Hier ist es mit Bildern der 17 cm Geschütze illustriert und es wird über den Standort der Geschütze spekuliert…
http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=201362

Auch bei den Geschichtsspuren findet sich ein Thread.

Einig scheint man sich in beiden Foren zu sein: Der einzige greifbare Literaturhinweis zum Stichwort Batterie Erhard ist das Buch: „Gesunken und Verschollen“ von Wolfgang Müller und Reinhard Kramer. (Wie ich lese, auch für EUR 22,40 sofort bei eBay zu haben) Offenbar sind auf den Seiten 115 – 120 auch „photos and charts“ der Batterie…

Minuten Später…

So, jetzt gibt es nur noch sehr viel teurere Exemplare dieses Buches und in einer Woche werden wir hoffentlich dem Bakelberg und seinem Umfeld, das letzte Geheimnis entrissen haben.

Übrigens scheint das milit. Areal vor 1945 eine erhebliche Ausdehnung gehabt zu haben. Ich erinnere mich an die Aussage eines Ahrenshoopers, dass eine „Remise“ auf der rechten Seite der Ortseinfahrt Wustrow in Richtung Rostock (damaliges Grundstück der PGH Elektro) der Scheinwerferschuppen war. Jetzt gilt es geduldig auf Müller &Kramer zu warten.

Die 22 EURO wären ja schon gut investiert, wenn sich damit Franks Bunkerfilmsequenz präzise verorten ließe.
 
Sehr gut. Das deckt sich ja mit meiner erinnerungsangabe. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, gab es 6 Geschütze? 3x17 und 3x10? Ich hätte auf vier gesetzt, was meine Erinnerung an die verschiedenen Trümmerteiche betrifft. Und da hab ich ja schon nur zwei ungefähr markiert...
 
Tolle Sache, dann werden wir das mit den Relikten der Batterie ES jetzt mit dem Buch hier sicher zu Ende klären können.

Ich möchte nochmals darauf aufmerksam machen, daß es in wesenltichen Teilen der Diskussion im Thread um zwei Dinge ging. Die Battr. ES (wie jetzt bekannt) und Bunker der NVA/VM/7.TBK. Im letzten Bild des ersten Linkes von Beitrag #61 sind meiner Meinung nach genau diese Fertigteilbunker VM abgebildet, einer liegt schon im Wasser. Und das sind die, die ich dort nie gesehen hatte. Das müsste auch der von mir angegebene vermutete Standort sein südlich vor Wustrow.

Müsste, hätte, wenn und aber ?! Grüße Frank
 
Einen "Fertigteilbunker" kann ich im besagtem Beitrag nicht erkennen, aber auf dem 3. Foto ist offensichtlich die Bodenplatte (Rundling) mit weiteren Resten einer Dreikammerkläranlage zu sehen, links davon auch eine Rohrleitung.
 
Kracher! Bildersuche im Keller tatsächlich erfolreich. Zeitfenster ist zwischen 86 und 88, ich tendiere zu Sommer 1987 oder 88.
1. von der Steilkante links oben
2.vom Strand links unten
3. eine der gesprengten Stellungen auf der Wiese, im Hintergrund der beschriebene grüne Riegel in Blickrichtung Althagen

Ich glaube, dass war das erste Mal, dass wir außerhalb einer Treppe runter zum Strand geklettert sind. In den Dünen Richtung Wustrow vielleicht mal, aber am eigentlichen Steilufer nie. War die Erziehung unserer Eltern - Steilufer wird nicht zertrampelt!
 

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Das Buch ist da!
Unabhängig vom Kapitel über die Batterie Althagen finde ich es äußerst interessant. Jeder Bericht ist neben einem historischen Überblick mit Zeitzeugenberichten illustriert. Eine tolle Recherchearbeit. Ca. 800 gesunkenen Schiffe im Südlichen Ostseeraum werden benannt und die Untergangsorte angegeben.

Aber zur IV. Lehrbatterie bei Althagen. (Was hier wie meine mühsame eigene Recherche anmutet, sind nur die Erkenntnisse und Eindrücke, die ich beim Lesen des Buches „Gesunken und Verschollen“ gewonnen habe – meinen Dank an die Verfasser!)

Zur Lage: Die Batterie befand sich westlich von Althagen. Die Straße wurde meines Wissens erst in den 50er Jahren gebaut. Anbei eine entsprechende Skizze der Verfasser.
Lage-der-Batterie.jpg
Sowie mein kläglicher Versuch, die Skizze mit einer aktuellen Google-map Ansicht zu verknüpfen. Zum einen, um sie besser in den heutigen Gegebenheiten verorten zu können. Zum anderen, um die Veränderung der Steilküste zu verdeutlichen. Zur Orientierung ist es hilfreich – finde ich.
Ehemaliger Küstenverlauf.JPG
Bewaffnung: Wie schon nach dem Stöbern in anderen Foren bekannt – bestand die Batterie aus vier 17 cm Schnellfeuerkanonen, die durch die Stilllegung von Linienschiffen ausreichend zur Verfügung standen. Die Anzahl der Geschütze schwankt in verschiedenen Quellen zwischen drei und vier. Die Verfasser weisen darauf hin, dass das vierte Geschütz (das Kasemattengeschütz) in der Bauart abweichend, 1944 demontiert und zur Verstärkung der Westfront und verlagert wurde.
(Auf dem Bahntransport durch Luftangriff zerstört). Diese 17 cm Geschütze hatten eine Reichweite von 24 km (12,8 sm). Ursprünglich wurde die Batterie zum Schutz der U-Boot Netzsperre errichtet und natürlich als Lehrbatterie. Das „Landzielschiessen“(?) wurde nach ersten Versuchen eingestellt, weil die Dächer der Häuser in Althagen erheblichen Schaden genommen hatten. Bei späteren Seezielübungen lief der Schlepper Capella ,von Warnemünde kommend, unmittelbar im Zielgebiet vor der Batterie auf eine Seemine.

Um die Ausbildung im Landzielschiessen fortführen zu können, wurde die Stellung um eine 10,5 cm Batterie (vier Geschütze) ergänzt. Die Feuerleitung erfolgte von einem vorgeschobenen Leitstand mit einem „6 m Entfernungsmessgerät“. Im Sommer 44 wurde ein Würzburg Riese errichtet.

Die 10,5er Batterie wurde mit zunehmender Luftangriffsgefahr in die Luftverteidigung der Stellung integriert. (daher auch sicher die Aussage, dass es sich um eine Flak Batterie gehandelt hat).

Bemerkenswert schien den Verfassern das Kriegsende und das entschlossene Handeln des Ortsgruppenleiters und Lehrers Deutschmann, der den Befehl „beim Erscheinen der Russen, verteidigen bis zum letzten Schuß“ (bei den 17 cm SK waren das 126 pro Geschütz frei lagernd – Ergänzung hätte man vom Bakelberg holen müssen) nicht durchgesetzt hat. Die Details werden von Zeitzeugen geschildert.
Die Verfasser erwähnen, dass am 01.05.45 die 65. Arme (Generaloberst Batow) Ribnitz erreichte und weiter auf Wustrow vorstieß. Im Wissen um die Althagner Batterie ließ Batow 22 cm Geschütze auf der Saaler Boddenseite bereitstellen, um die Batterie Althagen ggf. niederkämpfen zu lassen. Dazu kam es zum Glück nicht, da das Personal der Batterie die Leitstelle und die Geschütze bereits gesprengt hatten. Wer sich für die Details interessiert, sollte es nicht versäumen, das Buch zu besorgen!

Ziel der Buchbeschaffung war die Verortung der Batterie. Dank der Skizze der Verfasser dürfte das aufs Beste erledigt sein. Ein weiterer Punkt war die Lokalisierung von Frank Ks wunderbarer Super 8 Sequenz. Im Buch wird ein Foto des gesprengten Leitstands von 1987 gezeigt (das ist das Jahr in dem der Bunker vollständig abgebrochen ist) Die Verfasser erwähnen, dass der Leitstand 1945 ungefähr 40 Meter von der Steilküstenkante entfernt war.
VERORTUNG-LEITSTAND.jpg
Wenn ich auf das Bild schaue, stelle ich betroffen fest, dass ich mich in meiner Erinnerung um vielleicht 100 Meter vertan habe.
@Frank K können wir uns auf die Mitte unserer beider Erinnerungen einigen?

Das Stichwort FLAK Batterie ist ambivalent zu betrachten… Wenn man den Berichten der späteren Einbindung der 10,5er Geschütze in die Flugzeugabwehr folgt, ist es wohl korrekt. Die Aufgaben der Batterie wechselten mit den „Kriegserfordernissen“. Ursprünglich wurde sie als Lehrbatterie und zum Schutz der U-Boot Netzsperre angelegt.

@ElLennart
Ist der letzte unentdeckte Bunker etwa der Unterstand des Dieselaggregats?

Nett an der ganzen Geschichte ist ja der Umstand, dass ich mir als junger Bursche nie so recht Gedanken gemacht habe (wenn ich da mal vorbei kam), was es mit diesem Bunker in Ahrenshoop eigentlich auf sich hatte. Jetzt kenne ich auch noch den Namen des Leitstandsmaats, Werner Eknigk, und weiß, dass er Althagen / Ahrenshoop 1945 vor Schlimmsten bewahrt hat.
 
Von mir auch ein dicker Dank für diesen Beitrag. Ich bin natürlich besonders froh, dass meine Erinnerungsskizze der Lage der Batterie weitgehend mit der Skizze der Verfasser übereinstimmt. Doch noch nix verloren, was die Gehirnleistung betrifft...
Ja Parzival, wenn überhaupt, dann wird man nur noch in den verbliebenen Streifen mit hohem Bewuchs die letzten Betonkrümel finden. (ich glaube, da steht auch immer noch so eine Pappelreihe.)
Tja, oder man gräbt den Bakelberg auf. Da war ich oft drauf, aber mir ist nie etwas Künstliches aufgefallen...das ist für mich sehr interessant. Den schrägen Feldweg dahin bin ich auch oft gegangen. Den gibt es noch genau so.
Das Bild vom abgerutschten Bunker grenzt meine Bilder jetzt auch eher auf 1987 ein.
Was mich allerdings irritiert, ist der Zustand des Strandes dahinter - Spülbagger, Wellenbrecher und Sandstrand"beule" hätte ich immer gefühlt später einsortiert.
Vielleicht hat ja der Hubschrauber, der die Granitblöcke des Wellenbrechers gesetzt hat, auf dem Rückweg immer die dicksten Bunkerbrocken mitgenommen? Gibt es dazu auch Infos, also zur Entfernung der Betonfragmente?
Gruß ElLennart
 
@Parzival2, vielen Dank für deinen Einsatz, auch aus ganz persönlicher Sicht. Nach so vielen Jahren bescheid zu Wissen über etwas, was schon lange nicht mehr da ist. Das hätte ich nicht gedacht als ich mich vor etlichen Jahren hier in diesem Thread mit einbrachte.

Ich hatte gegen 1980 ein paar mal den Bürgermeister von Dierhagen-Ost dazu befragt. So nebenbei, beim Bier. Ich hatte dort eine Ferienunterkunft. (Auch) von ihm kommt die Info einer ehemaligen Flak-Stellung und daß die sowj. Truppen die Anlage (nachträglich) gesprengt haben. Zu damaliger Zeit kein Grund das zu Bezweifeln. Wobei er auch meinte, besser damit zum Pfarrer von Wustrow zu gehen, der führe ein ordentliches Archiv. Was ich nicht machte ...

Grüße Frank
 
Dank Sven K.s wunderbaren Hinweis kann man noch mal einen virtuellen Ausflug zum Bakelberg machen. Ortsangabe Ahrenshoop OT Althagen.
Selbst ein ungeübter Luftbildauswerter (wie ich) kann die ehemaligen Lafetten der 17,5 cm Geschütze sofort ausmachen. Nr. 3 war das 1944 demontierte Geschütz.

Es bestanden in 2015 immer mal Unklarheiten, wo sich genau der Leitstand befand. Auf der Lageskizze des Buches „Gesunken und Verschollen“, gab es nur einen symbolisierten Eintrag. Jetzt sehe ich ein Objekt zwischen 9 und 10 Uhr, gesehen von Geschütz 1. Geht das als gesprengter Leitstand durch? Wenn man die 53er Aufnahme ausblendet, sehe ich meine Vermutung bestätigt.

@Büttner: Als ich Deine Frage damals las, dachte ich, ich hätte das doch erwähnt. Sorry!
Also ich bediene mich wieder ungeniert der tollen Recherche von Müller/Krämer – die wiederum zitieren aus „Ahrenshoop“ von F.Schulz.

Am 02.05.45 gab der NSDAP Ortsgruppenleiter den „Befehl“:
Alle Kriegsgeräte (Geschütze und Munition) sind bis 24:00 zu vernichten.
(so schreibt F. Schulz.)

Nach längeren Abwägungen wurden an allen Geschützen und im Leitstand Sprengladungen angebracht. Abwägungen daher, weil immer noch kleinere Gruppen Waffen SS aus dem Darss kommend, in Richtung Wustrow zogen.
Als erstes sprengten wir den Leitstand und danach das 2. Geschütz. Beabsichtigt war die Sprengung des Rohres und der Turmtechnik. Unerwartet für uns kam es zur Ansprengung der tieferliegenden Munition. Das ganze Geschütz flog auseinander und die umherfliegenden Trümmer hätten uns fast erwischt. Bei den nächsten Sprengungen gingen wir etwas vorsichtiger zu Werke. Wir verblieben in unseren Unterkünften und warteten auf den nächsten Morgen. Am frühen Morgen des 03.05. erschien aus Wustrow eine sowjetische Vorausabteilung und kontrollierte sozusagen unser Vernichtungswerk. Da alles zerstört war, ließ man uns in Ruhe und sie fuhren zurück.

Der Batteriecheff Kptlt. Krappmann befand sich zu dieser Zeit auf dem Weg zu einer Lagebesprechung in Kiel. Leitstandsmaat Werner Ekgnigk und sein Leitstandsoffizier Ob. Fähnrich Hans Ekat leiteten die Sprengung.

Offenbar hatte Werner Ekgnigk während seiner Dienstzeit sein Herz in Althagen verloren. Zum Zeitpunkt der Recherche der Autoren 1994 lebte Ekgnigk in Althagen.

@Frank: Ist die Frage Standort Leitstand jetzt zuverlässig geklärt? Die Sequenz aus #56 ist tolles Zeitzeugnis. Danke für die Mühe.

@Büttner: Sorry für den späten Nachtrag in Sachen „Die Verdienste des Werner Ekgnigk“
Man findet selten eine so gut dokumentierte „Befehlssituation“. Ranghöchster Offizier in dieser Nacht war Kptlt d.R. Wegner. Der Lehrgruppenoffizier einer FM Kompanie. Man hatte seit Januar im Kurhaus Quartier genommen. Er überließ Ekat und Ekgnigk die Durchführung.

@Sven K.: Danke für den Tipp. Das war Anregung, noch einmal nachzuschauen und letztlich, so hoffe ich, den Leitstand endlich wasserdicht verortet zu haben.
 
Ist die Frage Standort Leitstand jetzt zuverlässig geklärt?

Ich denke schon, der größere Teil davon war wohl ~1980 schon unten. Die Lage passt auch. Das hatte uns ja längere Zeit beschäftigt, auch du hattest dich ja bzgl Klärung ganz schön reingehängt hier. Das ist doch toll das man nach so langer Zeit das nun bildhaft vor Augen hat. Auch die anderen Strukturen am Ende des Weges von Althagen in dem Wäldchendreieck - die später von der NVA genutzt worden - sind schon vorhanden.

Auch ich hatte nach @Sven's Link unmittelbar da nachgeschaut :)

Grüße Frank
 
Der große Bunker der 7.TBK. ist nun auch in Richtung Ostsee nach unten abgerutscht. Es sit schon erstaunlich, wie sich das Meer immer wieder ein Stück Land holt. Vor gar nicht einmal so langer Zeit konnte man noch vor dem Bunker die Steilküste entlang wandern.

Bunkerabsturz
 
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