AW: Diebe versuchten Bunker aufzusprengen
Hier noch ein ausführlicher Bericht. Wie dort zu lesen ist, hat mann auch versucht in 5005 einzusteigen.
Explosion in der Nacht
Kupferdiebe wollten alten NVA-Bunker an der Autobahn A 11 knacken
von Katrin Bischoff und Jens Blankennagel
ALTENHOF. Ein verlassenes Auto mit eingeschalteten Scheinwerfern und geöffnetem Kofferraum wurde in der Nacht zu gestern zwei Dieben zum Verhängnis. Beamte der Bundespolizei hatten kurz vor Mitternacht den Rastplatz an der Autobahn A 11 zwischen Werbellin und Chorin (Barnim) kontrolliert und waren auf den herrenlosen Seat gestoßen. Die Polizisten wurden misstrauisch und suchten nach dem Fahrer des Wagens. Gleich an den Rastplatz grenzt ein ehemaliges Gelände der Nationalen Volksarmee (NVA). Und dort, mitten im Wald, stießen die Beamten auf zwei Männer, die ein Loch gruben.
Die Frage, was sie dort machten, blieb zunächst unbeantwortet. Stattdessen gab es in 50 Metern Entfernung eine heftige Explosion. Eine riesige Stichflamme schoss in den Nachthimmel. Die beiden Männer hatten versucht, den ehemaligen NVA-Bunker bei Altenhof aufzusprengen. Sie wollten Kupferkabel stehlen.
Einer Katastrophe entgangen
Die Explosion riss einen Krater auf, 15 Kubikmeter Erdreich senkten sich ab. Polizisten und mutmaßliche Buntmetalldiebe entgingen nur knapp einer Katastrophe, denn in dem Wald soll sich noch ein ehemaliges unterirdisches Tanklager befinden. "Dass die Männer gefasst wurden, war der Aufmerksamkeit der Beamten geschuldet", sagte Polizeisprecher Mario Meyer. Die mutmaßlichen Buntmetalldiebe, der 36-jährige Frank W. und der 21-jährige Martin R. aus der Großgemeinde Schorfheide, wurden festgenommen. Nach eigenen Angaben hatten sie versucht, mit einer Propangas-, einer Sauerstoffflasche und einer brennenden Kerze die Tür des Bunkers aufzusprengen. Gegen sie wird nun wegen des Verdachts der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion ermittelt.
Gegen die Tatverdächtigen gab es laut Polizei bereits mehrfach Ermittlungen. "Unter anderem wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz", sagte Polizeisprecher Meyer. Polizisten hätten einen der mutmaßlichen Diebe schon einmal auf dem NVA-Gelände erwischt.
Allzu große Beute wäre in Altenhof nicht zu machen gewesen. "In den Bunkern dort ist nicht viel zu holen", sagte der Wandlitzer Bunker-Experte Paul Bergner. Das Gelände mit acht unterirdischen Befestigungsanlagen wurde 1984 fertig gestellt und gehörte zum Bunkerkomplex des Nationalen Verteidigungsrates der DDR. "Die Anlagen sind weitgehend zurückgebaut, unzugänglich und waren für Fledermäuse vorgesehen", sagte Bergner. Nach seinen Angaben hat die Zahl der Bunkereinbrüche in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugenommen. So hätten gerade wieder Leute versucht, illegal in den ehemaligen Atombunker von Stasi-Chef Erich Mielke bei Biesenthal einzusteigen. "Die haben den Zaun zerstört, eine Schneise in den Wald geschlagen, um mit schwerer Technik Betonplatten anzuheben", sagte Bergner. Es waren wohl wieder Metalldiebe - wie im Vorjahr.
Täter riskieren ihr Leben
Seit Jahren wird Altmetall bei Kriminellen immer begehrter. Für eine Tonne hochwertiges Kupfer bekommen sie bis zu 4 000 Euro - wenn sie einen Abnehmer finden. Denn die meisten seriösen deutschen Schrotthändler fragen nach der Herkunft. Das geklaute Altmetall wird meist illegal nach Osteuropa gebracht. Die Brandenburger Polizei registrierte im Vorjahr sieben Mal mehr Fälle von Buntmetalldiebstahl als im Jahr 2000. "Die Preise für hochwertigen Schrott haben sich in fünf Jahren verdoppelt", sagte Thomas Wagner von der Berliner Firma Schrott.de. Das liege vor allem daran, dass China und Indien für ihren Wirtschaftsboom auch massiv Altmetall importieren.
Mittlerweile riskieren viele Buntmetalldiebe ihr Leben. So hatten im März dieses Jahres zwei Männer versucht, in Oderberg (Barnim) ein 20 000-Volt-Kabel mit einer Eisensäge zu zerteilen. Zeugen hatten einen großen Lichtbogen gesehen. Die Polizei fand wenig später nur noch die verschmorte Säge am Tatort. Von den Tätern fehlt jede Spur. Zumindest derjenige, der die Säge führte, muss schwerste Brandverletzungen davongetragen haben. Laut Staatsanwaltschaft wurden an der Säge verwertbare DNA-Spuren gefunden, die derzeit im Labor untersucht werden. Kurz nach der Tat in Oderberg starb im polnischen Gorzów ein 19-Jähriger beim Zersägen eines Starkstromkabels. Seine beiden Komplizen überlebten.
Berliner Zeitung, 07.12.2006