Świebodzin: Christus-König-Statue, bauliche Nachbetrachtung

jollentreiber

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Bezugnehmend auf das Bilderrätsel vom 29.02.2012, #204 (http://forum.hidden-places.de/showt...tsel-zum-Wochenende/page11?highlight=R%E4tsel) werde ich mal, wie angekündigt, einiges aus meiner Sicht interessantes zur Christus-König-Statue schreiben.



Die Kleinstadt Świebodzin mit seinen 21.600 Einwohner liegt ca. 160 km Luftlinie von Berlin entfernt an der Europastraße 30 und wird durch die ehemalige Festungsfront Oder-Warthe Bogen von Nord nach Süd berührt.
Soll heißen, es liegt in meinem Interessengebiet, dem OWB.

Auf meinen Fahrten ist mir seit 2008 immer wieder ein Hügel am Stadtrand von Świebodzin ins Auge gefallen. Von weiten sah der kleine aufgeschüttete Berg mit den aus dem Beton ragenden Gittermasten ungewöhnlich aus und erweckte also auch Interesse. Meine erste Vermutung war, das es sich um den Neubau eines künstlichen Kletterfelsen handeln könnte. Auf Nachfrage bei einem polnischen Freund konnte ich dann aber erfahren, das es sich hier um die mit Baustopp belegte Baustelle der Christus-König-Statue handelt.
Ideengeber und Initiator sei der örtliche Prälat Sylwester Zawadzki.

Oha, Christus-Statue im Zusammenhang mit Baustopp, da kam natürlich noch mehr Neugierde und einiges an Nachforschungsdrang.

Was war geschehen?
Das Projekt an sich fand am Anfang wohl sehr viele Fürsprecher. Geldgeber und andere Unterstützer wurden gefunden. Die Bauarbeiten konnten mit dem aufschütten eines Sockelberges beginnen und schon hier begann dann auch die, ich schreibe mal sehr vorsichtig „unbedarfte Bauausführung“.

Wohl immer in der Hoffnung und mit Gottes Segen, wurde ein Berg aufgeschüttet und das kreisrunde Fundament der Statue auf diesen gegossen. Die aufgestellten Gittermasten (die sicher auch schon bessere Zeiten gesehen hatten) als Stützkonstrukt und erste Betonelemente in Form von Füßen und Beinkleid bildeten dann schon ein ansehliches Bild vom zu erwartenden größten Jesus der Welt. Ja, der "Christus von Świebodzin" sollte größer werden als der in Rio de Janeiro und das wurde auch großspurig der Welt kundgetan.

Ja aber scheinbar hat man sich beim Bau zu sehr auf Gott anstatt der ordnungsgemäßen Statikberechnung verlassen. So wie am Beginn der Bauarbeiten der Sockelbeton geflossen ist, "floss" nun der 16m hohe künstliche Berg unter dem angefangenen Bauwerk weg. Man kann sagen das die statische Planung für das ganze Projekt scheinbar doch sehr leichtfertig betrachtet wurde und letztendlich der Berg die fertige 33m hofe Statue nicht hätte tragen können.



Auch heute noch kann man sich, auch bei ungenauem Hinschauen, von der laienhaften Ausführung der Bauarbeiten überzeugen. Alleine schon die damalige Aufstellung des Baukranes hat mir einen grausig kalten Schauer über den Rücken ziehen lassen. Der Anblick der außenliegenden Kreutzrahmenpratzen des Pekazett-Schnellbaukranes (max. Eckdruck von 245 kN also knapp 25t) nötigte mir schon einiges an Respekt vor den Monteuren und Betreibern des Kranes ab und zeugte von der Leichtsinnigkeit der dortigen Bauleitung.
Naja, es geschah ja unter Gottes Augen und die sollen ja überall sein.



Was nun?
Das stolz begonnene Bauvorhaben des Prälaten Zawadzki wurde von den polnischen Behörden gestoppt, die Geldgeber wurden weniger und auch die paar von der Justiz gestellten Arbeiter wurden abgezogen.
Aber nicht nur das, auch das öffentliche Ansehen des Prälaten, der 1987 in der Łużyckie-Siedlung in Świebodzin eine Kirche erbaute, schwand zusehens und Spott und Hohn kam auf.
Kann sein das sich in dieser Zeit nun auch einige Stadtobere von Świebodzin Gedanken um den Ruf ihrer Stadt und zur Weiterverwendung des unfertigen Bauwerkes gemacht haben … mein erster Gedanke, die eines Kletterfelsens, wäre da sicher eine gute Alternative gewesen.
Aber man entschied sich dann das Projekt bis Ende 2010 in „geleichterten“ Bauweise fertig zu bauen. Die schon vorgefertigten Betonschalen wurden also dünner geschlagen und von innen mit Industrieschaum überzogen. Die nachfolgenden Teile dann gleich in leichterer Bauweise erstellt.
Um einen weiteren Imageschaden durch neugierige Besucher vorzubeugen wurde ein Fotoverbot für die Baustelle ausgesprochen und auch von einem Bewacher durchgesetzt.



Am 21. November 2010 konnte dann die nun fertiggestellte Christus-König-Statue durch den Diözesanbischof BF. Dr. Stefan Regmunt in Begleitung des Prälaten Sylwester Zawadzki geweiht werden. Um die Statue herum soll ein Garten zum Nachsinnen, der Beruhigung und der Erholung entstehen. Des weiteren wird ein Kreuzweg zu den Füßen Christi führen an dem …....aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Und ab hier endet auch mein Interesse für das Bauwerk welches kein geschichtliches Denkmal darstellt, sondern ein Ort des Glaubens und der Kirche zu dem und der ich meine eigene Meinung habe.

Gruß
Lutz

Hier mal einige rein baulichen Impressionen aus 2009 und 2011 und die ohne Worte.
 

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Hier mal einige rein baulichen Impressionen aus 2009 und 2011 und die ohne Worte.

Aber nicht nur das bauliche soll hier gezeigt werden.

Wenn man sich schon mal im Lebuser Land und somit auch in der Nähe von Świebodzin rumtreibt, sollte man die Statue ruhig mal mit in die Reiseplanung mit einbeziehen.
Schon von weitem, kommend aus allen Richtungen, ist sie zu sehen und ragt sehr imposant über die Kleinstadt hinaus. Wenn man schönes Wetter erwischt, lohnt auf alle Fälle der Blick über das weit der Felder und Wälder um die Festungsfront Oder-Warthe Bogen herum. Eine einfache Gastronomie am Fuße der Statue bietet zudem etwas für das leibliche Wohl.

Naja, und um dem Jesus mal in die Nasenlöcher zu schauen.....dazu braucht man ja nicht unbedingt nach Rio de Janeiro zu pilgern. Das geht auch ganz gut und nicht allzuweit von Berlin entfernt........ im Städtchen Świebodzin.

Einige Daten zur Statue:

- Höhe des Erdhügels 16m
- Höhe der Statue 33m
- Höhe des Kopfes 4,5m
- Länge der Hände je 6m
- der Abstand zwischen der Enden der Finger beträgt 24m
- die Krone ist 3m hoch und ist vergoldet

Gruß
Lutz

 

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Hi Lutz, Danke für Deinen interessanten Beitrag. Ich nehme an, hinter die Tür hast Du nicht geschaut?

BG
Andreas
 
Hi Lutz, Danke für Deinen interessanten Beitrag. Ich nehme an, hinter die Tür hast Du nicht geschaut?

BG
Andreas


Zu der Frage ob ich hinter der Tür war....nee da war kein reinkommen.
Der "Aufpasser" hat mich sowiso schon misstrauisch beobachtet als ich um und ein klein wenig an der Statue rumgekrabbelt bin um die "polnische Baukunst" abzulichten.
Die Frage nach einer Innenbesichtigung habe ich mir dann doch lieber verkniffen.

Gruß
Lutz

p.s.: wo bleibt das nächste Rätsel?
 
@ all,

sie ist wohl auch die höchste derzeitige Statue von olle Christus. Höher als der Kollege in Rio. Aber wohl net mehr lange. Denn in Split soll nun noch grösser gebaut werden.

mfg
 
... soll nun noch grösser gebaut werden.

Guten Abend railroader. Woher stammt Deine Information, daß nun noch größer gebaut werden soll. Selbst auf Kerum´s Homepage finde ich nichts zum Stichwort Baubeginn bzw. das überhaupt gebaut werden soll. ist er tatsächlich dabei, seine Idee in die Tat umzusetzen? :-(

BG
Andreas
 
@ Andi39GE,

es soll grösser gebaut werden. Ich habe ja nicht geschrieben, dass es schon fertig ist. Und die Quelle ist der Focus online.

mfg railroader
 
Ich habe auch nicht behauptet das Du geschrieben hast, sie wäre schon fertig. Die letzte Meldung des Focus online ist vom Sommer des letzten Jahres. Danach gab es noch anderweitige Meldungen das doch nicht gebaut wird. Mittlerweile ist Ruhe eingekehrt und selbst auf der HP vom "Verursacher" dieser Werbestrategie ist darüber nichts mehr zu lesen. Daher frage ich mich, ob Dir von Dir zitierte alte Zeitungsmeldung vom Sommer 2011 noch aktuell ist- "es soll gebaut werden"?
Ich ging davon aus, Dein Kenntinsstand bezieht sich auf einen aktuellen Stand.
 
Nein ich kann es Dir nicht bestätigen. Ich habe es bloss ausser der Meldung nur von einem Kollegen gehört, der aus der Gegend kommt. (Polen) Wie schon geschrieben wann und ob gebaut wird, entzieht sich meiner Kenntniss.

mfg railroader
 
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